So wie Muhammad die Karawanenstraßen in der Wüste durch seinen Onkel kennenlernte und so wie er den Dichtern und Rednern auf den Märkten um Makka während der heiligen Monate zusammen mit seinen Angehörigen lauschte, so lernte er auch, Waffen zu tragen, als er im “Al-Fudschdschar-Krieg” an der Seite seiner Onkel stand.
Der Al-Fudschdschar-Krieg war einer der Kriege, die immer wieder zwischen den Stämmen Arabiens ausbrachen.
Er wurde Al-Fudschdschar (die Unverschämten) genannt, weil er in die heiligen Monate fiel, während derer die arabischen Stämme den Kampf einstellten und in Ukaz zwischen At-Taif und Nachla sowie in Madschnuna und Thulmadschaz in der Nähe von Arafat, Märkte für ihren Handel abhielten.
Dort tauschten sie Waren, Prahlereien und Debatten aus, um anschließend zu ihren Götzen in der Al-Kaba zu pilgern. Der Markt von Ukaz war der berühmteste in Arabien. Auf ihm trugen die Vertreter der Muallaqat-Dichtung ihre Gedichte vor und unterhielten sich die Juden, Christen und Götzendiener allesamt über ihre Ansichten, und zwar in Sicherheit; denn es waren ja die heiligen Monate. Al-Barrad Ibn Qais Al-Kinanyy achtete diese Heiligkeit jedoch nicht, indem er Urwa Al-Hawazinyy ausnutzte und ihn tötete. Dies hatte seinen Grund darin, dass An-Numan Ibn Al-Munthir jedes Jahr eine Karawane mit Moschus von Al- Hira nach Ukaz entsandte, die im Austausch dafür mit Fellen, Seilen und Brokatstoffen aus dem Yemen zurückkam. Da bot sich ihm Al-Barrad Al-Kinanyy an, die Karawane im Bereich seines Stammes Kinana zu führen. Urwa Al-Hawazinyy schlug vor, auf der Straße des Nadschd zum Al-Hidschaz vorzurücken. An-Numan entschied sich für Urwa, was Al-Barrad so sehr kränkte, dass er ihm folgte, ihn ermordete und seine Karawane übernahm.
Al-Barrad unterrichtete Bischra Ibn Abi Hazim, auf dass der Stamm der Hawazin nun an den Quraisch seine Rache nähme. Die Hawazin holten die Quraisch ein, bevor sie den heiligen Bezirk betreten hatten. Sie kämpften miteinander, aber die Quraisch wichen zurück und nahmen vor den Siegenden im heiligen Bezirk Zuflucht. Da schworen ihnen die Hawazin den Krieg bei Ukaz im kommenden Jahr.
Dieser Krieg wütete vier aufeinanderfolgende Jahre zwischen beiden Parteien und endete mit einem der üblichen Friedensschlüsse der Wüste. Das bedeutete: wer weniger Tote zu verzeichnen hatte, musste Blutgeld zum Ausgleich für das Mehr an Toten der anderen Seite bezahlen. Die Quraisch zahlten das Blutgeld für zwanzig Mann der Hawazin, und Al-Barrad galt von da an als Beispiel unlauteren Verhaltens.
Die Historiker konnten das Alter Muhammads zur Zeit des Al-Fudschdschar-Krieges nicht ermitteln. Man sagt, er war fünfzehn bzw. zwanzig. Der Grund für diese Differenz liegt vielleicht darin, dass dieser Krieg vier Jahre dauerte; bei Kriegsbeginn wäre er dann fünfzehn Jahre, bei Kriegsende zwanzig Jahre alt gewesen. Auch nicht einig ist man sich über die Tätigkeit Muhammads in diesem Krieg. Manche sagen, er sammelte die Pfeile ein, die von den Hawazin abgeschossen worden waren, und händigte sie seinen Onkeln aus, um sie gegen ihre Gegner zurückzuschießen. Andere glauben, dass er aktiv teilnahm und selbst Pfeile abschoss. Da dieser Krieg sich über einen Zeitraum von vier Jahren hinzog, gibt es nichts, was die Stimmigkeit beider Behauptungen ausschließen würde: zunächst sammelte er die Pfeile für seine Onkel ein, und später schoss er selbst.
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, erwähnte den Al-Fudschdschar-Krieg Jahre nach seiner Berufung zum Propheten und sagte: Ich nahm an ihm mit meinen Onkeln teil und schoss dabei Pfeile ab; wie sehr wünschte ich, ich hätte es nicht getan! (Hkl)