Einleitung
Diese Sura wurde im Jahre 9 n.H. offenbart, als viele Abordnungen aller Art Al-Madina besuchten, um ihren Treueschwur dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu leisten. Verhalte dich nach den Anstandsregeln des Qur’an und respektiere die Führerschaft, indem du dich in der Gegenwart des Oberhauptes nicht vorbehaltslos hervortretend benimmst. Erhebe nicht deine Stimme, wenn du mit deinem Führer sprichst. Verlasse dich nicht auf bloße Gerüchte, ohne diese auf Wahrheitsgehalt zu prüfen. Stifte Frieden zwischen streitenden Parteien von Gläubigen mit Gerechtigkeit. Erinnere dich, dass die Gläubigen eine einzige brüderliche Gemeinschaft sind. Lache nicht andere aus, spreche nicht schlecht über sie, mache keine verletzenden Bemerkungen oder rufe andere bei angreifenden Spitznamen. Meide so oft wie möglich Verdächtigungen, spioniere nicht hinter anderen, noch begehe eine üble Nachrede. Alle Menschen sind Nachkommen von einem Mann und einer Frau. Gewiss, der meist geehrte unter euch vor Allah ist der rechtschaffenste unter euch. Ehre ist nicht von Hautfarbe und Rasse abhängig. Um gläubig zu sein heißt nicht, ein Lippenbekenntnis abzugeben, sondern Allahs Willen zu akzeptieren und für Seine Sache zu kämpfen. Wenn du den Islam annimmst, tust du nicht anderen einen Gefallen, sondern es ist eine Rechtleitung für dich selbst.

O ihr, die ihr glaubt, kommt nicht Allah und Seinem Gesandten zuvor, und fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist Allhörend, Allwissend. (49:1)
49:1 – Durch diese Worte und die Bestimmungen der darauffolgenden Verse beschäftigt sich diese Sura mit der feinen und edlen Erziehung der Muslime in Bezug auf ihr Verhalten Allah (t) und Seinem Gesandten gegenüber. Nur die Gläubigen werden hier angesprochen. Was diesen Vers angeht, ist folgendes zu berichten: Wir Muslime glauben, dass uns die Rechtleitung Allahs nach den Vorschriften des Qur’an und der Sunna des Propheten (a.s.s.) gegeben wurde. Es gibt also keinen Grund dafür, dass wir diese beiden Quellen der Offenbarung missachten oder Entscheidungen treffen, die in Widerspruch zu diesen beiden Quellen entstehen würden. Dies bedeutet, dass keine muslimische Regierung, kein Gerichtshof und kein Parlament kann Gesetze erlassen, die nicht mit diesen beiden Quellen übereinstimmen. Als unser Prophet (a.s.s.) Mu‘ath Ibn Dschabal als Richter in den Jemen schickte, fragte er ihn: ”Auf welcher Grundlage wirst du deine Entscheidungen fällen?“ Mu‘ath antwortete: ”Nach dem Buch Allahs.“ ”Und wenn du darin kein entsprechendes Gebot findest, wonach richtest du dich dann?“, fragte der Prophet weiter. ”Nach der Sunna Seines Gesandten“, erwiderte Mu‘ath. Schließlich fragte der Prophet: ”Und wenn du auch da keine Bestimmung findest?“ ”Dann“, erwiderte Mu‘ath, ”werde ich mich bemühen, selbst eine Entscheidung zu treffen.“ Darauf schlug der Prophet leicht mit seiner Hand auf die Brust des Mu‘ath und sagte: ”Alles Lob gebührt Allah, Der dem Abgesandten des Gesandten Allahs dazu geholfen hat, eine Verhaltensweise zu finden, die Allah und Sein Gesandter lieben.“

O ihr, die ihr glaubt, erhebt nicht eure Stimmen über die Stimme des Propheten und redet nicht so laut zu ihm, wie ihr zueinander redet, so dass eure Werke nicht eitel werden, ohne dass ihr es merkt. (49:2)
49:2-3 – Nach den ersten Bestimmungen in Bezug auf die edle Erziehung der Muslime (vgl. oben 49:1) werden hier andere Gebote erwähnt: Die Respektlosigkeit und Grobheit gegenüber dem Propheten (a.s.s.) und allen seiner Nachfolger nach ihm ist zu unterlassen. Al-Bucharyy erwähnt folgenden Hadith, in dem Ibn Abi Malika erzählte: ”Abu Bakr und ‘Umar wären beinahe verloren gewesen, als ihre Stimmen in der Gegenwart des Propheten laut wurden. Das war im 9. Jahr nach der Hidschra als die Abordnung von Banu Tamim zu ihm kam. Einer der beiden schlug dem Propheten den Al-Aqra‘ Ibn Habis als Sprecher vor, während der andere für einen anderen war. Da sagte Abu Bakr zu ‘Umar: ”Du willst mir nur widersprechen.“ Und ‘Umar erwiderte: ”Das will ich nicht!“ Und sie wurden laut im Streit. Darauf offenbarte Allah (t) diesen Vers. Ibn Az- Zubair sagte: ”‘Umar sprach nachher nie in der Gegenwart des Propheten, bevor der Prophet ihn nach seiner Meinung fragte.“ Von Abu Bakr wurde erzählt, dass er zum Propheten sagte: ”O Gesandter Allahs, von nun an werde ich zu dir nur flüsternd sprechen.“ Ahmad Ibn Hanbal berichtet: Anas Ibn Malik sagte: ”Als dieser Vers offenbart wurde, sagte Thabit Ibn Quais, der gewöhnlich eine laute Stimme hatte: ”Das war ich, der seine Stimme in der Gegenwart des Propheten erhob, ich bin unter den Genossen der Hölle. Meine Werke sind nichtig.“ Er war sehr besorgt über sein Verhalten und blieb zuhause. Der Prophet fragte nach ihm, als er ihn vermisste. Einige Gefährten des Propheten gingen zu ihm und teilten ihm mit, dass der Prophet nach ihm fragte. Er sagte: ”Ich bin derjenige, der die Stimme des Propheten übertönte, ich bin einer der Höllenbewohner.“ Die Gefährten gingen zum Propheten zurück und berichteten ihm, was Thabit gesagt hatte. Der Prophet sagte: ”Nein, er ist vielmehr einer der Bewohner des Paradieses.“ (vgl. 4:65)

Wahrlich, diejenigen, die ihre Stimmen dämpfen in der Gegenwart des Gesandten Allahs, sind es, deren Herzen Allah zur Gottesfurcht geläutert hat. Für sie ist Vergebung und ein gewaltiger Lohn (bereitet). (49:3)
Siehe 49:2

Wahrlich, jene, die dich von außerhalb der Gemächer her rufen – die meisten von ihnen haben keinen Verstand. (49:4)
49:4-5 – Demnach ist diese Sura “Al-Hudschurat” (Die Gemächer) genannt. Den Propheten aus seinen Wohnräumen herauszurufen beweist Respektlosigkeit ihm gegenüber. Während sich dies in erster Linie auf den Propheten bezieht, kann es auch in Bezug auf jedes Oberhaupt der Gemeinschaft verstanden werden, der ein Nachfolger des Propheten ist und in seinem Namen regiert. Bei den Muslimen ist es sogar Brauch geworden, beim Besuch des Grabes des Propheten in Al-Madina nicht laut zu reden bzw. zu rufen. Zahlreiche Vorfälle sind uns diesbezüglich überliefert worden, und aufgrund seiner milden Veranlagung ertrug der Prophet (a.s.s.) dies alles, bis Allah (t) Selbst in Seiner Offenbarung Einspruch erhob. Er wird ihnen das vergeben, was bisher geschehen ist, wodurch sie Seinem Gesandten Unannehmlichkeiten verursacht haben, aber sie sollten in Zukunft von solchem Verhalten Abstand nehmen. (ÜB)

Und wenn sie sich geduldeten, bis du zu ihnen herauskämest, so wäre es besser für sie gewesen. Doch Allah ist Allvergebend, Barmherzig. (49:5)
Siehe 49:4

O ihr, die ihr glaubt, wenn ein Frevler euch eine Kunde bringt, so vergewissert euch (dessen), damit ihr nicht anderen Leuten in Unwissenheit ein Unrecht zufügt und hernach bereuen müsst, was ihr getan habt. (49:6)
49:6-8 – Zum dritten Mal seit Anfang dieser Sura fordert Allah (t) die Gläubigen zu bestimmten Verhaltensweisen auf. Beim Empfang von Nachrichten muss hier der Leumund deren Vermittler maßgebend sein. Wenn der Berichterstatter Muslim, geistig gegenwärtig und einen guten Ruf in der Gemeinde genießt, so ist ihm unter seiner Verantwortung Glauben zu schenken. Die Vorschrift in diesem Vers hebt nicht die Zahl von Zeugen in manchen Rechtsfragen auf, die zwei oder vier Zeugen voraussetzt. Die Kommentatoren sind der Ansicht, dies beziehe sich auf Al- Walid Ibn ‘Uqba, der zu den Banu Al-Mustaliq geschickt wurde, nachdem diese den Islam angenommen hatten, um die Zakah einzunehmen. Als er sich dem Gebiet dieses Stammes näherte, bekam er aus irgendeinem Grund auch immer Angst, kehrte nach Al-Madina zurück und berichtete, sie hätten sich geweigert, die Zakah zu zahlen, und ihn sogar töten wollen. Der Prophet wurde daraufhin zornig und beschloss, eine Strafexpedition zu ihnen zu schicken. Inzwischen kam jedoch der Führer des Stammes Al-Harith Ibn Dinar, der Vater von Dschuwairiyya, der Frau des Propheten (a.s.s.) nach Al-Madina und sagte: ”Bei Allah, wir haben Al-Walid gar nicht gesehen; umso weniger konnte es überhaupt zur Debatte stehen, die Zahlung der Zakah zu verweigern, geschweige denn ihn zu töten. Wir sind standhaft im Glauben und haben keine Absicht, die Zakah zu enthalten.“ Daraufhin wurde dieser Vers offenbart. Aufgrund eines falschen Berichtes wäre beinahe großes Unheil angerichtet worden; deswegen wird den Muslimen die Überprüfung aller Nachrichten nahegelegt. Aufgrund dieses Prinzips entstand übrigens die Hadith-Wissenschaft und wurden die Überlieferungen von Hadith-Texten kritisch überprüft. Die islamischen Rechtsgelehrten haben ferner aus dem Wortlaut dieses Verses eine segensreiche Lehre entwickelt, welche lautet: Wenn ein Überbringer von Nachrichten unter den Muslimen völlig unbekannt ist, so soll man bei ihm die juristisch fingierte Frevelhaftigkeit voraussetzen und seinen Fall mit der gebotenen Vorsicht behandeln, damit man den Betroffenen durch Unwissenheit kein Unrecht zufügt.

Und wisst, dass der Gesandte Allahs unter euch ist. Würde er sich in so vielen Dingen nach euren Wünschen richten, würdet ihr sicher in Bedrängnis kommen; jedoch Allah hat euch den Glauben lieb gemacht und sehr begehrenswert für eure Herzen; und Er hat euch Unglauben, Widersetzlichkeit und Ungehorsam verabscheuenswert gemacht. Das sind jene, die der rechten Bahn folgen (49:7)
Siehe 49:6

durch die Huld und die Gnade Allahs. Und Allah ist Allwissend, Allweise. (49:8)
Siehe 49:6

Und wenn zwei Parteien der Gläubigen einander bekämpfen, dann stiftet Frieden zwischen ihnen; wenn jedoch eine von ihnen sich gegen die andere vergeht, so bekämpft diejenige, die im Unrecht ist, bis sie sich Allahs Befehl fügt. Fügt sie sich, so stiftet in Gerechtigkeit Frieden zwischen ihnen und seid gerecht. Wahrlich, Allah liebt die Gerechten. (49:9)
49:9-10 – Angesprochen sind hier alle Muslime zu allen Orten und Zeiten. Wenn der Islam die Brüderlichkeit unter den Gläubigen als Gebot vorschreibt, so ist es in manchen Fällen unvermeidbar, bei Streitigkeiten zu einem bewaffneten Kampf in den Reihen der Muslime zu übergehen (vgl. dazu den Titel: “Die Brüderlichkeit im Islam”, Islamische Bibliothek). Dies ist ohne jeden Zweifel ein Werk Satans, der sofort nach der Ermordung des zweiten Kalifen ‘Umar Ibn Al-Chattab Gelegenheit hatte, zwischen den Muslimen zur Zeit der beiden Kalifen ‘Uthman Ibn ‘Affan und ‘Alyy Ibn Abi Talib Zwietracht und blutige Kämpfe auszulösen. Hier erklärt uns Allah (t), dass der Kampf zwischen Muslimen ihre Eigenschaft als “Muslime” nicht aufhebt. Er fordert vielmehr die ganze islamische Welt auf, sofort einzugreifen, um Frieden unter den beiden Kampfparteien zu stiften, oder den Kampf zwischen den beiden mit Gewalt zu beenden, damit das Blut der “Brüder” nicht mit Unrecht vergossen wird. Zu diesem Gebot wird betont, dass die Gläubigen “Brüder” sind, auch dann, wenn sie sich gegenseitig verfeindet sind. Die beiden Parteien sollen sich dann dem fügen, was nach der Offenbarung und der Sunna des Gesandten Allahs recht ist und eine Haltung aufgeben, die Streit verursacht. (vgl. den Titel: “Die Rechtgeleiteten Kalifen”, Islamische Bibliothek). Die jährliche Pilgerfahrt hat wesentlich dazu beitragen, dass die Schlichtung bei Streitigkeiten unter den muslimischen Völkern fruchtbar ist. (vgl. ferner 9:9ff.).

Die Gläubigen sind ja Brüder. So stiftet Frieden zwischen euren Brüdern und fürchtet Allah, auf dass euch Barmherzigkeit erwiesen werde. (49:10)
Siehe 49:9

O ihr, die ihr glaubt! Lasst nicht eine Schar über die andere spotten, vielleicht ist diese besser als jene; noch (lasst) Frauen über (andere) Frauen (spotten), vielleicht sind diese besser als jene. Und verleumdet einander nicht und gebt einander keine Schimpfnamen. Schlimm ist die Bezeichnung der Sündhaftigkeit, nachdem man den Glauben (angenommen) hat, und jene, die nicht umkehren – das sind die Ungerechten. (49:11)
49:11 – Zum fünften Mal seit Beginn dieser Sura werden die Gläubigen erneut angesprochen, um Kränkung der Muslime in jeder Hinsicht, auch in Spaßform zu unterlassen. Dass Männer und Frauen auf diese Weise separat erwähnt werden, bedeutet nicht, dass Männer über Frauen und Frauen über Männer spotten dürfen. Mit “Schimpfnamen” sind alle Namen und Titel gemeint, die die Betroffenen nicht mögen und darüber traurig werden. Nur solche Beinamen sind erlaubt, die beliebt sind, wie z.B. “Umm Al-Chair” (Mutter des Guten), der Unterscheidung dienen oder die gut gemeint sind wie beispielsweise “Abu Huraira” (Vater des Kätzleins) (vgl. 6:82). Es ist nicht würdig für einen Gläubigen, dass er seinen “Bruder im Glauben” durch unangebrachte Redeweise verspottet, kränkt, beleidigt und unter Menschen lächerlich macht. Nach dieser Vorschrift des Qur’an ist davon auszugehen, dass satirische Redensarten der Karnevalisten und Kabarettisten, die die Politiker lächerlich machen und andere Menschen “durch den Kakao ziehen”, verboten sind.

O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet häufigen Argwohn; denn mancher Argwohn ist Sünde. Und spioniert nicht und führt keine üble Nachrede übereinander. Würde wohl einer von euch gerne das Fleisch seines toten Bruders essen? Sicher würdet ihr es verabscheuen. So fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist Gnädig, Barmherzig. (49:12)
49:12 – Zum sechsten Mal seit Beginn dieser Sura werden die Gläubigen erneut angesprochen und dazu ermahnt, Argwohn zu vermeiden. In dieser Formulierung merken wir die Genauigkeit des Qur’an, in dem erwähnt wird, dass nicht jeder, sondern “mancher” Argwohn eine Sünde ist. Denn Argwohn gehört zur Natur und Selbsterhaltungstrieb des Menschen; deshalb soll er nicht immer, sondern häufig zu vermeiden. Argwohn, Spionieren und üble Nachrede gehören zusammen als Faktor, der unvermeidlich die Brüderlichkeit unter den Gläubigen zerstört und das friedliche Zusammenleben unter ihnen beeinträchtigt. Demnach ist Spionieren, das im Kriegsfall gegen den Feind erlaubt ist, in der islamischen Gesellschaft kategorisch verboten. (vgl. dazu 24:19) Folgerichtig ist auch die “Beschattung” der Muslime und die “Belauschung” ihrer Telefongespräche durch den islamischen Geheimdienst verboten, weil sie (die Muslime) weder Feinde noch Verdächtige, sondern Hüter des Glaubens und Treuhand des Islam sind. Das Gebot in diesem Vers schließt auch den Briefschutz, den Hausfrieden, das Verbot des Detektivberufs, sowie jede Art von Nachforschung nach den Geheimnissen anderer Menschen ein. Dem Propheten (a.s.s.) wurde die Frage gestellt: ”Wie verhält man sich, wenn das, was man über die Mitmenschen sagt, zutrifft?“ Der Prophet antwortete: ”Wenn es zutrifft, ist es trotzdem eine vorgehaltene Beleidigung.“ Verstorbene stehen auch unter dem Schutz dieses Verses.

O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen mögt. Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allkundig. (49:13)
49:13 – In diesem Vers ändert sich die Anrede von “O ihr, die ihr glaubt” zu “O ihr Menschen”. Darunter ist zu verstehen, dass hier alle Menschen mit ihren verschiedensten Rassen und Farben angesprochen werden. Dadurch wird der universale Charakter des Islam zum Ausdruck gebracht, indem Allah (t) die gemeinsame Abstammung aller Völker und Stämme erwähnt und die Qualität unter Menschen davon abhängig macht, ob sie gottesfürchtig sind. Dieser Vers stiftet Frieden und Eintracht unter der Weltbevölkerung. (vgl. 30:23 und die Anmerkung dazu).

Die Wüstenaraber sagen: ”Wir glauben.“ Sprich: ”Ihr glaubt nicht; sagt vielmehr: »Wir haben den Islam angenommen«, und der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen.“ Wenn ihr aber Allah und Seinem Gesandten gehorcht, so wird Er euch nichts von euren Werken verringern. Wahrlich, Allah ist Allvergebend, Barmherzig. (49:14)
49:14-16 – In den vorangegangenen Versen werden die Gläubigen und die Menschen allesamt angesprochen. Und hier wird über die Wüstenaraber berichtet, die eine Rolle zur Zeit der Offenbarung spielten. Sie sollen in aller Klarheit über ihre rechtliche Lage belehrt werden. (vgl. 48:11-15). Historisch bezieht es sich hier besonders auf die Banu Asad, die sich während einer Hungersnot dem Islam anschlossen, um aus dem Zakah-Fond Unterstützung zu erhalten. Aus diesem Vers geht hervor, dass “Gläubigsein” eine Stufe höher ist als “Muslimsein”. Weil die Barmherzigkeit und die Vergebung Allahs zuerst kommen, nimmt Er den ersten Schritt Seines Dieners an und akzeptiert von ihm den Gehorsam und die Ergebenheit und belohnt ihn für seine guten Taten ohne Minderung. (ÜB) (vgl. dazu 9:97-99) Hier gibt Allah (t) die Beschreibung der wahren Gläubigen an und tadelt die Äußerung der Wüstenaraber mit den Worten: “Wollt ihr Allah über eure Religion belehren …?”

Die Gläubigen sind nur jene, die an Allah und Seinen Gesandten glauben und dann nicht (am Glauben) zweifeln und sich mit ihrem Vermögen und ihrem eigenen Leben für Allahs Sache einsetzen. Das sind die Wahrhaftigen. (49:15)
Siehe 49:14

Sprich: ”Wollt ihr Allah über eure Religion belehren, wo Allah doch alles kennt, was in den Himmeln und was auf Erden ist, und Allah alle Dinge weiß?“ (49:16)
Siehe 49:14

Sie halten es dir als eine Gnade vor, dass sie den Islam angenommen haben. Sprich: ”Haltet mir eure Annahme des Islam nicht als eine Gnade vor. Vielmehr hält Allah euch Seine Gnade vor, indem Er euch zum Glauben rechtgeleitet hat, wenn ihr wahrhaftig seid.“ (49:17)
49:17-18 – Der Begriff “Islam” wird in diesem Satz im Sinne von “Unterwerfung” gebraucht. Er ist selbst ein kostbares Gut, für das wir Allah (t) unendlich dankbar sein müssen. Wer den Islam aufrichtig und ernsthaft annimmt, erlangt für sich den großen Gewinn und darf Allah keine Gefälligkeit vorhalten; denn Allah profitiert nicht von unserem Islam und Ihn trifft kein Schaden durch den Unglauben des Menschen.

Wahrlich, Allah kennt das Verborgene der Himmel und der Erde; und Allah sieht alles, was ihr tut. (49:18)
49:18 – Mit diesem schönen Vers dieser bedeutungsvollen Sura soll die Erziehung von Menschen nach diesem Maßstab erfolgen. Ob sich der Mensch danach aufrichtig benimmt oder nicht, seine Lage ist Allah auf jeden Fall bekannt, Der das Verborgene der Himmel und der Erde kennt. Er sieht alles, was wir tun. Mit ihren achtzehn Versen zeichnet diese Sura das Bild einer friedlichen, sauberen, gesunden und ehrenhaften Gemeinschaft, in deren Mitte Terroristen keinen Lebensraum finden können.
Siehe 49:17