Geschlechtsverkehr

Die geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau, ist ein körperlicher und seelischer Vorgang zugleich, der im Idealfall mit Hingabe und wechselseitigem Geben und Nehmen verbunden ist. Am Anfang der Ehe spielt das Schamgefühl bei Mann und Frau eine größere Rolle, wenn beide vor der Ehe ein keusches Leben führten oder keine frühere Ehe eingegangen waren. während die Erregung des Mannes sich im allgemeinen schnell zum Orgasmus steigert; bedarf die Frau vielfach eines vorbereitenden Hinführens durch den Mann (Liebesspiel), weil sie langsamer zum befreienden Entspanntsein gelangt. Diese Verschiedenartigkeit kann durch Einfühlsamkeit und Abbau des Egoismus des Mannes ein Schlüssel zur vollen Harmonie in der Ehe sein; ansonsten können Disharmonie und Angst vor Versagen zur Gleichgültigkeit und Frigidität der Frau führen. Wann der letzte eheliche Verkehr stattgefunden hat, ist eine sehr wichtige Angabe bei Ehescheidungsfragen, ein mögliches Kriterium für eine Disharmonie in der Ehe. Wie der Geschlechtsverkehr durchgeführt wird, darüber gibt es im Islam kein bestimmtes Rezept, da dies durch die Schöpfung eingegeben ist.

Gabir, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: “Die Juden pflegten zu sagen: »Wenn der Beischlaf mit einer Frau von hinten stattfindet, kommt das Kind mit schielenden Augen zur Welt.« Darauf wurde folgender Qur’an-Vers (2:223) offenbart: >Eure Frauen sind ein Saatfeld für euch; darum kommt zu eurem Saatfeld wie ihr wollt … <” Damit ist nicht der Analverkehr, der sowieso verboten ist, gemeint, sondern der normale Geschlechtsverkehr, der zwar von hinten, aber immer noch im normalen Geschlechtsteil stattfindet. Mit dem Ausdruck >wie ihr wollt (anna)< ist sprachlich auch gemeint: von welcher Seitenlage ihr wollt. Der qur’anische Ausdruck >Saatfeld< für Frauen entspricht in einer unmissverständlichen Weise der Tatsache, dass bei ihnen auch der “Samen” gesenkt wird, damit der “Lebensbaum” weiter sprießt. Hier handelt es sich um eine höfliche Ausdruckweise in Bezug auf die Würde der Frau beim Geschlechtsverkehr. Für die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs gibt es im Islam auch keine Richtlinien, da diese von der individuellen Potenz des Mannes und Bereitschaft der Frau sowie von dem Gesundheitszustand der beiden abhängt. Als Durchschnittswert gilt für junge Paare zweimal in der Woche, jedoch mit zunehmendem Alter einmal in der Woche. Der Islam zeigt an vielen Stellen in Quran und Sunna ganz klar, dass geschlechtliche Beziehungen vor und außerhalb der Ehe verboten sind. Ehebruch, Unzucht, Homosexuelle Handlungen, Inzest, sexuelle Belästigung, Analverkehr, Verkehr mit Tieren, werden im Islam kategorisch abgelehnt.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, empfahl den Eheleuten, jeden Geschlechtsverkehr mit der Basmala zu beginnen, um sie vor Satan zu schützen, und falls ein Kind aus dieser Vereinigung entsteht, dieses ebenfalls vor Satan zu schützen. Ibn ‘Abbas berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
“Wenn einer von euch zu seiner Frau kommt, um ihr beizuwohnen, und dabei sagt: >Bismillah! Allahumma gannibni-s-saitan, wa gannibi-s-saitana marazaqtana (= Im Namen Allahs! O Allah, halte uns von Satan fern und halte Satan von dein fern, was du uns beschert hast!)<, und sollte dabei die Vereinigung der beiden vollzogen werden oder ein Kind bestimmt sein, so wird Satan nie imstande sein, dort einen Schaden zuzufügen.” (Bu)

Ebenso trug er dem Ehemann auf, nicht gleich, einem Tier zu seiner Frau zu gehen, sondern einen Boten vorauszuschicken. Als die Gefährten den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm ,- nach der Art des Boten fragten, sagte er: “Der Kuss und die Unterhaltung.”

Auch erteilte er dem Egoismus der Männer eine Absage und legte ihnen ans Herz, ihre Frauen im Hinblick auf den Geschlechtsverkehr gleichberechtigt zu behandeln und sie nicht eher zu verlassen, bis auch sie ihre Befriedigung erlangt haben. Der Mann sollte seine Frau auch nicht überraschen, indem er plötzlich mit dem Geschlechtsverkehr beginnt. Er soll durch Zärtlichkeit und Einfühlsamkeit ihr Vertrauen gewinnen.

Abschließend ist noch zu bemerken, dass der Geschlechtsverkehr im Ramadan nach dem Fastenbrechen erlaubt ist. ‘A’isa, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtete: “Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, erlebte manchmal im Ramadan, dass die Zeit zum Morgengebet fällig wurde, während er sich noch im Ganaba-Zustand befand, der nicht auf Grund eines Traumes verursacht worden war. Er vollzog dann eine Ganzwaschung (Gusl) und fastete.” (Bu)

‘A’isa, Allahs Wohlgefallen auf ihr, gab mit diesem feinformulierten Ausdruck zu verstehen, dass ein völlig normaler, ehelicher Geschlechtsverkehr während einer Ramadan-Nacht stattgefunden hatte.

siehe —-> Ganaba, Ganzwaschung, Hingabe, Perversität