Einleitung
Das Schreibrohr wird für Aufzeichnungen aller Taten und Befehle verwendet. Der Diener Allahs folgt einem Plan und einer Rechtleitung, die letztendlich siegreich sein muss. Der Mensch muss zu allen Zeiten geprüft werden, um festzustellen, ob er Allah (t) vergisst. So prüfte Allah die Gefährten des Gartens, die so sicher waren, ihre Früchte am nächsten Morgen zu ernten. Aber Allah (t) ließ den Garten kahl werden; so lernten sie, dass Allahs Wille auf wunderbare Art geschieht. Böses und Gutes können niemals das gleiche Ende haben. Am Tage des Jüngsten Gerichts werden die Schuldigen bestraft werden. Der gute Mensch muss immer geduldig sein, so wie Yunus (a.s.), der Qualen erlitt, aber seine Reue brachte ihm Allahs Güte.
Nun – und beim Schreibrohr und bei dem, was sie niederschreiben! (68:1)
68:1 – Über die Bedeutung dieses arabischen Buchstaben “Nun” vgl. Erläuterung der Termini (s.u. “Alif”). Der Schwur Allahs beim Schreibrohr und bei dem, was die Menschen niederschreiben unterstreicht die besondere Bedeutung des Lernens (vgl. dazu 96:3-5).
Wahrlich, du bist – durch die Gnade deines Herrn – kein Besessener. (68:2)
68:2-7 – Grundsätzlich beziehen sich diese Worte auf unseren Propheten (a.s.s.). ‘A’ischa (r), Gattin des Propheten (a.s.s.) beschrieb seine Verhaltensweise so: ”Sein Charakter war der Qur’an.“ Was diejenigen angeht, die dem Propheten Besessenheit vorwarfen, so endeten selbst diese in einem bedauerlichen Zustand. Dazu sollen wir ihre Geschichten zur Kenntnisnehmen, z.B. von Al-Walid Ibn Al-Mugira, Abu Dschahl und Abu Lahab (vgl. Sura 111 und die Anmerkung dazu; ferner den Titel: “Allah vollendet Sein Licht”, Islamische Bibliothek).
Und für dich ist gewiss ein Lohn bestimmt, der dir nicht vorenthalten wird. (68:3)
Siehe 68:2
Und du verfügst wahrlich über großartige Tugendeigenschaften. (68:4)
Siehe 68:2
Also wirst du sehen und sie werden auch sehen (68:5)
Siehe 68:2
, wer von euch der Besessene ist. (68:6)
Siehe 68:2
Wahrlich, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Weg abirrt, und Er kennt auch die Rechtgeleiteten am besten. (68:7)
Siehe 68:2
Darum richte dich nicht nach den Wünschen der Leugner. (68:8)
68:8-14 – Abu Dschahl gehörte zu denen, die dem Propheten immer wieder unmögliche Kompromisse vorschlugen. Zu solchen Vorschlägen gehört, dass der Prophet (a.s.s.) ihnen mit Götzendienst und anderen unehrbaren Handlungen entgegenkommen soll. Es handelt sich hier aber um Al-Walid Ibn Al-Mugira, den Rädelsführer bei der Verleumdung des Propheten, der nicht lange nach der Schlacht von Badr ein schlimmes Ende fand, und dessentwegen auch 74:11-26 offenbart wurde.
Sie wünschen, dass du dich (ihnen gegenüber) entgegenkommend verhältst, dann würden (auch) sie sich (dir gegenüber) entgegenkommend verhalten. (68:9)
Siehe 68:8
Und füge dich nicht irgendeinem verächtlichen Schwüremacher (68:10)
Siehe 68:8
, Verleumder, einem, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten (68:11)
Siehe 68:8
, einem Behinderer des Guten, Übertreter, Sünder (68:12)
Siehe 68:8
; überdies einem Grobian, sündigen Benehmens. (68:13)
Siehe 68:8
Nur weil er Reichtümer und Kinder besitzt (68:14)
Siehe 68:8
, sagt er, wenn ihm Unsere Verse verlesen werden: ”(Dies sind) Fabeln der Alten!“ (68:15)
68:15 – In der Offenbarung ist jeder Vers ein “Zeichen”, das für mehr steht als das, was er aussagt. “Zeichen” (arab.: Aya) wird somit zum terminus technicus für einen Vers des Qur’an. (vgl. 6:25).
Wir wollen ihn auf der Nase brandmarken. (68:16)
68:16 – Im Arabischen wörtlich: “Churtum” (Rüssel), der empfindlichste Körperteil eines Schweines. Der Ungerechte macht sich selbst zum Tier und wird nun auf diese Weise unter Kontrolle gebracht. Einige Kommentatoren weisen darauf hin, dass dies im wahren Sinne verstanden werden muss. D.h.: Wir werden ihn mit unvorstellbarer Schande kennzeichnen.
Wir prüfen sie, wie Wir die Eigentümer des Gartens prüften, als sie schworen, sie würden sicherlich (all) seine Früchte am Morgen pflücken. (68:17)
68:17-32 – Bei den Leuten des Gartens handelt es sich um Egoismus und Rücksichtslosigkeit (vgl. dazu 18:32-44). Diese Leute haben sich heimlich vorgenommen, den Armen ihre legitimen Rechte vorzuenthalten, aber sie kamen in eine Situation, in der sie dies nicht mehr tun konnten. Was sie anderen vorenthalten wollten, blieb ihnen selbst vorenthalten. (ÜB) (vgl. dazu 56:67).
Und sie machten keinen Vorbehalt. (68:18)
Siehe 68:17
Dann kam eine Heimsuchung deines Herrn über ihn, während sie schliefen. (68:19)
Siehe 68:17
Und am Morgen war (der Garten) bereits verwüstet. (68:20)
Siehe 68:17
Dann riefen sie am Morgen einander zu (68:21)
Siehe 68:17
: ”Geht in der Frühe zu eurem Acker hinaus, wenn ihr ernten möchtet.“ (68:22)
Siehe 68:17
Und sie machten sich auf den Weg und redeten dabei flüsternd miteinander (68:23)
Siehe 68:17
: ”Zu euch darf ihn heute kein Armer betreten.“ (68:24)
Siehe 68:17
Und sie gingen in der Frühe hin mit dem festen Vorsatz, geizig zu sein. (68:25)
Siehe 68:17
Doch als sie ihn sahen, sagten sie: ”Wahrlich, wir befinden uns im Irrtum! (68:26)
Siehe 68:17
Nein, wir sind beraubt.“ (68:27)
Siehe 68:17
Der Gemäßigte unter ihnen sagte: ”Habe ich euch nicht gesagt: »Warum preist ihr (Allah) nicht?«“ (68:28)
Siehe 68:17
(Nun) sagten sie: ”Preis sei unserem Herrn! Gewiss, wir sind ungerecht gewesen.“ (68:29)
Siehe 68:17
Dann wandten sich einige von ihnen an die anderen, indem sie sich gegenseitig Vorwürfe machten. (68:30)
Siehe 68:17
Sie sagten: ”Wehe uns! Wir waren wahrlich widerspenstig. (68:31)
Siehe 68:17
Vielleicht wird unser Herr uns einen besseren (Garten) als Ersatz für diesen geben; wir flehen demütig zu unserem Herrn.“ (68:32)
Siehe 68:17
So ist die Strafe. Und wahrlich, die Strafe des Jenseits ist (noch) schwerer. Wenn sie es nur wüssten! (68:33)
68:33 – Die Makkaner, die die Botschaft Allahs deswegen ablehnten, weil sie wohlhabend und einflussreich waren, sollten die Lehre aus dieser Geschichte ziehen und sich von dem Reichtum und der Macht, die Allah (t) ihnen zur Prüfung gegeben hatte, nicht blenden lassen. Die Strafe Allahs droht im Diesseits und noch mehr im Jenseits. (ÜB)
Für die Gerechten sind wahrlich Gärten der Wonne bei ihrem Herrn (bestimmt). (68:34)
68:34 – Gegenüber dem irdischen Garten, den Allah (t) oben in 68:20 verwüstet hatte, stehen hier die “Gärten der Wonne” in Vielzahl. In diesem Versblock handelt es sich um die bekannte Parallelität des Qur’an. D.h., dass jedesmal, wenn Allah (t) von der Belohnung der rechtschaffenen Diener im Paradies spricht (vgl. 38:49-54), berichtet Er von der Bestrafung der Ungläubigen, und zwar aus dem Prinzip der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit zugelich, weil die Botschaft stets diese Eigenschaft hat: Als frohe Botschaft und als Warnung.
Sollten Wir etwa die Gottergebenen wie die Schuldigen behandeln. (68:35)
68:35 – Wir sollten daran denken, dass der “institutionalisierte” Gebrauch dieses Wortes “Al- Muslimun” (Gottergebene) – das heißt seine ausschließliche Anwendung für die Anhänger des Propheten Muhammad (a.s.s.) – eine eindeutig nach-qur’anische Entwicklung ist und bei der Übersetzung des Qur’an vermieden werden sollte. “Al-Muslimun” kann auch heißen: diejenigen, die den Frieden verbreiten. (ÜB)
Was ist euch? Wie urteilt ihr? (68:36)
68:36-40 – Die Götzendiener können sich nicht auf ein besonderes Bündnis mit Allah (t) berufen, das sie über andere Sterbliche heraushebt. Auch die jüdische Vorstellung vom “Auserwählten Volk” wird verurteilt. Sicher ist es wahr, dass ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Menschengruppe aufgrund ihres Verhaltens von Allah (t) auserwählt werden kann, um Seine Wahrheit zu erhalten und diese zu verkünden. Dies ist aber dadurch bedingt, dass sie Allahs Gesetz folgen.
Oder habt ihr etwa ein Buch, in dem ihr studiert (68:37)
Siehe 68:36
, so dass ihr danach alles erhalten sollt, was ihr wünscht? (68:38)
Siehe 68:36
Oder habt ihr Gelöbnisse von Uns – bindend bis zum Tage der Auferstehung, dass alles für euch sei, was ihr befehlt? (68:39)
Siehe 68:36
Frage sie, wer von ihnen dafür bürgen mag. (68:40)
Siehe 68:36
Oder haben sie Partner? So sollen sie ihre Partner herbeibringen, wenn sie die Wahrheit reden. (68:41)
68:41 – “Partner”, wie z.B. in der Trinitätslehre der christlichen Kirche oder in jeder Form der Vielgötterei. Eine solche Lehre zerstört die Hauptlehre von der göttlichen Einheit.
Am Tage, wenn die Beine entblößt werden und sie aufgefordert werden, sich anbetend niederzuwerfen, werden sie es nicht können. (68:42)
68:42-43 – Mehr als anderthalb Milliarde Muslime auf dieser Erde werfen sich vor Allah anbetend nieder. Wieviele Menschen lehnen dies ab? Selbst die Christen, die sich als “gläubig” bezeichnen, sitzen auf Bänken und Stühlen in ihren Kirchen und lassen das Niederwerfen sein für eine kleine Zahl von Novicen bei ihrer Einweihung für das Priesteramt. Also die Mehrheit von ihnen lehnt die anbetende Niederwerfung vor dem Erhabenen Schöpfer ab. Hier erfolgt der Tadel für diese bedauerliche Entwicklung und die Androhung der Strafe.
Ihre Blicke werden niedergeschlagen sein, (und) Schande wird sie bedecken; denn sie waren (vergebens) aufgefordert worden, sich anbetend niederzuwerfen, damals als sie (noch) wohlbehalten waren. (68:43)
Siehe 68:42
So überlass Mir diejenigen, die diese Verkündigung leugnen. Wir werden sie Schritt um Schritt gehen lassen, ohne dass sie es wissen. (68:44)
68:44-45 – Beachte den Übergang von “Mich” zu “Wir” in diesem Vers und dann wieder zum “Ich” und “Mein” im nächsten. Die erste Person Plural wird im Qur’an im Sinne von “pluralis majestatis” benutzt, ähnlich wie im Erlass eines Königs die erste Person Plural benutzt wird. Wenn die erste Person Singular benutzt wird, geht es um eine besondere persönliche Beziehung, entweder die der Gnade und Barmherzigkeit (z.B. in 2:38, 150) oder die der Bestrafung wie hier. (vgl. ferner 7:182; 10:5; 52:40).
Und Ich gewähre ihnen einen Aufschub; wahrlich, Mein Plan ist vollkommen. (68:45)
Siehe 68:44
Oder verlangst du einen Lohn von ihnen, so dass sie sich von einer Schuldenlast bedrückt fühlen? (68:46)
68:46-47 – In erster Linie ist hier der Prophet (a.s.s.) gemeint, aber auch eine allgemeine Auslegung ist möglich. Ein rechtschaffener Mensch verlangt keinen Lohn für seine Ermahnungen oder sein Beispiel; wenn er dieses täte, dann wäre der Wert zu groß als dass ihn die Welt bezahlten könnte. (ÜB) (vgl. dazu 7:182-183; 52:41).
Oder ist das Verborgene bei ihnen, so dass sie (es) niederschreiben können? (68:47)
Siehe 68:46
So warte geduldig auf den Befehl deines Herrn, und sei nicht wie der Mann des Fisches (Jonas), als er (seinen Herrn) anrief, während er von Kummer erfüllt war. (68:48)
68:48-51 – Jonas (a.s.) hatte den Auftrag, bei den Leuten von Ninive zu predigen. Sie reagierten darauf mit Feindseligkeiten und Verfolgungen, worauf er vor seinen Feinden floh und ein Schiff als Transportmittel für seine Entfernung von seinem Volk nahm. Als ein Sturm losbrach, wurde er zur Entlastung des Schiffes ins Meer geworfen. Dort verschlang ihn ein Riesenfisch, aber in seinem lebenden Gefängnis empfand er Reue und erlangte Vergebung. Auch seine Leute von Ninive, zu denen er wieder gesandt wurde, erlangten Vergebung; denn auch sie kehrten um. Dies ist ein doppeltes Gleichnis von Allahs Gnade und Vergebungsbereitschaft, und ein Gebot, standhaft und geduldig zu sein und sich Allahs Willen vollkommen hinzugeben. Auch unser Prophet Muhammad (a.s.s.) wird durch dieses Beispiel aufgefordert, nicht seinem Zorn und seiner Frustration nachzugeben, sondern seine Aufgabe in Makka standhaft weiterzuerfüllen. (vgl. 4:69; 21:87-88; 37:139-148).
Wäre ihm keine Gnade von seinem Herrn erwiesen worden, wäre er sicher an ein kahles Land geworfen worden, und er wäre geschmäht worden. (68:49)
Siehe 68:48
Doch sein Herr erwählte ihn und machte ihn zu einem der Rechtschaffenen. (68:50)
Siehe 68:48
Und jene, die ungläubig sind, möchten dich gerne mit ihren (zornigen) Blicken zu Fall bringen, wenn sie die Ermahnung hören; und sie sagen: ”Er ist gewiss verrückt!“ (68:51)
Siehe 68:48
Und es ist nichts anderes als eine Ermahnung für alle Welten. (68:52)
68:52 – Die Deklaration in diesem Vers zum Schluss dieser wunderbaren Sura ist eine Ermahnung für die ganze Welt und ein Ausdruck der Universalität dieser Botschaft. (Zum Begriff “alle Welten” vgl. ferner 1:2 und die Anmerkung dazu).