Einleitung
Nur Geduld, Gebet, gute Taten, Glaube und die Absicht, Allah (t) gegenüber wohlgefällig zu handeln, führen uns zu Allahs Gegenwart, wo nichts Böses hinkommen kann. Gleichgültig wie verlockend das Böse ist, es wird im Jenseits zerstört werden.

Ein Fragender fragt nach einer Strafe, die hereinbrechen wird (70:1)
70:1-2 – Historisch soll es sich hier um An-Nudar Ibn Al-Harith und Abu Dschahl gehandelt haben, die den Propheten (a.s.s.) herausforderten, die Strafe über sie zu beschleunigen. (vgl. dazu 8:32). Auch an anderen Stellen im Qur’an ist von einer solchen Herausforderung die Rede. Die Antwort auf die Frage wird in diesem Vers gegeben (vgl. dazu 43:33; 76:3).

, die für die Ungläubigen unabwendbar ist (70:2)
Siehe 70:1

: sie ist von Allah, Der über die Himmelsleiter verfügt. (70:3)
76:3-4 – Allah (t) erwähnt hier eine Seiner Eigenschaften, durch welche Er die Zugänge zu den höheren Regionen der sieben Himmel verfügt. Die Himmelsleiter sind nämlich die Wege, auf denen Gabriel (a.s.) und die Engel zwischen den Himmeln und der Erde verkehren, um die Befehle und die Botschaften Allahs zu vermitteln. Ihre diesbezügliche Strecke beträgt fünfzigtausend Jahre nach unserer Zeitrechnung. Wenn man diese Zeit für die Herabsendung des Qur’an vor mehr als 1400 Jahren zugrunde legt, so war der Befehl Allahs an Gabriel (a.s.) vor 51400 Jahren, d.h. lange vor der Erschaffung Adams erlassen worden. (vgl. dazu den Titel “Islam International”, Islamische Bibliothek). (vgl. dazu 2:97; 15:29; 16:2; 22:47; 26:193; 32:4-5; 78:38; 97:4).

Die Engel und Gabriel steigen zu Ihm auf in einem Tage, dessen Ausmaß fünfzigtausend Jahre beträgt. (70:4)
Siehe 70:3

Harre darum schön geduldig aus. (70:5)
70:5-7 – Die Aufforderung zur Geduld und Standhaftigkeit gehört als wesentlicher Punkt zu jeder Botschaft und gilt für jeden Propheten ebenso wie für alle Gläubigen, die ihm folgen. Sie ist notwendig, um immer die innere Ruhe und Zufriedenheit zu bewahren. Die hier von Allah (t) an den Propheten (a.s.s.) gerichtete Aufforderung soll gleichzeitig sein Herz festigen gegenüber dem, was ihm von Seiten der Leugner begegnet. Wenn ein gottesfürchtiger Mensch verfolgt wird und Schwierigkeiten hat, soll er dennoch Geduld üben – nicht die Art Geduld, die mit unterdrückten Klagen einhergeht, sondern eine Geduld, die mit Allahs Fügung zufrieden ist; denn er glaubt und weiß, dass sie gut ist. (ÜB) (vgl. 17:49-52 und die Anmerkung dazu).

Sie meinen, er sei ferne (70:6)
Siehe 70:5

; aber Wir sehen, er ist nahe. (70:7)
Siehe 70:5

Am Tage, da der Himmel wie geschmolzenes Metall sein wird (70:8)
70:8 – Am Tag des Jüngsten Gerichts wird der Himmel mit geschmolzenem Metall verglichen, weil die brennenden Himmelskörper wie z.B. Sonne und Sterne aus ihren Umlaufbahnen herausgeschleudert werden und zusammenprallen, dass sie wie flüssiges Metall im Weltall herumschweben. Dies gilt als Zeichen der Stunde, das der Qur’an aus der Verborgenheit verkündet. (vgl. dazu 18:29; 44:45).

, und die Berge wie farbige Wollflocken (70:9)
70:9 – Die Berge haben in ihrem irdischen Dasein verschiedene Farben. Dies gehört zu ihrer Natur, die der Qur’an in 35:27 bestätigt. Am Tag des Jüngsten Gerichts werden sie aus der Erde herausgerissen und im Weltall wie farbige Wollflocken durch die Schwerelosigkeit des Universums herumschweben. (vgl. dazu 101:5).

, und ein Freund nicht mehr nach einem Freunde fragen wird (70:10)
70:10 – Die Welt, wie wir sie kennen, ist so vollständig vergangen, dass auch die Merkmale im Himmel und auf der Erde verschwunden sind. Darüber hinaus werden die menschlichen Beziehungen so verwandelt werden, dass ein Freund nicht mehr nach einem Freunde fragen wird.

, werden sie in Sichtweite zueinander gebracht werden, und der Schuldige würde sich wohl (gern) loskaufen von der Strafe jenes Tages mit seinen Kindern (70:11)
70:11-18 – Der Ungerechte ist bereit, seine Kinder, seine Familie, seine Verwandten, die ihn geschützt und gefördert hatten, ja alles in der Welt als Lösegeld für sich selbst zu geben. (vgl. dazu 69:33-34; 104:7).

und seiner Frau und seinem Bruder (70:12)
Siehe 70:11

und seiner Verwandtschaft, die ihn beherbergt hat (70:13)
Siehe 70:11

, und allen, die insgesamt auf Erden sind, wenn es ihn nur retten könnte. (70:14)
Siehe 70:11

Nein! Es ist wahrlich eine Feuerflamme (70:15)
Siehe 70:11

, die die Kopfhaut gänzlich wegbrennt. (70:16)
Siehe 70:11

Den wird sie rufen, der (Mir) den Rücken kehrt und sich (von Mir) abwendet (70:17)
Siehe 70:11

und (Reichtum) aufhäuft und hortet. (70:18)
Siehe 70:11

Wahrlich, der Mensch ist (seiner Natur nach) kleinmütig erschaffen worden. (70:19)
70:19-24 – Wer von uns Menschen – ob gläubig oder nichtgläubig – wird diese seine Natur verleugnen, die unser Schöpfer, Der Seine Geschöpfe gut kennt, im Qur’an bestätigt. (vgl. dazu 41:49-50). Während hier gemeinsame Eigenschaften für alle Menschen erwähnt werden, beschreibt der Qur’an die Lage der Gläubigen, die ein Spezifikum für sie darstellen: Es sind die, ”die beten und die Verrichtung ihrer Gebete einhalten, und die, in deren Vermögen ein bestimmter Anteil ist für den Bittenden und den Unbemittelten, und die, die an den Tag des Gerichts glauben, und die, die vor der Strafe ihres Herrn besorgt sind.“ D.h., dass der Glaube eine gewisse Korrektur im menschlichen Wesen verursacht.

Wenn ihn ein Unheil trifft, so gerät er in große Panik (70:20)
Siehe 70:19

, doch wenn ihm (etwas) Gutes zukommt, ist er geizig. (70:21)
Siehe 70:19

Nicht so sind diejenigen, die beten (70:22)
Siehe 70:19

und (die Verrichtung) ihrer Gebete einhalten (70:23)
Siehe 70:19

, und die, in deren Vermögen ein bestimmter Anteil ist (70:24)
Siehe 70:19

für den Bittenden und den Unbemittelten (70:25)
70:25-26 – Dies bezieht sich auf die Zakah, auf die die Armen ein verbrieftes Anrecht von Allah haben. (vgl. dazu 51:18; ferner den Titel: “Handbuch der Zakah und der islamischen Wirtschaftslehre”, Islamische Bibliothek).

, und die, die an den Tag des Gerichts glauben (70:26)
Siehe 70:25

, und die, die vor der Strafe ihres Herrn besorgt sind (70:27)
70:27-29 – Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte in Bezug auf diese Abhängigkeit von Allahs Gnade: ”Niemand kommt aufgrund seiner Taten ins Paradies.“ Da fragten ihn seine Gefährten: ”Auch du nicht, o Gesandter Allahs?“ Er antwortete: ”Auch ich nicht, es sei denn, Allah gewährt mir Seine Barmherzigkeit.“ Wirkliche Gottesfurcht ist die Furcht, gegen Seinen heiligen Willen und Sein Gesetz zu verstoßen, und ist mit Liebe zu Allah (t) verwandt. Sie stammt aus der Erkenntnis, dass aller Friede und alle innere Ruhe dadurch entsteht, dass wir unseren Willen mit Seinem allumfassenden Willen in Einklang bringen. (ÜB)

; wahrlich die Strafe ihres Herrn ist nichts, wovor man sicher sein könnte (70:28)
Siehe 70:27

; und die, die ihre Scham bewahren (70:29)
Siehe 70:27

, außer bei ihren Gattinnen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen; denn da sind sie nicht zu tadeln. (70:30)
70:30-35 – Der Besitz von Sklavinnen darf nur aus rechtmäßigem Grund entstehen (vgl. dazu 4:25; 5:1; 23:5-7; 47:4-5). Die anderen lobenswerten Handlungsweisen gehören zu den Eigenschaften, die den Gläubigen die Absetzung der schmerzhaften Strafe ersparen.

Diejenigen aber, die darüber hinaus etwas suchen, das sind die Übertreter. (70:31)
Siehe 70:30

Und die, die mit dem ihnen anvertrauten Gut redlich umgehen und erfüllen, wozu sie sich verpflichtet haben (70:32)
Siehe 70:30

, und die, die in ihrer Zeugenaussage aufrichtig sind (70:33)
Siehe 70:30

, und die, die ihr Gebet getreulich verrichten (70:34)
Siehe 70:30

; diese sind es, die in den Gärten hochgeehrt sein werden. (70:35)
Siehe 70:30

Was aber ist mit denen, die ungläubig sind, dass sie auf dich zugelaufen kommen (70:36)
70:36-39 – Als der Segen des zukünftigen Lebens geschildert wurde, wie etwa im letzten Versblock, spotteten die Ungläubigen darüber und taten so, als wenn sie dorthin ein Wettrennen veranstalten wollten. Im gleichen Tonfall werden sie hier getadelt.

von rechts und links, in Gruppen? (70:37)
Siehe 70:36

Hofft jeder einzelne von ihnen wohl, den Garten der Wonne zu betreten? (70:38)
Siehe 70:36

Niemals! Sie wissen doch, woraus Wir sie erschufen. (70:39)
Siehe 70:36

Aber nein! Ich schwöre beim Herrn der Aufgänge und der Untergänge, dass Wir imstande sind (70:40)
70:40-43 – Allah (t) schwört hier bei Sich Selbst als dem Herrn der Aufgänge und der Untergänge aller Himmelskörper, einschließlich Sonne, Mond und Sterne. Es ist nicht Sein Wille, die Ungläubigen in dieser Welt durch Gläubige zu ersetzen; denn ein solcher Austausch würde nicht mit Seinem Plan einer vielfältigen menschlichen Existenz übereinstimmen, in der der Glaube immer durch den Unglauben herausgefordert und geprüft wird und umgekehrt. (ÜB) (vgl. dazu 37:5; 55:17; 56:75; 69:38).

, bessere als sie an ihre Stelle zu setzen, und keiner kann Uns (daran) hindern. (70:41)
Siehe 70:40

So lass sie nur plaudern und sich vergnügen, bis sie ihrem Tag begegnen, der ihnen angedroht wird (70:42)
Siehe 70:40

, dem Tag, an dem sie aus ihren Gräbern eilends hervorkommen, als eilten sie zu ihren Götzenfiguren. (70:43)
Siehe 70:40

Ihre Augen werden niedergeschlagen sein; Schmach wird sie bedecken. Das ist der Tag, der ihnen angedroht wurde. (70:44)
70:44 – Zum Ende dieser ehrwürdigen Sura folgt eine eindrucksvolle Warnung aus der Szene am Tag der Abrechnung, den die Schuldigen verleugnet haben. Gepriesen sei Allah, Der Allmächtige Gott!