Einleitung
Diese Sura ist ebenso eine frühe makkanische Sura. Alle Zeichen Allahs, einschließlich der früheren Offenbarungen, deuten daraufhin, dass Allahs letztes Gericht an einem bestimmten Tage stattfinden wird. An diesem Tag werden die Übeltäter gerecht bestraft werden, während diejenigen, die Gutes tun, erfolgreich sein werden. Preise nur Allah. Denn alle von den Ungläubigen aufgezählten Ansichten entbehren jeglicher Grundlage. Sie haben versagt, Allahs Botschaft zu begreifen. Lobe Allah, insbesondere während der Stille der Nacht und in den herrlichen ruhigen Stunden der Morgenröte.

Bei dem Berg (52:1)
52:1-8 – In den Versen 1-6 dieser Sura erfahren wir die Form eines Schwures. Die Verse 7-28 dagegen bestätigen nachdrücklich zukünftige Ereignisse, nämlich das Eintreffen des Tages des Jüngsten Gerichts und die Vergänglichkeit dieser Welt (Vers 7-10), die zukünftigen Folgen übler Handlungen (Vers 11-16) und die zukünftige Verwirklichung der Glückseligkeit und der Liebe und Barmherzigkeit Allahs (Vers 17-28). Ab dem ersten Vers handelt es sich um den Berg Sinai, auf dem Moses (a.s.) die Gesetzestafeln empfing. (vgl. dazu 95:1-3). Im Vers 52:3 handelt es sich um die Schrift, die Moses (a.s.) offenbart wurde; denn Juden und Christen schrieben ihre offenbarten Schriften auf solches Pergament. Das viel besuchte Haus ist die Al-Ka‘ba in Makka. Die hochgehobene Decke ist der Himmel, unter dem wir leben und die gewaltige Schöpfung Allahs täglich mit eigenen Augen betrachten können. Mit dem “brennenden Meer” ist die Szene am Jüngsten Tag gemeint, an dem die Meere in Brand geraten werden, und zwar in einer Weise, dass die versammelten Menschen von ihnen eingeschlossen werden. Nach diesem göttlichen Schwur in den genannten fünf Punkten, erfolgt die Textaussage in diesem Versblock, nämlich: “Wahrlich, die Strafe deines Herrn trifft sicher ein”. Hiermit werden die Ungläubigen ermahnt.

und bei dem Buch, das geschrieben ist (52:2)
Siehe 52:1

auf feinem, ausgebreitetem Pergament (52:3)
Siehe 52:1

; und bei dem viel besuchten Haus (52:4)
Siehe 52:1

; und bei der hochgehobenen Decke (52:5)
Siehe 52:1

; und beim brennenden Meer! (52:6)
Siehe 52:1

Wahrlich, die Strafe deines Herrn trifft sicher ein. (52:7)
Siehe 52:1

Niemand kann sie abwehren (52:8)
Siehe 52:1

am Tage, an dem der Himmel heftig schwankt (52:9)
52:9-16 – Der stabile Himmel, unter dem wir uns sicher fühlen und darüber kein Bedenken haben, dass er zusammenstürzt, wird am Tage des Jüngsten Gerichts seine Stabilität verlieren und zu schwanken beginnen. Die massiven Berge gelten ebenfalls als Symbol der Festigkeit und Stabilität. Ihr diesbezüglicher Zustand wird dann an jenem Tag ganz anderes. (vgl. dazu 78:20). Nach der Erwähnung dieser beiden überdimensionalen Ereignissen mit dem Himmel und den Bergen erfolgt wiederum eine zweite Ermahnung (s. die erste oben in 52:7).

und die Berge sich von der Stelle bewegen. (52:10)
Siehe 52:9

Wehe also an jenem Tage den Leugnern (52:11)
Siehe 52:9

, die mit eitler Rede ein Spiel treiben! (52:12)
Siehe 52:9

Am Tage, wenn sie nach und nach in Dschahannam gestoßen werden, (wird gesprochen) (52:13)
Siehe 52:9

: ”Das ist das Feuer, das ihr zu leugnen pflegtet. (52:14)
Siehe 52:9

Ist dies wohl ein Zauberwerk, oder seht ihr es etwa nicht? (52:15)
Siehe 52:9

Brennt darin; und ob ihr euch geduldig oder ungeduldig erweist, es wird für euch gleich sein. Ihr werdet nur für das entlohnt, was ihr getan habt.“ (52:16)
Siehe 52:9

Wahrlich, die Gottesfürchtigen sind in Gärten in (einem Zustand) der Wonne (52:17)
52:17-20 – In diesem Versblock handelt es sich um die bekannte Parallelität des Qur’an. D.h., dass jedesmal, wenn Allah (t) von der Belohnung der rechtschaffenen Diener im Paradies spricht (vgl. 38:49-54), berichtet Er von der Bestrafung der Ungläubigen, und zwar aus dem Prinzip der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit zugleich, weil die Botschaft stets diese Eigenschaft hat: Als frohe Botschaft und als Warnung. (vgl. 17-20; 18:31; 21-24; 37:40-49; 44:54; 55:54).

; sie erfreuen sich der Gaben, die ihr Herr ihnen beschert hat, und ihr Herr wird sie vor der Pein der Al-Dschahim bewahren. (52:18)
Siehe 52:17

”Esst und trinkt und lasst es euch wohl bekommen für das, was ihr getan habt.“ (52:19)
Siehe 52:17

Gelehnt werden sie sein auf Ruhebetten in Reihen. Und Wir werden sie mit Huris vermählen. (52:20)
Siehe 52:17

Und diejenigen, die glauben und (diejenigen, die ihnen) folgen im Glauben von ihren Nachkommen – mit denen wollen Wir ihre Nachkommen vereinen. Und Wir werden ihnen ihre Werke nicht im Geringsten schmälern. Jedermann ist von dem abhängig, was er gewirkt hat. (52:21)
52:21-28 – Darüber sagte Ibn ‘Abbas (r): ”Allah erhöht die Rangstufe der gläubigen Nachkommen eines Gottesfürchtigen, damit sie mit ihm im Paradies auf seine höhere Rangstufe kommen, und er noch glücklicher wird, ohne dass er von seiner Rangstufe etwas einbüßt.“ Dies bezieht sich auf Kinder, die nach ihrem Heranwachsen ihren Eltern im Glauben und guten Handlungen aus eigener Initiative und aus freiem Willen gefolgt sind. (vgl. dazu 37:47; 56:17-19).

Und Wir werden sie mit Früchten und Fleisch versorgen, wie sie es nur wünschen mögen. (52:22)
Siehe 52:21

Dort werden sie nach einem Becher greifen, durch den man weder zu sinnlosem Gerede noch zu Sündhaftigkeit verleitet wird (52:23)
Siehe 52:21

; und sie werden von ihren Jünglingen bedient, als ob sie wohlverwahrte Perlen wären. (52:24)
Siehe 52:21

Und sie wenden sich fragend aneinander (52:25)
Siehe 52:21

, (und) sie sagen: ”Wahrlich, früher bei unseren Angehörigen waren wir ängstlich (52:26)
Siehe 52:21

, doch Allah ist uns Gnädig gewesen und hat uns vor der Pein des sengenden Windes bewahrt. (52:27)
Siehe 52:21

Wir pflegten vormals zu Ihm zu beten. Er ist der Gütige, der Barmherzige.“ (52:28)
Siehe 52:21

So ermahne darum; du bist auf Grund der Gnade deines Herrn weder ein Wahrsager noch ein Besessener. (52:29)
52:29 – Damit ist in erster Linie der Prophet angesprochen, dass er – trotz aller ihrer Anschuldigungen – seinen Auftrag fortsetzt. Durch den Vorwurf gegen den Propheten (a.s.s.) wollten die Banu Quraisch ihn in den Augen der Menschen herabsetzen und unglaubwürdig machen. Sie erwarteten, dass ihn ein Unheil trifft, so dass sie ihn loswerden. Sie glaubten ferner, der Prophet würde sich im Laufe der Zeit durch seine Verkündigung den Zorn ihrer Götter zuziehen, oder ein Anhänger dieser Gottheiten würde sich an ihm vergehen. (vgl. 9:52; 10:37-39; 14:9; 17:88; 51:53).

Oder sagen sie etwa: ”(Er ist) ein Dichter; wir wollen das Unheil abwarten, das die Zeit über ihn bringen wird.“? (52:30)
Ohne Tafsir

Sprich: ”Wartet nur! Ich bin mit euch bei den Wartenden.“ (52:31)
Ohne Tafsir

Ist es ihr Verstand, der ihnen solches anbefiehlt, oder sind sie ein widerspenstiges Volk? (52:32)
Ohne Tafsir

Oder sagen sie etwa: ”Er hat ihn (den Qur’an) aus der Luft gegriffen.“? Nein, aber sie wollen es nicht glauben. (52:33)
Ohne Tafsir

Lass sie denn eine Verkündigung gleicher Art herbeibringen, wenn sie die Wahrheit sagen! (52:34)
Ohne Tafsir

Oder sind sie wohl durch nichts erschaffen worden, oder sind sie gar selbst die Schöpfer? (52:35)
52:35-39 – Alle diese Fragen sind keine Fragen im sprachlichen Sinne, sondern eine Herausforderung bzw. eine Provokation, um die Götzendiener zu bewegen, zur Realität zu kommen. Der altarabische Aberglaube, die Engel seien Töchter Allahs, war besonders gotteslästerlich, weil die Araber Töchter verachteten und als Demütigung empfanden. (vgl. dazu 6:35, 50; 16:57-58).

Oder schufen sie die Himmel und die Erde? Nein, aber sie haben keine Gewissheit. (52:36)
Siehe 52:35

Oder gehören ihnen die Schätze deines Herrn, oder sind sie die Herrschenden? (52:37)
Siehe 52:35

Oder haben sie eine Leiter, auf der sie lauschen können? Dann möge ihr Lauscher einen deutlichen Beweis beibringen. (52:38)
Siehe 52:35

Oder hat Er wohl die Töchter, und habt ihr die Söhne? (52:39)
Siehe 52:35

Oder verlangst du einen Lohn von ihnen, so dass sie mit einer Schuldenlast beladen sind? (52:40)
52:40-41 – Der Qur’an betont an mehreren Stellen, auch hier über Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, dass Propheten keinen Lohn verlangen. Diese Frage enthält auch einen feinen Hinweis auf die selbsternannten religiösen Führer und Wächter überall in der Welt. So waren auch die religiösen Führer, Priester und Gelehrten im heidnischen Arabien mit dem Geschäft der Religion befasst. Nach den im Versblock 52:35-39 gestellten Fragen (s. oben), ergeben sich hier weitere Fragen, wiederum als Herausforderung. (vgl. dazu 68:47).

Oder haben sie Kenntnis von dem Verborgenen, so dass sie (es) niederschreiben? (52:41)
Siehe 52:40

Oder beabsichtigen sie, eine List anzuwenden? Die Ungläubigen sind es, die überlistet werden. (52:42)
52:42-43 – Dies bezieht sich in erster Linie auf die geheimen Pläne der makkanischen Götzendiener gegen den Propheten (a.s.s.) mit dem Ziel, seine Botschaft zu bekämpfen und ihn zu töten. (vgl. dazu 4:82). Im Anfangsstadium in Makka, als der Prophet über keinerlei Macht und Hilfe verfügte – außer ein paar schlecht ausgerüsteten Muslimen, während der größte Teil, des Volkes ihn anfeindete, schien die Auseinandersetzung zwischen Islam und Unglauben völlig ungleich. Keiner konnte sich damals vorstellen, dass sich nach ein paar Jahren die Lage völlig umkehren würde. Ein oberflächlicher Beobachter hätte im Gegenteil vorausgesagt, dass der starke Widerstand der Banu Quraisch letztendlich der Botschaft des Islam ein Ende setzen würde. Mit dieser Voraussage hier werden die Ungläubigen herausgefordert. (ÜB)

Oder haben sie einen (anderen) Gott statt Allah? Hocherhaben ist Allah über all das, was sie (Ihm) beigesellen. (52:43)
Siehe 52:42

Und sähen sie ein Stück vom Himmel niederfallen, würden sie sagen: ”(Das ist nur) ein Haufen Wolken.“ (52:44)
52:44-47 – Die Götzendiener von Makka sind nicht bereit zuzugeben, dass Muhammad (a.s.s.) die Wahrheit spricht. (vgl. dazu 39:68). Der Qur’an betont die Tatsache, dass jede böse Handlung auf die eine oder andere Weise Folgen haben muss, selbst in diesem Leben, und zwar gegen denjenigen, der sie begeht, indem er entweder die Zuneigung der Menschen in seiner Umgebung verliert und innerlich vereinsamt, oder indem Umstände entstehen, die es ihm unmöglich machen, Glück und Zufriedenheit zu erlangen. Diese angedrohte Strafe im Diesseits traf sie in der Schlacht von Badr durch die Vielzahl der Gefallenen und der Gefangenen und die demütigende Niederlage, und bei allen folgenden Schlachten bis zur Eroberung von Makka durch den Propheten (a.s.s.) und seine siegreichen Gefährten. (vgl. 32:20-22 und die Anmerkung dazu).

So lass sie allein, bis sie ihrem Tag begegnen, an dem sie vom Blitzschlag getroffen werden (52:45)
Siehe 52:44

, dem Tag, an dem ihnen ihre List nicht im Geringsten nützt, noch wird ihnen geholfen werden. (52:46)
Siehe 52:44

Und für jene, die freveln, ist wahrlich (noch) eine Strafe außer dieser (bestimmt). Jedoch die meisten von ihnen wissen es nicht. (52:47)
Siehe 52:44

So sei denn geduldig mit dem Befehl deines Herrn; denn du stehst unter Unserer Aufsicht; und lobpreise deinen Herrn, wenn du aufstehst. (52:48)
52:48 – Damit ist in erster Linie der Prophet angesprochen. Er wird hier aufgefordert, die äußerste Mühe aufzuwenden, um Allahs Botschaft zu verkünden. Über die Ergebnisse hat er jedoch keine Verfügungsgewalt. Er muss geduldig abwarten in der Gewissheit, dass Allah (t) ihn nicht vergessen hat, sondern ständig über ihn wacht und ihm Seinen Schutz zukommen lässt. Das Gebot der Lobpreisung Allahs nach dem Aufstehen gilt sowohl für den Propheten (a.s.s.) als auch für die Gläubigen zu allen Zeiten. (vgl. dazu 26:218).

Und preise Ihn auch während eines Teils der Nacht und beim Weichen der Sterne. (52:49)
52:49 – Zu diesem eindrucksvollen Schluss dieser segensreichen Sura wird hier erwähnt, dass die Lobpreisung Allahs in 52:48 ferner in bestimmten Zeiten erfolgen soll, und zwar in der herrlichen Stunde der Nachtstille und in der Morgendämmerung (vgl. dazu 113:1ff.).