Chaibar

Eine nördlich von Al-Madina gelegene Oase östlich der Karawanenstraße von Makka nach Syrien.

Je stärker der Einfluss des Islam wird, desto mehr fürchten die Juden in und um Al-Madina um ihre Vormachtstellung in diesem Gebiet. Bald versuchen sie, den Muslimen zu schaden, wo sie nur können; sie brechen mehrmals mit den Muslimen abgeschlossene Verträge und unternehmen sogar einen Mordanschlag auf den Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, bei dem mehrere Muslime ums Leben kommen.

Der Prophet sieht sich deshalb schließlich gezwungen, die in Al-Madina lebenden Juden aus der Stadt auszuweisen. Diese schließen sich den jüdischen Stämmen an, die im Gebiet von Haibar leben, und gemeinsam rüsten sie im Jahre 628 (7 n. H.) zu einem Angriff auf die Muslime.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, kommt diesem Angriff jedoch zuvor und zieht mit einer Armee von 1. 500 Muslimen zu den Festungen der Juden in Haibar. Nach harten Kämpfen gelingt es den Muslimen schließlich, die Festungen einzunehmen, und das Gebiet von Haibar wird unter muslimische Schutzherrschaft gestellt. (DM)

Ibn Ishaq berichtete: Nach seiner Rückkehr von Al-Hudaibiya blieb der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, während des Monats Thu-l-Hidschdscha, im Jahre 6 der Hidschra, und eines Teiles des Monats Al-Muharram, im Jahre 7 der Hidschra, in Al-Madina. Dann brach er nach Chaibar auf. Er wählte den Weg über den Berg Isr, dort errichtete man eine Moschee für ihn, und am Ort Sahba vorbei. Zu einem Tal namens Radschi zwischen Chaibar und dem Stammesgebiet der Gatafan. Dort lagerte er, um zu verhindern, dass die Banu Gatafan, die auf Seiten der Bewohner von Chaibar standen, diesen zur Hilfe kommen konnten.

Sobald die Banu Gatafan hörten, dass sich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, im Gebiet von Chaibar aufhielt, sammelten sie sich und brachen auf, um den Juden gegen den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu helfen. Sie waren erst einen Tag unterwegs, als ihnen das Gerücht zu Ohren kam, dass mit ihren Herden und Familien etwas geschehen sei. Sie befürchteten, dass die Feinde sie in ihrer Abwesenheit angegriffen hätten, und kehrten deshalb nach Hause zurück. Somit gaben sie dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, den Weg nach Chaibar frei.

Er rückte immer weiter in das Gebiet vor und nahm dabei Herde um Herde und eroberte Festung um Festung. Als erste fiel die Festung Naim. Dort starb Mahmud Ibn Maslama, als ein Mühlstein auf ihn herabgeschleudert wurde und ihn tötete. Die nächste Festung war Qamis und gehörte dem Stamm Abu-l-Huqaiq. Von ihnen nahm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, einige Frauen gefangen, darunter Safiyya, die mit Kinana Ibn Rabi verheiratet war, und Zwei ihrer Cusinen.

Safiyya nahm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, für sich selbst. Dihyya vom Stamm Kalb hatte den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gebeten, Safiyya ihm zu überlassen. Als der Prophet (s.) diese dann aber für sich selbst aussuchte, schenkte er dem Dihyya die beiden Cusinen. Alle Gefangenen von Chaibar wurden unter die Muslime verteilt.

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, eines Tages sah, wie die Muslime das Fleisch von zahmen Eseln verzehrten, nannte er ihnen mehrere Dinge, die er ihnen fortan verbot. Der Prophet verbot ihnen damals vier Dinge: den Geschlechtsverkehr mit den Schwangeren unter den gefangenen Frauen, den Genuss des Fleisches der zahmen Esel, den Genuss fleischfressender Tiere und den Verkauf von noch nicht aufgeteilter Beute.

Der Prophet eroberte weiter Festung um Festung und nahm Herde um Herde, bis sie zu den beiden Burgen Watih und Sulalim gelangten. Es waren dies die letzten beiden Festungen der Bewohner von Chaibar, die eingenommen wurden.

Der Prophet (s.) belagerte sie etwa zehn Tage.

Der Jude Marhab kam mit allen seinen Waffen aus der Festung seines Stammes und rief: Wer stellt sich ihm zum Kampf? Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, fragte nach einem Kämpfer und Muhammad Ibn Maslama rief: Ich, o Gesandter Allahs! Ich bin zur Rache verpflichtet, nachdem gestern mein Bruder getötet wurde. So trete gegen ihn an! antwortete ihm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, und betete zu Allah, ihm zu helfen. Die beiden gingen aufeinander los. Ein alter Baum stand zwischen ihnen, hinter dem sie jeweils vor ihrem Gegner Schutz suchten. Sobald sich der eine dahinter versteckte, schlug der andere die Äste vor ihm ab, bis sie sich schließlich ungeschützt gegenüberstanden und der astlose Baum sie nur noch wie ein aufrechtstehender Mann voneinander trennte.

Marhab stürzte sich auf Ibn Maslama und schlug auf ihn ein. Dieser parierte den Hieb mit dem Schild, und Marhabs Schwert blieb darin stecken. Da schlug Ibn Maslama zu und tötete ihn.

Der Prophet belagerte die Bewohner von Chaibar in ihren beiden Festungen Al-Watih und Sulalim, bis sie keinen Ausweg mehr sahen und ihn baten, er möge sie ziehen lassen und ihr Leben verschonen.

Der Prophet (s.) erfüllte ihnen ihre Bitte. Er hatte alle ihre Ländereien, Schaqq, An-Nutah und Kathiba, und alle ihre Festungen mit Ausnahme der beiden Burgen erobert.

Als die Bewohner des Gebietes von Fadak erfuhren, was in Chaibar geschehen war, schickten sie eine Gesandtschaft mit der Bitte zum Propheten, er möge sie ebenfalls ziehen lassen und ihr Leben verschonen; sie würden ihm dafür ihre Besitzungen überlassen. Auch ihrer Bitte entsprach er.

Nachdem sich die Bewohner von Chaibar auf dieser Grundlage ergeben hatten, baten sie den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, er möge sie auf ihren ehemaligen Besitzungen beschäftigen und ihnen die Hälfte der Erträge überlassen. Sie verwiesen darauf, dass sie mehr von der Bestellung des Landes verstünden als die Muslime. Der Prophet ging auf ihre Bedingungen ein, fügte jedoch hinzu, dass er sie jederzeit vertreiben könne, wenn er dies wolle.

Die gleiche Vereinbarung traf er mit den Bewohnern von Fadak.

Während Chaibar aber als Kriegsbeute unter die Muslime aufgeteilt wurde, ging Fadak der freien Verfügung des Propheten (s.) über, da die Muslime weder Pferde noch Kamele hatten einsetzen müssen, um es zu erobern.

Eines Tages, nachdem die Eroberungen beendet waren und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sich sicher wähnte, schenkte ihm Zainab Bint Al-Harith, eine der gefangenen Frauen, ein gebratenes Schaf. Sie hatte sich vorher erkundigt, welches Stück vom Schaf ihm am liebsten sei, und man hatte ihr die Schulter genannt. Darauf vergiftete sie das ganze Schaf, tat auf die Schulter aber besonders viel Gift. Dann brachte sie es herbei und legte es vor dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, nieder. Er nahm sich das Schulterstück und kaute einen Bissen davon, schluckte ihn aber nicht hinunter. Der Prophet spuckte ihn aus und sprach: Dieser Knochen sagt mir, dass er vergiftet ist. Er ließ die Frau holen, und sie gestand. Als er sie fragte, weshalb sie dies getan habe, antwortete sie ihm: Du weißt, was du meinem Volke angetan hast. Ich dachte mir: Wenn du nur ein König bist, werde ich damit von dir erlöst sein; bist du aber ein Prophet, wirst du gewarnt werden. Da ließ sie der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, ungestraft ziehen.

Bischr aber, der davon aß, starb an dem, was er gegessen hatte.

Als die Eroberung von Chaibar beendet war, zog der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, noch in das Gebiet von Wadi-l-Qura und belagerte es einige Tage. Dann kehrte er nach Al- Madina zurück.