ist das Geburtsjahr des Propheten Muhammad (s.) um 570 n. Chr., in dem Abraha, der abessinische Heeresführer in Makka einmarschierte, um die Al-Kaba mit einem Elefanten zu zerstören und die Pilgerreisen der Araber zu ihr zu beenden.
Während dies alles in vollem Gang war, während jeder Soldat seine Waffen herrichtete, seinen Panzer anlegte oder seine Pfeile vorbereitete, ging Nufail Ibn Habib, den Abraha gefangengenommen und dann als Führer auf dem Kriegszug eingesetzt hatte, auf den riesigen Elefanten zu, der aus Abessinien für Abraha herbeigeschafft worden war, stellte sich neben ihn, sprach ihn an und flüsterte ihm ins Ohr: Knie dich nieder, Mahmud, oder gehe schnurstracks dorthin zurück, von wo du gekommen bist; denn du bist in Allahs heiligem Land!
Dann verließ er den Elefanten, stieg auf einen der Berge und versteckte sich zwischen den Felsen und Schluchten des Gebirges. Als Unais, der Elefantenführer, kam, um seinen Elefanten für den Ritt Abrahas vorzubereiten, blieb er überrascht und betroffen vor dem Elefanten stehen; Erstaunen und Verwunderung kennzeichneten sein Gesicht. Was war das, was er da sah? Was war mit dem Elefanten geschehen? Der Elefant kniete tatsächlich, so wie Nufail es ihm eingeflüstert hatte! Was Unais so verblüffte, war, dass er noch keinen Elefanten knien gesehen hatte, so dass er durch diesen Anblick betroffen und niedergeschlagen stehenblieb! Immer wieder murmelte er: O Wunder, o Wunder!
In aller Eile brachte er die Nachricht von dem knienden Elefanten zu den Männern, die in seiner Nähe lagerten, und sie kamen sofort herbei, um den Elefanten zu sehen und sein Verhalten zu bestaunen. Unais und die übrigen Männer um ihn herum versuchten, den Elefanten zum Aufstehen zu bewegen, aber sie schafften es nicht. Die Nachricht, dass der Elefant in die Knie und zu Boden gegangen sei, verbreitete sich unter den Soldaten wie ein Lauffeuer und erreichte schließlich auch Abraha, der darin ein schlimmes Vorzeichen erblickte und den nun tiefer Pessimismus befiel.
Er befahl den Männern sogleich, den Elefanten aufzuscheuchen. Die Soldaten gaben sich auch reihum alle Mühe, den Elefanten aufzurichten, aber ihre Anstrengungen blieben ohne Erfolg: Sie kamen mit derben Stöcken und schlugen ihn, dann stachen sie ihn mit ihren Lanzen; aber es nützte alles nichts! Sie waren bestürzt und ratlos; was sollten sie nur tun, da doch von Abraha ein Befehl nach dem anderen kam, immer verbunden mit der Frage, wie es um den Elefanten stehe? Die Soldaten fanden aus ihrer Ratlosigkeit keinen Ausweg; sie tauschten ihre Meinungen aus und zerbrachen sich den Kopf.
Schließlich schlug einer vor, eine zu einem Haken gekrümmte Eisenstange in den Schlund des Elefanten zu stecken und daran zu zerren, bis der Elefant vor Schmerz aufspringe. Die anderen fanden diese Idee ausgezeichnet und machten sich sogleich ans Werk. Sie holten lange Eisenstangen mit gebogenen Spitzen, steckten sie in den Elefantenschlund und versuchten, diesen damit blutig zu reißen; vielleicht würden die Schmerzen den Elefanten aufstacheln und zum Aufstehen bringen, wenn sie ihm gar zu groß würden. Ihre Vermutung war zwar richtig: Der Elefant erhob sich, aber er wendete sich in Richtung Yemen und rannte drauf los!
Die Leute stürmten hinter ihm her, bis sie ihn eingeholt hatten, sie hielten ihn fest und drehten ihn in Richtung Makka, um ihn zurückzubringen; der Elefant jedoch sträubte sich, auch nur einen Schritt zu tun. Die Männer wendeten ihn nach Osten, und er lief los, sie wendeten ihn nach Westen, und er lief los. Sobald sie ihn aber zurück in Richtung Makka drehten, wurde er wieder störrisch!
Dann aber geschah etwas noch Seltsameres: Merkwürdige schreckliche Vögel kamen herbeigeflogen, immer mehr und immer mehr, bis schließlich Scharen über Scharen über dem abessinischen Heer kreisten. Schon das eigenartige Verhalten des Elefanten hatte die Männer beunruhigt und in ihnen dunkle Vorahnungen geweckt, jetzt aber beschlich diese sonst so unerschrockenen Männer regelrecht Angst, und voller Beklommenheit blickten sie zu den Vögeln empor.
Plötzlich schreit einer der Männer auf und stürzt zu Boden – Blut quillt aus seiner Schulter hervor, und die neben ihm Stehenden sehen, dass irgendetwas tief in seine Schulter eingedrungen ist. Was war das? Vielleicht ein Steinchen, das einer der Vögel hat fallen lassen? Aber so etwas hatten sie noch nie erlebt! Doch da! Ein zweiter Mann greift mit schmerzverzerrtem Gesicht nach seinem Arm, der von irgendetwas durchschlagen ist und dann prasselt auf einmal ein Hagel von Steinen auf das Heer herab – mörderische Höllensteine aus glühend gebranntem Ton, nur linsengroß, aber die Vögel lassen sie offenbar gezielt auf die Männer herabfallen, und wie fürchterliche Geschosse durchbohren sie die Körper der Soldaten.
Schon winden sich viele unter qualvollen Schmerzen auf der Erde, voller Entsetzen versuchen diejenigen, die noch nicht getroffen sind, zu fliehen – sie trampeln, stolpern und fallen über ihre gestürzten Kameraden, sie raffen sich wieder auf, fallen erneut, werden selbst durchbohrt – es gibt kein Entkommen vor diesen furchtbaren Steinen! Nachdem die Vögel ihren göttlichen Auftrag beendet hatten und daraufhin im weiten Reich des Himmels verschwanden und der Himmel anfing, sich langsam zu lichten, und man beinah glaubte, dass der Schrecken vorüber sei, da zogen dunkle Wolken auf.
Der Wind wird stärker und immer heftiger. Immer dichter ballen sich die Wolken zusammen und der Himmel bedeckt sich mehr und mehr, der Wind wird zum heftigen Sturm, fegt Sandwolken vor sich her und wirbelt die Kiesel der Wüste empor. Sand hüllt das Heer Abrahas ein, und nun prasseln die Kiesel auf die Gesichter und Körper der Soldaten. Voller Entsetzen und mit letzter Kraft versuchen diejenigen, die noch dazu in der Lage sind, sich in Sicherheit zu bringen, aber dann werfen auch sie sich mit den Gesichtern auf die Erde.
Und so kam es, dass schließlich das ganze Heer Abrahas wie niedergestreckt am Boden lag bis auf wenige Männer, denen es gelungen war, in die Berge zu fliehen und sich dort in Höhlen, in Schluchten und hinter Felsen niederzukauern. Allah (t) hatte sie verschont, damit sie später vor den Menschen und für die Geschichte als Augenzeugen des schrecklichen Geschehens auftreten konnten. Nach einer Ewigkeit, wie es den Männern schien, ließ der Sturm endlich nach, die Nacht brach herein, und der Tag, an dem das abessinische Heer die Al-Kaba hatte zerstören und Makka als stolzer Sieger hatte verlassen wollen, ging mit grenzenlosem Entsetzen und furchtbaren Qualen der Männer zu Ende.
Als der nächste Morgen anbrach, klagten die meisten über unerträgliche Schmerzen. Sie hatten das Gefühl, dass heftiges Feuer ihre Glieder durchströme, so dass ihre Körper zitterten und bebten. O Entsetzen! Was ist über uns hereingebrochen? Was hat die Männer getroffen? , fragte sich Abraha, als er die Männer um sich herum sah, sein am Morgen zuvor noch so stolzes Heer, das nun einen so jämmerlichen Anblick bot.
Wie abgefressene Saat [. . . Dh, murmelte er. Befehlend rief Abraha seinen Männern zu: Zurück in unser Land! Beeilt euch mit dem Satteln! Aber wo war die Energie der Männer geblieben, die nun aufbrechen sollten? Sie waren schwach und zitterten wie Halme im Sturmwind! Und wo waren die Führer, die mit ihrer Ortskenntnis dem Heer geholfen hatten, den Weg zu finden? Zum Teil waren sie selbst erkrankt, und zum Teil waren sie in die Berge geflohen.
Und wiederum befahl Abraha seinen Leuten in barschem Ton: Nehmt all euren Mut zusammen und beeilt euch mit den Vorbereitungen; denn morgen früh werden wir aufbrechen! Der Morgen kam, und die Leute waren noch viel schwächer und viel mutloser geworden. Wer gesund geblieben war, fühlte sich kraftlos und zermürbt, bis auf wenige Männer, die aber kaum imstande waren, ihren so bedrängten Kameraden zu helfen und den Abzug vorzubereiten, obwohl Abraha ihnen mit freundlichen Worten Mut zu machen versuchte.
Mit Mühe, Anstrengung und letztem Einsatz schafften es die Gesunden schließlich, die Kranken und Verletzten trotz deren großer Zahl für den Aufbruch bereitzumachen, indem sie sie auf die Kamelsänften luden und auf Tragegestelle, die sie auf den Pferderücken befestigt hatten. So zog das Heer Abrahas dorthin zurück, von wo es gekommen war, ohne dass seine Soldaten Makka betreten und ohne dass ihre Augen das heilige Haus Allahs gesehen hätten! Gesund und stark, stolz auf ihre Zahl und Ausrüstung waren sie gekommen; krank, schwach und gedemütigt zogen sie ab, ihre Geräte, ihre Waffen, ihren Proviant und ihre Habe zurücklassend.
Ohne eigentliche Schlacht und ohne eigentlichen Kampf war es soweit gekommen; übertraf doch die Schlacht, die Allah (t) ihnen geliefert hatte, die Schlacht der Menschen und Sein Kampf jeden anderen Kampf! Die Einwohner Makkas, die in den Bergen Zuflucht gesucht hatten, waren gespannt darauf, was aus Abraha und seinem Heer und aus ihrem Einzug in Makka werden würde, und sie sorgten sich ängstlich um das Schicksal des Hauses Allahs. Wie groß aber war ihre Verblüffung, als sie die Kunde erreichte, dass Abrahas Soldaten abgezogen waren – ohne einen weiteren Schritt in Richtung Makka getan zu haben und ohne sich ihrer Al-Kaba, zu deren Zerstörung sie gekommen waren, genähert zu haben!
Nur Abdul-Muttalib war darüber weder verblüfft noch verwundert; vielmehr sagte er zu den Leuten seiner Stadt im Tonfall dessen, der sich seiner Sache ganz sicher ist: Ich habe gespürt, dass Allah Sein Haus nicht den Absichten Abrahas ausliefern würde! Die Männer begannen nun, sich genauer zu erkundigen, und so erfuhren sie, wie Allah (t) mit dem Heer der Angreifer umgegangen war.
Daraufhin kehrten die Leute sicher und unversehrt in ihre Häuser zurück, und allmählich regte sich wieder Leben in den Häusern und Hütten von Makka; Hochzeiten wurden gefeiert, fröhliche Abendgesellschaften gegeben, und bald gab es in Makka keine Wohnung mehr, in der nicht ein heiteres und glanzvolles Freudenfest veranstaltet wurde. Dann gingen die Männer von Makka, allen voran Abdul-Muttalib, dorthin, wo das Heer der Abessinier gelagert hatte, und nahmen die Beute und die von den Fliehenden zurückgelassenen Waffen und Geräte in Besitz. Was aber die flüchtenden Abessinier betraf, so zürnte ihnen Allah (t) immer noch, und Sein Zorn verfolgte sie weiterhin.
Kaum waren sie in Richtung Süden aufgebrochen, begleitet vom Seufzen der Leidenden und dem Stöhnen der Kranken, da überfiel sie ein sintflutartiger Regen, und mächtige Sturzbäche, die von den Bergeshöhen und Hügelkämmen auf ihren Weg herabflossen, überfluteten sie und brachten Unheil über Unheil, Krankheit über Krankheit. Eine bösartige Seuche wütete bald schrecklich unter ihnen; sie waren zermürbt von den Strapazen des Kriegszuges, der Mühsal des Weges und der um sich greifenden Krankheit. Schließlich waren in der Karawane nur noch die Schreie der vom Schmerz Gepeinigten und die Hilferufe der Sterbenden zu hören, doch es gab keinen, der imstande war, die Schreie zu erhören und die Hilferufe zu beachten; denn die wenigen Gesunden lenkten die Reittiere und versuchten, diese aus den vom Regen gebildeten Wasserfluten herauszubringen und den Sturzbächen auszuweichen.
Aber ihre Anstrengungen waren vergeblich: Die Gewalt des Regens ging über ihre Kräfte, und die Fluten waren stärker als ihr Widerstand. Ein Trupp dieser Männer ging nun zu dem Zug, in dem Abraha sich befand, um diesen um Rat zu fragen, was sie tun sollten. Aber Abraha hatte es aufgegeben, Befehle zu erlassen und Instruktionen zu erteilen. Auch ihn hatte es nämlich getroffen wie seine Männer: die Seuche hatte auch seine Glieder erfasst!
Die Männer kehrten zu ihren Gefährten zurück und berichteten, was Abraha zugestoßen war. Bestürzt sahen sie keine andere Möglichkeit, als nach eigenem Gutdünken zu handeln und ihre eigenen Ratgeber zu sein. Sie beschlossen also, ihre Lasten zu verringern und diejenigen von ihren Männern, für deren Leben es keine Hoffnung mehr gab, zurückzulassen. Dann warfen sie möglichst viele Lasten ab und ließen eine große Zahl von Männern zurück – den Regengüssen und Sturzbächen preisgegeben, die sie überfluten und schließlich von ihren irdischen Leiden und Qualen erlösen würden.
Aber das Los der Kranken, die bei der Karawane blieben, war nicht besser als das Schicksal derjenigen, die den Sturmfluten ausgeliefert worden waren; denn ihre Krankheit verschlimmerte sich, und ihr Zustand wurde immer ernster. Ihre Haut wurde zerfressen, und ihr Körper eiterte. Einer nach dem anderen schied aus dem Leben, und so wurden mit der Zeit alle, die nicht gesund geblieben waren, dahingerafft.
Als die kläglichen Reste des einst so stolzen Kriegszuges schließlich den Yemen erreichten, da waren es nur noch wenige, die überlebt hatten. Abraha, von dessen Körper das Fleisch Stück für Stück abgefallen war, wurde auf eine Tragbahre gelegt und in seine Burg getragen.
Seine Kinder Yaqsum, Masruq und Bisbasa und seine Frau Raihana nahmen ihn in Empfang; aber kaum hatten sie ihn gesehen, da wurden sie blass und waren wie vom Blitz getroffen durch die Schrecklichkeit seines Zustandes und die abstoßende Hässlichkeit seines Anblicks. Trotz der verstümmelten Nase, die sein Gesicht kennzeichnete, erkannten sie ihn nicht gleich, und erst nachdem sie sich ihn genau angesehen hatten, kamen sie zu der Gewissheit, dass er es wirklich war.
Abraha starb, nachdem er Fürchterliches durchgemacht hatte, und diejenigen, die als kläglicher Rest seines Heeres übriggeblieben waren, folgten ihm in den Tod. Die Kunde vom Schicksal Abrahas und seines Heeres verbreitete sich überall auf der Arabischen Halbinsel – wie er am Einzug in Makka gehindert und wie ihm die Zerstörung der Al-Kaba verwehrt worden war.
So erlangte Makka in den Augen der Araber hohes Ansehen, und die Al-Kaba war ihnen nun noch heiliger als zuvor. Dieses gewaltige Ereignis hatte noch eine weitere große Wirkung auf die Makkaner: Sie verfassten darüber viele Gedichte und hielten es für so wichtig, dass sie es für ihre Zeitrechnung verwendeten und in ihren Schriften und Erzählungen sagten: Im soundsovielten Jahr nach dem Jahr des Elefanten!
(—Elternhaus)