Koran, Sure 66, Vers 01

Koranübersetzung:
O Prophet! Warum verbietest du das, was Allah dir erlaubt hat, um nach der Zufriedenheit deiner Frauen zu trachten? Und Allah ist Allvergebend, Barmherzig.

Erläuterung:
66:1 – Das ist ein wirkungsvoller und behutsamer Verweis für den Propheten (a.s.s.), dass sein Bemühen darum, seine Frauen zu erfreuen und zufriedenzustellen nicht so weit gehen darf, dass er sich etwas verbietet, was Allāh (t) ihm erlaubt hat. Und da er das tat, so soll er Allāh, Den Barmherzigen, um Vergebung bitten und seinen Eid lösen. Obwohl im Qur’ān nicht erwähnt wird, was der Prophet sich selbst verboten hatte, erwähnen die Überlieferer und Kommentatoren zwei Ereignisse: Eines davon bezieht sich auf die Koptin Maria (a.s.) und ein anderes darauf, dass er sich selbst das Essen von Honig verbot. Im Falle von Maria (a.s.) geht es darum, dass der Prophet nach dem Vertrag von Al-Ḥudaibiyya Briefe an die Herrscher der benachbarten Länder schickte, von denen auch einer an den Patriarchen von Alexandria gerichtet war. Dieser nahm zwar nicht den Islam an, empfing aber den Boten freundlich und schickte dem Propheten zwei Sklavinnen, die auf dem Rückweg gläubig wurden. Eine davon, Maria (a.s.), wurde in den Hausstand des Propheten aufgenommen und gebar ihm im Jahre 8 nach der Hiǧra seinen Sohn Ibrāhīm. Eines Tages befand sich der Prophet im Haus seiner abwesenden Frau Ḥafṣa, und Maria (a.s.) gesellte sich zu ihm. Dies nahm Ḥafṣa ihm übel und beklagte sich bei ihm, woraufhin er schwor, sich der ehelichen Beziehungen zu Maria (a.s.) in Zukunft zu enthalten. Die meisten der diesbezüglichen Überlieferungen gehen auf Nachkommen der Prophetengefährten zurück ohne jedoch direkt auf ihn rückführbar zu sein, und in keiner der sechs authentischen Ḥadīṯ-Sammlungen wird eine einzige Version dieser Geschichte überliefert. Ein anderer Zwischenfall wird bei Al-Buḫāryy, Muslim and anderen berichtet, und zwar von ‘Ā’iša (r) selbst: Nach dem Nachmittagsgebet besuchte der Prophet alle seine Frauen, wobei es einmal geschah, dass er in Zainabs Haus länger als gewöhnlich blieb; denn sie hatte von jemandem Honig bekommen, den der Prophet sehr gern aß. ‘Ā’iša war eifersüchtig und verabredete mit den anderen Frauen, dass sie zu ihm sagen sollten: ”Du riechst nach Maġāfir“ (dies ist eine Blume mit einem unangenehmen Geruch, der auch auf den Honig übergeht, weil die Bienen davon sammeln). Sie alle wussten, dass der Prophet eine feine Nase hatte und unangenehme Gerüche verabscheute. Der Streich hatte den gewünschten Erfolg, indem der Prophet versprach, nie wieder bei Zainab Honig zu essen. Namhafte Gelehrte halten diese letztere Geschichte für authentisch. Dadurch, dass der Prophet sich selbst die Sache verbot, könnte ein Ausmaß an Auswirkung erreichen, dass auch seine Anhänger dies für verboten gehalten oder gemeint hätten, es wäre nicht schädlich, sich selbst etwas zu verbieten. Die sanften Worte der Ermahnung, die in 33:28-34 an die Frauen des Propheten gerichtet wurden, erläutern die Situation weit besser als irgendein Kommentar. Wäre der Prophet ein gewöhnlicher Ehemann gewesen, dann hätte er zwischen seinen privaten Gefühlen und seinen öffentlichen Pflichten nicht das Gleichgewicht halten können. Er war jedoch kein gewöhnlicher Ehemann und gab seine Enthaltsamkeit auf, als er die höheren Pflichten erkannte, die ihm auferlegt waren und die Versöhnung forderten. Damit wird nicht nur der Prophet selbst getadelt, sondern auch seine Frauen werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie in ihrer Eigenschaft als Frauen des Propheten nicht die damit verbundene Verantwortung richtig erkannt hatten. (ÜB)

Arabischer Originaltext:
يَٰٓأَيُّهَا ٱلنَّبِيُّ لِمَ تُحَرِّمُ مَآ أَحَلَّ ٱللَّهُ لَكَۖ تَبۡتَغِي مَرۡضَاتَ أَزۡوَٰجِكَۚ وَٱللَّهُ غَفُورٞ رَّحِيمٞ


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