Einleitung
Die Schwächen des schwächeren Geschlechts müssen die Menschen nicht vom gesellschaftlichen Leben abhalten. Harmonie und Vertrauen müssen gelehrt und praktiziert werden, und wenn du versagst, bereue und bessere dich. Der gute Mann sucht gutes für sich und seine Familie. Allah (t) wird die tugendhaften belohnen, selbst wenn sie notgedrungen mit gottlosen Leuten leben müssen, z.B. die Frau Pharaos und Maria (a.s.). Das Gegenteil gilt im Falle der Missetäter, z.B. die Frau Noahs und die Frau Lots.
O Prophet! Warum verbietest du das, was Allah dir erlaubt hat, um nach der Zufriedenheit deiner Frauen zu trachten? Und Allah ist Allvergebend, Barmherzig. (66:1)
66:1 – Das ist ein wirkungsvoller und behutsamer Verweis für den Propheten (a.s.s.), dass sein Bemühen darum, seine Frauen zu erfreuen und zufriedenzustellen nicht so weit gehen darf, dass er sich etwas verbietet, was Allah (t) ihm erlaubt hat. Und da er das tat, so soll er Allah, Den Barmherzigen, um Vergebung bitten und seinen Eid lösen. Obwohl im Qur’an nicht erwähnt wird, was der Prophet sich selbst verboten hatte, erwähnen die Überlieferer und Kommentatoren zwei Ereignisse: Eines davon bezieht sich auf die Koptin Maria (a.s.) und ein anderes darauf, dass er sich selbst das Essen von Honig verbot. Im Falle von Maria (a.s.) geht es darum, dass der Prophet nach dem Vertrag von Al-Hudaibiyya Briefe an die Herrscher der benachbarten Länder schickte, von denen auch einer an den Patriarchen von Alexandria gerichtet war. Dieser nahm zwar nicht den Islam an, empfing aber den Boten freundlich und schickte dem Propheten zwei Sklavinnen, die auf dem Rückweg gläubig wurden. Eine davon, Maria (a.s.), wurde in den Hausstand des Propheten aufgenommen und gebar ihm im Jahre 8 nach der Hidschra seinen Sohn Ibrahim. Eines Tages befand sich der Prophet im Haus seiner abwesenden Frau Hafsa, und Maria (a.s.) gesellte sich zu ihm. Dies nahm Hafsa ihm übel und beklagte sich bei ihm, woraufhin er schwor, sich der ehelichen Beziehungen zu Maria (a.s.) in Zukunft zu enthalten. Die meisten der diesbezüglichen Überlieferungen gehen auf Nachkommen der Prophetengefährten zurück ohne jedoch direkt auf ihn rückführbar zu sein, und in keiner der sechs authentischen Hadith-Sammlungen wird eine einzige Version dieser Geschichte überliefert. Ein anderer Zwischenfall wird bei Al-Bucharyy, Muslim and anderen berichtet, und zwar von ‘A’ischa (r) selbst: Nach dem Nachmittagsgebet besuchte der Prophet alle seine Frauen, wobei es einmal geschah, dass er in Zainabs Haus länger als gewöhnlich blieb; denn sie hatte von jemandem Honig bekommen, den der Prophet sehr gern aß. ‘A’ischa war eifersüchtig und verabredete mit den anderen Frauen, dass sie zu ihm sagen sollten: ”Du riechst nach Magafir“ (dies ist eine Blume mit einem unangenehmen Geruch, der auch auf den Honig übergeht, weil die Bienen davon sammeln). Sie alle wussten, dass der Prophet eine feine Nase hatte und unangenehme Gerüche verabscheute. Der Streich hatte den gewünschten Erfolg, indem der Prophet versprach, nie wieder bei Zainab Honig zu essen. Namhafte Gelehrte halten diese letztere Geschichte für authentisch. Dadurch, dass der Prophet sich selbst die Sache verbot, könnte ein Ausmaß an Auswirkung erreichen, dass auch seine Anhänger dies für verboten gehalten oder gemeint hätten, es wäre nicht schädlich, sich selbst etwas zu verbieten. Die sanften Worte der Ermahnung, die in 33:28-34 an die Frauen des Propheten gerichtet wurden, erläutern die Situation weit besser als irgendein Kommentar. Wäre der Prophet ein gewöhnlicher Ehemann gewesen, dann hätte er zwischen seinen privaten Gefühlen und seinen öffentlichen Pflichten nicht das Gleichgewicht halten können. Er war jedoch kein gewöhnlicher Ehemann und gab seine Enthaltsamkeit auf, als er die höheren Pflichten erkannte, die ihm auferlegt waren und die Versöhnung forderten. Damit wird nicht nur der Prophet selbst getadelt, sondern auch seine Frauen werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie in ihrer Eigenschaft als Frauen des Propheten nicht die damit verbundene Verantwortung richtig erkannt hatten. (ÜB)
Wahrlich, Allah hat für euch die Lösung eurer Eide angeordnet, und Allah ist euer Beschützer; und Er ist der Allwissende, der Allweise. (66:2)
66:2 – Die Ablösung von Schwüren dieser Art lautet: Wenn deine Schwüre dich daran hindern, Gutes zu tun oder richtig zu handeln oder zwischen Menschen Frieden zu stiften, dann solltest du für diese Schwüre eine Sühneleistung bringen, dich aber nicht vom Guten abhalten lassen. Unter solchen Umständen muss ein Schwur gebrochen und gesühnt werden (ÜB) (vgl. dazu 2:224).
Und als der Prophet sich zu einer seiner Frauen im Vertrauen geäußert hatte und sie es dann kundtat und Allah ihm davon Kenntnis gab, da ließ er (sie) einen Teil davon wissen und verschwieg einen Teil. Und als er es ihr vorhielt, da sagte sie: ”Wer hat dich davon unterrichtet?“ Er sagte: ”Unterrichtet hat mich der Allwissende, der Allkundige.“ (66:3)
66:3-5 – Wer diese beiden Frauen waren und welche vertrauliche Angelegenheit sie an die Öffentlichkeit dringen ließen, wird nicht ausdrücklich erwähnt. Nach den authentischen Überlieferungen reagierte der Prophet darauf, indem er seine Frauen so lange mied, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand, der Prophet hätte sich von seinen Frauen geschieden. Dies teilte ein Freund ‘Umars in einer Nacht mit. Er klopfte so heftig an ‘Umars Tür, dass dieser erschrak, und ihn fragte, ob die Römer einmarschiert wären. Der Freund sagte, nein, es sei etwas Schlimmes passiert, der Prophet hätte sich von seinen Frauen geschieden. Am nächsten Morgen ging ‘Umar zuerst zu seiner Tochter Hafsa. Sie konnte ihm nicht sagen, ob der Prophet sich von ihr geschieden hatte. Daraufhin versuchte er dreimal hintereinander vergeblich Einlass zum Propheten zu bekommen. Dann bekam er die Erlaubnis. Er fragte ihn, ob er sich von seinen Frauen geschieden habe. Der Prophet verneinte dies. ‘Umar versuchte dann, die Sorge des Propheten zu zerstreuen und ihn etwas aufzuheitern. Er erzählte von den Frauen der Al-Ansar, die immer ihre Ehemänner dominierten, und wie die Frauen der Auswanderer diese “Unsitte” von den Frauen der Al-Ansar lernten. Der Prophet lächelte. Dann erzählte er ihm, wie er seine Tochter davor gewarnt hatte, sich mit ihrer hübschen Nachbarin (gemeint ist ‘A’ischa) zu messen. Über das neidische Verhalten einiger Gattinnen des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte ‘Umar: ”Vielleicht gibt ihm sein Herr, wenn er sich von euch Frauen scheidet, bessere Frauen!“ Die Entscheidung Allahs darüber im Qur’an wurde im 9. Jahr n.H. in Al-Madina offenbart. (vgl. den Titel: “Al-Faruq ‘Umar Ibn Al-Chattab”, Islamische Bibliothek; ferner 4:34; 9:112; 33:28-30, 35, 56; 42:38).
Wenn ihr beide (Frauen des Propheten) euch Allah reumütig zuwendet, so sind eure Herzen bereits (dazu) geneigt. Doch wenn ihr euch gegenseitig gegen ihn unterstützt, wahrlich, dann ist Allah sein Beschützer; und Gabriel und die Rechtschaffenen unter den Gläubigen (sind ebenso seine Beschützer); und außerdem sind die Engel (seine) Helfer. (66:4)
Siehe 66:3
Vielleicht wird sein Herr ihm, wenn er sich von euch scheidet, an eurer Stelle bessere Frauen als euch geben, muslimische, gläubige, gehorsame, reuige, fromme, fastende (Frauen), Thaiyibat und Jungfrauen. (66:5)
Siehe 66:3
O ihr, die ihr glaubt, rettet euch und die Euren vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind, worüber strenge, gewaltige Engel gesetzt sind, die Allah nicht ungehorsam sind in dem, was Er ihnen befiehlt, und die alles vollbringen, was ihnen befohlen wird. (66:6)
66:6-8 – Die muslimischen Männer werden hier vor der drohenden Gefahr des Höllenfeuers gewarnt, um sich selbst, ihre Frauen und Kinder zu retten; denn sie tragen als Oberhäupter ihrer Familien die Verantwortung vor Allah (t), alles zu unternehmen, um die Ihren zu ihrem Glück im Diesseits und im Jenseits zu erzwingen. Dies ist nur durch die Ausübung ihrer Autorität gegenüber ihren Frauen und durch die Erziehung ihrer Kinder möglich. Alle sollen nach den Geboten Allahs leben. (vgl. dazu 2:24; 57:12; 74:31).
O ihr, die ihr ungläubig seid, bringt heute keine Entschuldigung vor. Ihr werdet nur für das belohnt, was ihr zu tun pflegtet. (66:7)
Siehe 66:6
O ihr, die ihr glaubt, wendet euch in aufrichtiger Reue zu Allah. Vielleicht wird euer Herr eure Übel von euch nehmen und euch in Gärten führen, durch die Bäche fließen; am Tage, da Allah den Propheten nicht zuschanden macht, noch jene, die mit ihm glauben. Ihr Licht wird vor ihnen hereilen und auf ihrer Rechten (sein). Sie werden sagen: ”Unser Herr, mache unser Licht für uns vollkommen und vergib uns; denn Du hast Macht über alle Dinge.“ (66:8)
Siehe 66:6
O Prophet! Bekämpfe die Ungläubigen und die Heuchler, und sei streng gegen sie. Ihre Herberge wird Dschahannam sein, und dies ist ein schlimmes Ende! (66:9)
66:9 – Demnach gilt, dass der Prophet (a.s.s.) gegen die Ungläubigen und die Heuchler mit allen Mitteln kämpfen darf. Dazu gehört auch, dass er sie streng und rauh behandelt, sie meidet und aus der Gemeinschaft der Muslime verbannt (vgl. dazu 9:73, 74). Die Heuchler verwenden zwar keine Waffen gegen die Muslime, verwenden aber gefährliche Mittel, um Zwietracht und Verwirrung in ihren Reihen zu stiften. Sie verbreiten darüber hinaus Lügen und schwören dabei, dass sie die Wahrheit sagen. Damit sind sie gefährlicher als die offenkundigen Feinde, die ihr wahres Gesicht nicht verbergen.
Allah legt denen, die ungläubig sind, das Beispiel von Noahs Frau und von Lots Frau vor: Diese waren unter zwei Unserer rechtschaffenen Diener, doch sie handelten untreu an ihnen. Darum nützten sie ihnen nichts gegen Allah, und es wurde gesprochen: ”Geht ihr beide ins Feuer ein, zusammen mit denen, die (darin) eingehen!“ (66:10)
66:10 – Nachdem Allah (t) im Qur’an über die Frauen des Propheten (a.s.s.) und von Warnung an die Männer, dass sie sich selbst und die Ihren vor dem Höllenfeuer retten sollen, gesprochen hat, gibt Er hier das Beispiel von zwei Frauen, die durch ihre Bindung zu zwei Propheten nicht von der Strafe des Höllenfeuers verschont geblieben sind. Denn vor Allah (t) gilt die persönliche Verantwortlichkeit, und keine Seele kann die Verdienste einer anderen beanspruchen. Selbst die Frauen des Propheten können das gleiche Schicksal erleiden, wenn sie sich nicht zu ihrem eigenen Heil beitragen. (vgl. 7:83; 11:36-48, 80-81; 15:67-72; 26:165-175; 27:54-58 und die Anmerkung dazu).
Und Allah legt denen, die glauben, das Beispiel von Pharaos Frau vor, als sie sagte: ”Mein Herr! Baue mir ein Haus bei Dir im Paradies und befreie mich von Pharao und seinen Taten und befreie mich von dem Volk der Ungerechten!“ (66:11)
66:11-12 – Nach dem schlechten Beispiel von zwei Frauen in 66:10, folgt hier ein treffliches Beispiel von der Frau des Pharao, die gläubig war und ein Bittgebet zu ihrem wahren Gott richtete, Er möge ihr ein Haus bei Ihm im Paradies bauen, und sie von Pharao und seinen Taten befreien. Sie suchte bei ihrem Herrn besseren Ersatz für den weltlichen Glanz des pharaonischen Hofes. Dieses wunderbares Gleichnis hat Allah (t) am Ende dieser eindrucksvollen Sura aufgestellt, damit die Muslime wissen, dass es ihnen nichts schadet, wenn sie dazu genötigt werden, unter den Leugnenden zu leben, solange sie an ihrem Glauben an Allah (t) und den Gesandten festhalten. Die Frau des Pharao ist traditionell unter dem Namen “Asia” bekannt, eine – nach Aussage des Propheten – der vier vollkommenen Frauen der Welt, wobei die anderen drei Maria, die Mutter Jesu, Chadidscha, die Frau des Propheten Muhammad, und Fatima, seine Tochter, sind. (vgl. 3:35, 39; 15:29; 19:16-29; 21:91; 28:9; 32:9 und die Anmerkung dazu).
Und (Allah legt das Beispiel) von Maria, der Tochter ‘Imrans, (vor) die ihre Scham bewahrte – darum hauchten Wir von Unserem Geist in diese ein; und sie glaubte an die Worte ihres Herrn und an Seine Schrift und war eine der Gehorsamen. (66:12)
Siehe 66:11