Einleitung
Die Al-Ahqaf sind die langen, krummen und gewundenen Streifen von Sandhügeln im Land der ‘Ad, das an Hadramaut und dem Jemen grenzt. Diese Leute hatten ein fruchtbares und gut bewässertes Land, aber ihre Übeltaten brachten Allahs Strafe über sie, wie in den Versen 24 und 25 erwähnt ist. Allah (t) hat für alle Dinge ein gerechtes Ende bestimmt. Diejenigen, die etwas anderes als Allah anbeten, sind sicher auf dem falschen Weg. Allahs Wahrheit ist unbesiegbar. Diejenigen, die nicht daran glauben, werden am Tage des Jüngsten Gerichts schwer bestraft werden. Sei gütig zu deinen Eltern wegen ihrem Einsatz und ihrer Aufopferung, die sie für dich brachten. Bete im Alter für das Wohlergehen deiner Nachkommen. Allah (t) gibt den Menschen verschiedene Rangstufen, nur gemäß ihrer Taten. Sei nicht hochmütig wie die ‘Ad und lehne die Wahrheit nicht ab; ansonsten wird Allah (t) dich auf eine Art bestrafen, wie du nie erwartet hast.

Ha Mim. (46:1)
46:1 – Über die Bedeutung dieser arabischen Buchstaben vgl. Erläuterung der Termini (s.u. “Alif”).

Die Offenbarung des Buches stammt von Allah, dem Allmächtigen, dem Allweisen. (46:2)
46:2 – Oft wird diese Tatsache mit Nachdruck wiederholt, dass die Offenbarung dieses Buches, des Qur’an, von dem Allmächtigen und Allweisen stammt. D.h., dass der Urheber dieser Schrift unser Schöpfer Selbst ist, und nicht der Prophet, wie manche seiner Gegner behaupteten.

Wir haben die Himmel und die Erde und das, was zwischen beiden ist, nicht anders als in Wahrheit und für eine bestimmte Zeit erschaffen, diejenigen aber, die nicht daran glauben, wovor sie gewarnt wurden, wenden sich ab. (46:3)
46:3 – Die ganze Schöpfung Allahs geschah nach einem festgelegten Plan und gilt nur für eine bestimmte Dauer, die von Ihm Selbst vorgesehen ist. Mit anderen Worten gibt es keine Ewigkeit für die Schöpfung; denn nur Er ist ewig und unsterblich. (vgl. 6:73; 10:5-6; 14:19; 15:85; 16:3; 21:16-18; 23:115; 29:44; 30:8; 45:22).

Sprich: ”Wisst ihr, was das ist, was ihr statt Allah anruft? Zeigt mir, was sie von der Erde erschaffen haben. Oder haben sie einen Anteil an den Himmeln? Bringt mir ein Buch herbei, das vor diesem da war, oder eine Spur von Wissen, wenn ihr wahrhaftig seid.“ (46:4)
46:4-6 – “Bringt mir ein Buch herbei, das vor diesem da war…” heißt vor dieser Schrift, nämlich dem Qur’an. Gemeint ist: Diese Schrift spricht von der Einzigkeit Allahs und der Nichtigkeit der Vielgötterei. Unter den Schriften Allahs, die früher herabgesandt worden sind, gibt es keine, die nicht vom gleichen spricht. So bringt nur eine einzige früher herabgesandte Schrift, die für die Rechtmäßigkeit dessen zeugt, dass ihr andere Wesen als Allah anbetet! Oder auch nur eine Spur von Wissen: oder auch nur einen Rest von Wissen, der euch vom Wissen der Früheren geblieben ist. Und wer ist mehr im Irrtum: Wenn hier eine Frage gestellt wird, so hat sie ihren Sinn in der Leugnung der Annahme, dass es unter den Irrtümern insgesamt einen größeren gebe als den der Götzendiener. Denn die Götzendiener unterlassen die Anrufung des Allhörenden und Gewährenden, Der die Macht hat, jeden Wunsch und jedes Verlangen zu erfüllen. Statt Seiner rufen sie leblose Wesen an, die ihnen kein Gehör schenken und nicht die Macht haben, auch nur einem ihrer Diener Gehör zu schenken, solange die Welt besteht und bis die Auferstehung anbricht. Und wenn diese anbricht und die Menschen sich zusammenscharen, werden die Götzen als Feinde und Gegner ihrer Diener auftreten. So werden diese in den beiden Welten – des Diesseits und des Jenseits – nur Last und Schaden haben, da die Götzen ihnen im Diesseits kein Gehör schenken und da sie ihnen im Jenseits als Feinde entgegentreten und die ihnen bezeugte Verehrung verleugnen werden. Ähnlich ist es in Allahs Wort: “Wenn ihr zu ihnen betet, hören sie es nicht. Und selbst wenn sie es hören würden, würden sie euch kein Gehör schenken. Und am Tag des Gerichts werden sie bestreiten, dass ihr sie in eurem Erdenleben dem Einen Gott beigesellt habt.” (vgl. 35:14) (Zam, Gät) (vgl. ferner 5:119; 34:40-41; 41:20-23).

Und wer irrt mehr als jener, der statt Allah solche anruft, die ihn bis zum Tage der Auferstehung nicht erhören werden und die von seinem Anruf ahnungslos sind? (46:5)
Siehe 46:4

Und wenn die Menschen (vor Mir) versammelt werden, werden sie ihre Feinde sein und ihre Anbetung verleugnen. (46:6)
Siehe 46:4

Und wenn ihnen Unsere deutlichen Verse verlesen werden, sagen die Ungläubigen von der Wahrheit, wenn sie zu ihnen kommt: ”Das ist offenkundige Zauberei.“ (46:7)
46:7 – Die hier erwähnte Wahrheit ist in erster Linie die Botschaft des Qur’an. Als ihnen der Qur’an vorgetragen wurde, mussten die heidnischen Makkaner zugeben, dass diese Botschaft menschlicher Sprache weit überlegen war. Selbst die Worte des Propheten (a.s.s.) reichten nicht heran. Wer ihn seit seiner Kindheit gekannt hatte, musste sehr wohl den großen Unterschied erkennen, der zwischen seiner Sprache und dem erhabenen Stil des Qur’an bestand. Da sie jedoch auf ihrer Ablehnung beharrten, versuchten sie, seine Wirkung auf diese Weise wegzuerklären. (ÜB) (vgl. 21:3; 37:12-15; 74:24).

Oder sie sagen: ”Er hat ihn (den Qur’an) erdichtet.“ Sprich: ”Wenn ich ihn erdichtet habe, könnt ihr mir nichts gegen Allah nützen. Er weiß am besten, in was für Reden ihr euch ergeht. Er genügt als Zeuge gegen mich und euch. Und Er ist der Allvergebende, der Barmherzige.“ (46:8)
46:8 – Diese Frageform soll zum Ausdruck bringen, dass dem Propheten (a.s.s.) so etwas unterstellt wird. Er soll in der Weise eines Propheten verkünden, dass der Zorn Allahs ihn sicher treffen würde, wenn er diese Botschaft gefälscht hätte.

Sprich: ”Ich bin kein neuer Erfinder unter den Gesandten, und ich weiß nicht, was mit mir oder mit euch geschehen wird. Ich folge nur dem, was mir offenbart wird; und ich bin nur ein deutlicher Warner.“ (46:9)
46:9 – Alle Propheten haben die Einheit Allahs und unsere Pflichten gegenüber unseren Mitmenschen gelehrt. Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, hat keine neue Lehre gebracht, sondern die reine Wahrheit, die der Menschheit in allen Zeitaltern bekannt war. Dieser Satz weist die Erwartungen zurück, die die heidnischen Makkaner an den Propheten (a.s.s.) stellten, nämlich dass er über übernatürliche Kräfte verfügte und Zauberei betreibt.

Sprich: ”Sagt mir, wenn dies (der Qur’an) nun aber von Allah stammt, und ihr lehnt es ab, obwohl ein Zeuge von den Kindern Israels bezeugt hat, was ihm gleicht. Er hat geglaubt; ihr aber seid allzu hochmütig!“ Wahrlich, Allah weist dem ungerechten Volk nicht den Weg. (46:10)
46:10 – Es gab Gelehrte unter Juden und Christen, die im Propheten Muhammad (a.s.s.) den in früheren Offenbarungen vorhergesagten Gesandten Allahs sahen und den Islam annahmen. Da diese Sura in Makka offenbart wurde, brauchen wir dies nicht auf ‘Abdullah Ibn Sallam zu beziehen, der in Al-Madina kurz nach der Hidschra des Propheten (a.s.s.) den Islam annahm. Mit dem “Zeugen” ist nicht eine bestimmte Person gemeint, sondern jede Person von den Kindern Israels, die ihre eigene Schrift gut kennt. Denn diese Offenbarung des Qur’an ist in ihrer Kernaussage dasselbe wie frühere Offenbarungen, beispielsweise die Thora. Manche Juden anerkannten den Qur’an, zumal das Kommen eines arabischen Propheten im Alten Testament (5. Buch Moses 18, 15 und 18) angekündigt wird. (Hen/Hof) Jeder der Kinder Israels kann also bestätigen, dass dies die Art und Weise ist, wie Allah (t) die Menschen durch die Offenbarung lehrt. (vgl. 2:42; 42:52).

Und die Ungläubigen sagen von den Gläubigen: ”Wäre er (der Qur’an) etwas Gutes, hätten sie ihn nicht vor uns erlangt.“ Und da sie sich nicht von ihm leiten lassen, sagen sie: ”Dies ist eine alte Lüge.“ (46:11)
46:11 – Die ersten Muslime gehörten meist der ärmsten Schicht an und wurden von den reichen Banu Quraisch verachtet. Dies ist eins der Argumente, mit denen die führenden Banu Quraisch das Volk gegen den Propheten (a.s.s.) aufhetzten.

Und vor ihm war schon das Buch von Moses eine Führung und Barmherzigkeit; und dies hier ist ein Buch der Bestätigung in arabischer Sprache, auf dass es diejenigen warne, die freveln, und denen eine frohe Botschaft (bringe), die Gutes tun. (46:12)
46:12 – Vor dem Qur’an in arabischer Sprache wurde das Buch von Moses (a.s.), die Thora, nicht in arabischer Sprache, sondern in der Sprache der Kinder Israels, und zwar als eine Führung und Barmherzigkeit offenbart. Der Qur’an bestätigt sowohl die Kernaussage der Thora, als auch die Warnung und die frohe Botschaft für diejenigen, die Gutes tun. Beide, Qur’an und Thora sind göttliche Gesetze. Das später Jesus (a.s.) zuteil gewordene Evangelium war kein Gesetz, sondern es beinhaltete ethische Vorschriften mit einigen Erleichterungen, welche die Streitigkeiten in den Reihen der Kinder Israels beenden sollten.

Wahrlich, die da sagen: ”Unser Herr ist Allah“ und danach aufrichtig bleiben – keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie traurig sein (46:13)
46:13-14 – Diejenigen, die sagen ”Unser Herr ist Allah“ bestätigen damit ihre Verbundenheit zum Glauben. Wenn sie danach aufrichtig bleiben, machen sie ihren Glauben lebendig; denn Glaube ohne aufrichtiges Handeln ist ein toter Glaube, der Allah (t) missfällt. (vgl. 2:38; ferner den Titel: “Was ist Islam?”, Islamische Bibliothek).

; diese sind die Bewohner des Paradieses; darin sollen sie auf ewig verweilen, als Belohnung für das, was sie zu tun pflegten. (46:14)
Siehe 46:13

Und Wir haben dem Menschen anbefohlen, gegen seine Eltern gütig zu sein. Seine Mutter trug ihn mit Schmerzen, und mit Schmerzen brachte sie ihn zur Welt. Und ihn zu tragen und ihn zu entwöhnen erfordert dreißig Monate, bis er dann, wenn er seine Vollkraft erlangt und vierzig Jahre erreicht hat, sagt: ”Mein Herr, sporne mich an, dankbar zu sein für Deine Gnade, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast, und (sporne mich an) Rechtes zu wirken, das Dir wohlgefallen mag. Und lass mir meine Nachkommenschaft rechtschaffen sein. Siehe, ich wende mich zu Dir, und ich bin einer der Gottergebenen.“ (46:15)
46:15-16 – Hier wird ein Beispiel dafür gegeben, was der wahre Glaube an Allah (t) beim Menschen bewirkt, und zwar in seinem Verhalten gegenüber seinen Eltern. Dieses Verhalten kommt im Qur’an in seinem Wichtigkeitsgrad direkt nach dem Verhalten gegenüber Allah (t) und Seinem Gesandten. Während der Schwangerschaft ist der gesamte Körper der Mutter auf das Wachstum des ungeborenen Kindes eingestellt, und alle Kräfte konzentrieren sich auf den Schutz dieses Wesens. Alles wird dem Fötus zur Verfügung gestellt, während für die Mutter oft nur Übelkeit, Schmerzen und physisches Unwohlsein übrigbleiben. Auch die Geburt ist bei keinem anderen Lebewesen mit so vielen Schmerzen und Gefahren verbunden. In 31:14 wird das Alter der Entwöhnung mit zwei Jahren angegeben, das heißt nach 24 Monaten. (vgl. 2:233). Damit bleibt eine Mindestzeit von sechs Monaten für die Schwangerschaft übrig, nach der das Kind lebensfähig ist. Dies stimmt auch mit den neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen überein. Die durchschnittliche Schwangerschaft dauert 280 Tage oder zehnmal so lange wie die Zeit zwischen zwei Menstruationen, und dementsprechend wäre die Zeit bis zur Entwöhnung dann weniger als 24 Monate. Die Höchstdauer der Stillzeit (2 Jahre) stimmt wiederum mit der Zeit überein, die das Kind braucht, um die Milchzähne zu bekommen. Dann ist es nämlich in der Lage feste Nahrung zu kauen und von der Mutter unabhängig zu sein. Obwohl die Kinder sowohl der Mutter als auch dem Vater gehorchen sollen, sind die Rechte der Mutter größer und wichtiger; denn sie muss für ihre Kinder viele Widrigkeiten durchstehen. Ein Mann fragte einmal den Propheten (a.s.s.): ”Wer hat das meiste Anrecht darauf, dass ich ihm Güte erweise?“ Der Prophet antwortete: ”Deine Mutter.“ Der Mann fragte weiter: ”Und wer dann?“ Der Prophet erwiderte (zum zweiten Mal): ”Deine Mutter.“ Der Mann fuhr fort: ”Und wer dann?“ Der Prophet sagte (zum dritten Mal): ”Deine Mutter.“ Der Mann fragte weiter: ”Und wer dann?“ Der Prophet erwiderte: ”Dein Vater.“ Das Alter der in diesem Vers erwähnten Vollkraft liegt bei den Gelehrten zwischen dem 18. und dem 30. Lebensjahr, und zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ist ein Mensch im besten Alter. Danach fängt er an, seine heranwachsenden Nachkommen zu betrachten und die neue Generation in Allahs Schutz zu stellen. Nach dem 40. Lebensjahr werden möglicherweise auch seine geistigen Fähigkeiten stärker. (ÜB) (vgl. 24:31; 29:8; 29:7; 31:14).

Das sind die, von denen Wir die guten Werke annehmen, die sie getan haben, und deren üble Werke Wir übergehen. (Sie gehören) zu den Bewohnern des Paradieses – in Erfüllung der wahrhaftigen Verheißung, die ihnen verheißen wurde. (46:16)
Siehe 46:15

Und derjenige, der zu seinen Eltern sagt: ”Pfui über euch! Verkündet ihr mir, dass ich auferstehen soll, obwohl schon vor mir Geschlechter dahingegangen sind?“ und (der ihnen, wenn) sie beide Allah zu Hilfe rufen (und zu ihm sagen): ”Wehe dir, glaube! Denn die Verheißung Allahs ist wahr“, sagt: ”Das sind nichts als Fabeln der Alten“ (46:17)
46:17-18 – Als Gegenüberstellung führt der Qur’an dieses Beispiel eines grausamen und respektlosen Sohnes an, der seine Eltern samt ihrem Glauben schelt. Diese Aussage soll nicht nur den immer wiederkehrenden Konflikt zwischen älterer und jüngerer Generation veranschaulichen, sondern weist auch darauf hin, dass die Übermittlung religiöser Werte die wichtigste Aufgabe der Eltern ist. (vgl. 41:25).

, (der gehört zu) jenen, gegen welche der Spruch (der Strafe) fällig wurde, zusammen mit den Scharen, die vor ihnen hingingen von den Dschinn und den Menschen. Wahrlich, sie sind die Verlierer gewesen. (46:18)
Siehe 46:17

Und für alle gibt es Rangstufen gemäß dem, was sie getan haben, auf dass Er ihnen ihre Taten voll heimzahle; und kein Unrecht soll ihnen widerfahren. (46:19)
46:19 – Wie jedoch aus anderen Abschnitten hervorgeht, beispielsweise aus 28:84, liegt der Lohn für Gutes weit über den Verdienten, und zwar aufgrund der Gnade und unbegrenzten Barmherzigkeit Allahs (ÜB) (vgl. 3:132).

Und an dem Tage, wenn die Ungläubigen dem Feuer ausgesetzt werden, (wird gesprochen): ”Ihr habt eure guten Dinge in eurem diesseitigen Leben aufgezehrt, und ihr hattet Genuss daran. Heute nun sollt ihr mit der Strafe der Schmach belohnt werden, weil ihr ohne jegliches Recht auf Erden hochmütig wart und weil ihr (fortwährend) gefrevelt habt.“ (46:20)
46:20 – Damit haben sie durch ihre Blindheit beim Genießen in ihrem kurzen Erdenleben ein ewiges schönes Leben vergeben. Jetzt werdet ihr dafür entsprechend gedemütigt.

Und gedenke des Bruders der ‘Ad, als er sein Volk bei den Sanddünen warnte – und Warner sind schon vor ihm gewesen und nach ihm – (und sagte): ”Dient Allah allein; denn ich fürchte für euch die Strafe eines großen Tages.“ (46:21)
46:21 – Der Warner, der zu den ‘Ad geschickt wurde, war kein Fremder, sondern ein Mann aus ihrer Mitte, so wie es auch beim Propheten Muhammad (a.s.s.) der Fall war. (vgl. 89:11). Das Gebiet der Al-Ahqaf (Sanddünen), nach dem diese Sura genannt ist, befindet sich im unbewohnten südwestlichen Teil der Arabischen Halbinsel. Dort wurde der Prophet Hud begraben und sein Grab ist bis heute noch bekannt. Hud warnte einst vor der “Strafe eines großen Tages”. Damit ist der Tag der Auferstehung gemeint. (vgl. 2:255; 7:65).

Sie sagten: ”Bist du zu uns gekommen, um uns von unseren Göttern abzuwenden? So bring uns das, was du uns androhst, wenn du einer der Wahrhaftigen bist.“ (46:22)
46:22-23 – Es handelt sich hier um eine gefährliche Herausforderung der Ungläubigen, die von ihrem Propheten verlangten, die angedrohte Strafe über sie zu beschleunigen. Sie wussten nicht, dass dies nicht in der Macht eines Propheten lag, und dass die Entscheidung darüber allein in Allahs Hand ist.

Er sagte: ”Das Wissen (darüber) ist einzig bei Allah. Und ich richte euch nur das aus, womit ich entsandt wurde; jedoch ich sehe, ihr seid ein unwissendes Volk.“ (46:23)
Siehe 46:22

Dann aber, als sie sahen, wie es sich ihren Tälern gleich einer Wolke näherte, sagten sie: ”Das ist eine Wolke, die uns Regen geben wird.“ ”Nein, es ist vielmehr das, was ihr zu beschleunigen trachtetet – ein Wind, der eine schmerzliche Strafe mitführt. (46:24)
46:24-25 – Das Strafgericht über die ‘Ad kam unerwartet. Sie wünschten sich Regen, sahen eine Wolke und freuten sich. Diese bewegte sich auf ihr eigenes Wohngebiet zu und würde ihre Kanäle mit Wasser füllen, so dass ihre Felder grün würden. Aber nein, es war ein furchtbarer Wirbelsturm, der Zerstörung mit sich brachte. Dieser hat den Befehl Allahs durchgeführt und zerstörte alles. Es war nichts mehr zu sehen außer den leeren verwüsteten Wohnungen. (ÜB) (vgl. 7:65-72; 11:50-60; 23:31-41; 26:123-140; 29:40; 41:15-15; 69:6-8).

Er wird alles zerstören auf den Befehl seines Herrn.“ Und am Morgen sah man nur noch ihre Wohnungen; so üben Wir Vergeltung am schuldigen Volk. (46:25)
Siehe 46:24

Und Wir hatten ihnen Gewalt über das gegeben, worüber Wir euch keine gegeben haben; und Wir hatten ihnen Ohren und Augen und Herzen gegeben. Aber weder ihre Ohren noch ihre Augen noch ihre Herzen nützten ihnen im Geringsten (etwas), da sie die Zeichen Allahs leugneten; und sie wurden von dem erfasst, worüber sie zu spotten pflegten. (46:26)
46:26 – Allah (t) hat der ‘Ad und ihrer Nachfolgerin, der Thamud, mehr Macht und Reichtum gegeben als die vorislamischen Banu Quraisch in Makka. Diese Völker hatten – wie alle anderen Menschen – Sinnesorgane, mit denen sie das begreifen, was ihr Schöpfer von ihnen verlangte. (vgl. 45:33).

Und Wir haben bereits Städte rings um euch zerstört; und Wir haben die Zeichen abgewandelt, damit sie sich bekehren mögen. (46:27)
46:27-28 – Die Städte rings um, die Allah (t) vernichtete, waren die der ‘Ad im Süden, der Thamud nördlich von ‘Ad, der Saba’ im Jemen, der Madyan auf dem Weg nach Syrien, sowie das Volk Lots, das Homosexualität unter Männern betrieb. Allah (t) erweckte unter ihnen allen Propheten und gab vor ihrer Vernichtung Warnungen und reichlich Fristen, damit sie Nachdenken und ihre Frevelhaftigkeit beenden. Worauf warten also die Götzendiener in Makka; denn es kann sie nur das gleiche Schicksal treffen!

Warum haben ihnen denn nicht jene geholfen, die sie sich statt Allah zu Göttern genommen haben (und die sie Ihm) nahebringen wollten? Nein, sie entschwanden ihnen. Das war ihre Lüge und das, was sie zu erdichten pflegten. (46:28)
Siehe 46:27

Und da wandten Wir dir eine Schar Dschinn zu, die den Qur’an vernehmen konnten; und als sie bei ihm zugegen waren, sprachen sie: ”Hört zu!“ – und als er zu Ende war, kehrten sie zu ihrem Volk zurück (und) warnten (es). (46:29)
46:29-30 – Aus diesen und ähnlichen Texten des Qur’an wie auch aus der Sunna des Propheten (a.s.s.) gewinnen wir Kenntnis von den Dschinn, die mit den Menschen diese Erde bewohnen und gleichzeitig erleben, was auf ihr geschieht. Hier nehmen die Dschinn Kenntnis von der Offenbarung und bestätigen, dass diese wie frühere Botschaften zur Wahrheit und zum geraden Weg leitet. Das hier erwähnte Ereignis fand in der Oase An-Nachla statt, als der Prophet (a.s.s.) auf dem Weg zwischen Makka und At-Ta’if war (vgl. 72:1-15). Nach den überlieferten Hadithen muss das Zuhören der Dschinn mehr als einmal geschehen sein (vgl. 2:38; 7:27; 17:85; 18:50; 38:73; 55:15).

Sie sprachen: ”O unser Volk, wir haben ein Buch gehört, das nach Moses herabgesandt worden ist (und) welches das bestätigt, was schon vor ihm da gewesen ist; es leitet zur Wahrheit und zum geraden Weg. (46:30)
Siehe 46:29

O unser Volk, hört auf Allahs Rufer und glaubt an Ihn. Er wird euch eure Sünden vergeben und euch vor qualvoller Strafe schützen. (46:31)
46:31-32 – Dieser Abschnitt mit den Worten “O unser Volk, hört auf Allahs Rufer und glaubt an Ihn.” zeigt deutlich den universalen Charakter der Botschaft des Islam, und dass Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, sowohl zu allen Menschen als auch zu den Dschinn entsandt wurde. Es wird in der Sira berichtet, dass verschiedene Abgesandte der Dschinn den Propheten (a.s.s.) besucht haben (vgl. 72:15).

Und der, der nicht auf Allahs Rufer hört, kann (Ihm) nicht auf Erden entrinnen, noch kann er Beschützer außer Ihm haben. Solche befinden sich in einem offenkundigen Irrtum.“ (46:32)
Siehe 46:31

Haben sie nicht gesehen, dass Allah, Der die Himmel und die Erde erschuf und bei ihrer Erschaffung nicht müde wurde, auch vermag, die Toten lebendig zu machen? Wahrlich, Er hat Macht über alle Dinge. (46:33)
46:33 – Die heidnischen Makkaner sind hier gemeint, die die Lehre von der Auferstehung ablehnten (vgl. Sura 2:255).

Und an dem Tage, an dem die Ungläubigen dem Feuer ausgesetzt werden, (heißt es): ”Ist dies nicht die Wahrheit?“ Sie werden sagen: ”Doch, bei unserem Herrn.“ Er spricht dann: ”So kostet nun die Strafe dafür, dass ihr ungläubig wart.“ (46:34)
46:34 – D.h., heute müssen sie die Wahrheit erkennen, die sie geleugnet haben.

So gedulde dich denn, wie es die Gesandten taten, die geduldig waren, und überhaste dich nicht ihretwegen. An dem Tage, an dem sie das schauen, was ihnen angedroht wird, wird es ihnen vorkommen, als hätten sie nur eine Stunde eines Tages (im Grab) verweilt. (Dies ist) eine Ermahnung! So soll niemand anders als das frevelnde Volk vertilgt werden! (46:35)
46:35 -Zu diesem eindrucksvollen Schluss dieser schönen Sura wird die Anweisung an unseren Propheten Muhammad (a.s.s.) gerichtet, der soviel Spott und Verfolgung von seinem Volk ertragen musste. An dieser Stelle wäre es angebracht, etwas von seinem Leiden und von seinem gütigen Verhalten zu erfahren: Einmal wurde er so gequält und von Kindern und Herzlosen mit Steinen so heftig beworfen, dass er mit blutenden Beinen den langen Weg nach Makka zurücklegen musste. Dann tat er nichts anderes als sich mit einem Bittgebet an seinen barmherzigen Herrn zu wenden und Ihn um Vergebung für sein Volk zu bitten (vgl. 6:47).