Einleitung
Diese Sura wurde nach dem Vertrag von Al-Hudaibiyya 628 n.Chr. (6 n.H.) offenbart, der zwischen den Muslimen und den makkanischen Heiden geschlossen wurde. Al-Hudaibiyya ist eine Ebene, die nördlich von Makka nach einem Tagesmarsch erreichbar ist. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, wollte, zusammen mit 1400 Muslimen, die ‘Umra durchführen. Der Abschluss des Abkommens von Al-Hudaibiyya war eine große Stärkung und ein sozialer und politischer Sieg für die Muslime. Sieg kommt durch den Glauben. Habgier oder Hartherzigkeit können niemals den Sieg bringen. Die Belohnung für Dienste kann nicht immer an sofortigen Ereignissen gemessen werden. Bekämpft das Böse, aber seid freundlich und liebenswürdig unter euch. Durch solch ein Verhalten wird Allah (t) euch lieben.
Wahrlich, Wir haben dir einen offenkundigen Sieg beschieden (48:1)
48:1-3 – Es handelt sich hier um eine Verheißung, dass Muhammad (a.s.s.) Makka erobern werde. Wenn diese Verheißung in der Form des Perfekts gegeben und damit der Inhalt der Verheißung als etwas Vollzogenes hingestellt ist, obwohl Makka bei der Herabsendung dieser Offenbarung noch nicht erobert war, dann deshalb, weil die Eroberung bereits Gewissheit war. Oder es handelt sich um eine Verheißung dessen, was Muhammad (a.s.s.) in jenem Jahre, in dem diese Offenbarung herabkam, widerfuhr, wie der Sieg von Chaibar und Fadak. Oder es handelt sich um einen Bericht über den gerade vollzogenen Vergleich von Al-Hudaibiyya. In diesem Fall ist deshalb von einem Sieg und nicht nur von einem bloßen Vergleich die Rede, weil dieser Vergleich stattfand, als Muhammad (a.s.s.) die Götzendiener schon so weit überwältigt hatte, dass sie um den Vergleich bitten mussten, und weil dadurch die Eroberung Makkas begründet wurde. Dadurch gewann der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, Zeit, sich mit den übrigen Arabern zu beschäftigen. Er konnte sie überfallen, Ortschaften erobern und zahlreiche Menschen zum Eintritt in den Islam veranlassen. In Al-Hudaibiyya erschien ihm ein gewichtiges Zeichen. Das Wasser dieses Ortes war nämlich ganz ausgetrocknet. Als er sich nun den Mund mit Wasser ausspülte und es an diesem Ort ausspie, strömte das Wasser in Al-Hudaibiyya so reichlich, dass all seine Begleiter davon trinken konnten. Oder es geht hier schließlich um den Sieg der Byzantiner; denn diese haben die Perser in jenem Jahre geschlagen, in dem diese Offenbarung herabkam. Man weiß ja aus der Sura “Die Byzantiner” (Nr. 30), dass dies ein Sieg des Gesandten Allahs war, der den Erfolg der Byzantiner vorausgesagt und als freudiges Ereignis für die Gläubigen hingestellt hatte. “… auf dass Allah dir … vergebe”: Dies ist ein Motiv für den Sieg, der Muhammad (a.s.s.) als Vergebung und Lohn für seinen Eifer verliehen wurde; denn es war ja dadurch ein Anlass für den Sieg gegeben, dass Muhammad gegen die Ungläubigen gekämpft und sich bemüht hatte, die Religion zu erhöhen, die Götzendienerei zu beseitigen, die unvollkommenen Seelen zunächst zwangsweise zu vervollkommnen, damit sie stufenweise zu freiwilliger Vervollkommnung kamen, und die Schwachen aus den Händen der Tyrannen zu befreien. “… deine vergangene und künftige Schuld”: alles Tadelnswerte, das von dir ausgegangen ist. “… und auf dass Er Seine Gnade an dir vollende”, indem Er die Religion erhöht und dem Prophetentum nun auch die Herrschaft im Lande verleiht, und dich bei der Vermittlung der Sendung und bei der Einsetzung von Normen für die Leitung der Gemeinde einen geraden Weg führen. (Baid, Gät) (vgl. dazu 9:43-45; ferner den Titel: “Muhammad, Prophet der Barmherzigkeit”, Islamische Bibliothek).
, auf dass Allah dir deine vergangene und künftige Schuld vergebe, und auf dass Er Seine Gnade an dir vollende und dich auf einen geraden Weg leite (48:2)
48:2 – Der Prophet (a.s.s.) hat immer wieder Allah (t) darum gebeten, seine Sünden zu vergeben. Er sagte zu den Gläubigen: ”Bittet Allah um Vergebung; denn ich bitte Ihn jeden Tag hundertmal um Vergebung.“ Nachdem diese Sura offenbart wurde, in der Allah ihm die frohe Mitteilung macht, Er hätte ihm alle seine Sünden vergeben, betete er weiter stundenlang in der Nacht, bis seine Beine durch das lange Stehen im Gebet stark geschwollen waren. Seine Frau ‘A’ischa (r) fragte ihn: ”Warum gibst du dir soviel Mühe, obwohl Allah dir alle Sünden vergeben hat?“ Seine Antwort lautete: ”Sollte ich nicht ein dankbarer Diener Allahs sein?“ (ÜB) (vgl. 40:55; 47:19).
Siehe 48:1
, und auf dass Allah dir zu einem würdigen Sieg verhelfe. (48:3)
48:3 – Der Prophet (a.s.s.) war sehr glücklich, als diese Sura auf seinem Weg zurück von Al- Hudaibiyya offenbart wurde. Wegen der Gaben und Verheißungen, die ihm von Allah (t) in dieser Sura gemacht wurden, sagte er zu seinen Gefährten: ”Es ist mir in dieser Nacht eine Sura offenbart worden, die mir lieber ist als alles, was die Sonne mit ihren Strahlen erreicht.“ (ÜB)
Siehe 48:1
Er ist es, Der die Ruhe in die Herzen der Gläubigen niedersandte, damit sie ihrem Glauben Glauben hinzufügen – und Allahs sind die Heerscharen der Himmel und der Erde, und Allah ist Allwissend, Allweise (48:4)
48:4 – Die Herzen der Gläubigen waren bei diesem Ereignis in Al-Hudaibiyya von verschiedenen Gefühlen bewegt. Zunächst harrten sie erwartungsvoll der Verwirklichung der Vision des Propheten, wonach sie die heilige Moschee betreten würden, mussten aber plötzlich erfahren, dass dies nicht in diesem Jahr sein würde und dass sie abseits der Al-Ka‘ba, ihren Weihezustand beenden, ihre Opfer schlachten und nach Al-Madina zurückkehren sollten. Das war für sie eine schwere Enttäuschung. Das Ergebnis kam durch die Ruhe, den kühlen Mut und die innere Zufriedenheit der 1500 unbewaffneten Muslime zustande, die den Propheten (a.s.s.) nach Al- Hudaibiyya begleitet hatten und von den erregten Führern der Makkaner mit Gewaltanwendung bedroht wurden. (vgl. 9:25-27 und die Anmerkung dazu).
, auf dass Er die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen einführe in Gärten, durch die Bäche fließen, um ewig darin zu verweilen, und auf dass Er ihre Missetaten von ihnen nehme – und das ist vor Allah ein großer Gewinn (48:5)
48:5 – Im Qur’an wird der Lohn für die Gläubigen im Allgemeinen kollektiv verheißen, und Männer und Frauen werden nicht gesondert erwähnt. Da in diesem Zusammenhang jedoch irrtümlich der Eindruck entstehen könnte, diese Verheißung gelte nur für die Männer, sind die Frauen als Partnerinnen der Männer besonders aufgeführt worden; denn sie haben ihre männlichen Angehörigen ermutigt und in ihrer Abwesenheit zum Kampf ihr Eigentum und ihre Kinder geschützt. Selbst wenn sie zu Hause geblieben sind, steht ihnen also gleichermaßen der Lohn für den Dschihad zu. (ÜB)
; und (auf dass Er) die Heuchler und Heuchlerinnen und die Götzendiener und Götzendienerinnen bestrafe, die üble Gedanken über Allah hegen. Auf solche (Sünder) wird ein böses Unheil niederfallen; und Allah ist zornig auf sie; und Er hat sie verflucht und Dschahannam für sie bereitet. Und das ist eine üble Bestimmung. (48:6)
48:6-7 – Wie die Belohnung oben in 48:5 für Männer und Frauen gleichermaßen gewährleistet wird, so werden hier die Heuchler, Männer und Frauen, und die Götzendiener, Männer und Frauen, bei der Erwähnung ihrer Strafe zusammengefasst.
Und Allahs sind die Heerscharen der Himmel und der Erde; und Allah ist Erhaben, Allweise. (48:7)
Siehe 48:6
Wahrlich, Wir haben dich als Zeugen und als Bringer froher Botschaft und als Warner gesandt (48:8)
48:8 – Mit diesen drei Eigenschaften wurde unser Prophet (a.s.s.) nicht nur zu den Götzendienern von Makka, sondern zu der gesamten Menschheit entsandt. Er wird Zeugnis am Jüngsten Tag darüber ablegen, dass er die Botschaft Allahs vollständig und gewissenhaft brachte; er wurde ferner als ein Verkünder froher Botschaft von Allahs Barmherzigkeit und Gnade für alle, die umkehren und ein gutes Leben führen. Er gilt weiter als derjenige, der die Ungerechten vor den Folgen ihrer Vergehen warnt.
, auf dass ihr an Allah und Seinen Gesandten glauben und ihm helfen und ihn ehren und Ihn (Allah) morgens und abends preisen mögt. (48:9)
48:9 – Die Entsendung des Propheten (a.s.s.) hat ferner zur Folge, dass er als Gesandter Allahs im irdischen Leben Anerkennung findet und dass die Muslime, an diese Botschaft glauben, Allah dafür dankbar sein werden, und Ihn (Allah) am Tagesanfang und -ende, d.h. zu allen Zeiten, verehren und preisen.
Wahrlich, diejenigen, die dir huldigen – sie huldigen in der Tat nur Allah; die Hand Allahs ist über ihren Händen. Und wer daher den Eid bricht, bricht ihn zu seinem eigenen Schaden; dem aber, der das hält, wozu er sich Allah gegenüber verpflichtet hat, wird Er einen gewaltigen Lohn geben. (48:10)
48:10 – Bei den Verhandlungen von Al-Hudaibiyya, als es noch ungewiss war, ob die Banu Quraisch die Abgesandten des Propheten nach Makka gut oder schlecht behandeln würden, ging eine große Welle von Mitgefühl durch das Lager der 1500 Muslime. Sie kamen mit großer Begeisterung herbei und schworen dem Propheten (a.s.s.) mit Handschlag die Treue. Dies war ein wirklicher Sieg, der in der islamischen Geschichte als Bai‘a-tu-r-Ridwan (Treueschwur des göttlichen Wohlwollens) genannt wird. Sie legten ihre Hände auf die Hand des Propheten, aber Allahs Hand war über ihren Händen, und Er nahm ihren Schwur an. Dieser Handschlag galt Allah (t) Selbst, nicht nur Seinem Gesandten. Über dieses historische Ereignis hinaus hat dieser Vers die Bedeutung, dass der Glaube an den Gesandten Allahs gleichbedeutend ist mit der Erklärung des Glaubens an Allah (t) Selbst, und umgekehrt bedeutet die Bereitschaft, Allah (t) in allen Dingen zu gehorchen, einen Gehorsam Seinem Gesandten gegenüber. (ÜB) (vgl. den Titel: “Muhammad, Prophet der Barmherzigkeit”, Islamische Bibliothek). Diejenigen unter den Wüstenarabern, die zurückblieben, werden zu dir sagen: ”Beschäftigt haben uns unsere Besitztümer und unsere Familien, darum bitte um Verzeihung für uns.“
Sie sagen mit ihren Zungen, was nicht in ihren Herzen ist. Sprich: ”Wer vermag etwas für euch bei Allah (auszurichten), wenn Er euch Schaden oder Nutzen zufügen will? Nein, Allah ist dessen wohl kundig, was ihr tut. (48:11)
48:11-12 – Als der Prophet (a.s.s.) von Al-Madina zu seiner Reise nach Makka aufbrach, die in Al-Hudaibiyya enden sollte, forderte er alle Muslime auf, ihn bei diesem Unternehmen zu begleiten, und dieser Aufforderung kamen viele begeistert nach. Nur einige der Wüstenstämme blieben mit Entschuldigungen zurück. Es handelte sich um die Gifar, Muzaina, Dschuhaina, Aschdscha‘, Aslam und Dail, die zwar äußerlich mit dem Propheten verbündet waren und sich zum Islam bekannten, sich aber jetzt mit verschiedenen Entschuldigungen geweigert hatten, ihn auf seiner Reise nach Makka zu begleiten, da sie davon überzeugt waren, dass die Makkaner die unbewaffneten Muslime überfallen und vernichten würden. Ihre Entschuldigung, sie müssten nach ihren Herden und Familien sehen, war nachträglich ausgedacht, nachdem der Prophet und seine Gefährten wohlbehalten und siegreich nach Al-Madina zurückgekehrt waren. Die Wüstenaraber, die zurückblieben hatten in Wirklichkeit mehr Sympathien für die heidnischen Banu Quraisch als für den Propheten und seine Begleiter. (ÜB)
Nein, ihr meintet, dass der Gesandte und die Gläubigen nimmermehr zu ihren Familien zurückkehren würden, und das wurde euren Herzen wohlgefällig gemacht, und ihr hegtet einen bösen Gedanken, und ihr wart ein verderbtes Volk.“ (48:12)
Siehe 48:11
Und jene, die nicht an Allah und Seinen Gesandten glauben – für die Ungläubigen haben Wir ein flammendes Feuer bereitet. (48:13)
48:13-14 – Hier wird den Wüstenarabern, die zurückblieben, eine Verhaltensweise des Unglaubens vorgeworfen. Während sie mit einer schmerzhaften Strafe rechnen müssen, öffnet ihnen Allah die Tore der Umkehr, damit Er ihnen vergibt; denn Er ist Allvergebend und Barmherzig.
Und Allahs ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er vergibt, wem Er will, und bestraft, wen Er will, und Allah ist Allvergebend, Barmherzig. (48:14)
Siehe 48:13
Diejenigen, die zurückblieben, werden sagen: ”Wenn ihr nach Beute auszieht, die ihr zu nehmen beabsichtigt, so erlaubt uns, euch zu folgen.“ Sie wollen Allahs Spruch ändern. Sprich: ”Ihr sollt uns nicht folgen; so hat Allah zuvor gesprochen.“ Dann werden sie sagen: ”Nein, aber ihr beneidet uns.“ Das nicht, jedoch sie verstehen nur wenig. (48:15)
48:15 – Die Wüstenaraber liebten Kampf und Plünderung und verstanden dies als einen Grund zum Krieg. Hier kommt noch ein anderer Beweggrund der Zurückgebliebenen zum Vorschein. Die Reise zur Pilgerfahrt hatte keine Aussicht auf Kriegsbeute. Wenn es in der Zukunft Aussicht auf Beute gäbe, dann würden sie schon kommen! Im Dschihad geht es nicht um persönlichen Gewinn oder um Beute, sondern um das Streben für Allahs Sache. Allgemein wird dies auf den bevorstehenden Chaibar-Feldzug verstanden. Hier bezieht sich dies offensichtlich auf 8:1. (ÜB) (vgl. ferner 2:193).
Sprich zu den Wüstenarabern, die zurückblieben: ”Ihr sollt gegen ein Volk von starken Kriegern aufgerufen werden; ihr kämpft gegen sie, es sei denn, sie treten zum Islam über; und wenn ihr gehorcht, wird Allah euch einen schönen Lohn geben; doch wenn ihr (Ihm) den Rücken kehrt, wie ihr ihn zuvor gekehrt habt, dann wird Er euch mit qualvoller Strafe bestrafen.“ (48:16)
48:16 – Den Wüstenarabern (vgl. oben 48:15) wird hier erlaubt, dass sie sich für den Islam einsetzen dürfen, wenn es um wirklichen Kampf gegen gut organisierte Armeen gehen würde – wie es z.B. später in den Kriegen gegen die Perser und Byzantiner der Fall war. (vgl. 27:33). Die Worte “… es sei denn, sie treten zum Islam über” bedeuten, dass – wenn der Feind den Islam annimmt und sich fügt, dann gibt es keinen Grund zum Kampf und zur Beute. Wenn diese Vorschrift des Qur’an nicht befolgt wird, so müssen die Ungehorsamen mit einer qualvollen Strafe rechnen.
Kein Vorwurf trifft den Blinden, noch trifft ein Vorwurf den Gehbehinderten, noch trifft ein Vorwurf den Kranken. Und den, der Allah und Seinem Gesandten gehorcht, wird Er in Gärten führen, durch die Bäche fließen; doch den, der (Ihm) den Rücken kehrt, wird Er mit schmerzlicher Strafe bestrafen. (48:17)
48:17 – In diesen drei Fällen wird die Kampfunfähigkeit genannt, die die Betroffenen von der Verpflichtung zum Dschihad befreit.
Allah ist wohl zufrieden mit den Gläubigen, weil sie dir unter dem Baum Treue gelobten; und Er wusste, was in ihren Herzen war, dann sandte Er Ruhe auf sie hinab und belohnte sie mit einem nahen Sieg (48:18)
48:18 – Hier handelt es sich um die oben in 48:10 genannten Treueschwur des göttlichen Wohlwollens (arab.: Bai‘atu-r-Ridwan). Er kannte ihre Aufrichtigkeit beim Gelöbnis und ihre Selbstkontrolle und Rücksicht als ihre Gefühle aufgestachelt wurden. Sie standen trotz allem in Gehorsam, Geduld und Ergebenheit hinter dem Wort des Propheten. Diejenigen, die diesen Treueschwur leisteten, haben gehört, wie der Prophet (a.s.s.) nach ihrer Huldigung sagte: ”Heute seid ihr die Besten unter den Erdenbewohnern.“ In 9:26 werden ähnliche Erklärung im Zusammenhang mit der Schlacht von Hunain benutzt und in 9:40 in Verbindung mit der Berghöhle “Dschabal Thaur” während der Hidschra nach Al-Madina.
und mit viel Beute, die sie machen werden. Und Allah ist Erhaben, Allweise. (48:19)
48:19 – Die Historiker beziehen dies auf den Chaibar-Feldzug, der wenige Monate nach dem Abkommen von Al-Hudaibiyya stattfand. (vgl. 9:25-27 und die Anmerkung dazu).
Allah hat euch viel Beute verheißen, die ihr machen werdet, und Er hat euch dies eilends aufgegeben und hat die Hände der Menschen von euch abgehalten, auf dass es ein Zeichen für die Gläubigen sei und auf dass Er euch auf einen geraden Weg leite. (48:20)
48:20-21 – Der Gewinn, der aus dem Treueschwur und dem ruhigen, disziplinierten Verhalten der Muslime erwuchs, war sicherlich groß. Zu den ersten Früchten des Treueschwurs gehörte das Abkommen von Al-Hudaibiyya, das für die nächste Zeit alle Feindseligkeiten der heidnischen Makkaner beendete und den Weg nach Makka öffnete.
Und einen anderen (Teil der Beute), den ihr noch nicht zu erlangen vermochtet, hat Allah jedoch in Seiner Macht. Und Allah hat Macht über alle Dinge. (48:21)
Siehe 48:20
Und wenn die Ungläubigen euch bekämpft hätten, hätten sie (euch) gewiss den Rücken gekehrt; dann hätten sie weder Beschützer noch Helfer finden können. (48:22)
48:22-23 – Diese Verheißung erfüllte sich in einer ununterbrochenen Reihe von Siegen nach dem Abkommen von Al-Hudaibiyya, die schließlich dazu führten, dass ein Reich vom Atlantik bis zu den Grenzen Chinas entstand.
Derart ist Allahs Vorgehen, wie es zuvor gewesen ist; und nie wirst du in Allahs Vorgehen einen Wandel finden. (48:23)
Siehe 48:22
Und Er ist es, Der ihre Hände von euch abhielt und eure Hände von ihnen in dem Tal von Makka, nachdem Er euch den Sieg über sie gegeben hatte. Und Allah sieht alles, was ihr tut. (48:24)
48:24 – Kleinere Zwischenfälle hatten stattgefunden, die die Banu Quraisch und die Muslime aus Al- Madina in Kampfhandlungen hätten verwickeln können. Einerseits waren die Banu Quraisch entschlossen, die Muslime aus der Stadt fernzuhalten, obgleich sie kein Recht dazu hatten; andererseits hatten die Muslime – obwohl sie unbewaffnet waren – geschworen, zusammenzuhalten, und in einem Gegenangriff hätten sie sich sehr wohl den Zugang zur Al- Ka‘ba erzwingen können (vgl. unten 48:25). Aber Allah (t) hielt beide Seiten von allem zurück, das den Frieden des Heiligtums hätte verletzen können, bis das Abkommen unterzeichnet und die Gefahr vorüber war. Kurz vor dem Vertragsschluss griff eine Gruppe von achtzig Mann der Banu Quraisch das Lager des Propheten (a.s.s.) an, aber seine praktisch waffenlosen Männer überwältigten sie und nahmen sie gefangen, um sie nach der Unterzeichnung unversehrt freizulassen. Allah (t) weist hier auf einen Zwischenfall hin, der geschah, während das Abkommen von Al-Hudaibiyya niedergeschrieben wurde. Er erwähnt ihn auf diese Art und Weise, damit sie wissen, dass alles, was geschah, von Ihm gewollt und geplant war. Und wenn sie wissen, dass dieses Abkommen von Allah (t) gewollt und gutgeheißen ist, dann werden sie es ohne Murren akzeptieren und treu einhalten. (ÜB)
Sie sind es, die ungläubig waren und euch von der heiligen Moschee fernhielten und die Opfertiere daran hinderten, ihren Bestimmungsort zu erreichen. Und wäre es nicht wegen der gläubigen Männer und der gläubigen Frauen gewesen, die ihr nicht kanntet und die ihr vielleicht unwissentlich niedergetreten hättet, so dass ihr euch an ihnen versündigt hättet, (hättet ihr kämpfen können). Damit Allah in Seine Gnade führe, wen Er will. Wären sie getrennt gewesen, hätten Wir sicher jene unter ihnen, die ungläubig waren, mit schmerzlicher Strafe bestraft. (48:25)
48:25 – Die Muslime aus Al-Madina hatten ihre Opfertiere mitgebracht und ihre Pilgerkleidung angezogen (vgl. 2:197). Aber sie durften Makka nicht betreten, und darüber hinaus wurde ihnen nicht erlaubt, ihre Tiere zum Platz der Opferung in Makka zu schicken, wie sie es nach Sura 2:196 hätten tun können. Das Opfer wurde deshalb in Al-Hudaibiyya vollzogen. Es gab zu jener Zeit in Makka gläubige Muslime, Männer und Frauen und der Glaube von einigen von ihnen war ihren Glaubensgenossen aus Al-Madina unbekannt. Hätten in Makka Kampfhandlungen stattgefunden, hätten die Muslime, selbst wenn sie erfolgreich gewesen wären, unbeabsichtigt einige dieser unbekannten Muslime getötet und sich damit unbeabsichtigt des Blutvergießens an Muslimen schuldig gemacht. Dies wurde durch den Vertrag verhindert. Unter den gegebenen Umständen war der Vertrag von Al-Hudaibiyya jedoch die beste Lösung. (ÜB) (vgl. 9:74).
Als die Ungläubigen in ihren Herzen Parteilichkeit hegten – die Parteilichkeit der Al-Dschahiliyya, sandte Allah auf Seinen Gesandten und auf die Gläubigen Seine Ruhe hinab und ließ sie an dem Wort der Gottesfurcht festhalten, und sie hatten wohl Anspruch auf dieses (Wort) und waren seiner würdig. Und Allah weiß über alle Dinge Bescheid. (48:26)
48:26 – In diesem Zusammenhang wird über folgenden Zwischenfall berichtet: Der Prophet (a.s.s.) fing an, ‘Alyy Ibn Abi Talib den Text der vorgeschlagenen Vereinbarungen zu diktieren: ”Schreibe: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.“ Aber Suhail, der Vertreter der Makkaner, unterbrach ihn und sagte: ”Wir haben den Ausdruck “Allerbarmer” nie gehört; schreibt nur das, was wir wissen.“ Darauf sagte der Prophet zu ‘Alyy: ”Schreibe dann: “In deinem Namen, o Gott.“ ‘Alyy schrieb, wie ihm geheißen wurde, und der Prophet fuhr fort: ”Folgendes wurde vereinbart zwischen Muhammad, dem Gesandten Allahs, und den Leuten von Makka.“ Aber Suhail unterbrach ihn wieder. ”Wenn du wirklich ein Gesandter Allahs wärst, dann wäre dies ein Zugeständnis, dass wir dir Unrecht getan haben; schreibe darum so, wie wir es verstehen.“ Also diktierte der Prophet ‘Alyy: ”Schreibe: “Folgendes wurde vereinbart zwischen Muhammad, dem Sohn des ‘Abdallah, des Sohnes des ‘Abdulmuttalib, und den Leuten von Makka.“ (vgl. oben 48:18; ferner 9:25-27 und die Anmerkung dazu). Auf diese Provokation verhielten sich die Muslime sehr ruhig und gelassen. Dies war der Ausdruck des Satzes: “… sandte Allah auf Seinen Gesandten und auf die Gläubigen Seine Ruhe hinab”.
Wahrlich, Allah hat Seinem Gesandten das Traumgesicht zu Wirklichkeit gemacht. Ihr werdet gewiss – denn Allah wollte (es so) – in Sicherheit in die heilige Moschee mit geschorenem Haupt oder kurzgeschnittenem Haar eintreten; ihr werdet keine Furcht haben. Und Er wusste, was ihr nicht wusstet, und Er hat (euch) außer diesem (Sieg) einen nahen Sieg bestimmt. (48:27)
48:27 – Der Prophet (a.s.s.) hatte im Traum gesehen, dass er die heilige Moschee von Makka betrat, kurz bevor er zu der Reise aufbrach, die mit dem Vertrag von Al-Hudaibiyya endete. Dadurch konnten er und seine Gefährten im folgenden Jahr ohne jede Störung und Belästigung Makka betreten und die üblichen Riten durchführen. (vgl. 2:196).
Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf dass Er sie über jede andere Religion siegen lasse. Und Allah genügt als Zeuge. (48:28)
48:28 – Letztendlich setzte sich die wahre Religion nicht nur auf der arabischen Halbinsel durch, sondern in relativ kurzer Zeit in großen Teilen der Welt, sowohl im oströmischen Kaiserreich als auch in Persien, Indien, China, Indonesien und vielen anderen Ländern. (ÜB) (vgl. 8:19; 61:9)
Muhammad ist der Gesandte Allahs. Und die, die mit ihm sind, sind hart gegen die Ungläubigen, doch barmherzig zueinander. Du siehst sie sich (im Gebet) beugen, niederwerfen (und) Allahs Huld und Wohlgefallen erstreben. Ihre Merkmale befinden sich auf ihren Gesichtern: die Spuren der Niederwerfungen. Das ist ihre Beschreibung in der Thora. Und ihre Beschreibung im Evangelium lautet: (Sie sind) gleich dem ausgesäten Samenkorn, das seinen Schössling treibt, ihn dann stark werden lässt, dann wird er dick und steht fest auf seinem Halm, zur Freude derer, die die Saat ausgestreut haben – auf dass Er die Ungläubigen bei ihrem (Anblick) in Wut entbrennen lasse. Allah hat denjenigen, die glauben und gute Werke tun, Vergebung und einen gewaltigen Lohn verheißen. (48:29)
48:29 – Am Ende dieser wunderschönen Sura wird nochmal bestätigt, dass Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, wirklich der Gesandte Allahs ist. Aus Liebe und Gerechtigkeit seinen Anhängern gegenüber, die ihm Treue und Beistand geleistet hatten, erwähnt sie Allah mit ihren Merkmalen, die dem Glauben entspringen. Wenn wir dies buchstäblich verstehen, zeigt das Gesicht eines guten Menschen bereits Allahs Licht und Gnade; er ist sanft, freundlich und langmütig, hilft anderen, vertraut auf Allah (t) und besitzt inneren Frieden. Die Niederwerfungen lassen ihre Spuren auf dem Gesicht des Betenden, und legen Zeugnis für die aufrichtige Dienerschaft Allah (t) gegenüber (vgl. 9:128).