Einleitung
Dies war die Sura, die ‘Umar Ibn Al-Chattab (r) so sehr beeinflusste, dass sie, nachdem er nur einen Abschnitt davon gelesen hatte, seine historische Konversion zum Islam zur Folge hatte. Dies geschah etwa sieben Jahre vor der Hidschra. Der Qur’an wurde nicht offenbart, um uns unglücklich zu machen, sondern nur als eine Erinnerung für diejenigen, die Allah fürchten. Dann wird uns in dieser Sura berichtet, wie Moses (a.s.) zum Propheten auserwählt wurde: Während er mit seiner Familie zusammen auf einer Reise war, sah er ein Feuer. Er eilte dorthin, um Neuigkeit zu erlangen oder etwas brennendes Holz zu Erwärmung seiner Familie zu holen. Als er näher kam, rief eine Stimme seinen Namen, und forderte ihn auf, seine Schuhe auszuziehen, da er sich in einem heiligen Tal befand. Sein Herr sprach mit ihm und offenbarte ihm, dass er auserwählt sei, um dem prahlerischen Pharao die Wahrheit zu verkünden. Allah (t) zeigte ihm zwei Wunder: Indem er seinen Stock hinwarf, verwandelte dieser sich durch Allahs Erlaubnis in eine Schlange. Als er nach der Schlange griff, verwandelte sie sich wieder in einen Stock. Als Moses seine Hand fest an seine Seite drückte, leuchtete sie mit einem Göttlichen Licht (ST). Moses bat Allah (t) um Hilfe durch den Einsatz seines Bruders Aaron, und dass er Moses bei dem ihm auferlegten Auftrag Beistand leisten möge. Sein Bittgebet wurde angenommen. Die frühere Geschichte von Moses wurde erzählt. Seine Mutter wurde angewiesen, ihn in einem Körbchen – als er noch ein Baby war, in den Fluss zu werfen. Unter Allahs Leitung schwamm es nahe ans Haus Pharaos, damit Moses später dem Pharao den rechten Weg zeigen möge. In seiner Jugend erschlug Moses ungerechtfertigter Weise einen Mann, und floh nach Madyan. Anschließend wurde er zum Propheten berufen. Pharao lehnte es aus purer Überheblichkeit ab, Allahs Propheten zu folgen. Pharao beauftragte seine Leute, sich an einen Platz zu versammeln, wo sie zeigen konnten, wer der bessere war. Die Zauberei der Magier, oder Moses’ Wunder. Das wahre Wunder Allahs gewann. Moses (a.s.) führte seine Leute aus Ägypten heraus, um sie vor Pharaos Unterdrückung zu retten. Aber diese Leute waren Allah gegenüber undankbar, und begannen, ein Kalb anzubeten. Moses (a.s.) zerstörte diese Götzenfigur und verfluchte den Mann, der die Leute zu dieser großen Sünde verführt hatte. Am Tage des Jüngsten Gerichts wird jeder Übeltäter bestraft werden. Erinnere dich, wie Satan Adam verführte und meide Böses. Bete zu Allah, sei rein und geduldig. Letztendlich wird Allah siegen.

Ta Ha. (20:1)
20:1 – Über die Bedeutung dieser arabischen Buchstaben vgl. Erläuterung der Termini (s.u. “Alif”). Ibn ‘Abbas (r) berichtete. ”Es wird auch gesagt, dass es sich hier um den Namen des Propheten handelt; denn in einem Hadith sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm: »Ich habe zehn Namen bei Allah.« Und er erwähnte darunter Ta Ha. und Ya Sin (vgl. 36:1 und ÜB).

Wir haben den Qur’an nicht auf dich herabgesandt, um dich unglücklich zu machen (20:2)
20:2-8 – Sowohl für den Propheten Muhammad (a.s.s.) als auch für seine Anhänger bringt die Botschaft keinerlei Schwierigkeiten. Im Gegenteil, sie bringt Trost, Heil, göttliches Licht und frohe Botschaft für die gesamte Menschheit. Denn der Qur’an ist ein wahres Wort des Erhabenen Schöpfers, Der Himmel und Erde erschuf. Wenn Ihm alles in Seiner Schöpfung gehört – auch unter dem Erdreich – so ist ihm jedes Verborgene, einschließlich alle Geheimnisse, bekannt. Unser Prophet Muhammad (a.s.s.) sagte: ”Allah (t) hat neunundneunzig Namen. Wer sie alle auswendig aufzählen kann, wird ins Paradies eingehen.“ Die Worte dieser Verse sind eine Einführung für das, was ab Vers 20:9 folgt. (Für die göttlichen Attribute vgl. den Titel: “Und Allahs sind die Schönsten Namen”, Islamische Bibliothek; vgl. ferner 7:54; 10:3; 17:110 und die Anmerkung dazu).

, sondern als eine Ermahnung für den, der (Allah) fürchtet. (20:3)
Siehe 20:2

(Dies ist) eine Offenbarung von Ihm, Der die Erde und die hohen Himmel erschuf. (20:4)
Siehe 20:2

(Er ist) der Allerbarmer, Der hoheitsvoll über Sein Reich herrscht. (20:5)
Siehe 20:2

Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist und was zwischen beiden und was unter dem Erdreich liegt. (20:6)
Siehe 20:2

Und ob du nun das Wort laut aussprichst (oder nicht), wahrlich, Er kennt das Geheime und das, was noch verborgener ist. (20:7)
Siehe 20:2

Allah – es ist kein Gott außer Ihm. Ihm kommen die Schönsten Namen zu. (20:8)
Siehe 20:2

Ist dir Moses’ Geschichte nicht zu Ohren gekommen? (20:9)
20:9-10 – Die Geschichte Moses’ ist ein Teil der Gesamtgeschichte der Kinder Israels, die immer wieder an die Gnade Allahs und Seinen Bund mit ihnen erinnert. Die Geschichte Moses soll außerdem die Rolle des Prophetentums Muhammads, Allahs Segen und Friede auf ihm, für die Götzendiener Makkas verdeutlichen, weil diese auch in der Gnade Allahs lebten, Der ihnen die Sicherheit in ihrem Gebiet und die Versorgung durch die Pilgerfahrt zur Al-Ka‘ba zuteil macht. Die Geschichte Moses’ im Qur’an kann in den Suren 2, 5, 7, 10, 18 verfolgt werden (vgl. ferner 20:80-82 27:7-8; 28:14 ff., 32, 33-35; 87:19 und die Anmerkung dazu).

Als er ein Feuer sah, sagte er zu seinen Angehörigen: ”Bleibt (hier), ich habe ein Feuer wahrgenommen; vielleicht kann ich euch ein Stück Glut davon bringen oder den rechten Weg am Feuer finden. (20:10)
Siehe 20:9

Und wie er näher herankam, wurde er angerufen: ”O Moses! (20:11)
20:11-16 – Die Schuhe musste Moses ausziehen als Würdigung für den heiligen Ort, indem er sich befand und Allahs Stimme hörte. Die Muslime dürfen dies nicht auf ihre Riten beziehen, weil sie beim Gebet Schuhe tragen dürfen, wenn an diesen keine unreinen Substanzen hängen. Wenn die Moscheen mit Matten und Teppichen ausgelegt sind, so ist es aus Rücksicht auf die anderen Mitbetenden statthaft, Schuhe auszuziehen. Die Erklärung “Ich habe dich erwählt” beinhaltet eine göttliche Deklaration darüber, dass ab diesem Zeitpunkt Moses zum Propheten gemacht wurde. Die Gelehrten drücken dieses Ereignis so aus, dass Moses (a.s.) den Berg als normaler Mensch bestieg und von dort als Prophet herunter kam. Nach dieser Erklärung folgte das erste Gebot an Moses, nämlich die Verrichtung des Gebets als erste Handlung eines Gläubigen gegenüber dem Allmächtigen Herrn. Danach folgt die Verkündung aus dem Verborgenen, nämlich über die Stunde. Denn ihre Verleugnung stößt gegen die Grundsätze des Glaubens (vgl. dazu den Titel: “Was ist Islam?”, Islamische Bibliothek; ferner 28:29-32 und die Anmerkung dazu).

Ich bin es, dein Herr. So zieh deine Schuhe aus; denn du bist im heiligen Tal Wadi Tuwa. (20:12)
Siehe 20:11

Und Ich habe dich erwählt; so höre denn auf das, was offenbart wird. (20:13)
Siehe 20:11

Wahrlich, Ich bin Allah. Es ist kein Gott außer Mir; darum diene Mir und verrichte das Gebet zu Meinem Gedenken. (20:14)
Siehe 20:11

Wahrlich, die Stunde kommt bestimmt. Ich halte sie fest verborgen, auf dass jede Seele nach ihrem Bemühen belohnt werde. (20:15)
Siehe 20:11

Darum lass dich nicht von dem, der hieran nicht glaubt und seinen Gelüsten folgt, davon abhalten, damit du nicht untergehest. (20:16)
Siehe 20:11

Und was ist das in deiner Rechten, o Moses?“ (20:17)
20:17-21 – Diese Frage wurde nicht gestellt, um eine Information zu erhalten; denn Allah (t) wusste sehr wohl, dass Moses (a.s.) einen Stab in seiner Hand hielt. Sie sollte Moses (a.s.) vielmehr einprägen, dass es sich um einen Stab handelte, damit er innerlich darauf vorbereitet war, das Wunder zu erleben, das dann damit geschehen sollte. Zunächst wird jedoch nun Moses’ Aufmerksamkeit darauf gelenkt, und er denkt an den gewöhnlichen Nutzen, den er im Alltag davon hat. Dieses Wunder der Verwandlung eines Stabes in eine Schlange sollte eine besondere Bedeutung für Ägypten haben, wo Schlangen vergöttert werden (ÜB) (vgl. 7:107; 18:66-82; 27:10-14; 28:31 und die Anmerkung dazu).

Er sagte: ”Das ist mein Stock; ich stütze mich darauf und schlage damit Laub für meine Schafe ab, und ich habe für ihn noch andere Verwendungen.“ (20:18)
Siehe 20:17

Er sprach: ”Wirf ihn hin, o Moses!“ (20:19)
Siehe 20:17

Da warf er ihn hin, und siehe, er wurde zu einer Schlange, die umhereilte. (20:20)
Siehe 20:17

Er sprach: ”Ergreife ihn und fürchte dich nicht. Wir werden ihn in seinen früheren Zustand zurückbringen. (20:21)
Siehe 20:17

Und stecke deine Hand dicht unter deinen Arm: sie wird weiß hervorkommen, ohne ein Übel – (dies ist) noch ein weiteres Zeichen (20:22)
20:22-35 – Die weiß strahlende Hand ist keine kranke, sondern ein Wunderzeichen für den Pharao. Zusätzlich zu diesem Wunder werden die Sorgen Moses von ihm genommen. Er erhält gleichzeitig die Bereitschaft für die Ausführung seiner Aufgabe. Seine Sprachschwierigkeiten werden ebenfalls genommen, dass er vor dem Pharao keine Sprachprobleme haben kann. Auf seine Bitte hin wurde sein Bruder Aaron zum Propheten gemacht und Moses als Beistand zur Verfügung eingesetzt. Mit den letzten Worten seiner Bitte an Allah will Moses dazu betonen, dass mit der Erfüllung durch Allahs Macht keine weltlichen Nutzen beabsichtigt werden, sondern damit er umsomehr den Allmächtigen Herrn preisen und Seiner gedenken kann, und auch um seine Dankbarkeit ausdrücken zu können (vgl. 26:29-36; 27:10; 28:29-35; 79:24 und die Anmerkung dazu).

, auf dass Wir dir etwas von Unseren größten Zeichen zeigen. (20:23)
Siehe 20:22

Gehe zu Pharao; denn er ist aufsässig geworden.“ (20:24)
Siehe 20:22

Er sagte: ”Mein Herr, gib mir die Bereitschaft (dazu) (20:25)
Siehe 20:22

und erleichtere mir meine Aufgabe (20:26)
Siehe 20:22

und löse den Knoten meiner Zunge (20:27)
Siehe 20:22

, damit sie meine Rede verstehen mögen. (20:28)
Siehe 20:22

Und gib mir einen Beistand aus meiner Familie mit (20:29)
Siehe 20:22

, Aaron, meinen Bruder (20:30)
Siehe 20:22

, mit dem ich meine Kraft steigere (20:31)
Siehe 20:22

; und lass ihn an meiner Aufgabe teilhaben (20:32)
Siehe 20:22

, auf dass wir Dich oft preisen mögen (20:33)
Siehe 20:22

und Deiner oft gedenken (20:34)
Siehe 20:22

; denn Du kennst uns am besten.“ (20:35)
Siehe 20:22

Er sprach: ”Dein Wunsch ist dir gewährt, o Moses! (20:36)
20:36-40 – Allah (t) erhörte die Bitte Moses’ ohne Aufschub und erwähnte Seine Barmherzigkeit an Moses schon am Kindesalter bevor er überhaupt dies wahrnehmen konnte. Damit wurde Moses darauf aufmerksam gemacht, dass, was mit ihm geschieht, einem göttlichen Plan entspricht. So machte Allah (t) lt. Plan dem Pharao, Seinem Feind, das Kind liebenswert, und ernährte ihn mit der Milch seiner Mutter. Sogar bei dem Mord an einem Menschen errettete ihn Allah aus der Trübsal. (vgl. 28:3-21 und die Anmerkung dazu).

Und sicher haben Wir dir (auch schon) ein andermal Gnade erwiesen (20:37)
Siehe 20:36

, als Wir deiner Mutter jene Weisung eingaben (20:38)
Siehe 20:36

: »Lege ihn in einen Kasten und wirf ihn in den Fluss, dann wird der Fluss ihn ans Ufer spülen, so dass ein Feind von Mir und ihm ihn aufnehmen wird«. Und Ich habe auf dich Liebe von Mir gelegt; damit du unter Meinem Auge aufgezogen wurdest. (20:39)
Siehe 20:36

Damals ging deine Schwester hin und sagte: »Soll ich euch jemanden empfehlen, der ihn betreuen könnte?« So gaben Wir dich deiner Mutter wieder, auf dass ihr Auge von Freude erfüllt würde und sie sich nicht grämte. Und du erschlugst einen Menschen, Wir aber erretteten dich aus der Trübsal. Dann prüften Wir dich auf mannigfache Art. Und du verweiltest jahrelang unter dem Volk von Madyan. Hierauf kamst du hierher, o Moses, gemäß einer bestimmten Fügung. (20:40)
20:40-44 – Mit den Worten “Und Ich habe dich für Mich ausgewählt” ist die göttliche Vorherbestimmung für die Aufgabe Moses als Prophet gemeint. Dafür werden Moses und sein Bruder Aaron mit diesen Wunderzeichen unterstützt und zum Pharao gehen, um ihn zu ermahnen und zu warnen vor den Folgen seiner Aufsässigkeit. Die Verwendung sanfter Sprache dafür wird im Schlusssatz mit den Worten begründet: “vielleicht lässt er sich mahnen oder fürchtet sich.“ (vgl. 28:12, 15-28 und die Anmerkung dazu).
Siehe 20:36

Und Ich habe dich für Mich ausgewählt. (20:41)
Siehe 20:40

Geht denn mit Meinen Zeichen hin, du und dein Bruder, und lasst nicht (darin) nach, Meiner zu gedenken. (20:42)
Siehe 20:40

Geht beide zu Pharao; denn er ist aufsässig geworden. (20:43)
Siehe 20:40

Jedoch sprecht zu ihm in sanfter Sprache; vielleicht lässt er sich mahnen oder fürchtet sich.“ (20:44)
Siehe 20:40

Beide sagten: ”Unser Herr, wir fürchten, er könnte sich an uns vergreifen oder das Ausmaß seiner Gewalt übersteigen.“ (20:45)
20:45-48 – Die Befürchtung vor diesem gefährlichen Auftrag wird zwar mit der zu erwartenden Gewalttätigkeit Pharaos argumentiert, aber gegenüber der Allmacht Allahs, Der hört und sieht, ist sie unbegründet. Die Aufgabe der beiden Propheten Allahs, Moses und Aaron, bestand mit dem Wortlaut in 20:47. Man merkt, dass die Belohnung desjenigen, der die Rechtleitung folgt und die Bestrafung desjenigen, der sich davon abwendet (in 20:48) verallgemeinert werden und nicht unbedingt nur an Pharao gerichtet, sondern an die ganze Menschheit zu allen Orten und Zeiten (vgl. 2:49; 7:141; 14:6 und die Anmerkung dazu).

Er sprach: ”Fürchtet euch nicht; denn Ich bin mit euch beiden. Ich höre und sehe. (20:46)
Siehe 20:45

So geht denn beide zu ihm hin und sprecht: »Wir sind zwei Gesandte deines Herrn; so lass die Kinder Israels mit uns ziehen; und bestrafe sie nicht. Wir haben dir in Wahrheit ein Zeichen von deinem Herrn gebracht und Friede sei auf dem, der der Rechtleitung folgt! (20:47)
Siehe 20:45

Es ist uns offenbart worden, dass die Strafe über den kommen wird, der (den Glauben) verwirft und sich (von ihm) abwendet«.“ (20:48)
Siehe 20:45

(Pharao) sagte: ”Wer ist euer beider Herr, o Moses?“ (20:49)
20:49-52 – Pharao, der sich selbst für einen “Gott” oder für den “Sohn der Götter” hält, stellt Moses und Aaron eine juristische Falle, um ihre Abtrünnigkeit und Aufsässigkeit vor dem ägyptischen Volk zu proklamieren. Moses (a.s.) gibt dafür eine unwiderrufliche Antwort, auf die Pharao nicht eingehen konnte (vgl. 87:2-3 und Reaktion des Königs in 2:258), sondern er lässt sie gelten und fragt nach dem Schicksal der früheren Geschlechter, zu denen seine Vorfahren unter den Herrschern Ägyptens gehörten, die genau wie er “Götter” oder “Söhne der Götter” waren.

Er sagte: ”Unser Herr ist Der, Der jedem Ding seine Schöpfungsart gab, alsdann es zu einem bestimmten Dasein leitete.“ (20:50)
Siehe 20:49

Er (Pharao) sagte: ”Und wie steht es dann um die früheren Geschlechter?“ (20:51)
Siehe 20:49

Er sagte: ”Das Wissen um sie steht bei meinem Herrn in einem Buch. Weder irrt mein Herr, noch vergisst Er.“ (20:52)
Siehe 20:49

(Er ist es) Der die Erde für euch zu einem Lager gemacht hat und Wege über sie für euch hinlaufen lässt und Regen vom Himmel hernieder sendet. Und damit bringen Wir Paare von Pflanzenarten hervor. (20:53)
20:53-56 – Immer und überall ist die Erde für die Menschen ein Lager. Denn der Mensch ist nichts als ein Bewohner dieser Erde. Aus dem Regen entstehen auch die Flüsse – darunter der Nil, der so nah an Pharao vorbeifließt. Die Erwähnung der Erde als ein Teil des Disputs mit Pharao hat ihre Bewandtnis: Dieser Pharao, der sich zur Gottheit erhebt, entstammt nämlich auch aus dieser Erde und wird ebenso zu ihr zurückkehren. Genau wie bei der Ersterschaffung. Dieser Vers wird bei der Beerdigung vorgetragen, wenn ein Muslim ins Grab gesenkt wird (vgl. 3:59; 15:26). (ÜB) (vgl. ferner 13:3 und die Anmerkung dazu).

Esst denn und weidet euer Vieh. Wahrlich, hierin liegen Zeichen für Leute von Verstand. (20:54)
Siehe 20:53

Aus ihr (der Erde) haben Wir euch erschaffen, und in sie werden Wir euch zurückkehren lassen, und aus ihr bringen Wir euch abermals hervor. (20:55)
Siehe 20:53

Und wir ließen ihn (Pharao) Unsere Zeichen allesamt schauen; doch er verwarf (sie) und weigerte sich (zu glauben). (20:56)
Siehe 20:53

Er sagte: ”Bist du zu uns gekommen, o Moses, um uns durch deinen Zauber aus unserem Lande zu vertreiben? (20:57)
20:57-59 – Die Ägypter praktizierten meisterhaft Magie, um das Volk zu betrügen. Hier werfen sie dem Gesandten Allahs vor, dasselbe zu tun, obgleich seine Einstellung und die Quelle seiner Kraft völlig anders sind. So verstehen es immer die Tyrannen dieser Erde. Wenn jemand zu Allah (t) aufruft, vermuten sie gleich, dass ein irdisches Ziel hinter diesem Aufruf steht. Moses (a.s.) wählt den Tag des Festes aus, um eine größtmögliche Menschenmenge anzuziehen. (ÜB)

Aber wir werden dir sicher einen Zauber gleich diesem bringen; so setze einen Termin an einem neutralen Ort für uns fest, den wir nicht verfehlen werden – weder wir noch du.“ (20:58)
Siehe 20:57

Er (Moses) sagte: ”Euer Termin sei auf den Tag des Festes (gelegt), und veranlasse, dass sich die Leute bereits am Vormittag versammeln.“ (20:59)
Siehe 20:57

Da wandte sich Pharao ab und plante eine List, und dann kam er. (20:60)
20:60-64 – Bereits zuvor unter dem Pharao Amenophis IV oder Echnaton (1377-1360 v.Chr.) hatte es religiöse Umwälzungen zugunsten des Monotheismus gegeben, die jedoch durch einen späteren König wieder rückgängig gemacht worden waren. Der Einfluss aber blieb, und dieser Pharao fürchtete, Moses könnte wieder eine ähnliche Revolution auslösen. (vgl. die Anmerkung dazu bei ÜB; ferner 7:114 und die Anmerkung dazu).

Moses sagte zu ihnen: ”Wehe euch, ersinnt keine Lüge gegen Allah, damit Er euch nicht durch eine Strafe vernichte. Wer eine Lüge ersinnt, der wird eine Enttäuschung erleben.“ (20:61)
Siehe 20:60

Dann stritten sie sich über ihre Sache und berieten (sich) insgeheim. (20:62)
Siehe 20:60

Sie sagten: ”Diese beiden sind sicher Zauberer, die euch durch ihren Zauber aus eurem Land vertreiben und eure vortreffliche Lebensweise beseitigen wollen. (20:63)
Siehe 20:60

So zeigt, was ihr an Macht habt und kommt dann wohlgereiht nach vorn. Und wer heute die Oberhand gewinnt, der wird Erfolg haben.“ (20:64)
Siehe 20:60

Sie sagten: ”O Moses, entweder wirfst du (den Stock zuerst), oder wir werden die Ersten beim Werfen sein.“ (20:65)
20:65-70 – Sie werfen ihre Stäbe und Stricke hin, und es entstand der Eindruck, als ob sie sich wie Schlangen umherbewegten (vgl. 7:116ff.). Hier wird gesagt, dass nicht nur den gewöhnlichen Menschen durch die Magie Angst eingeflößt wurde, sondern dass selbst Moses von diesem Effekt ergriffen wurde. Als die Zuschauer dies sahen, waren sie davon überzeugt, dass es sich hier keinesfalls um bloße Zauberei handeln könnte. Die Niederlage der Zauberer und ihr Glaubensbekenntnis zeigten jedoch eindeutig, dass Moses nicht mit Zaubertricks arbeitete. (vgl. 10:79-82 und die Anmerkung dazu).

Er sagte: ”Nein; werft ihr nur!“ Da siehe, ihre Stricke und ihre Stöcke erschienen ihm durch ihre Zauberei, als ob sie umhereilten. (20:66)
Siehe 20:65

Und Moses verspürte Furcht in seinem Innern. (20:67)
Siehe 20:65

Wir sprachen: ”Fürchte dich nicht; denn du wirst die Oberhand gewinnen. (20:68)
Siehe 20:65

Und wirf nur, was in deiner Rechten ist; es wird das verschlingen, was sie gemacht haben; denn das, was sie gemacht haben, ist nur die List eines Zauberers. Und ein Zauberer soll keinen Erfolg haben, woher er auch kommen mag.“ (20:69)
Siehe 20:65

Da warfen die Zauberer sich nieder. Sie sagten: ”Wir glauben an den Herrn Aarons und Moses’.“ (20:70)
Siehe 20:65

Er (Pharao) sagte: ”Glaubt ihr an ihn, bevor ich es euch erlaube? Er muss wohl euer Meister sein, der euch die Zauberei lehrte. Wahrhaftig, ich will euch darum die Hände und Füße wechselweise abhauen (lassen), und wahrhaftig, ich will euch an den Stämmen der Palmen kreuzigen (lassen); dann werdet ihr bestimmt erfahren, wer von uns strenger und nachhaltiger im Strafen ist.“ (20:71)
20:71-73 – Pharao wurde als “Gottkönig” betrachtet und war somit eine Verkörperung der ägyptischen Religion, in der okkulte Praktiken und Magie eine wichtige Rolle spielten. Jeder Untertan war verpflichtet, die Religion des Pharao zu befolgen und Magie als integralen Bestandteil seiner Lebensweise zu akzeptieren. In dieser, seiner Eigenschaft verlangt Pharao von ihnen den vollen Gehorsam – auch im Glauben, obwohl dieser eine Sache des Herzens ist, über die der Mensch keine Herrschaft ausüben kann (vgl. 7:123-126 und die Anmerkung dazu).

Sie sagten: ”Wir wollen dir in keiner Weise den Vorzug geben vor den deutlichen Zeichen, die zu uns gekommen sind, noch (vor Dem) Der uns erschaffen hat. Gebiete, was du gebieten magst: du kannst ja doch nur über dieses irdische Leben gebieten. (20:72)
Siehe 20:71

Wir glauben an unseren Herrn, auf dass Er uns unsere Sünden und die Zauberei, zu der du uns genötigt hast, vergebe. Allah ist der Beste und der Beständigste.“ (20:73)
Siehe 20:71

Wahrlich, für den, der im Zustand der Sündhaftigkeit zu seinem Herrn kommt, ist Dschahannam (bestimmt); darin soll er weder sterben noch leben. (20:74)
20:74-76 – Die Worte bilden einen Einschub in der Geschichte Moses mit dem Pharao und zeigen an, wie schwer die Folgen der Sündhaftigkeit und wie höchstangenehm die Belohnung der Gläubigen ist. Dieser Stil stellt eine Parallelität im Qur’an bezüglich Belohnung und Bestrafung dar. Ab den nächsten Versen werden einige Abschnitte dieser Geschichte fortgesetzt (vgl. 9:72; 20:77-79 und die Anmerkung dazu).

Denen aber, die als Gläubige zu Ihm kommen (und) gute Taten vollbracht haben, sollen die höchsten Rangstufen zuteilwerden (20:75)
Siehe 20:74

: die Gärten von Eden, durch die Bäche fließen; darin werden sie auf ewig verweilen. Und das ist der Lohn derer, die sich rein halten. (20:76)
Siehe 20:74

Und wahrlich, Wir offenbarten Moses: ”Führe Meine Diener bei Nacht hinweg und schlage ihnen eine trockene Straße durch das Meer. Du brauchst nicht zu fürchten, eingeholt zu werden, noch brauchst du dir sonst (irgendwelche) Sorgen zu machen.“ (20:77)
20:77-79 – Die Einzelheiten über die weitere Entwicklung der Lage der Kinder Israels in Ägypten werden hier nicht aufgezählt. Allahs Befehl wird unmittelbar erwähnt, und zwar als Szene des vollständigen Triumphs der Gläubigen, die hier so schön und eindrucksvoll mit dem Ehrentitel “Meine Diener” bezeichnet werden (vgl. 2:50; 7:130-147; 10:83-92; 26:60-68; 40:23-50; 43:46-56 und die Anmerkung dazu).

Darauf verfolgte sie Pharao mit seinen Heerscharen, und es kam (etwas) aus dem Meer über sie, was sie überwältigte. (20:78)
Siehe 20:77

Und Pharao führte sein Volk in die Irre und führte (es) nicht den rechten Weg. (20:79)
Siehe 20:77

”O ihr Kinder Israels, Wir erretteten euch von eurem Feinde, und Wir schlossen einen Bund an der rechten Seite des Berges mit euch und sandten Manna und Wachteln auf euch herab. (20:80)
20:80-82 – Nach dieser gewaltigen Aktion der Errettung der Kinder Israels durch Spaltung des Meeres erwähnt Allah (t) Seine vielseitige Gnade für dieses Volk. Dazu gehörten die Wachteln, die sie als Nahrung mühelos nehmen konnten, aber auch die Herabsendung von einer Süßigkeit aus dem Himmel (die Manna). Allah (t) ermahnt damit sowohl die Juden zur Zeit des Propheten, als auch die Götzendiener von Makka, die der Botschaft des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, Widerstand leisten, obwohl sie selbst – wie die Kinder Israels – die Gnade Allahs durch die Versorgung und die Sicherheit ihrer Stadt zuteil haben (vgl. 20:9-10 und die Anmerkung dazu).

Esst nun von den guten Dingen, die Wir euch gegeben haben, doch überschreitet dabei nicht das Maß, damit Mein Zorn nicht auf euch niederfahre; denn der, auf den Mein Zorn niederfährt, geht unter. (20:81)
Siehe 20:80

Und doch gewähre Ich dem Verzeihung, der bereut und glaubt und das Gute tut und dann der Führung folgt. (20:82)
Siehe 20:80

Und was hat dich so eilig von deinem Volk weggetrieben, o Moses?“ (20:83)
20:83-89 – Es handelt sich hier um die Verabredung mit Moses, der sich von seinem Volk entfernen musste, damit sein Herr mit ihm wohlzufrieden ist. Moses hat durch seine Eile nicht dafür gesorgt, dass sein Volk in seiner Abwesenheit richtig geführt und geleitet wird. Die Irreführung durch den Samiryy wird bei Ibn ‘Abbas so erklärt: ”Dieser Samiryy entstammte einem Volk, das Kühe heiligte. Er schloss sich äußerlich der Religion der Kinder Israels an, als er sich in Ägypten niederließ. In seinem Herzen blieb er jedoch der Anbetung der Kühe treu.“ Zahlreiche Personen in der Antike haben diesen Namen getragen, und selbst vor der Erbauung der Stadt Samaria gab es Menschen, die Semer oder Sumer hießen sowie auch Stämme mit diesem Namen (vgl. den geschichtlichen Vorspann im Titel: “Muhammad, Prophet der Barmherzigkeit”, Islamische Bibliothek. (ÜB) (vgl. 2:51; 7:148-151 und die Anmerkung dazu).

Er sagte: ”Sie folgen meiner Spur, und ich bin zu Dir geeilt, mein Herr, damit Du (mit mir) wohlzufrieden bist.“ (20:84)
Siehe 20:83

Er sprach: ”Siehe, Wir haben dein Volk in deiner Abwesenheit geprüft, und der Samiryy hat sie verführt.“ (20:85)
Siehe 20:83

Da kehrte Moses zornig und voller Bedauern zu seinem Volk zurück. Er sagte: ”O mein Volk, hat euer Herr euch nicht eine schöne Verheißung gegeben? Erschien euch etwa die anberaumte Zeit zu lang, oder wolltet ihr, dass der Zorn eures Herrn auf euch niederfahre, als ihr euer Versprechen mir gegenüber bracht?“ (20:86)
Siehe 20:83

Sie sagten: ”Nicht aus freien Stücken haben wir das Versprechen dir gegenüber gebrochen: allein, wir waren beladen mit der Last der Schmucksachen des Volkes; wir warfen sie hin, und das gleiche tat auch der Samiryy.“ (20:87)
Siehe 20:83

Dann brachte er ihnen ein leibhaftiges Kalb, das blökte, hervor. Und sie sagten: ”Das ist euer Gott und der Gott Moses’; er hat (ihn) vergessen.“ (20:88)
Siehe 20:83

Konnten sie denn nicht sehen, dass es ihnen keine Antwort gab und keine Macht hatte, ihnen weder zu schaden noch zu nützen? (20:89)
Siehe 20:83

Und doch hatte Aaron zuvor zu ihnen gesagt: ”O mein Volk, dadurch seid ihr nur geprüft worden. Wahrlich, euer Herr ist der Allerbarmer; darum folgt mir und gehorcht meinem Befehl.“ (20:90)
20:90 – Hier liegt es auf der Hand, dass das Volk führungslos war. Nicht einmal war es bereit, die Ermahnung eines Propheten in ihrer Mitte – hier Aaron – zu akzeptieren (vgl. 7:142, 150; 20:83- 89, 92-94 und die Anmerkung dazu).

Sie sagten: ”Wir werden keineswegs aufhören, es anzubeten, bis Moses zu uns zurückkehrt.“ (20:91)
ohne Tafsir

Er (Moses) sagte: ”O Aaron, was hinderte dich, als du sie irregehen sahst (20:92)
20:92-94 – Jemandem nach dem Bart zu greifen war ein Zeichen der Geringschätzung. Aaron versuchte mit der Erwähnung der gemeinsamen Mutter, Moses Herz zu erweichen (vgl. 7:150). Er hatte sein Äußerstes getan, um das Volk vom Götzendienst zurückzuhalten, aber die Leute lehnten sich gegen ihn auf und hätten ihn sogar getötet. Aus Furcht vor einer Spaltung unter ihnen hatte er sich dann zurückgehalten, damit Moses bei seiner Rückkehr ihm nicht vorwerfen könnte, er habe die Situation nur verschlimmert und habe in seiner Abwesenheit die Lage nicht unter Kontrolle halten können. (ÜB) (vgl. 7:142, 150-151 und die Anmerkung dazu).

, mir zu folgen? Bist du denn meinem Befehl ungehorsam gewesen?“ (20:93)
Siehe 20:92

Er sagte: ”O Sohn meiner Mutter, greife nicht nach meinem Bart, noch nach meinem Kopf. Ich fürchtete, du könntest sagen: »Du hast die Kinder Israels gespalten und mein Wort nicht beachtet.«“ (20:94)
Siehe 20:92

Er sagte: ”Und was hast du zu sagen, o Samiryy?“ (20:95)
20:95-98 – Nach der Auseinandersetzung mit seinem Bruder Aaron, wendet sich Moses (a.s.) nunmehr an den Samiryy, dessen Antwort ein treffendes Beispiel für schamloses Verhalten und frei erfundene Lüge ist. Er gibt vor, mehr Einsicht gehabt zu haben als irgendein anderer: er sah, was die Masse nicht sah. Er sah etwas Übernatürliches: nach vielen Kommentatoren handelt es sich bei dem “Gesandten” um den Engel Gabriel. Das Wort “Gesandter” wird an vielen Stellen für Engel benutzt (beispielsweise in 11:69, 77; 19:19; 35:1). Wenn wir es jedoch auf den Propheten Moses (a.s.) beziehen, bedeutet es, dass Samiryy etwas Übernatürliches und Heiliges in seinen Fußspuren sah. Der Samiryy wurde wegen seinem Verbrechen mit einem Hautleiden bestraft, das ihn bei jeder Berührung, z.B. durch Kleidung oder Menschen schmerzt und veranlasst, sein Leben lang auf dieser Erde schreien zu müssen: “Berührt mich nicht”. Das Standbild wurde schließlich wieder eingeschmolzen und vernichtet. Mit der Feststellung endet die Geschichte Moses’ in dieser Sura. (ÜB)

Er sagte: ”Ich bemerkte, was sie nicht wahrnehmen konnten. Da fasste ich eine Handvoll Erde von der Spur des Gesandten und warf sie (in das geschmolzene Gold) hinein. So habe ich es mir selber eingeredet.“ (20:96)
Siehe 20:95

Er (Moses) sagte: ”Geh denn hin! Du sollst dein ganzes Leben lang sagen müssen: »Berührt (mich) nicht«; und dann ist da ein Zeitpunkt für dich, dem du nicht entgehen wirst. So schaue nun auf deinen “Gott”, dessen ergebener Anbeter du geworden bist. Wir werden ihn ganz gewiss verbrennen und ihn darauf ins Meer streuen.“ (20:97)
Siehe 20:95

Wahrlich, euer Gott ist Allah, außer Dem kein Gott da ist. Er umfasst alle Dinge mit Wissen. (20:98)
Siehe 20:95

So also erzählen Wir dir über manche Geschehnisse, die sich früher zugetragen haben. Und Wir haben dir Unsere Ermahnung erteilt. (20:99)
20:99-101 – Allah (t) erzählt dies Seinem Propheten Muhammad, um ihn zu trösten und seine Wahrhaftigkeit zu beweisen. Nachdem die Geschichte Moses hier beendet ist, wird das durch sie unterbrochene Thema wieder aufgenommen, nämlich den Qur’an, der “Ermahnung” genannt wird und am Anfang der Sura gesagt wurde, dass er nicht offenbart wurde, um den Propheten unglücklich zu machen. Die Hölle ist hier die Strafe genannt für die schwerwiegende Sünde, nicht an den Qur’an geglaubt und sich nicht nach dessen Geboten gerichtet zu haben (vgl. 6:31 und die Anmerkung dazu).

Wer sich abkehrt, der wird wahrlich am Tage der Auferstehung eine Last tragen. (20:100)
Siehe 20:99

(Darin in der Hölle) werden sie auf ewig verweilen; und schwer wird ihnen die Bürde am Tage der Auferstehung sein (20:101)
Siehe 20:99

, an dem Tage, da in den Sur gestoßen wird. Und an jenem Tage werden Wir die Schuldigen blaufarbig (gekennzeichnet) versammeln (20:102)
20:102-104 – Die Meinung mancher Qur’an-Exegeten, hier sei damit die “Blauäugigkeit” gemeint, hat eine Bestürzungswelle unter den nord-europäischen Muslimen mit blauen Augen ausgelöst. Der Ursprung dieser Deutung liegt in der arabischen Schmähliteratur der Dichter vor dem Islam, indem die Angehörigen einer Sippe wegen Zweifelhaftigkeit in ihrer Rasse als “Leute mit blauen Augen und schwarzen Gesichtern” bezeichnet, beleidigt wurden. Andere meinen, es sei die Augenkrankheit gemeint mit der Bezeichnung “Cataracta coronaria” (Kranzstar), wegen ihres oft bläulichen Farbtones auch als Cataracta coerulea bezeichnet, gemeint. Alle diese Erklärungen sind falsch; denn Allah (t) hat nicht von Augen gesprochen, sondern im Allgemeinen von der Kennzeichnung der Schuldigen im ganzen mit einer von Allah (t) gegebenen blauen Farbe, die unter Menschen – von denen es schwarze, weiße, braune, gelbe und rote schon gibt – nicht üblich ist, es sei denn sie seien elend krank oder mit Hämatomen befleckt. Dies bedeutet, dass die Schuldigen mit dieser blauen Farbe abgesondert versammelt werden. Die Nuancen dieser blauen Farbe liegen noch in Allahs Wissen, ob es sich um eine hellblaue, dunkelblaue oder leuchtblaue Farbe handelt.

; sie werden einander heimlich zuflüstern: ”Ihr weiltet nur zehn (Tage auf Erden).“ (20:103)
Siehe 20:102

Wir wissen am besten, was sie sagen. Dann wird der Vernünftigste von ihnen sagen: ”Nur einen Tag verweiltet ihr.“ (20:104)
Siehe 20:102

Und sie werden dich nach den Bergen fragen. Sprich: ”Mein Herr wird sie vollständig sprengen. (20:105)
20:105-108 – In Makka ragen die massiven Berge ringsum und ihre Bewohner – die arabischen Götzendiener – machen sich keine Vorstellung, wie diese eines Tages verschwinden würden. So warfen sie Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, diese Frage auf, um ihn vor ein Rätzel zu stellen, und die Antwortet aus dem Verborgenen lautet: ”Mein Herr wird sie vollständig sprengen. Und Er wird sie als kahle Ebene zurücklassen, worin du weder Krümmungen noch Unebenheiten sehen wirst.“ Diese Szene findet am Tage des Weltuntergangs statt. Dann erfolgt der Ruf zur Auferstehung. Hier dann breitet sich Stille und Ehrfrucht vor dem gewaltigen Ereignis (vgl. 13:5; 14:48; 27:87-90; 39:74; 81:6; 82:3; 84:3 und die Anmerkung dazu).

Und Er wird sie als kahle Ebene zurücklassen (20:106)
Siehe 20:105

, worin du weder Krümmungen noch Unebenheiten sehen wirst.“ (20:107)
Siehe 20:105

An jenem Tage werden sie dem Rufer folgen, der kein Abweichen erlaubt; alle Stimmen werden vor dem Allerbarmer gesenkt sein, und du wirst nichts als Flüstern hören. (20:108)
Siehe 20:105

An jenem Tage wird keinem die Fürsprache etwas nützen – außer jenem, dem der Allerbarmer (dazu) die Erlaubnis gibt und dessen Wort Ihm wohlgefällig ist. (20:109)
20:109-112 – Zu diesen Versen vgl. 2:255; 3:27; 6:31; 10:3; 16:96-97; 19:87; 21:28; 39:10; 53:26; 78:38 und die Anmerkung dazu. In den letzten beiden Versen dieses Abschnitts wird die bekannte Parallelität des Qur’an zwischen Bestrafung und Belohnung dargelegt.

Er kennt alles, was vor ihnen ist und was hinter ihnen ist; sie aber können es nicht mit Wissen umfassen. (20:110)
Siehe 20:109

Und die Gesichter werden sich demütig vor dem Ewiglebenden, dem Einzigerhaltenden, neigen. Und hoffnungslos wahrlich ist jener, der (die Last des) Frevels trägt. (20:111)
Siehe 20:109

Und der aber, der gute Werke tut und dabei gläubig ist, wird weder Ungerechtigkeit noch Unterdrückung (zu) fürchten (haben). (20:112)
Siehe 20:109

Und so haben Wir (die Schrift) als arabischen Qur’an hinabgesandt, und Wir haben darin gewisse Warnungen klar gemacht, auf dass sie gottesfürchtig sein mögen oder (wünschen mögen) dass er ihnen Ermahnung bringe. (20:113)
20:113-114 – Der Qur’an ist in der Sprache der Araber abgefasst, damit sie ihn verstehen können; denn jede offenbarte Schrift wird in der jeweiligen Sprache des Volkes herabgesandt, aus dessen Mitte sein Prophet berufen wurde. Diese Tatsache schmälert auf keinen Fall die Universalität des Islam und die Botschaft des Propheten Muhammad (a.s.s.), der als letzter aller Propheten an die ganze Menschheit entsandt worden war. Allah (t) bezeichnet Sich als den wahren König und betont damit sowohl diese Universalität als auch Seine absolute Herrschaft über alle Geschöpfe und alle anderen nicht-wahren Könige dieser Erde. Er sendet von Seinem göttlichen Wissen im Qur’an herab, damit unser Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, damit belehrt wird und es weiter verkündet. Aus der Formulierung dieses Verses geht hervor, dass der Prophet (a.s.s.) versuchte, die offenbarten Erläuterungen zu lernen und sie während des Vortrags durch den Engel Gabriel wiederholte. (ÜB) Dies konnte seine Aufmerksamkeit vom Zuhören ablenken und ihn daran hindern, den Sinn zu verstehen. Die Worte “überhaste dich nicht mit dem Qur’an, ehe seine Offenbarung dir nicht vollständig zuteil geworden ist” verraten auch, dass sich die Offenbarungsschrift selbst erklärt und ergänzt. Über die Vermehrung des Wissens sagte unser Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm: “Wer sich auf den Weg macht, um nach Wissen zu suchen, dem ebnet Allah dafür den Weg ins Paradies.” (Mu) (vgl. 2:31; 12:2; 13:37; 14:4; 17:105-106; 19:97; 25:32; 75:16-19; 87:6, die Anmerkung dazu; ferner die Einleitung des Titels: “Islam für Schüler” bezüglich die Belehrung der Menschen durch die Offenbarung).

Hocherhaben ist Allah, der wahre König! Und überhaste dich nicht mit dem Qur’an, ehe seine Offenbarung dir nicht vollständig zuteil geworden ist, sondern sprich: ”O mein Herr, mehre mein Wissen.“ (20:114)
Siehe 20:113

Und wahrlich, Wir schlossen zuvor einen Bund mit Adam, aber er vergaß (ihn); Wir fanden in ihm kein Ausharrungsvermögen. (20:115)
20:115-122 – Das Thema hier erinnert die Menschen an die “vergessene Lehre”, nämlich jene Ermahnung, die Allah (t) den Menschen seit Anbeginn der Schöpfung gelehrt hat. Diese Geschichte, die schon zuvor in den Suren 2, 7, 15 und 16 erzählt wurde, wird am Ende dieser Sura wieder aufgenommen, um sowohl auf die alte Feindschaft zwischen Satan und Adam und seiner Nachkommenschaft, als auch auf die Abhängigkeit des Menschen von ständiger göttlicher Rechtleitung hinzuweisen. Beachte, dass in diesem Vers die Rede davon ist, dass Satan Adam verführte und nicht in erster Linie seine Frau. Nach Sura 7:20 wurden beide in Versuchung geführt und fielen ihr zum Opfer. Dies steht im Gegensatz zum biblischen Bericht in Genesis 3:1- 9, der in kirchlichen Kreisen zur Degradierung der Frau als Verführerin des Mannes führte, wo Satan erst die Frau verführte und diese dann den Mann. Indem der Mensch der Versuchung Satans nachgab, “vergaß” er nicht nur Allahs Gebot, sondern auch seine eigene Würde. Denn bisher lebten – er und seine Frau – in einer paradiesischen Atmosphäre. (ÜB) (vgl. 2:30-34; 4:28; 7:11- 12, 16-17, 23, 27; 15:28-42; 17:61-66; 18:51-52; 38:75, 82-83 und die Anmerkung dazu).

Und als Wir da zu den Engeln sprachen: ”Werft euch vor Adam nieder!“, da warfen sie sich nieder, außer Iblis. Er weigerte sich. (20:116)
Siehe 20:115

Sodann sprachen Wir: ”O Adam, dieser ist dir und deiner Frau ein Feind; (achtet darauf) dass er euch nicht beide aus dem Garten treibt! Sonst würdest du unglücklich sein. (20:117)
Siehe 20:115

Es ist für dich gesorgt, dass du darin weder Hunger fühlen noch nackt sein sollst. (20:118)
Siehe 20:115

Und du sollst darin nicht dürsten noch der Sonnenhitze ausgesetzt sein.“ (20:119)
Siehe 20:115

Jedoch Satan flüsterte ihm Böses ein; er sagte: ”O Adam, soll ich dich zum Baume der Ewigkeit führen und zu einem Königreich, das nimmer vergeht?“ (20:120)
Siehe 20:115

Da aßen sie beide davon, so dass ihnen ihre Blöße ersichtlich wurde, und sie begannen, Blätter des Gartens über sich zusammenzustecken. Und Adam befolgte das Gebot seines Herrn nicht und ging irre. (20:121)
Siehe 20:115

Hierauf erwählte ihn sein Herr und wandte Sich ihm mit Erbarmen und Rechtleitung zu. (20:122)
Siehe 20:115

Er sprach: ”Geht von hier allesamt hinunter, der eine von euch soll des anderen Feind sein! Und wenn Meine Führung zu euch kommt, dann wird der, der Meiner Führung folgt, nicht zugrunde gehen, noch wird er Unglück erleiden. (20:123)
20:123-126 – “Allesamt” schließt auch Satan mit ein, und die “gegenseitige Feindschaft” bezieht sich auf den ewigen Kampf zwischen Menschen und Satan. Allah (t) vergab dennoch dem Menschen, der seinen Ungehorsam gegenüber dem Erhabenen Schöpfer bereute. Deshalb wandte Sich Allah (t) ihm gnädig zu und gab ihm die Rechtleitung. Die Folgen der Ablehnung gegenüber der göttlichen Rechtleitung werden hier mehr individuell ausgedrückt: ein Leben in Drangsal, und eine Blindheit, die dieses Leben überdauert. Da Allah (t) ihm in diesem “Leben auf Bewährung” physisches Augenlicht gegeben hatte, meint er nun, er würde in der wirklichen Welt, auf die es tatsächlich ankommt, ausgezeichnet werden. Dabei hatte er doch seine physische Sehfähigkeit missbraucht und sich selbst für das zukünftige Leben blind gemacht. (ÜB) (vgl. 2:33, 38-39; 4:42-43; 17:13-14, 71-72; 50:22 und die Anmerkung dazu).

Und dem, der sich jedoch von Meiner Ermahnung abkehrt, wird ein Leben in Drangsal beschieden sein, und am Tage der Auferstehung werden Wir ihn blind vor Uns führen.“ (20:124)
Siehe 20:123

Er wird sagen: ”Mein Herr, warum hast Du mich blind (vor Dich) geführt, obwohl ich (zuvor) sehen konnte?“ (20:125)
Siehe 20:123

Er wird sprechen: ”Es sind ja Unsere Zeichen zu dir gekommen, und du hast sie missachtet – also wirst heute nun du missachtet sein!“ (20:126)
Siehe 20:123

Und somit belohnen Wir auch den, der maßlos ist und nicht an die Zeichen seines Herrn glaubt; und die Strafe des Jenseits ist wahrlich strenger und nachhaltiger. (20:127)
20:127 – vgl. unten die Anmerkung zu 20:128-130.

Leuchtet es ihnen (denn) nicht ein, wie viele Geschlechter vor ihnen Wir schon vernichteten, in deren Wohnstätten sie (jetzt) umherwandern? Darin liegen Zeichen für die Leute, die Verstand haben. (20:128)
20:128-130 – Dies bezieht sich auf das Leben in Bedrängnis, das denen zuteil wird, die sich in ihrem irdischen Leben von Allahs Ermahnung abwenden. Die makkanischen Götzendiener werden dabei an die Ruinen von ‘Ad und Thamud erinnert, die sie vor Augen sehen. Das Gebot der Geduld ist in erster Linie an den Propheten Muhammad (a.s.s.) gerichtet und bedeutet, dass er wegen dem ausharren muss, was die Ungläubigen an Spott, Ablehnung und Widerstand leisten. Derartige Geduld wird durch die Lobpreisung des Herrn – sowohl in der Stille des Morgengebets als auch zu anderen Gebetszeiten – gestärkt. (ÜB) (vgl. 2:45-46; 17:78-79; 30:19 und die Anmerkung dazu).

Und wäre nicht zuvor ein Wort von deinem Herrn ergangen, so wäre es (das Strafgericht) fällig; (genauso ist es) mit der festgesetzten Frist. (20:129)
Siehe 20:128

Ertrage denn geduldig, was sie sagen, und lobpreise deinen Herrn vor dem Aufgang und vor dem Untergang der Sonne, und verherrliche (Ihn) in den Nachtstunden und an den Tagesenden, auf dass du wahre Glückseligkeit finden mögest. (20:130)
Siehe 20:128

Und richte deinen Blick nicht auf das, was Wir einigen von ihnen zu (kurzem) Genuss gewährten – den Glanz des irdischen Lebens, um sie dadurch zu prüfen. Denn die Versorgung deines Herrn ist besser und bleibender. (20:131)
20:131-132 – Diese Worte sind in erster Linie an den Propheten Muhammad (a.s.s.) gerichtet und bedeuten, dass er nicht nach dem Glanz des Wohlstands, den Allah (t) einigen der Ungläubigen in dieser Welt gegeben hat, trachten soll. Besonders gefährlich war diese Versuchung für die ersten Muslime, die in großer Not lebten. Die Güter dieser Welt mögen schön sein, aber sie sind nicht mit den guten Dingen des Jenseits zu vergleichen. Die Sorge um den Lebensunterhalt soll die Gläubigen nicht vom Gebet abhalten.

Und fordere die Deinen zum Gebet auf und sei (selbst) darin ausdauernd. Wir verlangen keinen Unterhalt von dir; Wir Selbst sorgen für dich. Und der Ausgang ist durch Gottesfurcht vorgegeben. (20:132)
Siehe 20:131

Und sie sagen: ”Warum bringt er uns kein Zeichen von seinem Herrn?“ Ist zu ihnen denn nicht ein klarer Beweis für das gekommen, was in den früheren Schriften steht? (20:133)
20:133-135 – D.h.: Drückt der Qur’an nicht dieselben grundlegenden Wahrheiten aus wie die früheren Offenbarungen? Diese rhetorische Frage enthält darüber hinaus eine Anspielung auf die Vorhersage der Ankunft Muhammads in früheren heiligen Schriften (beispielsweise in Deuteronomium 18:15 und 18 und in Johannes 14:16; 15:26; 16:7). (ÜB) Mit diesen Versen will Allah (t) keine Entschuldigung für jene einräumen, die die Botschaft ablehnen (vgl. 6:109, 131; 9:52; 15:4; 26:208; 28:44-47; 61:6 und die Anmerkung dazu).

Und hätten Wir sie vordem durch eine Strafe vernichtet, dann hätten sie gewiss gesagt: ”Unser Herr, warum schicktest Du uns keinen Gesandten, (der uns hätte helfen können) Deine Gebote zu befolgen, ehe wir gedemütigt und beschämt wurden?“ (20:134)
Siehe 20:133

Sprich: ”Ein jeder wartet; so wartet auch ihr, und ihr werdet erfahren, wer die Befolger des ebenen Weges sind und wer rechtgeleitet ist.“ (20:135)
Siehe 20:133