Einleitung
Die überheblichen Völker der Vergangenheit lehnten Allahs Zeichen ab und wurden bestraft. Aber diese Strafe ist immer noch gering im Vergleich zu jener im Jenseits, wo Gutes und Böses aussortiert werden. Die Rechtschaffenen werden eine große Belohnung genießen, während die Missetäter eine furchtbare Strafe erleiden müssen. Das ist keine leere Botschaft; es ist Allahs Wahrheit. Die Botschaft des Qur’an ist die volle Wirklichkeit.
Al-Haqqa. (69:1)
69:1-12 – Das arabische Wort “Al-Haqqa” bedeutet sprachlich die “absolute Wahrheit”. Hiermit geht es um das unvermeidbare Ereignis des Untergangs des Lebens in jeder Form, auch der Weltuntergang, der zu jederzeit eintreffen wird. Es ist der Zustand, in dem aller Trug und Schein verschwindet und die absolute Wahrheit offenbar sein wird. Und dies geschah in aller “Wahrheit” mit den beiden Völkern Thamud und ‘Ad. Die Thamud unterdrückten die Armen. Ihr Prophet Salih predigte unter ihnen und brachte die wunderbare Kamelstute als Beweis für die Rechte der Armen, aber sie schnitten ihr die Kniesehnen durch. Sie wurden durch eine große Katastrophe vernichtet. Die ‘Ad waren ein ungerechtes Volk, dessen besondere Stärke es dazu verführte, die anderen Völker anzugreifen und grausam zu unterdrücken. Als Allah (t) Seinen Propheten Hud zu ihnen schickte, waren sie zu stolz, um ihm zu folgen und sich demütig vor Allah (t) zu niederwerfen. (ÜB) Deshalb traf sie die geschilderte Strafe. Moses (a.s.) war der Gesandte, der zu Pharao geschickt wurde. (vgl. 7:103-137). Noah wurde für seine Vorbereitungen auf die Flut verspottet (vgl. 11:38). Aber Allah (t) hatte ihm befohlen, die Arche zu bauen, damit dadurch die Menschen in diesem Gebiet vor dem Untergang gerettet werden konnten. (ÜB) Da der Bau auf Allahs Geheiß hin erfolgte, wird hier gesagt: “… da trugen Wir euch auf dem Schiff”. (vgl. dazu 7:59-64, 73, 65, 80-84; 9:70; 11:25-60; 37:19; 39:68; 50:21-22).
Was ist Al-Haqqa? (69:2)
Siehe 69:1
Und wie kannst du wissen, was Al-Haqqa ist? (69:3)
Siehe 69:1
Die Thamud und die ‘Ad leugneten Al-Qari‘a. (69:4)
Siehe 69:1
Dann, was die Thamud anbelangt, so wurden sie durch einen fürchterlichen Schall vernichtet. (69:5)
Siehe 69:1
Und was die ‘Ad anbelangt, so wurden sie durch einen gewaltigen, eiskalten Wind vernichtet (69:6)
Siehe 69:1
, den Er sieben Nächte und acht Tage lang ununterbrochen gegen sie wüten ließ, so dass du das Volk hättest sehen können, dort niedergestreckt, als wären sie hohle Palmstämme. (69:7)
Siehe 69:1
Siehst du von ihnen einen übrig (geblieben)? (69:8)
Siehe 69:1
Und Pharao und diejenigen, die vor ihm waren, und die zusammengestürzten Städte waren großen Frevels schuldig (69:9)
Siehe 69:1
, und sie waren widerspenstig gegen den Gesandten ihres Herrn, darum erfasste Er sie mit drosselndem Griff. (69:10)
Siehe 69:1
Siehe, als das Wasser schwoll, da trugen Wir euch auf dem Schiff (69:11)
Siehe 69:1
, so dass Wir es zu einer Erinnerung für euch machten, und auf dass bewahrende Ohren sie bewahren mögen. (69:12)
Siehe 69:1
Und wenn in den Sur gestoßen wird mit einem einzigen Stoß (69:13)
69:13 – Wir kommen jetzt zu dem unausweichlichen Ereignis, dem Tag des Jüngsten Gerichts, der das Thema dieser Sura ist. Dies ist der erste Posaunenstoß, der auch in 39:68 erwähnt ist. (ÜB) (vgl. 27:87-90 und die Anmerkung dazu).
und die Erde samt den Bergen emporgehoben und dann mit einem einzigen Schlag niedergeschmettert wird (69:14)
69:14-15 – Darunter ist zu verstehen, dass die Erdkruste, auf der wir leben, mit den massiven Bergen hochgerissen und niedergeschmettert wird. Diese Art der Zerstörung bildet ein Spezifikum für den Weltuntergang und darf nicht als “Erdbeben” bezeichnet werden. Die Berge werden hier besonders erwähnt, weil sie im Qur’an als Stabilisatoren für die Erde bezeichnet (vgl. 78:7). Hier dann mit diesem Ereignis verliert sie ihre Stabilität und das Leben wird auf ihr unmöglich sein.
, an jenem Tage wird das Ereignis schon eingetroffen sein. (69:15)
Siehe 69:14
Und der Himmel wird sich spalten; denn an jenem Tage wird er brüchig sein. (69:16)
69:16 – Das Himmelgewölbe ist – wie wir sehen – ein sicherer Bau ohne Stutzpfeiler (vgl. 13:2). Am Tage des genannten Ereignisses (s. oben) wird der Himmel ebenfalls wie die gewaltigen Berge (vgl. 69:14-15) brüchig sein, dass wir jederzeit mit seinem Absturz rechnen müssen.
Und die Engel werden an seinen Rändern stehen, und acht (Engel) werden an jenem Tage den Thron deines Herrn über sich tragen. (69:17)
69:17-18 – Die Zahl acht und das “Tragen” des Thrones in diesem Vers konnten die Kommentatoren bislang nicht begründen. Der Qur’an schweigt darüber und dies muss wiederum seinen Grund haben. Es handelt sich um die Kenntnis des Verborgenen, das Allah (t) allein kennt. Alles Verborgene wird am Tage des “Ereignisses” offenkundig sein. (vgl. dazu 7:54; 39:75; 74:30).
An jenem Tage werdet ihr (bei Allah) vorstellig sein – keines eurer Geheimnisse wird verborgen bleiben. (69:18)
Siehe 69:17
Was dann den anbelangt, dem sein Buch in die Rechte gegeben wird, so wird er sagen: ”Wohlan, lest mein Buch. (69:19)
69:19-24 – Die Art und Weise für den Empfang des Buches verrät schon das Schicksal seines Empfängers. Derjenige, dem das Buch in die Rechte gegeben wird, kann nicht seine Linke bewegen und sie benutzen. Das Gegenteil geschieht demjenigen, der das Buch mit der Linken entgegennimmt (vgl. unten 69:25-37); er kann dann die Rechte nicht bewegen und dadurch kennt er sein Schicksal im Voraus. (vgl. dazu 2:110; 14:48; 17:71; 55:54; 56:27; 74:39; 76:14).
Wahrlich, ich habe damit gerechnet, dass ich meiner Rechenschaft begegnen werde.“ (69:20)
Siehe 69:19
So wird er ein Wohlleben (69:21)
Siehe 69:19
in einem hochgelegenen Paradies führen (69:22)
Siehe 69:19
, dessen Früchte leicht erreichbar sind. (69:23)
Siehe 69:19
”Esst und trinkt und lasst es euch wohl bekommen für das, was ihr in den vergangenen Tagen gewirkt habt.“ (69:24)
Siehe 69:19
Was aber den anbelangt, dem sein Buch in die Linke gegeben wird, so wird er sagen: ”O wäre mir mein Buch doch nicht gegeben worden! (69:25)
69:25-33 – Dies steht im Gegensatz zu demjenigen, der das Buch mit seiner Rechten entgegennimmt (vgl. oben 69:19-24). Er kennt dann sein elendes Schicksal und jammert in großer Verzweiflung und tiefer Trauer, dass weder sein Reichtum noch seine Macht, womit er auf der Erde prahlte, ihm heute im Geringsten nützen. (vgl. dazu 9:80; 13:5, 34-35; 14:49; 17:29; 34:33; 36:38; 69:19).
Und hätte ich doch nie erfahren, was meine Rechenschaft ist! (69:26)
Siehe 69:25
O hätte doch der Tod (mit mir) ein Ende gemacht! (69:27)
Siehe 69:25
Mein Vermögen hat mir nichts genützt. (69:28)
Siehe 69:25
Meine Macht ist von mir gegangen.“ (69:29)
Siehe 69:25
”Ergreift ihn und fesselt ihn (69:30)
Siehe 69:25
, dann lasst ihn hierauf in der Al-Dschahim brennen. (69:31)
Siehe 69:25
Dann legt ihn in eine Kette, deren Länge siebzig Ellen misst (69:32)
Siehe 69:25
; denn er glaubte ja nicht an Allah, den Allmächtigen (69:33)
Siehe 69:25
, und forderte nicht zur Speisung der Armen auf. (69:34)
69:34 – Über die Notwendigkeit der Speisung der Armen lesen wir folgenden Bericht in unserer Zeit des Wohlstandes: Jedes Jahr sterben fast sieben Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an den Folgen von Mangelernährung. Am stärksten betroffen seien Länder im südlichen Asien – nämlich Bangladesch, Indien und Nepal. In Afrika südlich der Sahara erleide jedes dritte Kind dieses Schicksal. Nach der Geburt wurden Säuglinge und Kleinkinder durch Mangelernährung in der Entwicklung ihrer psychomotorischen und intellektuellen Fähigkeiten beeinträchtigt. Chronische Mangelernährung führe dazu, dass Menschen ihr Leben lang in erhöhtem Maß für Krankheiten anfällig seien. (FAZ Nr. 293/97)
Hier hat er nun heute keinen Freund (69:35)
69:35-37 – Die irdischen Freunde, die er auf Grund seiner Macht und seines Reichtums um sich hatte, vermisst er im jenseitigen Leben. Und die Nahrung, die er den Armen im irdischen Leben vorenthalten hatte, findet er nicht wieder (vgl. oben 69:34). Stattdessen wird er mit Eiter ernährt (vgl. dazu 89:18; 107:3).
und keine Nahrung außer Eiter (69:36)
Siehe 69:35
, den nur die Sünder essen.“ (69:37)
Siehe 69:35
Doch Ich schwöre bei dem, was ihr seht (69:38)
69:38-39 – Dies ist ein ähnlicher Schwur wie der in 56:75; 70:40; 90:1. Wir werden demnach aufgefordert, an die Offenbarung des Qur’an zu glauben (vgl. dazu 6:59; 57:4; 35:11; 35:41 und 6:95-99).
, und bei dem, was ihr nicht seht (69:39)
Siehe 69:38
, dass dies wahrlich das Wort (Allahs durch den Mund) eines ehrwürdigen Gesandten ist. (69:40)
69:40-42 – Dies ist die Aussage eines Gesandten, der sie von Allah her übermittelt; denn der Gesandte spricht nicht von sich aus. Es handelt sich um Muhammad oder Gabriel (Baid, Gät).
Und es ist nicht das Werk eines Dichters; wenig ist das, was ihr glaubt (69:41)
Siehe 69:40
, noch ist es die Rede eines Wahrsagers; wenig ist das, was ihr bedenkt. (69:42)
Siehe 69:40
(Es ist) eine Offenbarung vom Herrn der Welten. (69:43)
69:43 – Die heidnischen Araber konnten sehr wohl wahrnehmen, dass die Offenbarung von einem Mann überbracht wurde, der edel und sanftmütig war und keinerlei eigennützige Absichten verfolgte, und dass seine Anhänger eine Verwandlung erfuhren, wie es das Wort eines Dichters oder Wahrsagers niemals hätte bewirken können. Sie konnten anhand der Sprache sehr wohl feststellen, dass es sich nicht um Dichtung handelte, sondern um eine Botschaft, die mit nichts zu vergleichen war. Darüber hinaus konnten sie die wunderbaren Phänomene in der Natur beobachten, die vor ihren Augen abliefen, und die dort wirksame Gesetzmäßigkeiten erkennen. Was sie jedoch nicht wahrnehmen konnten, war folgendes: Allah (t) allein ist der Schöpfer und Herr des Universums. Alle anderen Wesen sind lediglich Geschöpfe. Die Auferstehung muss unvermeidlich stattfinden, und Muhammad (a.s.s.) war wirklich als Gesandter Allahs beauftragt, ihnen den Qur’an zu übermitteln. (ÜB)
Und hätte er irgendwelche Aussprüche in Unserem Namen ersonnen (69:44)
69:44 – Dies bezieht sich auf die Person des Propheten (a.s.s.).
, hätten Wir ihn gewiss bei der Rechten gefasst (69:45)
69:45-51 – Die rechte Hand ist die Hand der Kraft und des Geschicks. Wer bei seiner rechten Hand ergriffen wird, wird damit daran gehindert, so zu handeln, wie er es will, oder seine Vorhaben auszuführen. (ÜB) (vgl. dazu 2:2-3; 102:5-7).
und ihm dann die Herzader durchschnitten. (69:46)
Siehe 69:45
Und keiner von euch hätte (Uns) von ihm abhalten können. (69:47)
Siehe 69:45
Und wahrlich, es ist eine Ermahnung für die Gottesfürchtigen. (69:48)
Siehe 69:45
Und Wir wissen wahrlich, dass einige von euch Leugner sind. (69:49)
Siehe 69:45
Und wahrlich, es ist ein schmerzhaftes Bedauern für die Ungläubigen. (69:50)
Siehe 69:45
Und wahrlich, es ist die Wahrheit mit aller Gewissheit. (69:51)
Siehe 69:45
Darum preise den Namen deines Allmächtigen Herrn. (69:52)
69:52 – Am Ende dieser schönen Sura schließt der Qur’an mit einer wunderbaren Aufforderung, die an alle Menschen gerichtet und auf dem Vorhergegangenen begründet ist. So gepriesen sei Allah, Dem alle Erhabenheit gehört.