Einleitung
Allah (t) sorgt für alle Geschöpfe. Allah hat Seine Offenbarung für beide gesandt, für diejenigen, die schon heilige Schriften besitzen, und für diejenigen, die keine haben. Diejenigen, die für sich den Anspruch erhoben, das auserwählte Volk für Allahs Güte zu sein, entpuppten sich als die größten Heuchler. Wie können sie denn Allahs Güte verdienen? Wenn zum Freitagsgebet gerufen wird, eile zum Gedenken Allahs und stelle deinen Geschäftsbetrieb ein. Die wichtige Lehre besteht hier darin, den gegenseitigen Kontakt in der Gemeinschaft zu pflegen und Allahs zu gedenken.
Was in den Himmeln und was auf der Erde ist, preist Allah, Den Herrscher, Den Einzig Heiligen, Den Erhabenen, Den Allweisen. (62:1)
62:1 – D.h. “alles” in der Schöpfung verkündet Allahs Lob; denn Er ist allein des Lobes würdig. (vgl. dazu 59:23). Hier werden zwei aus den 99 Attributen Allahs erwähnt. (vgl. dazu den Titel: “Und Allahs sind die Schönsten Namen”, Islamische Bibliothek).
Er ist es, Der unter den Analphabeten einen Gesandten aus ihrer Mitte erweckt hat, um ihnen Seine Verse zu verlesen und sie zu reinigen und sie die Schrift und die Weisheit zu lehren, obwohl sie sich zuvor in einem offenkundigen Irrtum befanden (62:2)
62:2 – Allah (t) weist daraufhin, dass der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, der des Lesens und Schreibens unmächtig war, aus den Reihen der Araber kommt, die ebenfalls diese Bezeichnung hatten. (vgl. dazu 7:157-158). Demnach kann die Botschaft des Qur’an weder von ihm noch von irgendjemandem aus seinem Volk “erfunden” oder aus früheren Schriften hergeleitet werden. Der Qur’an wurde nach und nach abschnittweise, oft bei bestimmten Anlässen dem Propheten durch den Engel Gabriel (a.s.) offenbart. Jedesmal, wenn ihm etwas offenbart wurde, trug er es den Gläubigen vor. Er ließ einige des Schreibens Kundige es aufschreiben, manche lernten es auswendig. Er pflegte die Qur’an-Verse in seinem Gebet an der Al-Ka‘ba halblaut zu rezitieren und trug sie immer vor, wenn jemand zu ihm kam, und wenn er zu den Stämmen in ihre Versammlungsstätten und während der Pilgerfahrt in ihre Zelte ging. Wie die Araber vor dem Islam in Verirrung und Finsternissen lebten, und wie sie durch den Islam rechtgeleitet wurden, veranschaulicht Dscha‘far Ibn Abi-Talib in seiner Rede vor dem Negus, dem christlichen Herrscher von Abessinien: Diese Überlieferung war wie folgt: Nachdem eine Gruppe von Muslimen dem Rat des Propheten (a.s.s.) folgend zu ihm ausgewandert waren, und die Banu Quraisch versuchten, sie zurückzuholen, sagte Dscha‘far vor dem Negus: ”O König! Wir waren ein unwissendes Volk, beteten Götzen an, aßen verendete Tiere, trieben Unzucht, missachteten die Verwandtschaft, misshandelten die Nachbarn, und die Starken ließen keine Rechte für die Schwachen gelten. So lebten wir, bis Allah uns einen Gesandten aus unseren Reihen erweckte, dessen Abstammung, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Keuschheit wir genau kannten. Er lud uns dazu ein, Allah allein anzubeten und Götzendienerei zu verwerfen. Er befahl uns, die Wahrheit zu sagen, ehrlich zu handeln, die Verwandtschaft und die Nachbarschaft zu achten und die Würde und das Leben anderer zu bewahren. Er verwehrte uns, Unzucht zu treiben, andere zu verleumden, uns am Besitz der Waisen zu bereichern, keusche Frauen zu schmähen, und befahl uns, zu Allah regelmäßig zu beten und Ihm nichts an die Seite zu stellen. Er befahl uns ferner, zu fasten und den Armen von unserem Geld zu geben.“ (ÜB) (vgl. dazu 2:129).
, und anderen von ihnen, die sie noch nicht eingeholt haben. Und Er ist der Erhabene, der Allweise. (62:3)
62:3-4 – An diesem Segen werden auch andere Menschen und andere Völker teilhaben, denen die Gefährten des Propheten all das weitergeben, was sie vom Propheten (a.s.s.) gelernt, und was sie mit ihm praktiziert haben. Damit sind sowohl die arabischen Nachkommen als auch die nichtarabischen Völker, die den Islam angenommen haben, z.B. die deutschen Muslime, gemeint. Demnach steht Allahs Rechtleitung allen offen.
Das ist Allahs Huld; Er gewährt sie, wem Er will; und Allah ist der Herr der großen Huld. (62:4)
Siehe 62:3
Das Gleichnis derer, denen die Thora auferlegt wurde, und die ihr dann nicht nachlebten, ist wie das Gleichnis eines Esels, der Bücher trägt. Übel steht es um die Leute, die Allahs Zeichen leugnen. Und Allah rechtleitet kein ungerechtes Volk. (62:5)
62:5 – Allah (t) hatte den Kindern Israels das göttliche Gesetz gegeben und ihnen befohlen, sich diesem treu zu verhalten (vgl. 2:90, 94). Der Esel ist allgemein für seine Dummheit bekannt. Wenn dieser mit Büchern beladen ist, so weiß er nicht, was er für wertvolles Wissen trägt. Dieses Gleichnis ist sowohl ein Tadel an die Kinder Israels, als auch eine Warnung an die Muslime, dass sie die Gebote des Qur’an erfüllen und nach diesem segensreichen Gesetz Allahs leben.
Sprich: ”O ihr, die ihr Juden seid, wenn ihr meint, ihr seid die Schutzbefohlenen Allahs unter Ausschluss der anderen Menschen, dann wünscht euch den Tod, wenn ihr wahrhaftig seid.“ (62:6)
62:6-7 – Es ist weltweit bekannt, dass die Juden den Anspruch darauf erheben, ein auserwähltes Volk Allahs zu sein, allein über die göttlichen Lehren zu verfügen und von der Strafe für jeden Bruch des göttlichen Gesetzes ausgenommen zu sein (vgl. dazu 2:88). Weil derartiger Behauptung jegliche Grundlage in der Offenbarung fehlt, werden sie aufgefordert, den Tod zu wünschen. Und sie werden bestimmt ihn nicht wünschen, weil sie genau wissen, dass sie für die Begegnung mit ihrem Herrn nicht rein genug sind. Der Tod ist für jeden Menschen ein unausweichliches Schicksal, das bald oder später eintreten wird. Er ist ferner eine Übergangsphase zum Jüngsten Tag, an dem das Verborgene ans Tageslicht kommt. Und dies gilt auch für das “auserwählte Volk”. (vgl. dazu 2:80, 94-96, 111; 5:18; 6:73).
Doch sie werden sich ihn niemals wünschen um dessentwillen, was ihre Hände ihnen vorausgeschickt haben. Und Allah kennt die Ungerechten recht wohl. (62:7)
Siehe 62:6
Sprich: ”Der Tod, vor dem ihr flieht, wird euch sicher ereilen. Dann werdet ihr zu Dem zurückgebracht werden, Der es kennt, das Verborgene und das Sichtbare; und Er wird euch verkünden, was ihr zu tun pflegtet.“ (62:8)
Ohne Tafsir
O ihr, die ihr glaubt, wenn zum Freitagsgebet gerufen wird, dann eilt zum Gedenken Allahs und stellt den Geschäftsbetrieb ein. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet. (62:9)
62:9 – Hier werden die Muslime angesprochen. Während die Juden den Samstag und die Christen den Sonntag als ihren Wochentag deklarieren, ist der Freitag der Tag der Muslime, an dem sie sich beim gemeinsamen Gebet in der Moschee versammeln. Dieser Tag wird “Tag der Versammlung” (arab.: Al-Dschumu‘a) genannt, nach dem diese Sura ihren Namen trägt. Die Muslime werden hier aufgefordert, die Zeit des gemeinschaftlichen Gebets am Freitag zu ehren und sich in die Moschee zu begeben, wo zum Gedenken Allahs gerufen wird. Zu diesem ehrwürdigen Verhalten gehört, dass der Geschäftsbetrieb, von dem man materielle Vorteile erwartet, eingestellt wird. Das ist besser für den Glauben und die Läuterung der Seele; denn der Segen kommt von Allah, Der alles Gute beschert und den Handel segnet.
Und wenn das Gebet beendet ist, dann zerstreut euch im Land und trachtet nach Allahs Gnadenfülle und gedenkt Allahs häufig, auf dass ihr Erfolg haben mögt. (62:10)
62:10 – Mit diesem Vers wird erklärt, dass die Einstellung des Geschäftsbetriebes (vgl. oben 62:9 und die Anmerkung dazu) sich nicht auf den ganzen Freitag erstreckt, wie z.B. den Samstag bei den Juden, sondern lediglich auf die Zeit des gemeinschaftlichen Gebets. Danach können die Muslime überall hingehen und sich mit ihren geschäftlichen Interessen unbedenklich befassen. Während dessen sollen sie aber das Gedenken Allahs nicht vergessen. D.h. mit anderen Worten, Allahs Gebote im Verlauf des normalen Lebens zu beachten und ehrlich und aufrichtig im Umgang mit allen Menschen zu sein (vgl. Anfang der Sura 55 bezüglich der Einhaltung des richtigen Wiegens). Dies ist der wahre Weg des Erfolgs.
Doch wenn sie eine Handelsware oder ein Spiel sehen, dann brechen sie sogleich dazu auf und lassen dich (im Gebet) stehen. Sprich: ”Was bei Allah ist, das ist besser als Spiel und Handelsware, und Allah ist der beste Versorger.“ (62:11)
62:11 – Am Ende dieser lehrreichen Sura für die Gläubigen erwähnt der Qur’an ein Beispiel aus der Zeit des Propheten (a.s.s.). Al-Qardawyy berichtet in seinem Buch “Al-Halal wal-Haram fil- Islam” (Erlaubtes und Verbotenes im Islam): Während der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, eine Ansprache hielt, traf die Nachricht von der Ankunft einer Karawane mit Handelsgütern ein. Die Leute eilten davon und ließen den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zurück, so dass Allah sie mit diesem Vers ermahnte.