Einleitung
Wenn wir Allahs Schöpfung betrachten, entdecken wir viele Geheimnisse, Unterschiede und Gegensätze; z.B. der Unterschied zwischen Tag und Nacht, männlich und weiblich. Ebenso stehen dem Menschen zwei Wege offen: der Gute und der Schlechte. Derjenige, der Allahs Botschaft folgt, wird zufrieden sein, der andere wird es bedauern. Allahs Rechtleitung ist immer da.
Bei der Nacht, wenn sie zudeckt (92:1)
92:1 – Dieser Art von Schwur begegnen wir des Öfteren im Qur’an. Allah (t) schwört hier bei Seinen erschaffenen Dingen und ihren Erscheinungsformen, die wir Menschen vor eigenen Augen sehen und bestätigen können. Diese Art von Schwur steht Allah (t) allein zu und wir Menschen dürfen sie nicht in unseren Schwüren anwenden; denn, wenn wir schwüren, sollen wir dies nur “bei Allah” tun oder ganz unterlassen, was eigentlich empfehlenswert ist. In diesem Vers ist die Rede von der Nacht, die wie ein Schleier alle Gegenstände umhüllt.
, und beim Tage, wenn er erstrahlt (92:2)
92:2 – Der Schwur in diesem Vers erfolgt beim Tag, dessen Licht die Dunkelheit der Nacht (vgl. oben 92:1) verdrängt und alles, was zuvor im Schleier der Dunkelheit “eingewickelt” war, zum Vorschein bringt.
, und bei Dem, Der das Männliche und das Weibliche erschaffen hat! (92:3)
92:3 – Hier liegt der Hinweis darauf, dass Allah (t) alle Lebewesen paarweise erschaffen hat, die sich durch natürliche Vermehrung eines Männlichen und Weiblichen fortpflanzen.
Wahrlich, euer Eifer ist verschieden. (92:4)
92:4 – Ziele und Bestrebungen der Menschen sind grundverschieden, damit sie aufeinander angewiesen bleiben und das soziale Gefüge in der menschlichen Gesellschaft verwirklichen. Die Verschiedenheit der Berufe und des Erwerbs zeigen, dass die Menschen einander brauchen und dass sie nicht isoliert voneinander leben können. Es gibt demnach keinen Menschen, der alle Bedürfnisse des Lebens allein befriedigen kann; er kann nicht einmal sein Haar korrekt schneiden und ein Dachdecker sucht den Zahnarzt unter Qual seiner Zahnschmerzen auf. Wenn das Regenwasser aber durch die Decke des Behandlungszimmers in der Praxis des Zahnarztes durchsickert, so ruft der Arzt verzweifelt den Dachdecker an, und bittet ihn dringend um Hilfe, eine Hand wäscht die andere, wie unser Prophet (a.s.s.) dies vor mehr als 1400 Jahren gesagt hat und fast in allen Sprachen der Welt sprichwörtlich geworden ist.
Jener aber, der gibt und gottesfürchtig ist (92:5)
92:5-10 – Unter all den genannten Umständen des verschiedenen Eifers (vgl. oben 92:4 und die Anmerkung dazu) muss man vor Augen halten, dass Erfolg und Heil in allen Lebensphasen davon abhängen, ob man in all seinen Bestrebungen gottesfürchtig ist. Dies wird sich zeigen an seiner Hand, seiner Zunge, seinen Bewegungen, seiner Arbeit und seinen Ansichten. Er wird es leicht haben mit sich selbst und mit anderen. ‘A’ischa (r) berichtete: ”Wenn der Prophet (a.s.s.) vor der Wahl zwischen zwei erlaubten Dingen stand, dann entschied er sich stets für die leichtere davon.“ (Bu, Mu) (vgl. oben 87:8 und die Anmerkung dazu).
und an das Beste glaubt (92:6)
Siehe 92:5
, dem wollen Wir den Weg zum Heil leicht machen. (92:7)
Siehe 92:5
Jener aber, der geizt und gleichgültig ist (92:8)
Siehe 92:5
und das Beste leugnet (92:9)
Siehe 92:5
, dem wollen Wir den Weg zur Drangsal leicht machen. (92:10)
Siehe 92:5
Und sein Vermögen soll ihm nichts nützen, wenn er zugrunde geht. (92:11)
92:11 – Der schlechte Mensch hat vor allem drei Merkmale: In seinem Geiz verweigert er anderen, was ihnen zusteht. Er ist hochmütig und meint, er sei sich selbst genügend. Er tritt wissentlich die Wahrheit mit Füßen und sieht in seiner Boshaftigkeit Hässliches, wo in Wirklichkeit Schönes ist. Der Weg nach unten beschleunigt sich bei solchen Menschen immer mehr und kann nur im Elend enden. (ÜB)
Wahrlich, Uns obliegt die Rechtleitung. (92:12)
92:12-16 – Allah (t) spricht hier über Sich Selbst mit dem “pluralis majestatis”, um zu betonen, dass alles in Seiner Hand ist: sowohl die Führung als auch das Eigentumsrecht an allen Dingen im Diesseits und im Jenseits. Nach der Erwähnung dieser Tatsache, folgt die Warnung vor der Bestrafung im Höllenfeuer, die Er für diejenigen bereithält, die Ihn leugnen und den Rücken vor der Wahrheit kehren.
Und Uns gehört das Jenseits und das Diesseits (92:13)
Siehe 92:12
; darum warne Ich euch vor einem lodernden Feuer (92:14)
Siehe 92:12
, in dem nur derjenige brennen wird, der unselig ist (92:15)
Siehe 92:12
, der da leugnet und den Rücken kehrt. (92:16)
Siehe 92:12
Geschont von ihm wird derjenige sein, der gottesfürchtig ist (92:17)
92:17 – In diesem Vers handelt es sich um die bekannte Parallelität des Qur’an. D.h., dass jedesmal, wenn Allah (t) von der Belohnung der rechtschaffenen Diener im Paradies spricht (vgl. oben 92:12-16), berichtet Er von der Bestrafung der Ungläubigen, und zwar aus dem Prinzip der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit zugleich, weil die Botschaft stets diese Eigenschaft hat: Als frohe Botschaft und als Warnung.
, der sein Vermögen hergibt, um sich zu reinigen (92:18)
92:18-21 – Mit diesem schönen Versblock endet diese lehrreiche Sura. Was der Mensch von seinem Vermögen u.a. an die Armen abgibt, um sich zu reinigen nennt man im Islam “Zakah” (Reinigung). (vgl. dazu den Titel: “Handbuch der Zakah und der islamischen Wirtschaftslehre”, Islamische Bibliothek). Dieser Teil aus dem Vermögen des Menschen gehört den Armen als verbrieftes Recht des Erhabenen Schöpfers und stellt keinen Akt der persönlichen Gnade dar. Deshalb darf der Gebende nicht eine Gegenleistung – auch nicht einmal den Dank dafür – vom Menschen als Anerkennung seiner Tat erwarten, sondern in Erwartung des Wohlwollens Allahs, mit dessen Belohnung er bestimmt voll zufrieden sein wird.
, und nicht als Gegenleistung für erhaltene Gabe (92:19)
Siehe 92:18
, sondern im Streben nach dem Wohlgefallen seines Herrn, des Allerhöchsten. (92:20)
Siehe 92:18
Und er wird wohlzufrieden sein. (92:21)
Siehe 92:18