Einleitung
Allah (t) hat den Menschen in der Lage gemacht, durch Gesetzmäßigkeiten Fortschritte zu erzielen, und durch die Offenbarung wird er noch mehr in der Lage sein, zu Reinheit und Perfektion zu gelangen.

Preise den Namen deines Allerhöchsten Herrn (87:1)
87:1 – Dieser Imperativ ist an jeden Menschen gerichtet, sowohl an den Propheten (a.s.s.) und mit ihm die Gläubigen zur Zeit der Offenbarung, als auch an jeden Menschen zu allen Orten und Zeiten. Das Wort “Herr” weist auf die Eigenschaft Allahs hin als Der, Der Sich um Versorgung, Schutz, Erhalt usw., kümmert. Wenn diese Wirkungsgebiete auch von manchen irdischen “Herren”, wie z.B. Hausherr, Landherr, Gutsherr, Staatsoberhaupt usw., übernommen werden, dann ist Allah unter allen Ernährern, Versorgern und Erhaltern Der Allerhöchste, nach dem diese Sura genannt ist. (vgl. dazu 1:2ff.).

, Der erschaffen und geformt hat (87:2)
87:2-5 – Derartige Sorge um Seine Geschöpfe (vgl. oben 87:1 und die Anmerkung dazu) hat der Herr der Menschen Sich Selbst zur Aufgabe gemacht; denn Er will – nachdem Er alle Lebewesen erschaffen und geformt hat – Seine Geschöpfe nicht im Stich lassen, weil ihre Vernachlässigung sich nicht mit Seiner Eigenschaft als Gnädig und Barmherzig vereinbart. Und weil Er der Erschaffer ist, so kennt Er auch die Bedürfnisse Seiner Geschöpfe. Dazu gehört die Rechtleitung als Mittel zum Glück im Diesseits und im Jenseits. Für Seine Geschöpfe – u.a. Mensch und Tier – bringt Er die Weide als Nahrung hervor. Ist der Mensch undankbar, so ist Allah imstande, diese grüne schöne Weide zu versengter Spreu zu machen. (vgl. dazu 79:31).

, Der vorher bestimmt und leitet (87:3)
Siehe 87:2

, Der die Weide hervorbringt (87:4)
Siehe 87:2

und sie zu versengter Spreu macht. (87:5)
Siehe 87:2

Wir werden dir (den Qur’an) verlesen lassen, und du sollst (ihn) nicht vergessen (87:6)
87:6 – Dies bezieht sich sowohl auf die unmittelbare Eingebung, die dem Propheten zuteil wurde, als auch auf die allgemeingültige Botschaft an die Menschheit für alle Zeiten. Jeder der diese Botschaft versteht, muss sie in Worten verkünden. Dem Propheten (a.s.s.) wird hier gesagt, dass – obwohl er weder lesen noch schreiben konnte – die ihm offenbarte Botschaft in seinem Herzen und in den Herzen der Menschen bewahrt werden würde. (ÜB) (vgl. 20:113-114 und die Anmerkung dazu).
87:6 und die Anmerkung dazu) erfolgt hier das Versprechen, dass nichts von dem Inhalt der Botschaft in Vergessenheit geraten wird, es sei denn, was Allah noch will als die Herabsendung der Botschaft im Gange war und einige Bestimmungen ergänzt, aufgehoben oder im Qur’an selbst erläutert wurden; denn Er kennt das Offenkundige, das Verborgene und die Bedürfnisse Seine Diener. Maßgebend für die Unversehrtheit des Qur’an ist seine Endfassung, die der Engel Gabriel dem Propheten (a.s.s.) endgültig belehrte und bestätigte. (vgl. dazu 2:106).

, es sei denn, was Allah will; denn Er kennt das Offenkundige und das Verborgene. (87:7)
87:7 – Auf Grund dessen, dass der Prophet (a.s.s.) weder lesen noch schreiben konnte (vgl. oben

Und Wir werden es dir zum Heil leicht machen. (87:8)
87:8 – Der Weg des Islam ist einfach und leicht. Er beruht weder auf unerklärlichen Mysterien noch auf Selbstverleugnung, sondern auf gradlinigen, menschenwürdigen Verhaltensweisen in Übereinstimmung mit der menschlichen Natur, wie Allah (t) sie uns mitgegeben hat. ‘A’ischa (r) berichtete: ”Wenn der Prophet (a.s.s.) vor der Wahl zwischen zwei erlaubten Dingen stand, dann entschied er sich stets für die leichtere davon.“ (Bu, Mu). Und wenn er mit seiner Familie zusammen war, war er der umgänglichste Mensch, stets lieb, lächelnd und angenehm scherzend. Untersucht man den Islam sorgfältig, so wird man finden, dass er für alle leicht zu befolgen ist und niemanden überfordert. (ÜB) (vgl. dazu 92:5-10 und die Anmerkung dazu).

So ermahne, wo die Ermahnung nützt! (87:9)
87:9-13 – Das Gebot der Ermahnung gilt sowohl dem Propheten (a.s.s.) als auch jedem Muslim zu allen Orten und Zeiten nur dann, wo die Ermahnung nützt. D.h. ohne Vergeudung von Kraft und Zeit und ohne Vernachlässigung der wesentlichen Aufgaben des Lebens, wie z.B. die Sorge um die Familie und die Erziehung des islamischen Nachwuchses. Die Muslime haben in dieser Hinsicht hierzulande Verluste erlitten, als die christlichen Kirchen und die Medien sie zum Dialog aufriefen. Da gingen die Muslime voller Begeisterung hin, um ihre Religion zu verteidigen. Das Thema, das jahrelang behandelt wurde, war “die Stellung der Frau im Islam” und dazu gehörte die lustige Diskussion über das “Kopftuch”. Als aber die Anstrengung erfolglos ausging, haben die Muslime entdeckt, dass ihre Familien und Kinder während der Zeit des Dialogs unbelehrt blieben. Dies ist hier eine Ermahnung an jeden, der sich ermahnen lässt und gottesfürchtig ist. Diejenigen, die die Ermahnung meiden sind jene Unseligen, denen die Strafe des größten Höllenfeuers zuteil wird, in dem sie in aller Ewigkeit weder sterben noch leben.

Mahnen lassen wird sich derjenige, der gottesfürchtig ist (87:10)
Siehe 87:9

; Ermahnung meiden wird der Unselige (87:11)
Siehe 87:9

, der im größten Feuer brennt (87:12)
Siehe 87:9

, und in ihm wird er weder sterben noch leben. (87:13)
Siehe 87:9

Erfolgreich ist wahrlich derjenige, der sich rein hält (87:14)
87:14-17 – Die Reinheit, die – sowohl im Diesseits als auch im Jenseits – zum Erfolg bringt, ist vielseitig. Sie umfasst die Reinheit des Herzens, der Kleidung und des Körpers von innen und außen. Die Reinheit des Herzens bedeutet, es frei von der Befleckung des Unglaubens zu halten. Die Reinheit der Kleidung ist im rituellen Sinne eine Voraussetzung für die Gültigkeit des Gebets. Und unser Körper muss ebenfalls von außen durch Waschung rein sein. Von innen ist unser Körper rein, wenn wir die Gebote der Speise und des Tranks einhalten und uns nicht von Diebesgut ernähren. Erfolgreich sind jene, die ihr Leben auf dieser Grundlage gestalten als dann beten und den Namen ihres Herrn zu allen Angelegenheit gedenken. D.h. Allah wird ihnen zu allen Handlungen gegenwärtig sein: Sie denken an Ihn, danken Ihm, vertrauen auf Ihn usw. Manche Menschen sind doch nicht an Normen dieser Offenbarung interessiert und es vorziehen, aus dem irdischen Leben hemmungslos soviel auszuschöpfen, wie man ausschöpfen kann. Sie merken jedoch nicht, dass alles Irdische vergänglich ist und das Leben im Jenseits besser und dauerhafter ist als das, was sie anhäufen. (vgl. 23:1-11; 91:9-10 und die Anmerkung dazu).
87:14-19 – Von Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: ”Dazu, dass der Mensch ein guter Muslim ist, gehört, von dem abzulassen, was ihn nichts angeht.“ (Ti) Das heißt, es gehört dazu, dass der Mensch das unterlässt, was ihn von den religiösen und weltlichen Dingen an Handlungen oder Worten nicht betrifft. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte auch zu Abu Darr, als er ihn nach den Offenbarungsschriften Abrahams fragte: ”Sie waren alle Lehrsprüche, darunter: »O du verblendeter Herrscher! Ich habe dich nicht berufen, ein Vermögen zusammenzutragen, sondern dazu, die Ansprüche der ungerecht Behandelten an Meiner Stelle zu erfüllen (indem du ihnen zu ihrem Recht verhilfst); denn Ich weise ihre Ansuchen nicht zurück, selbst wenn sie von einem Ungläubigen kommen.« Darunter war auch: »Der Einsichtige hat, sofern er bei Verstand ist, vier Stunden (am Tag für folgende Dinge zur Verfügung): eine Stunde, um vertraulich mit seinem Herrn zu sprechen, eine Stunde, um über die Wohltaten Allahs nachzudenken, eine Stunde, um Selbstgespräche zu führen, und eine Stunde, um mit dem Herrn der Majestät und der Ehre allein zu sein. Diese letzte Stunde hilft ihm, die anderen drei Stunden zu verbringen.« Unter ihnen war auch: »Der Einsichtige soll, sofern er bei Verstand ist, sich nur um dreierlei Dinge bemühen: die Vorsorge für das Jenseits, die Sorge für den Lebensunterhalt und den Genuss an nicht verbotenen Dingen.« Darunter war auch: »Der Einsichtige soll, sofern er bei Verstand ist, in seine Zeit tiefe Einsicht gewinnen, sich seinen Angelegenheiten widmen, seine Zunge hüten. Wer aber meint, dass das Reden zu seiner Arbeit gehöre, der soll so weit wie möglich nur über das sprechen, was ihn angeht.«“ Abu Darr fragte weiter: ”Bei meinem Vater und meiner Mutter, was war denn in den Offenbarungsschriften des Moses?“ Der Gesandte Allahs erwiderte: ”Es waren alles Ermahnungen; darunter: »Erstaune über jemanden, der sicher wusste, dass er ins Höllenfeuer kommen würde, und trotzdem lachte; erstaune über jemanden, der sicher wusste, dass er sterben würde, und trotzdem fröhlich war; erstaune über jemanden, der von der Vorherbestimmung überzeugt ist, und trotzdem zornig wird; erstaune über jemanden, der sicher weiß, dass er morgen zur Rechenschaft gezogen wird, und trotzdem nichts tut.«“ Abu Darr sagte: ”Bei meinem Vater und meiner Mutter, ist etwas von dem, was in den Offenbarungen Abrahams und Moses war, irgendetwas übrig geblieben?“ ”Ja, o Abu Darr, die folgenden Worte im Qur’an berichten davon: »Wohl ergeht es dem, der sich rein hält, des Namens seines Herrn gedenkt und betet. Doch ihr zieht das diesseitige Leben vor, wo doch das Jenseits besser und beständiger ist. Das steht ja schon in den ersten Schriften, den Schriften von Abraham und Moses.« Abu Darr fuhr fort: ”Bei meinem Vater und meiner Mutter, gib mir einen Rat!“ ”Ich rate dir, Allah zu fürchten; denn das ist der Anfang aller Dinge.“ ”Rate mir noch mehr!“ ”Halte dich an die Rezitation des Qur’an und gedenke Allahs oft; Er gedenkt ja deiner im Himmel!“ ”Rate mir noch mehr!“ ”Halte dich an den Dschihad; er ist das Mönchtum der (islamischen) Gläubigen.“ ”Rate mir noch mehr!“ ”Halte dich an das Schweigen; es ist ein Mittel, den Satan von dir fortzutreiben, und es ist dir eine Hilfe bei der Ausübung deiner Religion.“ ”Gib mir noch einen Rat!“ ”Sprich die Wahrheit, selbst wenn sie bitter sein sollte.“ ”Gib mir noch einen weiteren Rat!“ ”Tue nichts, um dessentwillen man dich der Sache Allahs wegen tadeln könnte.“ ”Gib mir noch einen Rat!“ ”Pflege die Verwandtschaftsbande, selbst wenn sie deine Verwandten von sich aus brechen sollten.“ ”Gib mir einen weiteren Rat!“ ”Es ist für den Menschen schon schlimm genug, dass er von sich selbst nicht alles weiß und (trotzdem noch) Dinge auf sich nimmt, die ihn nichts angehen. O Abu Darr! Nichts ist so vernünftig wie das Vergewissern, nichts so fromm wie das Abstandnehmen von verbotenen oder zweifelhaften (Dingen) und nichts so gut wie ein guter Charakter.“ (vgl. u.a. Qurt., Bd. 10, S. 714f.).

und des Namens seines Herrn gedenkt (und) alsdann betet. (87:15)
Siehe 87:14

Doch ihr zieht das irdische Leben vor (87:16)
Siehe 87:14

, wo doch das Jenseits besser und dauerhafter ist. (87:17)
Siehe 87:14

Dies stand wahrlich in den ersten Schriften (87:18)
87:18-19 – Alles, was wir oben in dieser Sura ab Vers 87:1 bis zum Versblock 87:14-17 gelesen haben, stand in Wahrheit in vollem Wortlaut in den ersten alten Schriften, die Schriften des Propheten Abraham und die des Propheten Moses, Allahs Segen und Friede seien auf ihnen allen. So erfahren wir durch den Qur’an das, was in der Verborgenheit blieb. Mit dieser Bekanntmachung endet diese herrliche Sura, von der wir uns mit einer Belehrung – gleichzeitig aus mehreren Offenbarungen – bereichern können. Wir danken Dir, o Herr für Deine Gabe und Deine Gnade und alles Lob gebührt Dir.
Siehe 87:14

, den Schriften Abrahams und Moses’. (87:19)
Siehe 87:14