Einleitung
Diese makkanische Sura zeigt uns, wie kurz das Leben auf Erden ist, und wie wenig wir darüber wissen. Der Qur’an wurde als eine Rechtleitung für die Menschheit herabgesandt, um uns vor dem Bösen zu warnen, und um den Gläubigen frohe Botschaften zu bringen. Das kurze Leben hat viele Höhen und Tiefen. Einige junge Männer – so schildert diese Sura – suchten vor ihrem grausamen Herrscher den Schutz in einer Berghöhle. Sie baten Allah (t) um Seine Gnade und beteten zu Ihm, um ihre Probleme zu lösen. Allah (t) erhörte ihr Gebet. Sie fielen für viele Jahre in den Schlaf. Als sie erwachten, fragten sie einander: Wie lange waren wir hier? Die Antworten bestätigen die Zeitlosigkeit in solchem Fall; denn sie lauteten: Vielleicht einen Tag, oder den Teil eines Tages. Möglicherweise – sagten sie: Allah weiß genau, wie lange wir hier waren; einer von ihnen ging in die Stadt, um Lebensmittel zu kaufen. Seine altmodische Kleidung, Erscheinung, Art der Sprache und das alte Geld, welches er mit sich führte, lenkte die Aufmerksamkeit der Leute auf ihn. Diese Leute fingen später an, über die Anzahl derer, die in der Höhle geschlafen hatten, zu streiten. Allah (t) zeigt uns, dass das Leben der “Gefährten der Höhle” ein Geheimnis ist, das nur von wenigen verstanden werden kann. Streite nicht über belanglose Dinge, sondern lerne aus dieser Geschichte. Das Wissen der Menschen ist gering. Nur Allah (t) ist der Allwissende; lerne deshalb vom Qur’an. Es gibt das Gleichnis des Mannes, der stolz auf seinen Besitz ist. Allah (t) zerstört diesen Besitz, damit der Mann die Wahrheit erkennt. Dieses Leben ist so unsicher und wechselhaft wie das Regenwasser, welches auf die Erde fällt, und bald wieder verschwindet. Gute Taten sind das Beste als Belohnung und Grundlagen für unsere Hoffnungen. Der Tag der Abrechnung wird bestimmt kommen – mit seinen Begnadigungen und Bestrafungen. Moses (a.s.) war auch – wie diese Sura berichtet – auf der Suche nach Wissen. Er traf einen weisen Mann, der gewillt war, ihn zu unterrichten, unter der Bedingung, dass er geduldig war und keine Fragen stellte. Während Sie mit einigen anderen in einem Boot reisten, beschädigte der weise Mann das Boot, so dass es unbrauchbar wurde. Moses bemerkte ungeduldig, dass dies eine ungerechtfertigte Handlung war. Der weise Mann forderte ihn auf, ruhig zu bleiben. Als nächstes trafen sie einen Jungen, den der weise Mann tötete. Moses reagierte auf die gleiche Art und der weise Mann drohte an, sich von ihm zu trennen. Danach erreichten sie ein Haus, dessen Mauer sich krümmte. Der weise Mann begradigte sie. Moses bemerkte, du hättest sicherlich eine Belohnung für diesen Gefallen bekommen können, zumal, dass die Bewohner dieser Stadt uns Reisenden keinerlei Gastfreundschaft erwiesen. Nun fühlte der weise Mann, dass er sich von Moses trennen sollte, aber zuvor erklärte er ihm die Gründe seiner drei Handlungen. Er beschädigte das Boot, das Waisenkindern gehörte, da ein ungerechter Herrscher des Gebiets alle Boote gewaltsam für Kriegszwecke einzog. Sobald die Gefahr vorüber war, konnte dessen Besitzer es bergen und reparieren. Der Junge wurde getötet, weil seine Eltern rechtschaffene Gläubige waren. Es war zu befürchten, dass er seinen Eltern durch stures Trotzen ihrer Wünsche und Undankbarkeit Sorgen bereiten und in ihrem Glauben schwer belasten würde. Die Mauer gehörte zwei jungen Waisenkindern, deren Vater ein rechtschaffener Mann war. Darunter lag ein Schatz vergraben. Allah (t) wollte, dass sie später – wenn sie volljährig sind – den Schatz finden und als eine Versorgung von Allah für ihr Leben erhielten. Der Sinn ist: Sei geduldig und gläubig während du nach Wissen strebst. Du musst erkennen, dass dein Wissen begrenzt ist. Benutze Kraft, um Allah zu dienen, so wie es Dul-Qarnain einst tat. Er hatte ein sehr großes Reich, in dem er die Schuldigen bestrafte, und das Gute belohnte: Er beschützte die Schwachen vor den Gesetzlosen, schätzte immer die Treue und verließ sich auf Allahs Weisung.
Alles Lob gebührt Allah, Der zu Seinem Diener das Buch herabsandte und nichts Krummes darein legte. (18:1)
18:1-5 – Das Thema dieses Verses wurde bereits in Sura 17 behandelt. Allah (t) hat Seinem Diener Muhammad (a.s.s.) – nicht Seinem Sohn oder Seinem Partner – den Qur’an herabgesandt. Die Freiheit von Widersprüchen bedeutet die absolute Wahrheit und Reinheit der offenbarten Schrift. Demnach ist der Qur’an klar, eindeutig und seine Inhalte sind frei von jeglichem Makel. Auf den Vorwurf hin, ”Allah hat Sich einen Sohn genommen“, erfolgt ein starkes Dementi. Eine solche Irrlehre wird als “ungeheuerlich” bezeichnet; denn sie entbehrt jeder Grundlage und gilt als Gotteslästerung (vgl. 4:82; 9:36; 17:110, 111; 19:36 und die Anmerkung dazu).
(Es ist) frei von Widersprüchen, damit es Seine strenge Strafe androhe und den Gläubigen, die gute Werke tun, die frohe Botschaft bringe, auf dass ihnen ein schöner Lohn zuteil werde (18:2)
Siehe 18:1
, worin (im Paradies) sie auf ewig weilen werden (18:3)
Siehe 18:1
, (und) damit es jene warne, die da sagen: ”Allah hat Sich einen Sohn genommen.“ (18:4)
Siehe 18:1
Sie haben keinerlei Kenntnis davon, noch hatten dies ihre Väter. Ungeheuerlich ist das Wort, das aus ihrem Munde kommt. Sie sprechen nichts als Lüge. (18:5)
Siehe 18:1
So wirst du dich vielleicht noch aus Kummer über sie zu Tode grämen, wenn sie dieser Rede keinen Glauben schenken. (18:6)
18:6 – Die Anrede gilt dem Propheten Muhammad (a.s.s.), der hier getröstet und ermahnt wird. Dies bezieht sich auf die Trauer des Propheten zur Zeit der Offenbarung; denn er war traurig über die Irrwege seines Volkes, die Allahs Zorn herausfördern würde. Der Prophet sagte als Gleichnis zu dieser Lage: ”Jemand entzündet ein Feuer, um Licht zu verbreiten. Aber die Nachtfalter fielen ständig hinein und verbrannten bei lebendigem Leibe. Er versuchte, sie vor dem Feuer zu schützen, aber die Nachtfalter machten seine Bemühungen zunichte. Dasselbe gilt für euch und mich. Ich halte euch am Rocksaum fest, um euch vom Feuer fernzuhalten, aber ihr habt es darauf abgesehen, hineinzufliegen.“ (ÜB)
Wahrlich, Wir machten alles, was auf der Erde ist, zu einem Schmuck für sie, auf dass Wir sie prüften, wer unter ihnen der Beste im Wirken sei. (18:7)
18:7-8 – Hier teilt Allah (t) mit, dass Er diese Welt vergänglich gemacht und ihren Schmuck zum Schwinden verurteilt hat. So gilt sie als ein Ort der Prüfung und nicht als ein Ort des ewigen Verweilens. Die Verwandlung der Erde in dürren Wüstenstaub bedeutet, dass alles, was ihr in dieser Welt seht und attraktiv findet, als leblose Materie sein wird.
Und gewiss, Wir werden alles, was auf ihr ist, in dürren Wüstenstaub verwandeln. (18:8)
Siehe 18:7
Meinst du wohl, die Gefährten in der Höhle und Ar-Raqim seien (die einzigen) Wunder unter Unseren Zeichen? (18:9)
18:9-12 – Es handelt sich hier um Jugendliche in der frühchristlichen Zeit, die in einer Höhle mehr als dreihundert Jahre lang schliefen und so den grausamen römischen Herrscher Decius überdauerten, der die Lehre vom einen, Allmächtigen Schöpfer ablehnte und dieses Dogma “mundtot” zu machen versuchte. “Die Siebenschläfer” predigten ihre monotheistische Religion, aber ihr Volk ignorierte sie. Zudem übte Decius Druck auf die frühchristlichen Gläubigen aus und drohte ihnen mit dem Tod. Die Jugendlichen beschlossen, ihre Heimat zu verlassen. Die Geschichte der tapferen Jugendlichen fällt unter die Rubrik der Christenverfolgungen. Der römische Kaiser Nero war derjenige, der die systematische Verfolgung der Gläubigen begann (64 n.Chr.). Die Frühchristen wurden bei Schaukämpfen in den Arenen – als Belustigung – Tieren vorgeworfen oder als “lebende Fackel” mit Pech bestrichen und angezündet. Der römische Geschichtsschreiber P. Cornelius Tacitus schreibt: “Und den Todgeweihten wurde Verhöhnung zuteil, dass sie bedeckt mit Fellen von wilden Tieren durch Zerfleischung von Hunden zugrunde gingen oder an Kreuze genagelt wurden und sobald der Tag zu Ende ging wurden sie zum Gebrauch als nächtliches Licht niedergebrannt. Nero hatte seine Gärten für dieses Schauspiel geöffnet und ein Zirkusspiel veranstaltet; er mischte sich in der Tracht eines Wagenlenkers unter das Volk oder stellte sich auf einen Streitwagen.” Dann folgten die Verfolgungen unter den römischen Kaisern Domitian (96 n.Chr.), Decius (249), Valerian (257) und Diokletian (303 ff). Der Qur’an sagt, dass nur Allah (t) die genaue Zeit kennt: Die Gelehrten haben dafür eine plausible Erklärung gefunden. 300 Jahre nach der julianischen Zeitrechnung betragen 309 Jahre nach dem Mondkalender, den die Araber benutzten, der heute noch in der islamischen Welt Anwendung findet. Anhand der Qur’an-Verse wird klar, dass der Eingang der Höhle nach Norden zeigen muss, da beschrieben wird, dass die Sonne sich von rechts nach links bewegt. Die vorherrschende Meinung ist, dass sich die “Siebenschläferhöhle” in Ephesos befindet. Es gibt auch Meinungen, wonach sie in Tarsus sein soll. Auch im Osmanischen Reich hat man sich gefragt, wo die Siebenschläfer gelebt haben. Die Lokalverwaltung von Tarsus beantragte von der Zentralregierung finanzielle Unterstützung für die Pflege der “Siebenschläferhöhle”. Die “Hohe Pforte” schickte eine Forschergruppe zur Untersuchung, ob die besagte Höhle den Beschreibungen im Qur’an entspricht. Im Endbericht wird lediglich bescheinigt, dass der Eingang der Hohle nach Norden zeigt. In der Tat existiert in Ephesos eine Höhle, auf die diese Beschreibungen passen: Der Eingang der Höhle muss nach Norden zeigen und vor der Höhle muss eine Kirche existieren; denn im Qur’an steht: “errichtet über ihnen einen Bau” und christliche Quellen sprechen ebenfalls von einem Bau. Wie der Qur’an berichtet gibt es verschiedene Meinungen, aus wie vielen Personen die “Siebenschläfer” bestehen. Die Antwort steckt eigentlich in dem Namen: “Siebenschläfer”. Die verbreitete Meinung ist, dass es sieben junge Männer waren und ein Hund. Aber wie der Qur’an sagt: “Mein Herr kennt ihre Zahl am besten.” Sowohl in der christlichen als auch in der muslimischen Welt ehrt man “die Siebenschläfer” wegen ihrer Courage und ihres Mutes. Die Geschichte lehrt uns, uneingeschränkt Allah zu vertrauen; denn das Schicksal jedes Menschen liegt nur in Seiner Hand. (Kaaba 2/98). Dies wird aus mehreren Überlieferungen deutlich, die bei allen klassischen Kommentatoren erwähnt werden, und nach denen die jüdischen Rabbiner von Al-Madina die makkanischen Opponenten des Propheten (a.s.s.) veranlassten, durch die Frage nach dieser Geschichte “seine Glaubwürdigkeit zu überprüfen”.
(Damals) als die jungen Männer in der Höhle Zuflucht nahmen, sprachen sie: ”Unser Herr, gewähre uns Deine Barmherzigkeit und bereite uns einen Weg für unsere Sache.“ (18:10)
Siehe 18:9
Sodann versiegelten Wir in der Höhle ihre Ohren für eine Anzahl von Jahren. (18:11)
Siehe 18:9
Dann erweckten Wir sie, damit Wir erführen, welche von den beiden Parteien die Zeit ihres Verweilens am besten berechnet habe. (18:12)
Siehe 18:9
Wir wollen dir ihre Geschichte wahrheitsgemäß berichten: Sie waren junge Männer, die an ihren Herrn glaubten, und Wir ließen ihnen zunehmend Rechtleitung zukommen. (18:13)
18:13-16 – Da sie gläubig waren, vermehrte Allah (t) ihr Vertrauen auf die Rechtleitung und ermöglichte ihnen, fest und standhaft den Weg der Wahrheit zu gehen, selbst unter Einsatz ihres Lebens. Sie traten auf, um ihre Überzeugung zu verkünden, bevor sie sich in die Höhle zurückzogen. Die Geschichte beginnt eigentlich mit Vers 13, und die Verse 9-12 können als eine Art Einführung verstanden werden. Nach einem gemeinsamen Beschluss verließen die jungen Männer die Stadt und zogen sich in eine geheime Höhle zurück, um dem Tod oder dem Zwang zur Verleugnung ihres Glaubens zu entgehen. Das heißt: Habt keine Angst vor irgendetwas, sondern legt eure Sache in Allahs Hand. Jetzt werdet ihr verfolgt, aber Er wird eure Probleme lösen und euch Trost und Erleichterung geben. So ließ Allah (t) in der Höhle Seine Gnade über ihnen walten, indem Er sie unauffindbar machte für ihre Verfolger. (ÜB)
Und Wir stärkten ihre Herzen, als sie aufstanden und sagten: ”Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde. Nie werden wir einen (anderen) Gott außer Ihm anrufen; sonst würden wir ja etwas Unsinniges aussprechen. (18:14)
Siehe 18:13
Dieses unser Volk hat Götter statt Seiner angenommen. Warum bringen sie dann keinen klaren Beweis dafür? Und wer verübt einen größeren Frevel, als der, der eine Lüge gegen Allah erdichtet? (18:15)
Siehe 18:13
Und wenn ihr euch von ihnen und von dem, was sie statt Allah anbeten, zurückzieht, so sucht Zuflucht in der Höhle; euer Herr wird Seine Barmherzigkeit über euch breiten und euch einen tröstlichen Ausweg aus eurer Lage weisen.“ (18:16)
Siehe 18:13
Und hättest du sehen können, wie die Sonne, als sie aufging, sich von ihrer Höhle nach rechts wegneigte, und als sie unterging, sich von ihnen nach links abwandte; und (wie) sie dort (mitten) in einem Hohlraum waren. Das gehört zu den Zeichen Allahs. Wen Allah leitet, der ist rechtgeleitet; doch wen Er irregehen lässt, für den wirst du keinen Helfer finden, der ihn führt. (18:17)
18:17 – Hier angesprochen ist sowohl der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, als auch jeder Leser dieses Verses. Die jungen Männer, die an Allah (t) glaubten und auf Ihn vertrauten, fanden Zuflucht in der Höhle und waren vor der Verfolgung und Gewalt der Götzendiener geschützt. (ÜB)
Du könntest sie für wach halten, aber sie schlafen; und Wir ließen sie sich auf die rechte Seite und auf die linke Seite drehen, während ihr Hund seine Vorderpfoten auf der Schwelle ausstreckte. Hättest du sie so erblickt, hättest du gewiss vor ihnen die Flucht ergriffen, und es hätte dir vor ihnen gegraut. (18:18)
18:18 – Sie drehten sich von einer Seite auf die andere, wie es Menschen im Schlaf tun. Wenn ein Vorbeigehender sie zufällig in der Höhle entdeckt hätte, wie sie sich von einer Seite auf die andere drehten, so hätte er geglaubt, dass sie nicht schlafen, sondern sich nur ausruhen. Ihr Hund Qitmir war Ihnen treu gefolgt und lagerte am Eingang, um sie zu bewachen. Ihr Aussehen nach der langen Zeit war so geändert, dass ihr Betrachter Angst spüren müsste.
Und so erweckten Wir sie, damit sie einander befragen konnten. Ein Sprecher von ihnen sprach: ”Wie lange habt ihr verweilt?“ Sie sagten: ”Wir verweilten einen Tag oder den Teil eines Tages.“ (Andere) sagten: ”Euer Herr kennt am besten die (Zeit), die ihr verbracht habt. Nun entsendet einen von euch mit dieser eurer Silbermünze zur Stadt; und er soll schauen, wer von ihren (Bewohnern) die reinste Speise hat, und soll euch davon einen Vorrat bringen. Er muss aber freundlich sein und soll ja nichts über euch verlauten lassen (18:19)
18:19-20 – Als sie aufwachten, dachten sie zuerst, die Sonne ginge unter und meinten, es wäre ein ganzer Tag gewesen. Als sie jedoch sahen, dass die Sonne noch nicht unterging, meinten sie, es wäre nur ein Teil des Tages gewesen, den sie verschliefen. Niemandem hätte es einfallen können, dass sie dreihundert und neun Jahre geschlafen hatten. Das Geld, das sie bei sich hatten, war zur Zeit jenes Tyrannen geprägt worden, der die Religion der Einheit verfolgen ließ und die heidnischen Kulte verbreitete (vgl. 2:259; 3:27; 6:95; 10:31; 30:19 und die Anmerkung dazu).
; denn wenn sie (etwas) von euch erfahren würden, würden sie euch steinigen oder euch zu ihrem Glauben zurückbringen, und ihr würdet dann nimmermehr erfolgreich sein.“ (18:20)
Siehe 18:19
Und so ließen Wir sie (die Leute) sie finden, damit sie erkennen mögen, dass Allahs Verheißung wahr ist und dass über die Stunde kein Zweifel herrscht. Und da stritten sie (die Leute) untereinander über sie und sagten: ”Errichtet über ihnen einen Bau.“ Ihr Herr kennt sie am besten. Jene, deren Ansicht siegte, sagten: ”Wir wollen unbedingt eine Gebetsstätte über ihnen errichten.“ (18:21)
18:21 – Der Qur’an überspringt eine lange Zeitspanne, um die nächste Szene aufzugreifen. Nun gehen wir davon aus, dass die Bewohner der Stadt gläubig wurden, da sie die jungen Männer freudig aufnahmen, als sie von ihnen erfuhren, dass sie vor sehr langer Zeit wegen ihres Glaubens die Flucht ergriffen hatten. “Und so”: auf diese Weise, mit diesen Mitteln, das heißt durch die Aussendung eines der Schläfer mit dem alten Geld, um in der Stadt einzukaufen. Seine altmodische Kleidung, seine Sprache und sein Auftreten sowie das längst ungültig gewordene Geld erregte sofort die Neugier der Leute. Nach der syrischen Überlieferung hatte der Ladeninhaber den Verdacht, der junge Mann habe irgendwo einen alten Schatz gefunden, und brachte ihn vor den Herrscher. Beim Verhör stellte sich heraus, dass die Jünglinge vor Jahrhunderten Schutz in der Höhle gefunden hatten. Die Nachricht von ihrem Schlaf und Wiedererwachen verbreitete sich schnell in der Stadt, und eine große Menschenmenge machte sich sogleich auf den Weg zur Höhle. Auf diese Weise erfuhren auch die anderen, wie lange sie in der Höhle geschlafen hatten. Die Lehre, die wir aus der Geschichte der Höhle ziehen können, ist, dass sie durch ein praktisches fühlbares Beispiel den Beweis für die Auferstehung nach dem Tode erbringt. Nach der syrischen Überlieferung gab es zu jener Zeit in Ephesus hitzige Debatten über die Auferstehung und das Leben nach dem Tod. Obgleich das Volk unter dem Einfluss des Römischen Reiches das Christentum angenommen hatte, waren noch Spuren von altrömischem Götzendienst übriggeblieben, und auch die griechische Philosophie hatte ihren Einfluss noch nicht verloren. Trotz ihres christlichen Glaubens gab es also Menschen, die nicht an die Auferstehung glaubten oder zumindest skeptisch waren. Darüber hinaus leugnete die jüdische Sekte der Sadduzäer, die einen großen Bevölkerungsanteil der Stadt stellte, offen die Auferstehung und gegründete dies mit der Thora, während die christlichen Gelehrten kein starkes Gegenargument anführen konnten. Der Schlaf der jungen Leute und ihr Erwachen war ein Beweis. (ÜB)
(Manche) werden sagen: ”(Sie waren) drei; ihr vierter war ihr Hund“, und (andere) werden sagen: ”(Sie waren) zu fünft, ihr sechster war ihr Hund“, indem sie in Unkenntnis herumraten, und (andere) sagen: ”(Es waren) sieben; ihr achter war ihr Hund.“ Sprich: ”Mein Herr kennt ihre Zahl am besten. Niemand weiß sie, bis auf einige wenige.“ So streite nicht über sie, es sei denn, (du hättest) einen klaren Beweis, und suche keine Kunde über sie bei irgendeinem von ihnen (zu erlangen). (18:22)
18:22 – Jahrhunderte lang gab es Kontroversen über die Anzahl der Schläfer. Nach der bekannten Version waren es sieben. Während Allah (t) die beiden ersten Aussagen mit den Worten abschwächte, dass dies nur Vermutungen sind, hatte Er die dritte Aussage nicht weiter kommentiert. Er hat sie vielmehr bestätigt mit den Worten “und ihr achter war ihr Hund”. Es ist über mehrere authentische Personen überliefert, dass Ibn ‘Abbas (r) gesagt hat: “Ich bin einer der wenigen, die Allah (t) ausgenommen hat. Ihre Anzahl war sieben”. Die wirkliche Bedeutung der Geschichte ist nur wenigen bekannt. Die meisten Menschen debattieren über nutzlose Details, von denen sie selbst kein tatsächliches Wissen haben. Wir brauchen nicht mehr auf Einzelheiten wie die Anzahl der Schläfer oder die in der Höhle verbrachte Zeit einzugehen. Nur solche Menschen, die kein Interesse an der Wahrheit, sondern an oberflächlichen Dingen haben, verschwenden Zeit und Energie mit Spekulationen über Nebensächlichkeiten. (ÜB)
Und sprich nie von einer Sache: ”Ich werde es morgen tun“ (18:23)
18:23-24 – So wie mit dem vorigen Vers verboten wurde, über Vergangenes sinnlose Spekulationen anzustellen, so wird hier eine ähnliche Spekulation über zukünftige Ereignisse verboten, in die der Mensch keine Einsicht haben kann. Diese beiden eingeschobenen Verse sind in erster Linie an den Propheten Muhammad (a.s.s.) gerichtet, der auf die Frage einiger Götzendiener nach den wirklichen Ereignissen in Verbindung mit der Höhle gesagt haben soll: ”Ich werde eure Frage morgen beantworten.“ Daraufhin wurde ihm vorübergehend als Zeichen des Tadels die Offenbarung Allahs vorenthalten. (ÜB) Darüber hinaus drückt diese Ermahnung ein allgemeines Prinzip aus, das für alle Gläubigen gilt.
, es sei denn (du fügst hinzu): ”So Allah will“. Und gedenke deines Herrn, wenn du dies vergessen hast, und sprich: ”Ich hoffe, mein Herr wird mich noch näher als diesmal zum rechten Weg führen.“ (18:24)
Siehe 18:23
Und sie blieben dreihundert Jahre lang in ihrer Höhle, und neun wurden hinzugefügt. (18:25)
18:25-26 – 300 Jahre des Sonnenkalenders würden 309 Jahren des Mondkalenders entsprechen. Der nächste Vers weist jedoch darauf hin, dass dies alles nur Vermutungen sind. Die Anzahl der Jahre kennt Allah (t) allein. Dies schließt offensichtlich an die in Vers 22 oben erwähnten “Vermutungen” an, die im nächsten Vers mit den Worten zurückgewiesen werden.
Sprich: ”Allah weiß am besten, wie lange sie verweilten.“ Ihm gehört das Verborgene der Himmel und der Erde. Wie allsehend ist Er! Und wie allhörend! Sie haben keinen Helfer außer Ihm, und Er teilt Seine Befehlsgewalt mit keinem. (18:26)
Siehe 18:25
Und verlies, was dir von dem Buch deines Herrn offenbart wurde. Da ist keiner, der Seine Worte verändern könnte, und du wirst außer bei Ihm keine Zuflucht finden. (18:27)
18:27-28 – Nach der Erörterung der Geschichte von den Schläfern in der Höhle beginnt hier eine Schilderung der Situation der Muslime in Makka zur Zeit der Offenbarung dieser Sura. Im Anschluss an diese Geschichte wird der Prophet Muhammad (a.s.s.) aufgefordert, sich an dem zu orientieren, was ihm von seinem Herrn offenbart wurde. Obwohl damit in erster Linie der Prophet angesprochen war, richtet sich die Warnung an die Ungläubigen, dass sie nämlich nicht erwarten sollten, der Prophet könnte ihretwegen Veränderungen am offenbarten Text vornehmen. Der Prophet sollte seine Zeit mit jenen verbringen, die von morgens bis abends Allahs gedenken, Ihn lobpreisen und anrufen, gleichwohl, ob diese Menschen arm oder reich, gesellschaftlich stark oder schwach sind; denn alle sind Allahs Diener. Es wird berichtet, der Anlass für die Offenbarung dieses Verses seien Forderungen der Adligen von Makka gewesen, die vom Propheten verlangten, er solle die armen Gläubigen verjagen, falls er Wert darauf lege, dass sie den Islam annähmen. Oder aber er solle ihnen gesonderte Sitzungen einräumen. (ÜB) (vgl. 6:52; 10:15 und die Anmerkung dazu).
Und gedulde dich zusammen mit denjenigen, die ihren Herrn morgens und abends anrufen – im Trachten nach Seinem Wohlgefallen; und wende deine Blicke nicht von ihnen ab, indem du nach dem Schmuck des irdischen Lebens trachtest; und gehorche nicht dem, dessen Herz Wir achtlos für die Erinnerung an Uns machten, (und gehorche nicht dem) der seinen Gelüsten folgt und kein Maß und Ziel kennt. (18:28)
Siehe 18:27
Und sprich: ”Es ist die Wahrheit von eurem Herrn“. Darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will. Siehe, Wir haben für die Frevler ein Feuer bereitet, das sie wie eine Zeltdecke umschließen wird. Und wenn sie um Hilfe schreien, so wird ihnen mit Wasser gleich geschmolzenem Metall, das die Gesichter verbrennt, geholfen werden. Wie schrecklich ist der Trank, und wie schlimm ist die Raststätte! (18:29)
18:29 – “Und sprich: ”Es ist die Wahrheit von eurem Herrn.“”: Das Wort “die Wahrheit” ist Subjekt von etwas Ausgelassenem. Gemeint ist: Die Wahrheit ist gekommen, und die Vorwände sind euch genommen. Es bleibt euch nichts anderes mehr, als frei zu wählen, ob ihr den Weg der Rettung oder den Weg des Unterganges einschlagen wollt. (Zam, Gät) Al-Baidawyy meint: ”Wer nun will, möge glauben, und wer will, möge nicht glauben: Allah (t) meint: Ich sorge Mich nicht um den Glauben dessen, der glaubt, und nicht um den Unglauben dessen, der nicht glaubt. Das bedeutet keineswegs zwangsläufig, dass der Diener sein Tun für sich allein besitzt. Wenn dieses auch durch seinen Willen geschieht, so ist sein Wille doch nicht durch seinen Willen, sondern durch Allahs Willen“.
Wahrlich, die da glauben und gute Werke tun – wahrlich, Wir lassen den Lohn derjenigen, die gute Werke tun, nicht verloren gehen. (18:30)
18:30-31 – Nach der Schilderung der Lage der Ungläubigen im vorangegangenen Vers, erfolgt hier die Beschreibung des Lohns für die Paradiesbewohner. Die grüne Farbe wird besonders erwähnt als Kennzeichen des Wohllebens im Gegenteil zu der Farbe des Feuers und der unbelebten Natur. Dieses Bild ist eine entgegengesetzte Parallele zu dem Bild des Elends (vgl. 22:23; 28:84; 35:33 und die Anmerkung dazu).
Sie sind es, denen die Gärten von Eden, durch welche Bäche fließen, zuteilwerden. Darin werden sie mit Armspangen aus Gold geschmückt und in grüne Gewänder aus feiner Seide und Brokat gekleidet sein, und darin lehnen (sie sich) auf erhöhten Sitzen. Wie herrlich ist der Lohn und wie schön ist die Raststätte! (18:31)
Siehe 18:30
Und stelle ihnen das Gleichnis von zwei Männern vor: für den einen von ihnen schufen Wir zwei Rebgärten und umgaben sie mit Dattelpalmen, und dazwischen legten Wir Kornfelder an. (18:32)
18:32-36 – Zum Verständnis dieser Parabel sollten wir 18:28 im Auge behalten, wo den makkanischen Führern gesagt wird, dass ihretwegen die armen Gefährten des Propheten nicht vernachlässigt werden. Dieses Gleichnis sollte für die Gläubigen wie auch für die Ungläubigen angeführt werden, für die Gläubigen, die den Morgen und den Abend im Gedenken ihres Herrn verbringen, jedoch in Armut leben müssen ebenso wie für die hochmütigen Ungläubigen, die mit Allahs Gnade in Wohlstand leben. Hier folgt ein einfaches Gleichnis, bei dem es um den Gegensatz von zwei Menschen geht.
Beide brachten ihre Früchte hervor und versagten in nichts. Und in ihrer Mitte ließen Wir einen Bach hervorsprudeln. (18:33)
Siehe 18:32
Und (der Garten) trug für ihn Früchte. Er sagte in herausforderndem Ton zu seinem Gefährten: ”Ich bin reicher als du an Vermögen und mächtiger an Gefolgschaft.“ (18:34)
Siehe 18:32
Und er betrat seinen Garten, während er sündig gegen sich selbst war. Er sagte: ”Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser je zugrunde gehen wird (18:35)
Siehe 18:32
, noch glaube ich, dass die Stunde heraufkommen wird. Selbst wenn ich zu meinem Herrn zurückgebracht werde, so werde ich ganz gewiss einen besseren Aufenthalt als diesen finden.“ (18:36)
Siehe 18:32
Sein Gefährte sagte zu ihm, indem er sich mit ihm auseinandersetzte: ”Glaubst du denn nicht an Ihn, Der dich aus Erde erschaffen hat, dann aus einem Samentropfen, (und) dich dann zu einem vollkommenen Mann bildete? (18:37)
18:37-41 – Hier folgen die Gegenargumente eines Gläubigen. Das Argument des Gefährten unterteilt sich in mehrere Gesichtspunkte. Dazu gehört, dass man Allahs Gaben in Dankbarkeit Ihm gegenüber genießt (vgl. 23:12 und die Anmerkung dazu).
Was jedoch mich betrifft – Allah ist mein Herr, und nie will ich meinem Herrn etwas anders zur Seite stellen. (18:38)
Siehe 18:37
Warum hast du nicht damals, als du deinen Garten betratest, gesagt: »Was Allah will, (das geschieht); es gibt keine Macht außer bei Allah.«? Wenn du mich auch geringer als dich selbst an Vermögen und Nachkommenschaft siehst (18:39)
Siehe 18:37
, so wird mein Herr mir vielleicht (etwas) Besseres als deinen Garten geben und wird auf ihn ein Strafgericht vom Himmel niedersenden, so dass er zu ödem Boden wird. (18:40)
Siehe 18:37
Oder sein Wasser versiegt so tief im Boden, dass du nimmer imstande sein wirst, es herauszuholen.“ (18:41)
Siehe 18:37
Da wurde seine Frucht verwüstet, und er begann die Hände zu ringen wegen alldem, was er für den (Garten), dessen Bau zerfallen dalag, ausgegeben hatte. Er sagte: ”Hätte ich doch meinem Herrn niemanden zur Seite gestellt!“ (18:42)
18:42-44 – Der Bericht der vorangegangenen Verse 18:37-41 wird hier fortgesetzt. Plötzlich geht der Text vom Anblick des Wachstums und der Blüte über zum Anblick des Ruins und der Verwüstung, vom Zustand der Eitelkeit und der Überheblichkeit zum Zustand der Reue und der Bitte um Vergebung. Mit diesen Worten sollen arme Gläubige Trost finden.
Und er hatte keine Schar, die ihm gegen Allah zu helfen vermochte, und er konnte sich selbst nicht wehren. (18:43)
Siehe 18:42
Insofern gibt es Schutz nur bei Allah, dem Wahren. Er ist der Beste im Belohnen und der Beste, was den Ausgang (der Dinge) anbelangt. (18:44)
Siehe 18:42
Und präge ihnen das Gleichnis vom irdischen Leben: Es ist wie das Wasser, das Wir vom Himmel herniedersenden, mit dem die Pflanzen der Erde sich sättigen, und welche dann dürre Spreu werden, die der Wind verweht. Und Allah hat Macht über alle Dinge. (18:45)
18:45-46 – Ein weiteres Gleichnis erfolgt, das vom Propheten Muhammad (a.s.s.) und nach ihm von jedem Muslim geprägt werden soll. Allah (t) schenkt das Leben und lässt sterben wie die Erde, die nach ihrer Belebung als tote Materie umgewandelt wird. Güter und Kinder sind vergängliche Freuden des irdischen Lebens; die bleibenden Werte sind aber die guten Taten, die der Mensch in Erwartung des gewaltigen Lohnes Allahs verrichtet.
Vermögen und Kinder sind Schmuck des irdischen Lebens. Die bleibenden guten Werke aber sind lohnender bei deinem Herrn und hoffnungsvoller. (18:46)
Siehe 18:45
Und am Tage, da Wir die Berge vergehen lassen werden, wirst du die Erde kahl sehen, und Wir werden sie (die Völker der Erde) versammeln und werden keinen von ihnen zurücklassen. (18:47)
18:47-49 – Am Tage des Weltuntergangs wird die schöne Erde tot und kahl von jeglichem Schmuck sein (vgl. oben 18:45-46 und die Anmerkung dazu). In einem Hadith des Propheten (a.s.s.) heißt es: ”Die ganze Menschheit, vom ersten bis zum letzten, werden in Reihen auf einer Versammlungsebene zusammengeschart.“ Einem anderen Hadith zufolge kommen sie zu ihrem Herrn wie bei ihrer ersten Erschaffung – barfuß und nackt, ohne Vermögen und irdische Güter. In diesem Zustand wird jedem sein Buch vorgelegt, in dem seine Taten aufgezeichnet sind. Sie werden von der Genauigkeit der Aufzeichnung überrascht sein (vgl. 6:94; 23:62-66; 27: 88 und die Anmerkung dazu).
Und sie werden in Reihen vor deinen Herrn geführt: ”Nun seid ihr zu Uns gekommen, so wie Wir euch erstmals erschufen. Ihr aber dachtet, Wir würden euch nie einen Termin der Erfüllung setzen.“ (18:48)
Siehe 18:47
Und das Buch wird (ihnen) vorgelegt, und du wirst die Schuldigen in Ängsten wegen dem sehen, was darin ist; und sie werden sagen: ”O wehe uns! Was für ein Buch ist das! Es lässt nichts aus, ob klein oder groß, sondern hält alles aufgezeichnet.“ Und sie werden all das, was sie getan haben, gegenwärtig finden; und dein Herr tut keinem Unrecht. (18:49)
Siehe 18:47
Und da sprachen Wir zu den Engeln: ”Werft euch vor Adam nieder!“ – und sie warfen sich nieder, außer Iblis. Er war einer der Dschinn, so war er ungehorsam gegen den Befehl seines Herrn. Wollt ihr nun ihn und seine Nachkommenschaft statt Meiner zu Beschützern nehmen, wo sie doch eure Feinde sind? Schlimm ist dieser Tausch für die Frevler. (18:50)
18:50 – Diese kurze Bezugnahme auf eine im Qur’an oft erwähnte Geschichte soll in diesem Zusammenhang die angeborene Fähigkeit des Menschen zum begrifflichen Denken und die damit verbundene Pflicht betonen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Iblis war eines der Dschinn, dem Zugang zu den Engeln gewährt wurde; er war ungehorsam gegenüber seinem Herrn. Vor ihm werden die Menschen gewarnt mit dieser hypothetischen Frage, auf welche die Antwort selbstverständlich “Nein!” lauten muss (vgl. 2:34 und die Anmerkung dazu).
Ich nahm sie nicht zu Zeugen, weder bei der Erschaffung der Himmel und der Erde noch bei ihrer eigenen Erschaffung; und Ich nehme die Verführer nie zum Beistand. (18:51)
18:51 – Allah (t) war vor der Erschaffung der Himmel und Erde ganz allein ohne Partner, Söhne und Zeugen, die Ihm zugeschrieben werden. Auch bei der Erschaffung Seiner Geschöpfe, seien sie Dschinn oder Menschen, sind keine von ihnen zugegen gewesen. Diese haben also keinen Einblick in das Verborgene, damit sie berichten können, wie es seiner Zeit gewesen wäre. Den Ungläubigen soll damit deutlich gemacht werden, dass sowohl Satane als auch andere Geschöpfe kein Anrecht auf Teilhaberschaft mit Allah (t) haben (vgl. unten 18:52-53 und die Anmerkung dazu).
Und am Tage, da wird Er sprechen: ”Ruft diejenigen herbei, von denen ihr vorgabt, sie seien Meine Teilhaber.“ Dann werden sie diese rufen, doch sie werden ihnen nicht antworten; und Wir werden einen Abgrund zwischen ihnen auftun. (18:52)
18:52-53 – Allah (t) wird die Schuldigen am Tage der Abrechnung herausfordern, den Beweis über die Teilhaber zu erbringen (vgl. 2:34; 6:22, 100 und die Anmerkung dazu).
Und die Schuldigen werden das Feuer sehen und ahnen, dass sie hineinstürzen werden; und sie werden kein Entrinnen daraus finden. (18:53)
Siehe 18:52
Wahrlich, Wir haben in diesem Qur’an den Menschen allerlei Gleichnisse erläutert, doch von allen Geschöpfen ist der Mensch am streitsüchtigsten. (18:54)
18:54 – In den vorangegangenen Versen wurden nur einige Gleichnisse geführt; der Qur’an enthält aber noch viele, welche die Lage des menschlichen Schicksals im Diesseits und im Jenseits beschreiben. Der Mensch ist das einzige unter den Geschöpfen Allahs, das auf Grund seines freien Willens und Entscheidungskraft streitsüchtig ist. Die Engel werden z.B. ihrer Natur nach niemals die ihnen von Allah (t) erteilten Befehle widersprechen (vgl. 17:89 und die Anmerkung dazu).
Und nichts hinderte die Menschen daran zu glauben, als die Rechtleitung zu ihnen kam, und ihren Herrn um Verzeihung zu bitten, (es sei) denn, (sie warteten) bis das Beispiel (des Schicksals) der Früheren über sie käme oder (ihnen) die Strafe offen vor Augen gehalten würde. (18:55)
18:55-56 – Zu den Menschen kamen zahlreiche Propheten mit der göttlichen Botschaft, um sie damit zum geraden Weg zu führen. Nichts Krummes findet man in ihm (vgl. 18:1). Sie lehnen jedoch dies ab wie die früheren Generationen und fordern den Zorn Allahs heraus. Die Propheten haben keine Vollstreckungsmacht zur Bestrafung ihrer eigenen Völker, sondern lediglich die Aufgabe der Verkündung der Botschaft, und zwar sowohl als Bringer der guten Nachricht über die göttliche Belohnung, als auch als Warner vor der gewaltigen Strafe, die sie auf Grund ihrer Ablehnung erwartet (vgl. 13:6 und die Anmerkung dazu).
Und Wir schickten die Gesandten ja nur als Bringer froher Botschaft und als Warner. Die aber, die ungläubig sind, streiten in Falschheit, um dadurch die Wahrheit zu widerlegen. Und sie verspotten Meine Zeichen und das, womit sie gewarnt werden. (18:56)
Siehe 18:55
Und wer ist ungerechter als der, der an die Zeichen seines Herrn gemahnt wurde, sich aber von ihnen abwandte und vergaß, was seine Hände vorausgeschickt hatten? Wahrlich, Wir haben Schleier über ihre Herzen gelegt, so dass sie es nicht begreifen, und Taubheit in ihre Ohren. Und selbst wenn du sie zum rechten Weg rufst, werden sie nie den rechten Weg einschlagen. (18:57)
18:57-59 – Der Vers zeigt, wie der Ungläubige auf seinem ungerechten Verhalten beharrte. Deswegen verhüllt Allah (t) ihre Wahrnehmung, so dass sie den Qur’an weder begreifen noch hören können. Die Worte über die zerstörten Städte in 18:59 beziehen sich auf die untergegangenen Städte von Saba’, Thamud, Madyan und von dem Volk Lots, an denen die Götzendiener von Makka mit ihren Handelskarawanen vorbeizogen und deren Geschichte gut kannten (vgl. 16:61; 35:45 und die Anmerkung dazu).
Und dein Herr ist der Vergebungsreiche, voll der Barmherzigkeit. Wollte Er sie zur Rechenschaft ziehen für das, was sie begehen, dann würde Er gewiss ihre Bestrafung beschleunigen. Allein sie haben eine festgesetzte Frist, vor der sie keine Zuflucht finden werden. (18:58)
Siehe 18:57
Und diese Städte: Wir zerstörten sie, als sie Frevel begingen. Und Wir setzten eine Frist für ihre Zerstörung. (18:59)
Siehe 18:57
Und Moses sagte zu seinem jungen Diener: ”Ich will nicht eher rasten, als bis ich den Zusammenfluss der beiden Meere erreicht habe, und sollte ich jahrhundertelang wandern.“ (18:60)
18:60-65 – Dies ist die dritte Geschichte in dieser Sura. Die Lenkung der Aufmerksamkeit des Lesers auf eine plötzliche Wendung im Thema, ohne dabei den kontinuierlichen Gedankenfluss zu unterbrechen, gehört zu dem wunderbaren Stil des Qur’an. Hier kennzeichnet er eine Verbindung mit 18:54, welche die Tatsache veranschaulichen soll, dass Wissen, unerschöpflich ist. Ibn K‘ab erzählte, dass er Allahs Gesandten sprechen hörte. ”Eines Tages, als Moses eine Predigt in seinem Volk hielt, wurde er gefragt, wer der gelehrteste Mensch sei. Und Moses antwortete: »Ich bin es.« Daraufhin wurde er von Allah getadelt, dass er sein Wissen nicht auf Allah zurückgeführt hat. Und Er offenbarte ihm, dass Er einen Diener habe, der noch wissender sei als er.“ Es war Al-Chidr, wie übereinstimmend die authentischen Hadithe erzählen; sein Name wird im Qur’an nicht genannt, aber der Überlieferung nach heißt er Al-Chidr. Die meisten Gelehrten sind der Ansicht, dass Al-Chidr ein Prophet oder ein Freund Allahs war. Diese Geschichte aus dem Leben des Propheten Moses (a.s.) wird im Qur’an nur an dieser Stelle erwähnt. Weder wird der Ort genannt, wo es geschah, noch die historischen Begleitumstände. Auch nähere Einzelheiten über den “Diener Allahs”, dem Moses (a.s.) begegnete, werden nicht erwähnt, wie etwa sein Name, oder ob er ein Prophet, ein Weiser oder ein Gottesfreund war. Als sie den Zusammenfluss der beiden Meere erreicht hatten, vergaß Moses (a.s.) den Fisch, und sein Begleiter vergaß ihm mitzuteilen, dass er gesehen hatte, wie dieser auf wunderbare Weise ins Meer gelangte. Sie gingen weiter, aber das Wandern fiel Moses (a.s.) immer schwerer, und er wurde immer erschöpfter. (ÜB) (Was die Belehrung des Menschen angeht vgl. 2:31, die Anmerkung dazu und die Einleitung zum Titel: “Islam für Schüler”).
Doch als sie den Zusammenfluss der beiden (Meere) erreicht hatten, da vergaßen sie ihren Fisch; und dieser nahm seinen Weg und schwamm ins Meer hinaus. (18:61)
Siehe 18:60
Und als sie weitergegangen waren, sagte er zu seinem jungen Diener: ”Bring uns unsere Speise. Wir haben wahrlich auf dieser unserer Reise große Anstrengungen auf uns genommen.“ (18:62)
Siehe 18:60
Er sagte: ”Hast du nicht gesehen, dass sich der Fisch da auf wundersame Weise ins Meer begab, als wir auf dem Felsen rasteten und ich ihn vergaß – und kein (anderer) als Satan ließ mich vergessen, ihn zu erwähnen?“ (18:63)
Siehe 18:60
Er sagte: ”Das ist es, was wir wollten.“ Da kehrten sie beide um und schritten auf ihren Spuren zurück. (18:64)
Siehe 18:60
Dann fanden sie einen Unserer Diener, dem Wir Unsere Barmherzigkeit verliehen und den Wir Unser Wissen gelehrt hatten. (18:65)
Siehe 18:60
Moses sagte zu ihm: ”Darf ich dir folgen, auf dass du mich über das rechte Handeln belehrest, wie du gelehrt worden bist?“ (18:66)
18:66-70 – Ab hier ist die Erzählung dieser Geschichte aus dem Qur’an-Text für den Leser verständlich; denn Moses (a.s.) stellt seine Fragen deutlich wissbegierig aus und die Reaktion des Al-Chidr ist wegen seinem göttlichen Wissen verständlich. Wenn Moses (a.s.) zur Geduld aufgefordert wird, so ist dies auch wegen seinem Prophetentum selbstverständlich.
Er sagte: ”Du vermagst nimmer bei mir in Geduld auszuharren. (18:67)
Siehe 18:66
Und wie könntest du bei Dingen geduldig sein, von denen dir keine Kunde gegeben worden ist?“ (18:68)
Siehe 18:66
Er sagte: ”Du wirst mich, so Allah will, geduldig finden, und ich werde gegen keinen deiner Befehle ungehorsam sein.“ (18:69)
Siehe 18:66
Er sagte: ”Nun gut. Wenn du mir folgen willst, so frage mich nach nichts, bis ich es dir von selbst erkläre.“ (18:70)
Siehe 18:66
So machten sich beide auf den Weg, bis sie in ein Schiff stiegen, in das er ein Loch schlug. Er (Moses) sagte: ”Schlugst du ein Loch hinein, um seine Mannschaft zu ertränken? Wahrlich, du hast etwas Schreckliches begangen!“ (18:71)
18:71-73 – Vor Empörung darüber vergisst Moses (a.s.) seine Vereinbarung und reagiert nach seiner menschlichen Empfindung wegen einer Tat, die er verabscheut. Damit hält er die Prüfung nicht durch.
Er sagte: ”Habe ich nicht gesagt, du würdest es nimmer fertigbringen, bei mir in Geduld auszuharren?“ (18:72)
Siehe 18:71
Er (Moses) sagte: ”Stelle mich nicht meines Vergessens wegen zur Rede, und sei deswegen nicht streng mit mir.“ (18:73)
Siehe 18:71
So zogen sie weiter, bis sie einen Jüngling trafen, den er erschlug. Er (Moses) sagte: ”Hast du einen unschuldigen Menschen erschlagen, ohne dass (er) einen anderen (erschlagen hätte)? Wahrlich, du hast etwas Abscheuliches getan!“ (18:74)
18:74-76 – Die Erklärung hierzu folgt unten in 18:79-81. Wenn bei der Versenkung eines Schiffes (vgl. oben 18:71-73 und die Anmerkung dazu) nur die Möglichkeit bestanden hatte, dass Menschen dabei ertranken, so war dies hier vorsätzlicher Mord an einem Menschen. Dies war so furchtbar, dass Moses (a.s.) keine Geduld bewahren konnte. In diesem Fall war es weder Vergesslichkeit noch Unachtsamkeit, sondern absichtliche Missbilligung. Moses (a.s.) wird sich dessen bewusst, dass er zweimal wortbrüchig geworden ist und nicht mehr an sein Versprechen gedacht hat, obwohl er bereits einmal ermahnt worden war. So reißt er sich zusammen, um sich nicht selbst den Weg abzuschneiden. (ÜB)
Er sagte: ”Habe ich dir nicht gesagt, du würdest es nimmer fertigbringen, bei mir in Geduld auszuharren?“ (18:75)
Siehe 18:74
Er (Moses) sagte: ”Wenn ich dich nochmal nach etwas frage, so begleite mich nicht weiter; von mir aus wärst du dann entschuldigt.“ (18:76)
Siehe 18:74
So zogen sie weiter, bis sie bei den Bewohnern einer Stadt ankamen und von ihnen Gastfreundschaft erbaten; diese aber weigerten sich, sie zu bewirten. Nun fanden sie dort eine Mauer, die einzustürzen drohte, und er richtete sie auf. Er (Moses) sagte: ”Wenn du es gewollt hättest, hättest du einen Arbeitslohn dafür erhalten können.“ (18:77)
18:77-78 – Die Gastfreundschaft war für die alten Völker eine existentielle Frage, da zu jener Zeit Hotels und Restaurants unbekannt waren. Deshalb waren die Einwohner verpflichtet gewesen, die Fremden aufzunehmen, zu bewirten und ihnen ihre Gastfreundschaft anzubieten. Dies war ein grober Verstoß gegen die gesellschaftliche Norm der damaligen Zeit und wurde gewöhnlich streng geahndet. Da ihnen die Gastfreundschaft verweigert wurde, hätten sie als Leute mit Selbstachtung auf irgendeiner Weise ihr Befremden zum Ausdruck bringen sollen. Stattdessen geht Al-Chidr tatsächlich hin und verrichtet dort eine gute Tat. Al-Chidr baut für sie eine einzustürzende Mauer wieder auf und verlangt nicht einmal ein Entgelt dafür. In einem Hadith steht: ”Allah (t) sei meinem Bruder Moses gnädig. Ich wünschte, er hätte sich in Geduld gefasst, damit uns Allah (t) mehr von ihnen erzählt hätte. Denn wäre er bei seinem Gefährten geblieben, so hätte er noch mehr Wundersames zu sehen bekommen.“ (ÜB)
Er sagte: ”Dies führt zur Trennung zwischen mir und dir. Doch will ich dir die Bedeutung von dem sagen, was du nicht in Geduld zu ertragen vermochtest. (18:78)
Siehe 18:77
Was das Schiff anbelangt, so gehörte es armen Leuten, die auf dem Meer arbeiteten, und ich wollte es beschädigen; denn hinter ihnen war ein König, der jedes Schiff beschlagnahmte. (18:79)
18:79 – Ab hier erfahren wir die Geheimnisse des göttlichen Wissens. Durch einige schlichte Handgriffe wurde das Schiff vorübergehend unbrauchbar gemacht und davor bewahrt, beschlagnahmt zu werden. Sobald die Gefahr vorüber war, konnten seine Eigentümer es reparieren. Dies war ein weit geringerer Schaden als der, der entstanden wäre, wenn jener ungerechte, gewalttätige Herrscher das Schiff beschlagnahmt hätte. Der Wechsel vom Singular zum pluralis majestatis in 18:81f. verrät, dass die Tat auf das richterliche Urteil Allahs beruht, Der das Verborgene kennt. Hier handelt Al-Chidr nicht nach seinem eigenen Wissen, sondern nach dem göttlichen Wissen, das ihm eingegeben wurde. (ÜB)
Und was den Jüngling anbelangt, so waren seine Eltern Gläubige, und wir fürchteten, er könnte Schmach durch Widersetzlichkeit und Unglauben über sie bringen. (18:80)
18:80-81 – vgl. dazu oben die Anmerkung zu 18:79.
So wollten wir, dass ihr Herr ihnen zum Tausch (ein Kind) gebe, das redlicher als dieses und anhänglicher wäre. (18:81)
Siehe 18:80
Und was nun die Mauer anbelangt, so gehörte sie zwei Waisenknaben in der Stadt, und darunter lag ein Schatz für sie (verborgen), und ihr Vater war ein rechtschaffener Mann gewesen; so wünschte dein Herr, dass sie ihre Volljährigkeit erreichen und ihren Schatz heben mögen – als eine Barmherzigkeit deines Herrn; und ich tat es nicht aus eigenem Ermessen. Das ist die Bedeutung dessen, was du nicht in Geduld zu ertragen vermochtest.“ (18:82)
18:82 – In diesem Satz liegt ein Hinweis darauf, dass die guten Taten eines rechtschaffenen Menschen ihre Früchte für seine Nachkommen tragen. Die Worte in diesem Vers erklären auch die Pluralform in 18: 79-81 (vgl. ferner 17:34; 18:77-78 und die Anmerkung dazu).
Und sie fragen dich nach Du-l-Qarnain. Sprich: ”Ich will euch etwas darüber berichten.“ (18:83)
18:83-84 – Gemeint ist der Byzantiner Alexander, König von Persien und Byzanz. Man bezeichnet ihn auch als König des Ostens und des Westens und hat ihm daher den Namen “Du-l-Qarnain” (der mit den zwei Hörnern) gegeben. Oder man hat ihn so benannt, weil er die beiden Hörner der Erde, nämlich deren Osten und Westen durchstreift hat, oder weil zu seinen Lebzeiten zwei Generationen (Qarnan) von Menschen dahingegangen sind, oder weil er zwei Hörner, das heißt zwei Zöpfe, hatte, oder weil seine Krone zwei Hörner hatte. Es ist auch möglich, dass man ihm diesen Beinamen wegen seiner Tapferkeit gegeben hat, wie man ja den Tapferen einen Widder nennt, weil er gleichsam seine Gegner stößt. Man ist sich darüber uneinig, ob Alexander ein Prophet war, darüber jedoch einig, dass er gläubig und rechtschaffen war. Diejenigen, die in diesem Vers fragen, sind entweder die Juden, welche diese Fragen erheben, um Muhammad (a.s.s.) auf die Probe zu stellen, oder die Götzendiener von Makka. (Baid, Gät). Der Gesandte Allahs wurde nach der Geschichte dieses Mannes gefragt und Allah (t) offenbarte ihm das, was wir hier lesen. Eine andere Quelle als den Qur’an haben wir diesbezüglich nicht. Somit steht uns nicht zu, sie ohne genaueres Wissen auszudehnen. Alle Geschichten in dieser Sura waren Antworten auf herausfordernde Fragen der ungläubigen Makkaner, die nach Rücksprache mit Juden und Christen den Propheten (a.s.s.) auf diese Weise “testen” wollten.
Wir haben ihm Macht auf Erden und die Mittel zu allem gegeben. (18:84)
Siehe 18:83
So folgte er dem gegebenen Weg (18:85)
18:85-88 – Der Ausdruck “So folgte er dem gegebenen Weg” hat die Bedeutung, dass ihm sein Weg von Allah vorgeschrieben ist. Seine Expedition fand nach dem Westen durch eine “schlammige Quelle” ein Ende.
, bis er den Ort, an dem die Sonne untergeht, erreichte; er fand sie in einem Quell von schlammigem Wasser untergehen, und dort fand er ein Volk. Wir sprachen: ”O Du-l-Qarnain, entweder strafe sie oder behandle sie mit Güte.“ (18:86)
Siehe 18:85
Er sagte: ”Den, der da frevelt, werden wir sicherlich bestrafen; dann soll er zu seinem Herrn zurückgebracht werden, und Er wird ihn in grässlicher Weise bestrafen. (18:87)
Siehe 18:85
Dem aber, der gläubig ist und Gutes tut, wird herrlicher Lohn zuteilwerden; und wir werden zu ihm in angenehmer Weise über unsere Angelegenheiten sprechen.“ (18:88)
Siehe 18:85
Darauf folgte er dem gegebenen Weg (18:89)
18:89-91 – Diesmal ging die Reise nach Osten (vgl. 18:85-88 und die Anmerkung dazu). Der fehlende Schutz bezieht sich sowohl auf die Kleidung als auch auf die nichtüberdachte Behausungen. Ihr Land konnte keine Gebäude tragen, so verkrochen sie sich tagsüber in unterirdischen Gewölben, die sie erst am Nachmittag verließen. Es muss sich dabei um ein offenes, bloßes Land gehandelt haben, wo es keinen Schutz vor der Sonne gab, weder Berge noch Bäume, so dass die Menschen unmittelbar der Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren. Diese Beschreibung trifft auf Wüsten und weite ungeschützte Landstriche zu; jedoch kann mit diesen Angaben das Land geographisch nicht lokalisiert werden; wir wissen nur, dass es im fernsten Osten gelegen haben muss. (ÜB)
, bis er den Ort, an dem die Sonne aufgeht, erreichte; er fand sie über einem Volk aufgehen, dem Wir keinen Schutz gegen sie gegeben hatten. (18:90)
Siehe 18:89
So war es; und Wir umfassten mit Wissen, wie es um ihn bestellt war. (18:91)
Siehe 18:89
Hierauf folgte er dem gegebenen Weg (18:92)
18:92-96 – Diesmal ist keine Richtung angegeben. Es waren zwei Gebirge, die parallel zueinander verliefen, und von deren Öffnung aus Gog und Magog das Land überfielen. Da jedoch weder im Qur’an noch in authentischen Überlieferungen etwas über die geographische Lage dieser beiden Dämme oder die dort lebenden Völker ausgesagt ist, können wir beruhigt alle Spekulationen der Kommentatoren zu diesem Thema als irrelevant beiseitelassen. Da ihre Sprache unverständlich war und sie sich von den Menschen fernhielten, handelte es sich um ein zurückgebliebenes Volk. Sie sahen in Du-l-Qarnain den mächtigen Eroberer und erkannten seine Rechtschaffenheit. Deshalb baten sie ihn, sie vor den Angreifern Gog und Magog zu schützen. Du-l-Qarnain verstand, dass mit der Macht, die Allah (t) ihm gegeben hatte, Pflichten und Verantwortung seinerseits verbunden waren – die Pflicht, seine Untertanen zu schützen, ohne ihnen eine zu große Steuerlast aufzuerlegen. Er würde die Antriebskraft und das organisatorische Geschick zur Verfügung stellen. Würden sie ihm dann gehorchen und Material und Arbeitskraft beitragen, so dass sie die Lücke mit einer starken Barriere und möglicherweise gut gesicherten Toren schließen konnten? Wenn Eisen mit geschmolzenem Kupfer durchsetzt wird, verleiht ihm das noch mehr Stärke. Diese Methode wird neuerdings angewendet, nachdem man entdeckt hat, dass die Härte des Eisens damit vervielfacht werden kann. (ÜB)
, bis er zwischen die beiden Wälle gelangte; er fand unterhalb von diesen ein Volk, das kaum eine Sprache verstehen konnte. (18:93)
Siehe 18:92
Sie sagten: ”O Du-l-Qarnain, Gog und Magog stiften Unheil im Lande; sollen wir dir nun Tribut zahlen unter der Bedingung, dass du zwischen uns und ihnen einen Wall errichtest?“ (18:94)
Siehe 18:92
Er sagte: ”Die Macht, die mein Herr mir gegeben hat, ist besser. So helft mir denn mit all eurer Kraft, damit ich zwischen euch und ihnen einen Damm errichten kann. (18:95)
Siehe 18:92
Bringt mir Eisenstücke.“ Als er die Kluft zwischen den beiden Bollwerken ausgefüllt hatte, sagte er: ”Blast!“ Als er es (das Eisen) feurig gemacht hatte, sagte er: ”Bringt mir geschmolzenes Kupfer, ich will es darüber gießen!“ (18:96)
Siehe 18:92
So vermochten sie es nicht, sie (die Dämme) zu erklimmen, noch konnten sie diese durchbrechen. (18:97)
18:97 – Die eiserne Wand mit ihren Toren und Türmen war hoch genug, dass sie nicht erstürmt werden konnte, und stark genug, dass sie nicht durchbohrt werden konnte. Mit “sie” sind Gog und Gagog gemeint. Sie konnten es aus zwei Gründen nicht übersteigen: Wegen seiner Höhe und der Glätte seiner Wände. Und das Durchbohren war wegen seiner Härte und seiner Stärke unmöglich. (ÜB)
Er sagte: ”Das ist die Gnade meines Herrn; doch wenn die Verheißung meines Herrn in Erfüllung geht, wird Er sie zu Schutt zerfallen lassen; und die Verheißung meines Herrn ist wahr.“ (18:98)
18:98 – Die Gnade Allahs geschah sowohl für den König selbst, der in der Lage war, diese Mauer zu errichten, als auch für das friedliebenden Volk dieser Gegend. Wir lernen daraus, dass wir keinen Schutz erlangen können, wenn wir Allah (t) nicht darum erflehen. Mit diesem Vers endet die Geschichte Du-l-Qarnains, der als Vorbild eines tugendhaften Herrschers gilt. Unser Prophet Muhammad (a.s.s.) rief nach seinem Erwachen aus einem Traum aus: ”Es ist kein Gott außer Allah (t)! Wehe den Arabern, ein Unheil naht heran. Eine kleine Lücke hat sich heute im Wall gegen Gog und Magog geöffnet!“ Seit dem späten Mittelalter neigten die Muslime dazu, in diesem Traum eine Vorhersage der großen Mongoleninvasion zu sehen, durch die das Abbassidenreich und damit die politische Macht der Araber vernichtet wurde. (ÜB)
An jenem Tage werden Wir die einen von ihnen wie Wogen gegen die anderen anstürmen lassen, und es wird in den Sur gestoßen. Dann werden Wir sie allesamt (vor Uns) versammeln. (18:99)
18:99 – So geht das Thema auf den Tag des Jüngsten Gerichts über. Es handelt sich also um eine Szene im Jenseits. Die Menschenmengen der verschiedenen Rassen, Farben und Länder aus allen Generationen wirbeln undiszipliniert und unaufmerksam durcheinander wie die Wellen des Meeres. (ÜB) (vgl. 21:95-97 und die Anmerkung dazu).
Und den Ungläubigen stellen Wir an jenem Tage Dschahannam in deutlicher Weise vor Augen (18:100)
18:100-101 – An jenem Tag (vgl. oben 18:99 und die Anmerkung dazu) sind diejenigen, die im Diesseits blind und taub waren, in der Lage, das Höllenfeuer Dschahannam zu sehen.
; ihnen, deren Augen vor Meiner Mahnung verhüllt waren und die nicht einmal hören konnten. (18:101)
Siehe 18:100
Meinen die Ungläubigen etwa, sie könnten Meine Diener an Meiner Statt zu Beschützern nehmen? Wahrlich, Wir haben den Ungläubigen Dschahannam als Hort bereitet. (18:102)
18:102 – Hier beginnt der Schlussabschnitt der gesamten Sura. Der Ausdruck “Meine Diener” betont ihre Abhängigkeit von ihrem Schöpfer.
Sprich: ”Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind? (18:103)
18:103-106 – Unser Prophet (a.s.s.) wird damit aufgefordert, diese Mitteilung an die Ungläubigen vorzutragen, dass ihr Verlust im Jenseits viel größer sein wird als ihre diesseitigen Handlungen. Sie werden am Tag des Jüngsten Gerichts ohne Wert und ohne Gewicht sein. Auch wenn an jenem Tag alle ihre guten Handlungen mit der Aussage des Qur’an in 99:7 übereinstimmen würden, so bedeuten diese Worte, dass alles, was sie tun, weit von ihrem Unglauben übertroffen wird.
Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes.“ (18:104)
Siehe 18:103
Das sind jene, die die Zeichen ihres Herrn und die Begegnung mit Ihm leugnen. Darum sind ihre Werke nichtig, und am Tage der Auferstehung werden Wir ihnen kein Gewicht beimessen. (18:105)
Siehe 18:103
Dies ist ihr Lohn – Dschahannam, weil sie ungläubig waren und mit Meinen Zeichen und mit Meinen Gesandten Spott trieben. (18:106)
Siehe 18:103
Wahrlich, jene, die da glauben und gute Werke tun – ihnen wird das Paradies von Al- Firdaus ein Hort sein (18:107)
18:107-108 – Mit diesen Worten wird im typischen Stil des Qur’an die Parallele zum obigen Abschnitt 18:103-106 für die Gläubigen gezeigt. In einem Hadith in Al-Bucharyy heißt es: ”Es gibt hundert Stufen im Paradies, die Allah (t) denen vorbehalten hat, die sich auf Seinem Weg bemühen. Der Raum zwischen den jeweiligen Stufen beträgt soviel wie zwischen Himmel und Erde. So ersucht Allah (t) um den “Al-Firdaus”, wenn ihr Ihn um das Paradies bitten wollt. Denn er ist der Mittel- und Höchstpunkt des Paradieses.“
, in dem sie auf ewig verweilen werden; von dort werden sie nicht weggehen wollen. (18:108)
Siehe 18:107
Sprich: ”Wäre das Meer Tinte für die Worte meines Herrn, wahrlich, das Meer würde versiegen, ehe die Worte meines Herrn zu Ende gingen, auch wenn wir noch ein gleiches als Nachschub brächten.“ (18:109)
18:109 – Das Wort “Meer” ist die Übersetzung für das arabische Wort “Al-Bahr”, mit dem das größte Gewässer auf Erden gemeint ist. Mit dem Ausdruck “Worte meines Herrn” ist das unendliche Wissen Allahs gemeint. Aber selbst wenn dieses Meer erschöpft ist und noch ein weiteres dazu, so sind doch Allahs Worte nicht erschöpft (vgl. 31:28 und die Anmerkung dazu).
Sprich: ”Ich bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist offenbart worden, dass euer Gott ein Einziger Gott ist. Möge denn derjenige, der auf die Begegnung mit seinem Herrn hofft, gute Werke tun und keinen anderen einbeziehen in den Dienst an seinem Herrn.“ (18:110)
18:110 – Die Anrede “Sprich” gilt unserem Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm. Ihm als Mensch wurde die frohe Botschaft gegeben, welche lautet: ”Möge denn derjenige, der auf die Begegnung mit seinem Herrn hofft, gute Werke tun und keinen anderen einbeziehen in den Dienst an seinem Herrn.“ Damit endet diese herrliche Sura unseres Erhabenen Schöpfers.