Badr I

Der Prophet (s.) erfuhr, dass Abu Sufyan mit einer großen Karawane der Quraisch von Syrien auf dem Weg zurück nach Makka war.

Die Karawane trug Güter und Handelswaren der Quraisch mit sich und wurde von dreißig oder vierzig Mann begleitet. Nachdem der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, gehört hatte, dass Abu Sufyan mit seiner Karawane aus Syrien anrückte, rief er die Muslime zusammen und sprach: Dies ist die Karawane der Quraisch mit ihren Gütern. Zieht aus gegen sie, vielleicht wird Allah sie euch zur Beute machen!

Die Männer kamen seiner Aufforderung nach, die einen schnell, die anderen zögernd, da sie nicht glaubten, der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, werde sich auf einen Krieg einlassen. In der Zwischenzeit versuchte Abu Sufyan, als er sich dem Al-Hidschaz näherte, die letzten Neuigkeiten zu erfahren, und befragte besorgt jeden Reiter, den er unterwegs traf, bis ihm schließlich einer erzählte, dass Muhammad (s.) seine Gefährten zum Kampf gegen ihn und seine Karawane aufgerufen hatte.

Er blieb von da an auf der Hut und heuerte den Damdam Ibn Amr an, den er mit der Weisung nach Makka schickte, die Quraisch zur Verteidigung ihrer Waren aufzufordern und sie davon zu unterrichten, dass Muhammad (s.) die Karawane abfangen wolle. Damdam ritt eilends nach Makka und meldete dies den Quraisch, die sich sogleich zum Aufbruch rüsteten, wobei sie sprachen: Muhammad und seine Leute glauben wohl, sie hätten es wieder mit einer Karawane wie der des Ibn Al- Hadramyy zu tun.

Sie werden bald etwas anderes erleben! Jeder von ihnen machte sich bereit oder sandte einen anderen an seiner statt. Alle zogen aus, und keiner der Edlen blieb zurück außer Abu Lahab, der an seiner Stelle den Al-As Ibn Hischam schickte. Dieser schuldete ihm viertausend Dirham, die er nicht bezahlen konnte. Für diesen Betrag nun zog er an Abu Lahabs Stelle mit. Nachdem die Quraisch ihre Vorbereitungen beendet und sich zum Aufbruch entschlossen hatten, erinnerten sie sich plötzlich an ihren Zwist mit den Banu Bakr vom Stamm Kinana und fürchteten, diese könnten ihnen in den Rücken fallen. Da erschien ihnen der Teufel in Gestalt des Suraqa Ibn Malik, eines der Edlen der Kinana, und erklärte ihnen: Ich bin euer Pfand, dass die Kinana nichts Böses hinter eurem Rücken unternehmen.

Eiligst brachen sodann die Quraisch auf. Auch der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, machte sich in den ersten Tagen des Monats Ramadan auf den Weg. Zwei schwarze Fahnen zogen ihm voran; die eine, Adler genannt, trug Alyy, die andere befand sich bei den Al- Ansar. Der Prophet und seine Gefährten hatten damals siebzig Kamele, auf denen sie abwechselnd ritten. Sie nahmen zunächst den gewöhnlichen Weg von Al-Madina nach Makka und lagerten zum ersten Mal bei dem Brunnen Ar-Rauha.

Von dort zogen sie bis Munsaraf, wo sie den Weg nach Makka verließen und sich nach rechts über Naziya in Richtung Badr wandten. Sie durchquerten das Tal Wadi Ruhqan zwischen Naziya und dem Pass von As-Safra. Als sie nach dem Abstieg vom Pass in der Nähe von As-Safra anlangten, schickte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, Basbas und Adyy nach Badr voraus, um Erkundigungen über Abu Sufyan und seine Karawane einzuholen. Er selbst zog weiter in Richtung auf das Dorf As-Safra zu, das zwischen zwei Bergen liegt. Bevor er das Dorf erreichte, erkundigte er sich nach dem Namen der beiden Berge und erfuhr, dass der eine Muslih und der andere Muchri genannt wurden.

Auch nach den Bewohnern fragte er, und man unterrichtete ihn, dass zwei Untergruppen des Stammes Gifar, die Banu-n-Nar (die Söhne des Feuers) und die Banu Huraq (die Söhne des Brandes) dort lebten. Er erblickte in diesen Namen ein schlechtes Vorzeichen und wollte deshalb den Weg zwischen den beiden Höhen hindurch vermeiden. So zog er rechts an As-Safra vorbei zu einem Tal namens Thafran. Dahinter lagerten sie. Dort erfuhr er, dass die Quraisch aus Makka heranrückten, um ihre Karawane zu verteidigen. Er beriet sich darüber mit seinen Gefährten, und nachdem ihm Abu Bakr und Umar bereits zugesprochen hatten, erhob sich auch Al-Miqdad und sagte: O Gesandter Allahs! Gehe dorthin, wohin dir Allah den Weg weist; denn wir sind bei dir und wir werden wahrlich niemals zu dir sagen, was die Kinder Israels zu Moses sagten: >Gehe denn du mit deinem Herrn und kämpft; wir bleiben hier sitzen< (Quran 5:24); sondern wir sagen dir: >Gehe du mit deinem Herrn und kämpft! Wir werden zusammen mit euch kämpfen! < Bei Dem, Der dich mit der Wahrheit gesandt hat, auch wenn du mit uns bis nach Bariqi-l-Gimad (ein entfernter Ort bei Yemen) zögest, würden wir mit dir gegen die Verteidiger kämpfen, bis du es eroberst.

Der Prophet dankte ihm und segnete ihn. Dann bat er auch die Al-Ansar um ihren Rat; denn sie bildeten die Mehrheit und hatten ihm bei der Huldigung von Al- Aqaba erklärt, sie könnten ihn nur in Al-Madina schützen und wie ihre eigene Familie verteidigen. Er fürchtete deshalb, Al-Ansar würden sich nur verpflichtet fühlen, ihm gegen einen Angreifer in Al-Madina zu helfen, aber es vielleicht nicht als ihre Aufgabe ansehen, mit ihm außerhalb der Stadt gegen einen Feind zu ziehen.

Nachdem er diese Zweifel geäußert hatte, fragte ihn Sad Ibn Muath: Bei Allah, meinst du damit etwa uns, Gesandter Allahs? Und als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, bejahte, erklärte er: Wir glauben an dich und bezeugen, dass deine Botschaft die Wahrheit ist. Wir haben mit dir darauf einen Bund geschlossen und dir versprochen, dass wir dir folgen und gehorchen werden. So gehe, wohin du willst, und wir sind mit dir. Bei Dem, Der dich mit der Wahrheit gesandt hat, selbst wenn du uns auffordern würdest, das Meer zu durchqueren, und würdest dich hineinstürzen, wir alle würden dir folgen, und keiner von uns würde zurückbleiben. Wir haben nichts dagegen, dass du uns morgen gegen unsere Feinde führst; denn wir sind standhaft im Krieg, getreu im Kampf. Vielleicht wird Allah dir an uns zeigen, was dir Freude bringt. So lass uns mit Allahs Segen mit dir ziehen! Sads Worte stimmten den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, glücklich und gaben ihm Mut.

Zieht los und seid frohen Mutes, rief er seinen Gefährten zu, denn Allah hat mir versprochen, dass wir eines von beiden, die Karawane oder das Heer der Quraisch, besiegen werden, und, bei Allah, mir ist jetzt, als sähe ich schon die geschlagenen Feinde. Sie brachen von Thafran auf, überquerten die Asafir-Pässe, kamen zu einem Ort namens Dabba, ließen Hannan, eine berghohe Sanddüne, zur Rechten liegen und lagerten schließlich in der Nähe von Badr.

Am Abend schickte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, Az-Zubair und Sad Ibn Abi Waqqas mit einigen anderen Männern als Kundschafter zum Brunnen von Badr. Sie trafen dort an der Tränke eine Kamelherde der Quraisch und zwei ihrer Sklaven. Sie nahmen diese beiden mit zurück zum Lager und fragten sie aus, während der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sein Gebet verrichtete. Zuerst behaupteten die beiden, die Quraisch hätten sie zum Brunnen geschickt, um Wasser für sie zu holen.

Den Muslimen missfiel diese Auskunft jedoch, da sie wünschten, die beiden möchten zur Karawane des Abu Sufyan gehören. Sie prügelten sie deshalb heftig, bis sie sich dazu bekannten. Dann erst ließ man von ihnen ab. Der Prophet aber sprach, nachdem er sich im Gebet gebeugt und zweimal niedergeworfen hatte: Als die beiden euch die Wahrheit sagten, habt ihr sie geschlagen, und als sie logen, habt ihr von ihnen abgelassen. Sie haben die Wahrheit gesagt und gehören wirklich zum Heer der Quraisch.

Dann bat er selbst die beiden, ihm zu erzählen, wo sich die Quraisch befänden. Sie sind hinter der Sanddüne, die du dort am äußersten Rand des Tals siehst, erhielt er zur Antwort. Die Sanddüne hieß Aqanqal. Dann fragte er sie weiter: Wie viele sind sie? Viele. Was ist ihre Zahl? Wir wissen es nicht. Wie viele Tiere schlachten sie täglich? Manchmal neun, manchmal zehn, antworteten sie. Dann sind es zwischen neunhundert und tausend. Welche Edlen sind unter ihnen?, fragte der Prophet (s.). Die beiden zählten sie auf. Da wandte sich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, seinen Gefährten zu und sprach: Dieses Makka hat seine Herzstücke gegen euch gesandt! Vorher hatten schon die beiden Kundschafter des Propheten, Basbas und Alyy, Badr erreicht und ihre Kamele bei einem Hügel in der Nähe des Brunnens niederknien lassen.

Mit einem alten Wasserschlauch waren sie hingegangen, um Wasser zu holen, und hatten dort Madschdi Ibn Amr angetroffen, der aber nicht wusste, wer sie waren. Die beiden hörten auch am Brunnen, wie sich zwei Mädchen des dort ansässigen Stammes über irgendeine zu begleichende Schuld unterhielten und die eine der anderen versprach: Morgen oder übermorgen kommt die Karawane. Ich werde für sie arbeiten und dir dann zurückzahlen, was ich dir schulde. Madschdi bestätigte dem Mädchen, was sie über die Karawane gesagt hatte, und bereinigte den Streit zwischen den beiden. Alyy und Basbas aber bestiegen ihre Kamele, ritten zum Propheten und erzählten ihm, was sie gehört hatten.

Inzwischen war Abu Sufyan vorsichtshalber seiner Karawane vorausgeritten. Er kam zu demselben Brunnen und fragte dort Madschdi, ob er jemanden bemerkt hätte. Dieser antwortete: Ich habe niemanden gesehen, den ich nicht kannte, außer zwei Reitern, die dort am Hügel ihre Kamele niederknien ließen, ihren Wasserschlauch füllten und wieder davonritten. Abu Sufyan ging darauf zu der Stelle, nahm etwas vom Dung der Kamele der beiden und zerkrümelte ihn. Als er darin Dattelkerne fand, sprach er: Das ist das Viehfutter in Al-Madina!

Auf schnellstem Wege kehrte er zu seiner Karawane zurück und änderte deren Richtung, indem er den gewöhnlichen Weg verließ, so schnell er konnte zur Küste abbog und Badr zur Linken liegen ließ. Dann, als er sah, dass er seine Karawane gerettet hatte, schickte er einen Boten zu den Quraisch und ließ ihnen sagen: Ihr seid ausgezogen, um eure Karawane, euere Männer und euere Güter zu schützen. Nun, da sie gerettet ist, könnt ihr wieder umkehren. Abu Dschahl aber sprach: Nein! Wir werden nicht umkehren, bevor wir Badr nicht erreicht haben! (Badr war einer der Märkte der Araber, wo sie alljährlich einen Jahrmarkt abhielten) Wir wollen drei Tage dortbleiben, Kamele schlachten, einen Festschmaus halten, Wein trinken, und die Sklavinnen sollen uns aufspielen. Die Araber werden hören, dass wir gekommen sind und uns versammelt haben, und sie werden uns für immer achten. Zieht weiter!

Das Heer der Quraisch setzte sich wieder in Bewegung, bis es am äußersten Rand des Tals, hinter der Düne Aqanqal, haltmachte. Dschaldschal, das Tal, lag zwischen Badr und Aqanqal, und die Brunnen von Badr waren auf der Al-Madina zugewandten Seite des Tales. Allah sandte Regen herab, und der Boden wurde weich. Während sich für die Muslime die Erde zusammenklebte und sie nicht am Vorrücken hinderte, konnten die Quraisch kaum mehr weiterziehen. Der Prophet ritt mit seinen Männern eilends bis zum ersten Brunnen von Badr und hielt an.

Dort an jenem Brunnen fragte Al-Chabbab Ibn Munthir den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm: Dieser Platz hier, von dem es kein Vor und kein Zurück mehr gibt hat Allah ihn dir gewiesen, oder hast du ihn nach deiner Meinung und aus deiner Berechnung herausgewählt? Letzteres ist richtig, erwiderte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. Da sprach Al-Chabbab: O Gesandter Allahs! Dies ist kein geeigneter Platz. Mach dich mit den Leuten auf und lass uns zu den Brunnen ziehen, die den Feinden am nächsten liegen. Die anderen Brunnen dahinter wollen wir verstopfen. Bei unserem Brunnen aber legen wir ein Becken an und füllen es mit Wasser. Kämpfen wir dann mit ihnen, haben wir zu trinken, sie aber nicht. Einen guten Rat hast du mir da gegeben, dankte ihm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, und machte sich mit seinen Männern wieder auf den Weg.

An dem den Quraisch am nächsten liegenden Brunnen lagerten sie. Die anderen Brunnen ließ er verstopfen, während sie bei dem ihrigen ein Becken anlegten, es mit Wasser füllten und alle mit ihren Gefäßen daraus schöpften. Sad Ibn Muath wandte sich an den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und sprach: O Gesandter Allahs! Sollen wir dir nicht eine Hütte bauen, in der du dich aufhalten kannst, und dir daneben deine Reitkamele bereithalten? Wenn wir dann auf unseren Feind treffen und wenn Allah uns stärkt und uns den Sieg verleiht, ist es das, was wir wollten.

Geht es anders aus, besteigst du dein Reittier und begibst dich zu unseren Leuten, die zurückgeblieben sind. O Gesandter Allahs! Wir sind dir nicht mehr in Liebe zugetan als sie. Hätten sie gewusst, dass es zu einem Kampf kommen würde, wären sie nicht zurückgeblieben. Allah wird dich durch sie schützen, und sie werden dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der Prophet dankte ihm und segnete ihn. Sodann errichtete man für ihn eine Hütte, in der er sich aufhielt. Am Morgen setzten sich die Quraisch in Bewegung und rückten heran.

Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sie von Aqanqal herunterkommen sah, rief er: O Allah! Da kommen die Quraisch in ihrer Eitelkeit und ihrem Stolz. Sie befehden Dich und zeihen Deinen Gesandten der Lüge. O Allah! Gib mir die Hilfe, die Du mir versprochen hast! O Allah! Vernichte sie an diesem Morgen!

Nachdem die Quraisch ihr Lager bezogen hatten, schickten sie den Umair Ibn Wahb los, um herauszufinden, wie viele Prophetengefährten es seien. Er ritt um das Lager der Muslime, kehrte zu seinen Leuten zurück und sprach: Dreihundert, vielleicht auch etwas mehr oder weniger. Aber wartet noch, ich will sehen, ob sie einen Hinterhalt gelegt oder noch irgendwelche Hilfstruppen versteckt halten. Er zog weit in das Tal hinein, konnte aber nichts entdecken. Bei seiner Rückkehr sagte er: Ich habe nichts gefunden, aber ich habe, o ihr Männer von Quraisch, ich habe Kamele den Tod tragen sehen, Kamele aus Yathrib (Al-Madina), den Tod auf dem Rücken. Es sind Leute, deren einziger Schutz und deren alleinige Zuflucht ihre Schwerter sind. Keiner von ihnen wird getötet werden, bevor er nicht einen von uns getötet hat. Und wenn sie dann so viele von uns getötet haben, wie sie selbst sind, was ist dann noch Gutes am Leben? Überdenkt nochmals euer Tun!

Nachdem Hakim Ibn Hizam diese Worte Umairs gehört hatte, kam er zu Utba Ibn Rabia, und sprach: Du bist der Führer und der Herr der Quraisch, dem sie gehorchen. Möchtest du, dass man dich bei ihnen für alle Zeit in bestem Andenken bewahrt? Wie denn, o Hakim? Indem du mit den Leuten umkehrst und die Blutschuld für deinen Bundesgenossen Ibn Al-Hadramyy, die wir von Muhammad fordern, selbst übernimmst. Ich werde es tun, und du sollst Zeuge sein. Ibn Al-Hadramyy war mein Bundesgenosse, und ich bezahle seinen Leuten die Blutschuld und die verlorenen Güter. Aber gehe zu Abu Dschahl; denn ich fürchte, er wird sich dagegen auflehnen!

Während sich Hakim zu Abu Dschahl begab, erhob sich Utba und hielt eine Ansprache an die Quraisch: Männer von Quraisch! Wahrlich, ihr werdet durch einen Kampf gegen Muhammad und seine Gefährten nichts gewinnen. Wahrlich, wenn ihr ihn besiegt, werden wir uns nicht mehr ins Antlitz sehen können, weil wir uns gegenseitig unsere Vettern oder andere Verwandte umgebracht haben. Kehrt um und überlasst Muhammad den anderen Arabern. Wenn sie ihn töten, geschieht genau das, was ihr wollt, und wenn nicht, kann er euch nicht vorwerfen, ihr hättet ihm angetan, was ihr wolltet!

Hakim war inzwischen zu Abu Dschahl gekommen, der gerade seinen Panzer aus der Hülle genommen hatte und ihn einölte. Hakim erzählte ihm von Utbas Vorschlag, doch Abu Dschahl wies ihn mit den Worten zurück: Seine Lungen haben sich vor Angst gefüllt, als er Muhammad und seine Gefährten sah. Nein! Wir werden nicht umkehren, bis nicht Allah zwischen uns und Muhammad entschieden hat. Utba glaubt doch selbst nicht, was er sagt. Er hat vielmehr nur gesehen, dass Muhammad und seine Gefährten nicht mehr Männer sind als die Esser eines Schlachtkamels und dass sein eigener Sohn unter ihnen ist. Nun hat er Angst, wir könnten seinem Sohn etwas tun.

Dann sandte Abu Dschahl einen Boten zum Bruder des Ibn Al-Hadramyy, Amir, und ließ ihm sagen: Dieser Utba, dein Bundesgenosse, will mit den Leuten umkehren, wo du deine Rache vor Augen hast. Auf! Fordere die Einhaltung des Bundes und die Rache für die Ermordung deines Bruders! Da erhob sich Amir, zog blank und schrie: Rache für meinen Bruder Amr, Rache für Amr! Und es entbrannte der Kampf.

Die Quraisch verharrten in ihrem Übel, und Utbas Vorschlag wurde verworfen. Al-Aswad aus der Sippe Banu Machzum trat als erster von den Quraisch vor und rief: Ich schwöre, ich werde aus ihrem Wasserbecken trinken oder es zerstören oder, noch bevor ich es erreiche, sterben. Er kam heran, doch Hamza, der Oheim des Propheten, trat ihm entgegen und versetzte ihm noch vor dem Becken einen Hieb, dass ihm ein Fuß und die Hälfte des Beines davonflogen. Er fiel auf den Rücken, und rauschend floss das Blut von seinem Bein zu seinen Gefährten. Trotzdem kroch er noch zum Becken und stürzte sich hinein, um seinen Schwur zu erfüllen. Hamza aber folgte ihm und erschlug ihn im Becken.

Dann trat Utba zusammen mit seinem Bruder Schaiba und seinem Sohn Al-Walid aus der Reihe der Quraisch hervor und rief die Muslime zum Einzelkampf auf. Drei junge Burschen von den Al-Ansar boten sich ihnen zum Kampf an, doch die Quraisch fragten sie: Wer seid ihr? Wir gehören zu den Al-Ansar des Propheten. Von euch wollen wir nichts! Und einer der Quraisch rief: Muhammad! Schicke unseresgleichen und Männer unseres Stammes gegen uns! Da forderte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, Abu Ubaida, Hamza und Alyy auf, sich im Einzelkampf mit ihnen zu messen. Die Quraisch fragten auch sie, wer sie seien, erkannten sie aber als ebenbürtige Edle an. Ubaida, der älteste, kämpfte gegen Utba, Hamza gegen Schaiba und Alyy gegen Al-Walid.

Es dauerte nicht lange, da hatten Hamza und Alyy ihre Gegner getötet. Ubaida und Utba tauschten zwei Schläge, worauf beide verwundet niederstürzten. Sogleich fielen Hamza und Alyy mit ihren Schwertern über Utba her und erledigten ihn. Ubaida aber trugen sie zurück zu ihren Gefährten. Dann drängten beide Seiten vor und gingen aufeinander los. Der Prophet hatte seinen Gefährten befohlen, nicht anzugreifen, bevor er es anordne. Wenn sie euch umzingeln, sprach er, überschüttet sie mit euren Pfeilen! Er selbst blieb zusammen mit Abu Bakr in der Hütte, bat Allah um die versprochene Hilfe und sagte unter anderem: O Allah, wenn diese meine Schar heute untergeht, wird Dich niemand mehr anbeten. Deine dauernden Bitten, wandte Abu Bakr ein, werden Deinem Herrn lästigfallen. Allah erfüllt dir, was Er dir versprochen hat.

Dann schlief der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, in der Hütte ein, und als er aus seinem kurzen Schlummer erwachte, sagte er: Freue dich, Abu Bakr! Allahs Hilfe ist zu dir gekommen. Hier ist Dschibril und führt sein Pferd am Zügel, dessen Vorderzähne Staub bedeckt. Als erster Muslim wurde Mihdscha, ein Freigelassener Umars, durch einen Pfeil getötet, und ein weiterer Pfeil traf den Haritha, einen vom Stamm Banu An-Nadschdschar, tödlich am Hals, als er gerade aus dem Becken trank.

Darauf trat Muhammad (s.) zu seinen Leuten hinaus und spornte sie an mit den Worten: Bei Dem, in Dessen Hand Muhammads Seele ist, jeder, der heute standhaft und Allahs Lohn erhoffend gegen den Feind kämpft, nur vorwärtsstrebt und nicht zurückweicht und dann den Tod findet, den wird Allah ins Paradies eingehen lassen. Umair Ibn Al-Hamam, der gerade einige Datteln in der Hand hielt und davon aß, hörte diese Worte und rief: Herrlich! Herrlich! Trennt mich vom Paradies nur der Tod aus ihrer Hand? Und sogleich warf er die Datteln weg, ergriff sein Schwert und kämpfte, bis er fiel. Dann nahm der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, eine Handvoll Steinchen, wandte sich zu den Quraisch und rief: Hässlich sollen diese Gesichter werden! Mit diesen Worten warf er mit den Steinen nach ihnen und befahl seinen Gefährten, loszustürmen.

Dies war das Ende für die Quraisch. Allah tötete viele ihrer Führer und ließ viele ihrer Edlen in Gefangenschaft geraten. Nach Beendigung des Kampfes ordnete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, an, dass alles, was die Männer an Beute angesammelt hatten, im Lager zusammengetragen werde, doch die Muslime begannen sich zu streiten. Diejenigen, die die Beute gesammelt hatten, sagten: Dies gehört uns! Und diejenigen, die gegen den Feind gekämpft und ihn verfolgt hatten, riefen: Bei Allah, wären wir nicht gewesen, hättet ihr jetzt nichts. Hätten wir den Feind nicht von euch abgehalten, hättet ihr nichts bekommen. Und diejenigen, die den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, bewacht hatten, aus Sorge, der Feind könnte sich gegen ihn wenden, behaupteten: Ihr habt nicht mehr Recht darauf als wir! Wir hätten auch gern gegen den Feind gekämpft, als er durch Allahs Hilfe davonlief, und hätten auch gern die Beute aufgesammelt, als sie niemand mehr verteidigte, doch waren wir besorgt, der Feind könne nochmals zurückkehren. Deshalb blieben wir zum Schutze des Propheten. Ihr habt nicht mehr Recht auf die Beute als wir.

Abu Umama vom Stamm Bahila fragte später einmal den Ubada Ibn As-Samit nach der Offenbarung der Sura Al-Anfal (Die Beute, Sura 8). Da erzählte ihm dieser: Sie wurde wegen uns, den Badr-Kämpfern, offenbart, als wir uns um die Beute stritten und unser ganzer schlechter Charakter sich zeigte. Aber Allah entriss durch diese Sura die Beute unseren Händen und übergab sie dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Dieser teilte sie zu gleichen Teilen unter den Muslimen auf.

Sodann schickte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, den Abdullah Ibn Rawaha mit der Siegesbotschaft zu den Bewohnern der Oberstadt von Al-Madina und den Zaid Ibn Haritha in die Unterstadt. Usama Ibn Zaid berichtete: Wir schlossen gerade das Grab der Ruqayya, der Tochter des Propheten (s.) und Frau Uthmans, bei dem mich der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zurückgelassen hatte, um nach ihr zu sehen, da traf mein Vater Zaid in Al-Madina ein. Ich kam zu ihm, als er von Menschen umringt auf dem Betplatz stand und rief:>Die Edlen der Quraisch, Utba, Schaiba, Abu Dschahl, Zama, Abu l-Bachtan, Umayya Ibn Chalaf und die beiden Söhne des Al-Huyaiyy, Nabih und Munabbih sind tot! < >Ist das wahr? <, fragte ich meinen Vater, und er erwiderte:>Ja, bei Allah, mein Sohn, es ist wahr.<

Der Prophet selbst erreichte Al-Madina einen Tag, bevor man die Gefangenen brachte. Abdullah Ibn Abi Bakr berichtete mir von Yahya Ibn Abdullah: Als die Gefangenen ankamen, befand sich Sauda, die Frau des Propheten (s.), gerade bei der Familie des Afra, wo man den Tod seiner beiden Söhne beweinte. Die Frauen mussten damals noch keinen Schleier tragen, und Sauda erzählte später: >Ich war gerade bei Afras Familie, als der Ruf ertönte: “Man bringt die Gefangenen! ”

Sogleich ging ich nach Hause zum Propheten. Plötzlich erblickte ich in einer Ecke des Zimmers den Abu Yazid, die Hände mit einem Strick an seinen Hals gefesselt. Als ich ihn so sah, konnte ich nicht an mich halten und rief: “Ihr habt euch ergeben, anstatt wie edle Männer zu sterben. ” Da schreckte mich die Stimme des Propheten (s.) auf, der rief: “Hetzt du gegen Allah und Seinen Propheten? ” “O Gesandter Allahs”, erwiderte ich, “bei Dem, Der dich mit der Wahrheit gesandt hat, ich konnte mich einfach nicht beherrschen, als ich ihn in seinem Zustand sah. ” Dann verteilte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, die Gefangenen an seine Gefährten und trug ihnen auf, sie gut zu behandeln.

Unter den Gefangenen befand sich auch Abu-l-As, der Schwiegersohn des Propheten (s.) und Gatte seiner Tochter Zainab. Aufgrund seines Reichtums, seiner Redlichkeit und seines Handels war er einer der geachtetsten Männer in Makka. Mütterlicherseits war er ein Neffe der Chadidscha, die ihn wie ihren eigenen Sohn behandelt hatte. Als sie eines Tages den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, noch bevor er seine Offenbarungen empfing, bat, für ihren Neffen eine Frau zu suchen, gab er ihm seine Tochter Zainab in die Ehe.

Nachdem Allah dann Muhammad (s.) mit dem Prophetentum ausgezeichnet hatte, glaubten Chadidscha und seine Töchter an ihn, bezeugten die Wahrheit seiner Offenbarung und bekannten sich zu seiner Religion. Abu-l-As aber verharrte in seiner Vielgötterei. Nun hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, auch seine Tochter Ruqayya verheiratet, und zwar mit Utba Ibn Abi Lahab. Als er dann öffentlich Allahs Auftrag verkündete und sich offen gegen die Quraisch wandte, sprachen diese untereinander: Wir haben Muhammad von der Fürsorge für seine Töchter befreit. Geben wir sie ihm doch zurück! Er soll sich selbst um sie kümmern! Sie gingen zuerst zu Abu-l-As und sagten: Trenne dich von deiner Frau! Wir verheiraten dich dafür mit jeder anderen Quraischitin, die du möchtest. Niemals werde ich dies tun, und ich will an ihrer Stelle auch keine andere Frau von Quraisch, entgegnete er ihnen, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, so habe ich gehört, war voll des Lobes für diese Haltung seines Schwiegersohnes.

Dann kamen die Quraisch auch zu Utba und machten ihm den gleichen Vorschlag. Er willigte ein und erhielt dafür die Tochter des Said Ibn Al-As. Die Tochter des Propheten (s.), Ruqayya, aber verstieß er, noch bevor er ihr beigewohnt hatte. So befreite Allah sie aus seiner Hand, ihr zur Ehre und ihm zur Schande, und Uthman Ibn Affan heiratete sie. Der Prophet war damals in seiner Entscheidungsfreiheit zu sehr eingeengt, um etwas erlauben oder verbieten zu können. Obwohl der Islam seine Tochter Zainab von ihrem Gatten Abu l-As schied, konnte der Prophet die beiden bis zur Hidschra nicht voneinander trennen, und Zainab blieb bei Abu l-As, sie eine Muslime, er ein Heide.

Als die Quraisch dann nach Badr zogen, kam auch Abu-l-As mit ihnen und geriet in Gefangenschaft zum Propheten nach Al-Madina. Schließlich schickten die Makkaner die Auslösesumme für die Gefangenen, und auch Zainab ließ den entsprechenden Betrag zur Auslösung von Abu-l-As nach Al-Madina bringen, darunter eine Halskette, die ihr einst ihre Mutter Chadidscha zur Hochzeit geschenkt hatte. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, die Kette erblickte, ergriff ihn großes Mitleid mit seiner Tochter. Er bat seine Gefährten, ihr sowohl ihren Mann als auch das Geld zurückzuschicken, und sie erfüllten ihm seine Bitte.

Die Gesamtzahl der Muslime, die an der Schlacht von Badr teilnahmen, betrug 314; davon waren 83 Makkanische Auswanderer, 231 von Al-Ansar, 61 vom Stamm Al-Aus und 170 vom Stamm Al-Chazradsch. Von den Auswanderern fielen sechs, von den Al-Ansar 8. Die Quraisch dagegen verloren 50 Mann, und 43 wurden gefangengenommen. (Rtt)

Die Schlacht von Badr wird in der Offenbarung wie folgt geschildert: Und damals verließest du deine Familie in der Frühe, um die Gläubigen in die Stellungen des Kampfes einzuweisen; und Allah ist Allhörend, Allwissend. Da verloren zwei Gruppen von euch beinahe den Mut, und Allah war beider Beschützer. Und auf Allah sollen sich die Gläubigen verlassen. Und da verhalf Allah euch bei Badr zum Sieg, während ihr (zahlenmäßig) verächtlich erschient; darum fürchtet Allah; vielleicht werdet ihr dankbar sein. Als du zu den Gläubigen sagtest: Genügt es euch denn nicht, dass euer Herr euch mit dreitausend herniedergesandten Engeln hilft? Ja, wenn ihr geduldig und gottesfürchtig seid und sie sofort über euch kommen, wird euer Herr euch mit fünftausend Engeln in Kampfbereitschaft helfen. Und dies machte Allah allein als frohe Botschaft für euch, und auf dass eure Herzen ruhig wären – denn der Sieg kommt nur von Allah, dem Allmächtigen, dem Allweisen, auf dass Er den Ungläubigen einen Teil (ihrer Macht) abschneide oder sie niederwerfe, so dass sie enttäuscht heimkehren. Von dir ist es gar nicht abhängig, ob Er Sich ihnen wieder verzeihend zuwendet oder ob Er sie straft; denn sie sind ja Frevler. (Quran 3:121-128)

(—-> Badr II)