Einleitung
Die erwähnten Eigenschaften der letzten Sura sind wichtig, um jemanden auf die Rolle des Führers der Menschheit vorzubereiten. Aber wenn Allahs Befehl kommt, muss er sich erheben und die Botschaft des Guten für die gesamte Menschheit verkünden. Diejenigen, die Allah (t) ablehnen, werden am Tage des Jüngsten Gerichts schwer bestraft. Jeder kann Belohnung ernten, wenn er betet, Glauben hat und freigebig ist.
O du Bedeckter! (74:1)
74:1-10 – Dschabir Ibn ‘Abdullah hat vom Gesandten Allahs folgenden Bericht überliefert: ”Ich war auf dem Berg Hira’, da wurde mir zugerufen: Muhammad! Du bist der Gesandte Allahs. Ich schaute nach rechts und nach links, sah aber nichts. Dann schaute ich nach oben über mich und sah etwas.“ In der Überlieferung nach ‘A’ischa (r), Gattin des Propheten, heißt es vom Propheten (a.s.s.): ”Ich blickte nach oben über mich, und siehe, da saß jemand auf einem Thron zwischen Himmel und Erde.“ Gemeint ist der Engel Gabriel, der ihn angerufen hatte. ”Ich erschrak und kehrte zu Chadidscha zurück und rief: Kleidet mich in einen Dithar, kleidet mich in einen Dithar! Da kam Gabriel und sagte: »Der du einen Dithar anhast!«“ (“O du Bedeckter”, nach dem diese Sura genannt ist). “Und deine Kleider, die reinige”: Es handelt sich um einen Befehl, die Kleider vor Verschmutzung reinzuhalten; denn die Reinheit der Kleider ist eine Bedingung für das rituelle Gebet, das ohne sie nicht gültig ist. Die Reinheit ist auch außerhalb des Gebetes der angemessenste und wünschenswerteste Zustand, und es ist abscheulich, wenn ein guter Gläubiger mit Widerwärtigem behaftet ist. Man sagt auch, hier liege ein Befehl vor, die Kleider zu kürzen und anders zu tragen als die Araber, die ihre Kleider lang hielten und Schleppen trugen. Indessen ist man dabei nicht vor dem Eintreten von Verschmutzungen sicher. Ferner sagt man: Es handelt sich hier um einen Befehl, die Seele von unsauberen Handlungen und verwerflichen Gewohnheiten reinzuhalten. Man sagt: “Und der hat saubere Kleider, Taschen, Schleppen und Ärmel”, wenn man ihn als jemand hinstellen will, der frei von Fehlern und Charakterschwächen ist. (Zam, Gät) (vgl. dazu oben 73:1 und die Anmerkung dazu).
Erhebe dich und warne (74:2)
Siehe 74:1
und verherrliche deinen Herrn (74:3)
Siehe 74:1
und reinige deine Kleider (74:4)
Siehe 74:1
und meide den Götzendienst (74:5)
Siehe 74:1
und sei nicht wohltätig in Erwartung von persönlichen Vorteilen (74:6)
Siehe 74:1
und sei standhaft um deines Herrn willen. (74:7)
Siehe 74:1
Wenn in den Sur gestoßen wird (74:8)
Siehe 74:1
, dann wird der Tag ein schwerer Tag sein (74:9)
Siehe 74:1
, kein leichter für die Ungläubigen. (74:10)
Siehe 74:1
Lass Mich mit dem, den Ich als Einzelnen erschaffen habe (74:11)
74:11-25 – Die Kommentatoren verstehen dies als auf Al-Walid Ibn Al-Mugira bezogen, der ein einflussreicher Götzendiener und verschworener Feind des Propheten war. Er und Abu Dschahl taten alles, was sie konnten, um den Verkünder von Anfang an zu beschimpfen und zu verfolgen, seine Lehre zu verspotten und diejenigen zu verletzen, die daran glaubten. Al-Walid hatte zwölf Söhne, die hier erwähnt werden. Dieser Versblock betont, dass sowohl er als auch jeder Mensch allein ohne Reichtum und Macht auf die Welt kommt und sie allein ohne alles Erworbene wieder verlässt (vgl. 6:94; 19:80). Die Historiker berichten, dass Al-Walid nach dieser Offenbarung keinen Erfolg mehr im Leben hatte. Innerlich war dieser Al-Walid voll davon überzeugt, dass der Qur’an Allahs Wort war. Um jedoch seine Position als Führer seines Volkes nicht aufs Spiel zu setzen, war er nicht bereit, seine Überzeugung öffentlich preiszugeben. Als er in der Versammlung gezwungen war, die Vorwürfe der Banu Quraisch gegen den Propheten einzeln als unhaltbar zurückzuweisen, musste er selbst eine Anschuldigung gegen den Propheten finden, um ihn abzuwerten. (ÜB) (vgl. dazu 51:10; 96:6ff.).
, und dem Ich Vermögen in Fülle verlieh (74:12)
Siehe 74:11
und Söhne, die immer zugegen waren (74:13)
Siehe 74:11
, und für den Ich alle Bequemlichkeit bereitete. (74:14)
Siehe 74:11
Dennoch wünscht er, dass Ich noch mehr gebe. (74:15)
Siehe 74:11
Nein; denn er ist Unseren Zeichen feindlich gesonnen gewesen. (74:16)
Siehe 74:11
Ich werde ihm bald schreckliche Mühsal aufbürden. (74:17)
Siehe 74:11
Siehe, er sann und wog ab! (74:18)
Siehe 74:11
Darum Verderben über ihn! Wie wog er ab! (74:19)
Siehe 74:11
Wiederum Verderben über ihn! Wie wog er ab! (74:20)
Siehe 74:11
Dann schaute er (74:21)
Siehe 74:11
, dann runzelte er die Stirn und blickte verdrießlich (74:22)
Siehe 74:11
, dann wandte er sich ab und wurde hochmütig (74:23)
Siehe 74:11
und sagte: ”Das ist nichts als Zauberei, die weitergegeben wird. (74:24)
Siehe 74:11
Das ist nur ein Menschenwort.“ (74:25)
Siehe 74:11
Bald werde Ich ihn in Saqar brennen lassen. (74:26)
Ohne Tafsir
Und wie kannst du wissen, was Saqar ist? (74:27)
Ohne Tafsir
Sie verschont nichts und lässt nichts übrig (74:28)
Ohne Tafsir
und wird von den Menschen aus großer Entfernung wahrgenommen (74:29)
Ohne Tafsir
; sie wird von neunzehn (Engeln) überwacht. (74:30)
74:30 – Die Zahl “neunzehn” ist wie die Zahl “acht” in 69:17-18 (vgl. auch die Anmerkung dazu) nur informativ zur Kenntnis zu nehmen. Auch die Kommentatoren konnten bislang diese nicht begründen. (vgl. dazu 7:54; 39:75 und unten 74:31).
Und Wir haben einzig und allein Engel zu Hütern des Feuers gemacht. Und Wir setzten ihre Anzahl nicht fest, außer zur Prüfung derer, die ungläubig sind, auf dass die, denen das Buch gegeben wurde, Gewissheit erreichen, und auf dass die, die gläubig sind, an Glauben zunehmen, und auf dass die, denen die Schrift gegeben wurde, und die Gläubigen, nicht zweifeln, und auf dass die, in deren Herzen Krankheit ist, und die Ungläubigen sagen mögen: ”Was meint Allah mit diesem Gleichnis?“ Somit erklärt Allah zum Irrenden, wen Er will, und leitet recht, wen Er will. Und keiner kennt die Heerscharen deines Herrn außer Ihm. Dies ist nur eine Ermahnung für die Menschen. (74:31)
74:31 – Indem Allah (t) betont, dass die Hüter des Höllenfeuers Engel sind, und ihre Zahl erwähnt (vgl. 69:17-18), will Er die Götzendiener bloßstellen, weil sie behaupteten, die Engel seien Töchter Allahs, und weil sie die Engel anbeteten, damit diese die Strafe Allahs von ihnen abwenden sollten. (vgl. dazu 2:8-10, 26; 66:6).
Nein, bei dem Mond (74:32)
74:32-37 – Der Schwur mit Seiner Schöpfung steht Allah (t) allein zu; d.h. wir dürfen unsere Schwüre nicht mit Mond, Nacht und Morgen bekräftigen. Die Berufung Muhammads als letzten Propheten Allahs zu den Menschen ist ohne Zweifel eins der größten Ereignisse. (vgl. dazu 2:7).
; und bei der Nacht, wenn sie zu Ende geht (74:33)
Siehe 74:32
; und bei dem Morgen, wenn er anbricht! (74:34)
Siehe 74:32
Wahrlich, sie (die Hölle) ist eine der größten (Heimsuchungen) (74:35)
Siehe 74:32
, eine Warnung für die Menschen (74:36)
Siehe 74:32
, für die unter euch, die vorwärts schreiten oder zurückbleiben wollen. (74:37)
Siehe 74:32
Ein jeder wird für das aufkommen, was er vorausgeschickt hat (74:38)
74:38 – Der Mensch kann nicht seine Verantwortung auf “Retter” oder “Heilige” übertragen. Seine Erlösung hängt allein von Allahs Gnade ab, nach der er ständig und von ganzem Herzen durch rechtes Verhalten streben soll. Wenn er dies tut, wird er gerettet und den Gefährten der Rechten beigesellt. (ÜB) (vgl. dazu 52:21).
, ausgenommen die von der Rechten (74:39)
74:39-49 – Die Gefährten der Rechten sind diejenigen, die ihr Buch mit der Rechten empfangen und mit dem herrlichen Lohn des Paradieses ausgezeichnet werden (vgl. 15:94-99; 56:3, 27, 38, 90, 91 und die Anmerkungen dazu). In diesem Versblock handelt es sich um die bekannte Parallelität des Qur’an. D.h., dass jedesmal, wenn Allah (t) von der Belohnung der rechtschaffenen Diener im Paradies spricht (vgl. 38:49-54), berichtet Er von der Bestrafung der Ungläubigen, und zwar aus dem Prinzip der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit zugleich, weil die Botschaft stets diese Eigenschaft hat: Als frohe Botschaft und als Warnung.
, die einander in Gärten fragen (74:40)
Siehe 74:39
nach den Schuldigen (74:41)
Siehe 74:39
: ”Was hat euch in Saqar gebracht?“ (74:42)
Siehe 74:39
Sie sagen: ”Wir waren nicht bei denen, die beteten (74:43)
Siehe 74:39
, noch speisten wir die Armen. (74:44)
Siehe 74:39
Und wir ließen uns ein im Geschwätz mit den Schwätzern. (74:45)
Siehe 74:39
Und wir pflegten den Tag des Gerichts zu leugnen (74:46)
Siehe 74:39
, bis der Tod uns ereilte.“ (74:47)
Siehe 74:39
Darum wird ihnen die Fürsprache der Fürsprecher nichts nützen. (74:48)
Siehe 74:39
Was ist ihnen denn, dass sie sich von der Ermahnung abwenden (74:49)
Siehe 74:39
, als wären sie erschreckte Wildesel (74:50)
74:50-53 – Dies ist eine arabische Redensart, die an den Charakter von Wildeseln anknüpft, die kopflos vor dem Löwen davonlaufen. (ÜB) (vgl. dazu 2:118; 17:93).
, die vor einem Löwen fliehen? (74:51)
Siehe 74:50
Nein, jeder von ihnen wünscht, es möchten ihm offene Tafeln der Offenbarung gegeben werden. (74:52)
Siehe 74:50
Nein! Wahrlich, sie fürchten nicht das Jenseits. (74:53)
Siehe 74:50
Nein! Wahrlich, dies ist eine Ermahnung. (74:54)
74:54-56 – Allah (t) schließt diese schöne Sura mit der Betonung über die Ermahnung, die mit dem Qur’an selbst identisch ist. Er (der Qur’an) ist die letzte unter allen offenbarten Schriften Allahs, die bis zum Tage des Jüngsten Gerichts für alle Menschen Gültigkeit hat und nach dem sie zur Rechenschaft gezogen werden. Zu dem Begriff “Ehrfurcht” vergleiche auch 2:2 (vgl. ferner 81:28-29 und 14:4). Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten!
So möge, wer da will, ihrer gedenken. (74:55)
Siehe 74:54
Und sie werden sich nicht ermahnen lassen, bis es Allah so will. Er ist der Ehrfurcht und der Vergebung Würdig. (74:56)
Siehe 74:54