Einleitung
Wir kommen nun zu einer anderen Serie von Suren, welche in drei Bereiche unterteilt werden können. Diese und die nächsten vier Suren behandeln die früheren Propheten und deren Geschichten. Der Gegenstand dieser Suren beschäftigt sich überwiegend mit der geistigen Geschichte einzelner Personen, als mit Völkern. Diese Sura beginnt mit der wunderbaren Nachtreise und Himmelfahrt unseres Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm: Er reiste von der heiligen Moschee in Makka zur weitentfernten Moschee in Jerusalem, und es wurden ihm einige Zeichen Allahs gezeigt. Der Mi‘radsch (die Himmelreise) wird normalerweise auf die 27. Nacht des Monats Radschab im 12. Jahr der Berufung Muhammads, 8 Monate vor der Hidschra datiert. Daraus ersehen wir das Datum des ersten Verses der Sura, auch wenn andere Abschnitte vielleicht schon früher offenbart wurden. Wahre Diener Allahs erlangen die Ehre, große Geheimnisse des Universums zu sehen. Dies wird im Qur’an berichtet, um Allahs Dienern die Zeichen klar zu machen und sie rechtzuleiten. Das qur’anische Motto besagt: Wenn du Gutes tust, tust du Gutes für dich. Allah (t) erweist Seine Gunst großzügig an alle, wenn auch dem einen mehr als dem anderen. Aber die Gaben des Jenseits sind von größerer Vorzüglichkeit. Erweise Güte zu den Geschöpfen Allahs, wenn du Allah (t) richtig dienen willst. Güte erweisen gilt für Eltern, Verwandte, Bedürftige und Wanderer. Allein ein freundliches Wort gilt sogar als Almosen. Töte nicht deine Kinder aus Furcht vor Armut und komme dem Ehebruch nicht nahe durch Handlungsweisen, die letzten Endes dazu führen können, noch nehme das Leben, welches Allah schutzwürdig gemacht hat, außer für einen nach dem Gesetz Allahs gerechten Grund. Missbrauche nicht das Eigentum der Waisen, gib volles Maß, wenn du misst, und wandle nicht überheblich auf Erden. Niemand ist Allah (t) gleich. Seine Offenbarung wird wohl von den Gläubigen verstanden. Sprich nur Gutes; denn Satan stiftet Zwietracht zwischen den Menschen. Hoffe auf Allahs Gnade, und fürchte zugleich Seinen Zorn. Hochmut, Eifersucht, Hass und Friedlosigkeit verursachten den Sturz Satans, Iblis’. Der Mensch ist die von Allahs Schöpfung meist geehrte Kreatur durch seine Vernunft, und daher trägt er große Verantwortung. Sei Allah dankbar für Seine Gnaden, und denke stets an die Begegnung mit Ihm am Tag des Jüngsten Gerichts. Bitte immer um Seine Huld und Rechtleitung. Wahrheit wird bestehen bleiben, aber Falschheit wird dahinschwinden. Der Qur’an ist eine Heilung und Gnade für die Gläubigen; er ist eine Rechtleitung und damit ein Zeichen von Allahs Gnade. Lerne und rezitiere den Qur’an, und preise Allah immerdar.
Gepriesen sei Der, Der bei Nacht Seinen Diener von der heiligen Moschee zu der fernen Moschee, deren Umgebung Wir gesegnet haben, hinführte, auf dass Wir ihm einige Unserer Zeichen zeigten. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allsehende. (17:1)
17:1 – Über den ersten Vers findet der Leser nachfolgend verschiedene Überlieferungen, welche wiederholt unter derselben Quelle 17:1 gekennzeichnet sind.
17:1 – Man kann fragen: Das Wort “asra” heißt doch an sich schon nichts anderes als “eine nächtliche Reise unternehmen”. Was soll es dann bedeuten, wenn außerdem noch von der Nacht die Rede ist? Darauf kann erwidert werden: Mit dem Wort eines Nachts will Allah (t) die Dauer der nächtlichen Reise als gering hinstellen und sagen, dass Er mit Seinem Diener die Reise von Makka nach Jerusalem, die sich sonst über vierzig Nächte hinzieht, innerhalb einer einzigen Nacht ausführte. Über den Ort, von dem die nächtliche Reise ausgeht, besteht Uneinigkeit. Man sagt, dass es die heilige Kultstätte von Makka selbst gewesen ist. Dies ist das Wahrscheinliche; denn es ist vom Propheten (a.s.s.) folgender Bericht überliefert: ”Als ich an der heiligen Moschee in den Gemächern bei der Al-Ka‘ba zwischen Schlaf und Wachen war, kam Gabriel mit dem Al-Buraq zu mir.“ Ferner sagt man, dass die Reise des Propheten von der Wohnung seiner Base Umm Hani’, der Tochter Abu Talibs, ausging. Dabei ist mit der heiligen Moschee der heilige Bannbezirk von Makka (Al-Haram) gemeint; denn dieser schließt die Kultstätte ein und kann daher mit ihr durcheinander gebracht werden. Nach Ibn ‘Abbas ist der ganze unverletzliche Bannbezirk eine Kultstätte. Weiterhin ist folgendes überliefert: Muhammad (a.s.s.) schlief nach dem Abendgebet in der Wohnung von Umm Hani’, da wurde er auf die nächtliche Reise nach Jerusalem mitgenommen und kehrte noch in derselben Nacht zurück. Sodann erzählte er Umm Hani’ die Geschichte und sagte: “Die Propheten haben sich mir gezeigt, und ich habe mit ihnen das Gebet verrichtet.” Als er sich nun erhob, um zur Kultstätte zu gehen, hing sich Umm Hani’ an sein Gewand, und er fragte: “Was hast du?” Sie antwortete: “Ich fürchte, dass deine Stammesgenossen dich der Lüge zeihen, wenn du ihnen das erzählst.” Darauf erwiderte er: “Sollen sie mich doch der Lüge zeihen!” und ging weg. Und als sich Abu Dschahl zu ihm setzte und der Gesandte Allahs ihm die Geschichte der nächtlichen Reise erzählte, sagte Abu Dschahl: “Männer der Banu Ka‘b Ibn Lu’ayy. Kommt her!” Nun gab Muhammad (a.s.s.) ihnen Bericht. Während einige ihm Beifall spendeten, legten andere vor Verwunderung und Missbilligung die Hand an den Kopf. Manche Leute, die zuvor an den Propheten (a.s.s.) geglaubt hatten, wandten sich jetzt von ihm ab. Einige Männer aber liefen zu Abu Bakr, der auf ihren Bericht hin sagte: “Wenn Muhammad das gesagt hat, dann hat er die Wahrheit gesprochen.” Als die Männer nun fragten: “Also glaubst du ihm das?”, antwortete er: “Ich glaube ihm noch Unwahrscheinlicheres als das. Deswegen hat man Abu Bakr den >streng Wahrheitsliebenden< (As-Siddiq) genannt. Unter den Anwesenden waren indessen einige, die schon einmal nach jenem Ort gereist waren. Diese forderten Muhammad (a.s.s.) auf, eine Beschreibung davon zu geben. Jerusalem stand ihm klar vor Augen, und er blickte unverzüglich darauf und beschrieb es ihnen. Sie sprachen: “Die Beschreibung trifft das Richtige”, und setzten hinzu: “Erzähl uns von unserer Karawane nach Jerusalem!” So berichtete er ihnen von der Zahl ihrer Kamele und ihrem Zustand und sagte: “Sie werden an dem und dem Tag bei Sonnenaufgang ankommen, wobei ihnen ein graues Kamel vorangehen wird. Am betreffenden Tage zogen die Makkaner aus ihrer Stadt und liefen eilig nach dem Passweg Ath-Thaniyya. Da sagte einer von ihnen: “Bei Allah! Die Sonne ist aufgegangen.” Und ein anderer sagte: “Bei Allah! Da kommt die Karawane mit einem grauen Kamel an der Spitze, genau wie Muhammad es gesagt hat.” Trotzdem wurden sie daraufhin nicht gläubig, sondern sagten: “Das ist nichts als ein offenkundiger Zauber”. In derselben Nacht, in der die Reise nach Jerusalem stattfand, wurde Muhammad auch in den Himmel emporgehoben, und zwar nahm die Himmelfahrt von Jerusalem ihren Ausgang. Muhammad (a.s.s.) erzählte den Angehörigen des Stammes Quraisch auch von den Wunderdingen, die er im Himmel gesehen hatte, dass er dort die Propheten getroffen habe und bis zu dem von Wallfahrern besuchten Haus (Al-Bait Al-Ma‘mur) und dem Zizyphusbaum am äußersten Ende des Himmels (Sidratu-l-Muntaha) gekommen sei. Weiterhin besteht Uneinigkeit darüber, ob die nächtliche Reise im Zustand des Wachens oder des Schlafs verlief. Von ‘A’ischa (r), Gattin des Propheten (a.s.s.), ist folgendes Wort überliefert: “Bei Allah! Man hat den Leib des Gesandten Allahs während der nächtlichen Reise nicht vermisst. Vielmehr fand die Himmelreise mit seiner Seele (Ruh) statt.” “Deren Umgebung Wir gesegnet haben”: Allah (t) meint die Segnungen der Religion und des Diesseits; denn Jerusalem war seit Moses die Anbetungsstätte der Propheten und der Ort, an dem die göttliche Eingebung vor Muhammads Zeit niederkam, und es ist mit strömenden Flüssen und fruchtbringenden Bäumen umsäumt. Er ist der, der die Reden Muhammads hört und seine Taten sieht sowie deren Reinheit und Aufrichtigkeit kennt. (Zam, Gät)
17:1 – Die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem, im Land Kanaan, gilt als drittheiligste Stätte des Islam; sie ist die Moschee, zu der unser Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine nächtliche Reise von der heiligen Moschee in Makka aus unternahm. Und es war diese Moschee, von der aus er emporstieg zur Reise durch die sieben Himmel. Vor ca. 4000 Jahren kam der Prophet Abraham (a.s.) dorthin. Dort vereinte David (a.s.) die Stämme Israels. Er erwählte Jerusalem zu seiner Hauptstadt. Salomo (a.s.) erbte das Königreich Davids und errichtete Befestigungsanlagen und einen Tempel als Gebetsstätte auf dem Hügel Moria, der schon seit Urzeiten geehrt worden war. Dort auch begann Jesus (a.s.) seine Botschaft zu verkünden und das Volk zu einer Rückkehr zu den reinen Lehren Abrahams und Moses’ zu bewegen. (vgl. Qur’an 4:157) Im Jahre 324 n.Chr. marschierte der oströmische Kaiser Konstantin in Jerusalem ein. Er stellte die Stadtmauer wieder her, richtete die Grabeskirche ein und gab die Stadt für den christlichen Pilgerverkehr frei. Nach fast dreihundert Jahren christlicher Vorherrschaft fiel Jerusalem erneut Plünderungen sassanidischer Perser zum Opfer. Die Christen wurden umgebracht und ihre heiligen Stätten zerstört. Fünfzehn Jahre später wurden die Perser vertrieben und die byzantinische Herrschaft wieder hergestellt. Es wurden Versuche unternommen, die Stadt wieder aufzubauen. Im Jahre 638 n.Chr. fanden – tausend Jahre permanenter religiöser Verfolgung und Unterdrückung in Jerusalem ihr Ende, als ‘Umar Ibn Al-Chattab (r), der zweite Kalif des Islam, Jerusalem betrat. Die Bewohner Jerusalems übergaben ihm bereits nach kurzer Belagerung die Stadt. Ihnen lag daran, ihre byzantinischen Machthaber loszuwerden, und mit den Muslimen zu leben. ‘Umar (r) betrat die Stadt zu Fuß. Es gab kein Blutvergießen, kein Morden und keine Plünderungen. Wer die Stadt verlassen wollte, konnte dies ungehindert mit all seinem Hab und Gut tun. Wer es vorzog zu bleiben, dem wurde Schutz seines Lebens, seines Besitzes und der Ausübung seiner Religion garantiert. Es wird überliefert, dass ‘Umar (r) den Bürgermeister der Stadt, Sophronius, nach der Niederschrift der Übergabebedingungen darum gebeten hat, ihn zum Tempel Davids zu führen. Viertausend Gefährten des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, begleiteten die beiden. Als sie das Gelände des Tempelberges erreicht hatten, fanden sie es mit Trümmern übersät. ‘Umar (r) begab sich zur westlichen Seite des heiligen Bezirkes, nahm sein Gewand ab, breitete es aus und füllte ihn mit Schutt. Seine Begleiter folgten seinem Beispiel. Auf diese Art trugen sie den Schutt davon, bis der ganze Platz, auf dem heute die Al-Aqsa-Moschee steht, freigeräumt war. Die gesamte Fläche des geheiligten Bezirkes, betrug mehr als 14 Hektar. Im Zentrum lag der große Felsen, von dem aus der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine Himmelsreise angetreten hatte, und der zugleich Bezugspunkt für die erste Gebetsrichtung gewesen war. Der Felsen wurde freigelegt und der Boden gereinigt. Es wurde vorgeschlagen, die Muslime sollten sich nördlich des Felsens zum Gebet aufstellen, um ihn bei der Ausrichtung des Gebetes (nach Süden, in Richtung Makka) in die Qibla mit einbeziehen zu können. ‘Umar (r) lehnte diesen Vorschlag ab, verrichtete das Gebet südlich des Felsens, unmittelbar vor der südlichen Mauer des Tempelberges, und entzog so künftiger Verwirrung bezüglich der Gebetsrichtung jegliche Grundlage. Dort, wo heute die Al- Aqsa-Moschee steht, entstand eine große Holzmoschee, in der 3000 Betende Platz nehmen konnten. Fünfzehn Jahre danach, gegen Ende des siebten Jahrhunderts, machte sich der Umayyadenkalifen ‘Abdulmalik Ibn Marwan die ehrenvolle Aufgabe, den Felsen mit einem der schönsten und dauerhaftesten Kuppelbauten überhaupt zu versehen. Der Felsendom schmückt bis heute die Silhouette der Stadt Jerusalem, und sein Anblick weckt die schönsten Erinnerungen in all jenen, die ihn besucht haben. Er legt Zeugnis ab für die Hochachtung und Liebe, welche die Muslime für diese Stätte empfinden. Nach der Fertigstellung des Felsendomes begannen weitere Bauarbeiten am Südende des heiligen Bezirkes, dort, wo die Holzmoschee gestanden hatte. Eine großzügig angelegte Versammlungsmoschee entstand, die Raum für 5000 Betende bot. Darauf folgten fünf Jahrhunderte des Friedens, der Gerechtigkeit und des Wohlergehens unter islamischer Regierung. Die Moschee wurde zu einer Stätte der Bildung und Gelehrsamkeit. 1095 rief Papst Urban II., unter dem Vorwand, die Rechte der Pilger wiederherstellen zu müssen, zum ersten Kreuzzug auf. Am Morgen des 7. Juni 1099 wurden die Tore Jerusalems nach einer fünfwöchigen Belagerung gestürmt. Innerhalb von zwei Tagen schlachteten die Kreuzfahrer 40000 Männer, Frauen und Kinder. Die Juden der Stadt wurden bei lebendigem Leibe, mitsamt ihrer Synagoge, in der sie Zuflucht gesucht hatten, verbrannt. Die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom wurden geplündert. Ein goldenes Kreuz wurde auf die Spitze des Felsendoms gepflanzt. Im Felsendom wurden Qur’an-Kalligraphien zugekleistert. In den Felsen wurden Stufen gehauen, die zu einem neu errichteten Altar führten. Stücke vom Felsengestein wurden mit Gold aufgewogen. Aus der Moschee machte man einen königlichen Palast, nebst Hauptquartier und Baracken für die “Ritter vom Tempelorden”. Das gewaltige unterirdische Gewölbe im Osten des Al-Aqsa Areals wurde zu einer Stallung für 400 Pferde. All dies blieb jedoch nicht völlig unbemerkt von den Muslimen außerhalb Jerusalems. Am 2. Oktober 1187, dem 27. des Monats Radschab, an dem die Muslime die Himmelsreise des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, feierten, zog Salaheddin nach zwölftägiger Belagerung in Jerusalem ein. Es gab weder Blutvergießen noch Massaker. Wer die Stadt verlassen wollte, konnte dies mit all seinem Hab und Gut tun. Denjenigen, die bleiben wollten, sicherte Salaheddin den Schutz des Lebens, des Besitzes und der Ausübung des Glaubens zu. Das Kreuz wurde vom Felsendom entfernt, die Al-Aqsa-Moschee mit Rosenwasser gereinigt und ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt. Der großartige Mimbar, den Nureddin vierzig Jahre zuvor in Auftrag gegeben hatte, wurde aufgestellt. Nach 88 Jahren der Unterjochung konnten die Muslime wieder ein Freitagsgebet in der “Fernen” (Al-Aqsa)-Moschee abhalten. Als im Jahre 1517 der osmanische Sultan Selim in Jerusalem einzog, wurden ihm die Schlüssel zur Al-Aqsa- Moschee und zum Felsendom anvertraut. Eine Delegation christlicher Kleriker zeigte Selim eine Schriftrolle mit dem von ‘Umar (r) handschriftlich verfassten Vertrag, in welchem ihnen die Rechte über die Grabeskirche und andere heilige Stätten der Christen garantiert wurden. Selim drückte sie an sich, küsste sie und versprach, er werde ‘Umars Wort achten. Selims Sohn Sulaiman – in Europa bekannt als Sulaiman der Große – vereinte sein Reich zur größten Weltmacht des 16. Jahrhunderts. Gestützt auf seine nahezu unerschöpflichen Mittel, restaurierte und erneuerte er ganz Jerusalem, zog neue Stadtmauern mit neuen Toren und Türmen. Sein berühmtestes Geschenk an Jerusalem war jedoch die atemberaubend schöne Verzierung des Felsendomes. 40000 Kacheln wurden mit der unnachahmlichen Fertigkeit an der Außenfassade des Felsendomes angebracht, gekrönt von einer gekachelten Kalligraphie der Sura 36 (Ya Sin). Diese brillante Hingabe vollkommener Ästhetik zum Lobpreis der göttlichen Offenbarung machte den Felsendom zu einem Meilenstein islamischer Architektur.
17:1 – Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: ”Eine Reise (um Moscheen zu besuchen) gilt nur für drei Moscheen: Al-Masdschid Al-Haram (in Makka), die Moschee des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, (in Al-Madina) und Al-Masdschid Al-Aqsa (in Jerusalem).“ (Bu). Abu Darr, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: ”Ich sagte: »O Gesandter Allahs, welche Moschee wurde zuerst auf der Erde errichtet?« Er sagte: »Die Al-Haram-Moschee (in Makka)«. Ich sagte: »Welche dann?« Er sagte: »Die Al-Aqsa -Moschee (in Jerusalem)« Ich sagte: »Welche Zeitspanne lag zwischen den beiden?« Er sagte: »Vierzig Jahre. Wo immer du dich in einer von den beiden befindest, und das Gebet fällig ist, so verrichte es dort; denn dort ist es verdienstvoll.«“ (Bu). Al-Bara’ Ibn ‘Azib, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: ”Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, betete in der Regel sechzehn oder siebzehn Monate lang in Richtung Bait Al-Maqdis (Jerusalem), während er es sehr gern gehabt hätte, wenn er in Richtung Al-Ka‘ba hätte beten dürfen. Dies war der Anlass, dass Allah den Vers >Wir sehen, wie dein Gesicht sich dem Himmel suchend zukehrt …< (Qur’an 2:144) offenbarte. Auf Grund dessen verrichtete er das Gebet in Richtung Al-Ka‘ba. Jedoch die Toren unter den Menschen – und diese sind die Juden – sagten: >Was hat sie bewogen, sich von ihrer Qibla abzuwenden, nach der sie sich bisher gerichtet hatten?< Sprich: >Allah gehört der Osten und der Westen; Er leitet, wen Er will, zu einem geraden Weg.< (Qur’an 2:142). Nach diesem Ereignis betete ein Mann mit dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und als er nach dem Gebet wegging, kam er auf seinem Weg an Leuten von den Al-Ansar vorbei, die gerade dabei waren, das Nachmittagsgebet (‘Asr) in Richtung Bait Al-Maqdis zu verrichten; so sagte er zu ihnen, er bezeuge es, dass er mit dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gebetet und dabei die Al-Ka‘ba -Richtung eingenommen habe. Dann fingen die Leute an, ihre Richtung so zu ändern, dass sie letzten Endes allesamt in Al-Ka‘ba -Richtung standen.“ (Bu).
17:1 Eroberung Jerusalems: ‘Amr Ibn Al-‘As belagerte Jerusalem. Nach der Einnahme von Antiochia stießen Abu ‘Ubaida, Chalid und andere Führer des islamischen Heeres zu ihm. Die Christen in Jerusalem hatten wenig Hoffnung auf Hilfe von Byzanz; deshalb entschieden sie sich für die kampflose Übergabe. Jedoch hegten die Christen einige Befürchtungen. Sie wussten, dass sich vorher auch andere Städte kampflos ergeben hatten, und in jedem Fall hatten die Sieger das Leben und das Eigentum der Besiegten geachtet. Sie hatten ihre heiligen Stätten geschont und ihnen erlaubt, ihre eigene Religion auszuüben. Aber weil es sich um Jerusalem handelte, waren sich die Christen da nicht ganz sicher. Die Stadt war sowohl für sie als auch für die Muslime ein heiliger Ort. Vor der Übergabe wollten sie sicher gehen, dass sie gut behandelt würden. Sie machten deshalb Abu ‘Ubaida folgenden Vorschlag: ”Wir sind bereit zur Übergabe, aber euer Kalif muss persönlich zur Unterzeichnung des Friedensvertrages hier erscheinen.“ Die Führer des islamischen Heeres kamen zur Beratung zusammen und berieten über diesen Vorschlag; schließlich stimmten sie ihm zu; denn sie sagten sich: ”Warum sollen wir Blut vergießen für eine Sache, die auch so geregelt werden kann?“ Der Vorschlag der Christen wurde dem Kalifen überbracht: Jerusalem könne genommen werden, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, aber dazu müsse ‘Umar den weiten Weg von Al-Madina nach Jerusalem zurücklegen. Darauf ging ‘Umar (r) bereitwillig ein. Als der Kalif nach Jerusalem aufbrach, ließ er ‘Alyy (r) als seinen Stellvertreter zurück. Er nahm nur einen Begleiter mit. Sie hatten nur ein Kamel, das sie abwechselnd ritten. Am Tag der Ankunft in Jerusalem war der Diener an der Reihe zu reiten. ”Führer der Gläubigen“, sagte er, ”es wird in den Augen der Leute seltsam aussehen, wenn ich reite und du das Kamel führst. Sollten wir nicht lieber tauschen?“ ”O nein“, antwortete ‘Umar, ”ich will nicht ungerecht sein! Der Islam ist genug Ehre für uns alle!“ Abu ‘Ubaida, Chalid, Yazid und andere Anführer gingen dem Kalifen entgegen. Sie trugen alle feine luxuriöse Gewänder. Als ‘Umar dies sah, wurde er sehr wütend. Er hob einige Kieselsteine auf, bewarf sie damit und sagte: ”Habt ihr euch in knapp zwei Jahren so sehr verändert? Was ist das für eine Kleidung? Selbst wenn dies 200 Jahre später geschehen wäre, hätte ich euch entlassen!“ Die Heeresführer antworteten: ”O Führer der Gläubigen, wir sind in einem Land, in dem die Kleidung eines Mannes seinen Rang zum Ausdruck bringt. Wenn wir gewöhnliche Kleidung tragen, genießen wir wenig Ansehen im Volk. Aber unter diesen Gewändern tragen wir unsere Waffen.“ Diese Antwort kühlte den Zorn des Kalifen ab. Danach unterzeichnete er den Friedensvertrag, der wie folgt lautete: ”Von ‘Umar, dem Diener Allahs und Führer der Gläubigen: Den Bewohnern von Jerusalem wird die Sicherheit ihres Lebens und Eigentums gewährleistet. Ihre Kirchen und Kreuze bleiben unversehrt. Ihre religiösen Stätten sollen intakt bleiben; sie sollen weder besetzt noch niedergerissen werden. Das Volk soll in seiner Religionsausübung vollkommen frei und keiner Belästigung ausgesetzt sein (…)“ Nun wurden die Tore der Stadt geöffnet. ‘Umar ging direkt zum Tempel Davids, Al-Masdschid Al-Aqsa. Er betete unter Davids Bogen. Danach besuchte er die größte christliche Kirche der Stadt. Als es Zeit zum Nachmittagsgebet war, befand er sich gerade in der Kirche. ”Wenn du willst, darfst du in der Kirche beten“, sagte der Bischof. ”Nein“, antwortete ‘Umar; ”denn wenn ich es täte, wäre es vielleicht eines Tages ein Vorwand für die Muslime, euch die Kirche abzunehmen.“ So betete er auf den Stufen vor der Kirche. Er gab dem Bischof auch ein Schreiben, in dem stand, dass die Stufen niemals für gemeinsame Gebete benutzt und dass auch der Athan dort nicht gesprochen werden dürfe. ‘Umar (r) wollte in Jerusalem eine Moschee errichten, und er fragte den Bischof, welcher Platz wohl dafür geeignet sei. Der Bischof empfahl die As-Sachra, den Felsen, auf dem der Prophet Jakob (a.s.) zu Allah gebetet haben soll. Hier hatten jedoch die Christen Müll aufgehäuft, um die Juden zu ärgern. Die As-Sachra wurde sofort vom Unrat gereinigt. ‘Umar legte zusammen mit den anderen selbst Hand an. Jerusalem, die Stadt Davids und Jesu, Allahs Friede auf beiden, wurde nun zum Beweis für den Frieden, den der Islam dem Christentum und dem Judentum gewährt. Als alle Spuren von Schmutz beseitigt waren, wurde auf der As-Sachra eine Moschee errichtet. Diese steht noch heute dort und ist als “‘Umars Moschee” bekannt.
17:1 – Erwähnt wird hier unser Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, im Zusammenhang mit diesem gewaltigen Ereignis in einer einzigen Nacht (normalerweise dauerte diese Reise vierzig Nächte), das keinem anderen Menschen zuvor zuteil wurde. Hier wird mit Nachdruck auf die Stellung des Propheten (a.s.s.) hingewiesen, nämlich als Diener Allahs. Diese Bezeichnung darf nicht vergessen werden, um ihm nicht einen Hauch von Göttlichkeit beizumessen, wie es in der christlichen Lehre in Bezug auf Jesus (a.s.) getan wurde. Hier bezieht sich der Ausdruck auf die Al-Ka‘ba in Makka. Sie war noch nicht von den Götzen gereinigt und ihrer Bestimmung als Gebetshaus für Allah (t) zurückgegeben worden. Dies war symbolisch für die neue Botschaft, die der Menschheit übermittelt wurde. “Die ferne Moschee” muss sich auf das Grundstück des salomonischen Tempels in Jerusalem auf dem Berg Mora beziehen, in dessen Nähe sich der Felsendom befindet, der auch ‘Umar-Moschee genannt wird. Diese und die als ferne Moschee bekannte Moschee (Al-Masdschid Al-Aqsa) wurden im Jahre 68 nach der Hidschra von Amir ‘Abdulmalik vollendet. Ferne Moschee deswegen, weil sie der am weitesten westlich gelegene Gebetsort war, den die Araber zur Zeit des Propheten Muhammad (a.s.s.) kannten. Folgendes sind die wichtigsten Daten in Verbindung mit dem Tempel: Er wurde um 1004 v.Chr. von Salomon fertiggestellt; von den Babyloniern unter Nebukadnezar um 586 v.Chr. zerstört; um 515 v.Chr. unter Esra und Nehemia wieder aufgebaut; um 167 v.Chr. von einem der Nachfolger Alexanders in einen heidnischen Götzentempel verwandelt; zwischen 17 v.Chr. und 29 n.Chr. von Herodes restauriert und schließlich 70 n.Chr. von Kaiser Titus völlig dem Erdboden gleichgemacht. In diesem Vers wird nur ein Teil der Reise erwähnt, nämlich der von Makka nach Jerusalem. Als Zielsetzung wird hier genannt, dass Allah (t) Seinem Gesandten einige Seiner Zeichen zeigen wollte. Weitere Einzelheiten erwähnt der Qur’an nicht. Nach Berichten in der Hadith-Literatur wurde der Prophet (a.s.s.) zunächst nach Jerusalem geführt, wo er in Gemeinschaft mit den anderen Propheten das Gebet verrichtete. Dann wurde er in höhere Sphären gebracht, wo er jeweils einige der größten Propheten traf. Unter anderen wichtigen Aufträgen wurde ihm hier auch das tägliche fünfmalige Gebet geboten. Während dieser Reise wurden ihm Paradies und Hölle gezeigt. Die makkanischen Götzendiener verspotteten seinen Bericht von dieser Reise, und selbst einige Muslime waren skeptisch. (ÜB)
Und Wir gaben Moses die Schrift und machten sie zu einer Führung für die Kinder Israels (und sprachen): ”Nehmt keinen zum Beschützer außer Mir (17:2)
17:2-3 – Oben in 16:120-123 ist die Rede von der Vorbildlichkeit und Führung des Propheten Abraham (a.s.s). Dieser Abschnitt aus der Geschichte der Kinder Israels wird im Qur’an nur an dieser Stelle erwähnt. Er beinhaltet das Ende der Kinder Israels, zu dem sie gelangt sind, und die Ablösung ihrer Macht. Zunächst wird auf das Buch des Propheten Moses (a.s.) – die Thora – hingewiesen, und die darin enthaltene Ermahnung und die Erinnerung an ihren Urvater Noah. Diese Ermahnung und diese Erinnerung sind eine Bestätigung dessen, was Allah (t) in dieser Sura versprach, dass Er kein Volk bestraft, bis Er ihnen einen Propheten geschickt hat, der sie ermahnt und erinnert. Die in 17:1 erwähnte Himmelsreise des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, soll darauf hinweisen, dass es seit alters her Allahs Macht war. Da dieser Vers allem Anschein nach keine Verbindung zum vorigen hat, könnte der oberflächliche Leser hier einen Bruch vermuten. Wir müssen die Sache aber im Gesamtzusammenhang der Sura sehen. Sie soll die Ungläubigen von Makka warnen: derjenige, den ihr der Hochstapelei beschuldigt und dessen offenbartes Buch ihr ablehnt, hat gerade jetzt große Zeichen Allahs gesehen. Ihr solltet daher aus der Geschichte der Kinder Israels lernen, die ebenfalls Allahs Buch ablehnten und dafür bestraft wurden. Da hier von der “fernen Moschee” die Rede ist, dem Herz des heiligen Landes, das Allah (t) von den Kindern Israels besiedeln ließ, aus dem Er sie dann aber vertrieb, ist hier die passende Stelle, von Moses (a.s.) und den Kindern Israels zu berichten. Beachte den Wechsel von “Wir” im ersten zu “Mir” im zweiten Satz. Der erste Satz bezieht sich auf Allahs Herrlichkeit als Erhabener Herrscher, der zweite bezieht sich auf Sein Interesse an all unseren Angelegenheiten. (ÜB) (vgl. 23:23-25; 26:105-110 und die Anmerkung dazu).
, o ihr Nachkommen derer, die Wir mit Noah trugen! Er war wahrlich ein dankbarer Diener.“ (17:3)
Siehe 17:2
Und Wir hatten den Kindern Israels in der Schrift dargelegt: ”Seht, ihr werdet gewiss zweimal im Land Unheil anrichten, und ihr werdet gewiss sehr überheblich sein.“ (17:4)
17:4 – In der Schrift, die Allah (t) Moses offenbarte, wird mitgeteilt, was ihnen widerfährt, wenn sie Unrecht auf Erden begehen. Dies soll eine Warnung sein, damit sie sich hüten; denn Allah (t) handelt nach Seinen unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten. Mit dem Wort “zweimal” kann sowohl auf die Zerstörung des Tempels durch die Babylonier als auch auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus Bezug genommen werden; denn beide Ereignisse waren ein Strafgericht Allahs für die Vergehen der Juden und ihre Selbstherrlichkeit. Ibn ‘Abbas (r) sagte: ”Ihr erstes Vergehen war die Tötung Zacharias und ihr zweites die Tötung des Johannes.“ (ÜB)
Als nun die Zeit für die erste der beiden Verheißungen eintraf, sandten Wir gegen euch Diener von Uns, die mit gewaltiger Kriegsmacht begabt waren; und sie drangen in das Wohngebiet ein, und so wurde die Verheißung erfüllt. (17:5)
17:5 – Dies ist eine zutreffende Beschreibung für den kriegerischen Nebukadnezar und seine Babylonier. Sie waren Diener Allahs in dem Sinne, dass sie Werkzeuge für Allahs Zorn waren, der sich über die Juden ergießen sollte; denn sie drangen in ihr Land ein, in ihren Tempel und ihre Häuser und führten die Juden – Männer, Frauen und Kinder – in die Gefangenschaft. Nebukadnezar ging gnadenlos gegen das besiegte Volk vor. Jerusalem wurde zerstört. Der Tempel, der Königspalast und die Häuser der Stadt wurden verbrannt, die Mauern niedergerissen, der Oberpriester und andere führende Persönlichkeiten wurden hingerichtet, und viele Menschen in die Gefangenschaft fortgeführt. Dieses Ereignis sollte in der jüdischen Geschichte und Literatur eine bedeutende Rolle spielen. Dass Allah (t) starrsinnigen Sündern Heimsuchung “schickt”, ist hier, wie überall im Qur’an, eine Umschreibung für das natürliche Gesetz von Ursache und Wirkung, dem auf lange Sicht das Leben des Menschen – besonders auch das kollektive Leben von Gemeinschaften und Nationen – unterworfen ist. (ÜB)
Dann gaben Wir euch wiederum die Macht über sie und stärkten euch mit Reichtum und Kindern und vermehrten eure Zahl. (17:6)
17:6 – Von Ibn ‘Abbas und Qatada wird überliefert, dass dies Goliath und seine Soldaten waren, die sie zuerst besiegten und beherrschten. Dann aber, als diese in Sünde versanken, ließ Allah (t) die Kinder Israels die Oberhand über sie gewinnen und David (a.s.) den Goliath töten (vgl. 2:251). Nachdem die Kinder Israels den Schmerz der Unterwerfung und Erniedrigung genug zu kosten bekommen hatten, kehrten sie wieder zu ihrem Herrn zurück und handelten recht. Zugleich wurden ihre Eroberer überheblich und stolz. Sie wurden grausam und lasterhaft. So wandte sich das Schicksal der Eroberten und Erniedrigten zu ihren Gunsten. Um 520 v.Chr. kehrten die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurück und begannen ein neues Leben. Sie bauten den Tempel wieder auf. In Verbindung mit Esra führten sie verschiedene Reformen durch und bauten ein neues Judentum auf. Eine Zeitlang ging es ihnen gut. Ihre früheren Unterdrücker, die Babylonier, waren inzwischen im persischen Reich aufgegangen. Persien wiederum ging im Reich Alexanders auf. Ganz Westasien wurde hellenisiert, auch die neue Schule der Juden, die in Alexandria ein bedeutendes Zentrum hatte. Ihre Basis in Palästina blieb jedoch bestehen und erlebte unter der Asmonäer-Dynastie (167-63 v.Chr.) eine neue Blüte. Eine andere Dynastie, zu der Herodes gehörte, genoss fast unabhängige Macht. 65 v.Chr. ging die Herrschaft in Syrien und Palästina an die Römer über, und die jüdischen Könige übten eine Art Marionettenherrschaft aus. Die Juden verhielten sich aber wiederum hartnäckig abweisend gegenüber Allahs Gesandtem, nämlich zur Zeit von Jesus (a.s.), und das unvermeidliche Strafgericht folgte in der vollständigen und endgültigen Zerstörung des Tempels unter Titus im Jahre 70 n.Chr. (ÜB)
Wenn ihr Gutes tut, so tut ihr Gutes für eure eigenen Seelen; und wenn ihr Böses tut, so ist es gegen sie. Als nun die Zeit für die zweite Verheißung eintraf, (entsandten Wir Diener), damit sie eure Gesichter demütigten und die Moschee beträten, wie sie diese das erste Mal betreten hatten, und sie zerstörten alles, was sie erobert hatten, völlig bis auf den Grund. (17:7)
17:7 – Bevor die Erzählung hier weitergeführt wird, wird die Basis von Handeln und Vergeltung festgesetzt. Nach ihr bemisst sich die Belohnung wie auch die Bestrafung. Wenn jemand Allahs Gesetz befolgt, nützt er damit sich selbst; er tut damit keinem anderen einen Gefallen. (vgl. 10:108). Der Qur’an nennt wiederum nicht die Leute, die Allah (t) gegen die Kinder Israels geschickt hat, da dies nicht zur Lehre beiträgt. Grund für dieses Strafgericht war, dass sie den Propheten Jesus (a.s.) abgewiesen hatten. “Gesichter demütigten” bedeutet, äußerste Schande über jemanden zu bringen. (ÜB)
Es ist möglich, dass euer Herr Sich eurer erbarmt; doch wenn ihr zurückkehrt, so wollen (auch) Wir zurückkehren; und Wir haben Dschahannam zu einem Gefängnis für die Ungläubigen gemacht. (17:8)
17:8 – Die Schlussfolgerung der vorher erwähnten Offenbarung und Versprechen wird hier aufgeführt, nämlich, dass eine hart durchgeführte Bestrafung manchmal den Weg zur Erbarmung führt, wenn man die Lehre daraus zieht. Wir kommen jetzt in die Zeit des letzten Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm. Trotz ihrer gesamten Vergangenheit hätten die Juden noch eine Möglichkeit gehabt, Allahs Vergebung zu erlangen, wenn sie nicht auch diesen Propheten hartnäckig abgelehnt hätten. Wenn sie ihre Ungerechtigkeit fortsetzen, wird Allah (t) sie wiederum strafen. Wenn ihr zu eurer alten Lebensweise der Ungerechtigkeit und Auflehnung zurückkehrt. Es gibt sehr wohl Schmach in diesem Leben, aber die endgültige Schmach liegt im zukünftigen Leben, und dann ist sie unabwendbar. Obgleich diese Warnung an die Kinder Israels gerichtet ist, bedeutet dies nicht, dass sie nur für diese gilt. In der Tat ist all dieses an die makkanischen Götzendiener gerichtet. Sie wurden jedoch nicht direkt angesprochen, sondern eine Episode aus der Geschichte der Kinder Israels wurde benutzt, um sie indirekt durch dieses Beispiel zu warnen. (ÜB)
Wahrlich, dieser Qur’an leitet zum wirklich Richtigen und bringt den Gläubigen, die gute Taten verrichten, die frohe Botschaft, auf dass ihnen großer Lohn zuteil werde. (17:9)
17:9-10 – Diese zwei Verse beschreiben die Lage der Gläubigen und die der Ungläubigen: Während die Gläubigen durch die Offenbarungsschrift in den Genuss der Rechtleitung kommen, erhalten sie von ihr auch die freudige Nachricht, dass für sie ein großer Lohn für ihren Glauben erwartet wird. Gleichzeitig ergeht die Nachricht an die Ungläubigen über ihre Bestrafung.
Und Wir haben denen, die nicht an das Jenseits glauben, eine schmerzliche Strafe bereitet. (17:10)
Siehe 17:9
Und der Mensch bittet um das Schlimme, wie er um das Gute bittet; und der Mensch ist voreilig. (17:11)
17:11 – Dieser Vers enthält sowohl eine spezielle Warnung an die Muslime der ersten Zeit, als auch eine allgemeine Warnung an alle Muslime zu allen Orten und Zeiten: Im ersten Fall handelte es sich um diejenigen Muslime, die voreilig die Bestrafung der Ungläubigen herbeiwünschten. Hierzu ist zu bemerken, dass es unter ihnen auch Menschen gab, die später den Islam annahmen und sich für ihn einsetzten. Im zweiten allgemeinen Fall handelt es sich um Menschen, die – wenn sie verärgert sind – Schlechtes für sich selbst und für ihre Angehörigen herbeiwünschen, und zwar in der gleichen Art und Weise, wie sie mit dem Guten tun. In seiner Unwissenheit oder Hast hält der Mensch Böses für gut und wünscht sich, was er nicht haben sollte. Ein typisches Beispiel dafür ist das Bittgebet (arab.: Du‘a’), das nur mit “Yarabb” (o Herr) gesprochen wird. Damit meint der Bittende, dass sein Herr hört und sieht, in welcher misslichen Lage er sich befindet und wie sehr nötig er der Hilfe seines Herrn bedarf. Diese Form ist zwar die kürzeste und prägnante Form von Du‘a’, die man zwar in jeder Lage verwenden darf, jedoch nicht empfehlenswert gegen das eigene Kind und die Familienangehörigen; denn in diesem Fall ruft der Mensch die letzte und höchste Instanz gegen seine eigenen geliebten Menschen. Ibn ‘Abbas, Mudschahid und Qatada berichteten: ”Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: »Wünscht euch selbst oder euren Gütern nichts Böses herbei; denn das könnte in eine Stunde fallen, in der Allah (t) euren Wunsch erhört und ihn euch gewährt.«“ (ÜB) (vgl. 2:216; 21:36-37 und die Anmerkung dazu).
Und Wir machten die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen, indem Wir das Zeichen der Nacht gelöscht haben, und das Zeichen des Tages haben Wir sichtbar gemacht, damit ihr nach der Fülle eures Herrn trachtet und die Zählung der Jahre und die Rechenkunst kennt. Und jegliches Ding haben Wir durch eine deutliche Erklärung klar gemacht. (17:12)
17:12 – Die Augen des Betrachters sehen beide Zeichen in ihrer verschiedenen Erscheinungsweisen: Während die Umwelt durch die Helligkeit des Tages sichtbar gemacht wird, genügt für unseren Erhabenen Schöpfer, dass Er das Licht wegnimmt, um die Wahrnehmung der Umwelt zu löschen. Dies geschieht durch die Präzision der Lichtquelle, die den Wechsel von Tag und Nacht verursacht und die Genauigkeit der Planung und der Ordnung in Allahs Schöpfung darstellt. Der tägliche Aufgang und Untergang der Sonne ermöglicht uns, die Zeit zu berechnen. Dieser Satz bezeichnet auch die Lebensjahre eines Menschen, in denen er auf dieser Erde mitwirkt.
Und einem jeden Menschen haben Wir seine Taten an den Nacken geheftet; und am Tage der Auferstehung werden Wir ihm ein Buch herausbringen, das ihm geöffnet vorgelegt wird. (17:13)
17:13-14 – Unsere guten und schlechten Taten entgehen nicht der Aufmerksamkeit der edlen Schreiber (vgl. 82:11), die alles in einem Buch aufzeichnen. Am Tag der Abrechnung wird der Mensch sehen, wie seine Taten in aller Präzision registriert sind (vgl. 18:49). Hier dann braucht er keinen anderen Zeugen als sich selbst (vgl. 50:22 und die Anmerkung dazu).
”Lies dein Buch. Heute genügt deine eigene Seele, um die Abrechnung gegen dich vorzunehmen.“ (17:14)
Siehe 17:13
Wer den rechten Weg befolgt, der befolgt ihn nur zu seinem eigenen Heil; und wer irregeht, der geht allein zu seinem eignen Schaden irre. Und keine lasttragende Seele soll die Last einer anderen tragen. Und Wir bestrafen nie, ohne zuvor einen Gesandten geschickt zu haben. (17:15)
17:15 – Das heißt: Ein jeder trägt eine Last; doch trägt er nur seine eigene und nicht die eines anderen. “Und Wir bestrafen nie, ohne zuvor einen Gesandten geschickt zu haben”: Es gibt bei Uns keinen Grundsatz, nach dem die Weisheit es erfordert, dass Wir Leute bestrafen, es sei denn, nachdem Wir ihnen einen Gesandten geschickt haben, so dass Wir ihnen das Beweismittel zum Glauben aufgenötigt haben. Man kann nun sagen: Das Beweismittel nötigte sie doch schon, bevor die Gesandten geschickt wurden; denn sie hatten ja die Beweise der Vernunft (‘Aql), durch welche Allah Wissen verleiht. Die Leute aber haben die geistige Betrachtung vernachlässigt, obwohl sie dazu befähigt waren. Also müssen sie bestraft werden, weil sie die Betrachtung dessen, was ihnen durch die Vernunft gegeben ist, vernachlässigt haben und daher ungläubig waren. Sie müssen nicht etwa deshalb bestraft werden, weil sie die offenbarten Gesetze außeracht gelassen haben, zu denen es ohne Allahs Beistand keinen Zugang gibt und die man erst dann richtig befolgen kann, wenn man den Glauben gewonnen hat. Darauf kann erwidert werden: Das Schicken von Gesandten gehört zu dem, was zur Betrachtung anregt und vor dem Schlummern in Nachlässigkeit warnt. Man soll nämlich nicht sagen können: “Wir waren nachlässig. Hättest du uns doch einen Gesandten geschickt, der uns zur Betrachtung der Vernunftbeweise angeregt hätte!” (Zam, Gät) (vgl. 6:131-132, 164; 10:108; 28:59; 35:18; 39:7; 53:38 und die Anmerkung dazu).
Und wenn Wir eine Stadt zu zerstören beabsichtigen, lassen Wir Unseren Befehl an ihre Wohlhabenden ergehen; wenn sie in ihr freveln, so wird der Richtspruch gegen sie fällig, und Wir zerstören sie bis auf den Grund. (17:16)
17:16 – Allah (t) würde niemals Selbst Schändlichkeiten befehlen; denn von Ihm ist alles Heil zu erwarten. Reichtum zu haben ist nach dem göttlichen Gesetz erlaubt; denn aller Reichtum wird von Allah beschert. Auch Wohlhabend zu sein ist kein strafbarer Zustand. Im Vers ist zu verstehen, dass die Wohlhabenden zunächst aufgefordert werden, nicht mit ihrem Reichtum zu freveln und die Gebote Allahs einzuhalten. Wenn sie dennoch weiterhin Frevelhaftigkeiten begehen, dann haben sie den göttlichen Richterspruch herausgefordert.
Und wie viele Geschlechter haben Wir nach Noah vernichtet! Und dein Herr kennt und sieht die Sünden Seiner Diener zur Genüge. (17:17)
17:17 – Der Vers bestätigt die Drohung im vorangegangenen Vers 17:16. Seit der Sintflut wurden im Laufe der Menschheitsgeschichte zahlreiche Völker, Städte und Generationen wegen ihrer Frevelhaftigkeiten vernichtet. Diese Ermahnung soll die Ungläubigen von Makka, die dem Propheten Muhammad (a.s.s.) den erbitterten Widerstand geleistet haben, erschüttern und zur Besinnung bringen (vgl. 7:59-64; 11:25, 49 und die Anmerkung dazu).
Wenn einer das Irdische begehrt, bereiten Wir ihm schnell das, was Wir wollen – dem, der Uns beliebt; danach haben Wir Dschahannam für ihn bestimmt, in der er brennt, verdammt und verstoßen. (17:18)
17:18-19 – Hiermit wird ein Rückgriff auf die Wohlhabenden im Vers 17:16 vorgenommen (vgl. die Anmerkung dazu). Es geht also darum, dass die Missachtung der Gebote Allahs durch das Begehren des irdischen Lebens geschieht. Wenn es nur darum ginge, so gibt Allah reichlich davon; denn Ihm entsteht dadurch kein Schaden. Weiter geht es um eine Parallelität über diejenigen, die den Lohn des Jenseits begehren. Dies setzt den Glauben an Allah (t) voraus.
Und wenn aber einer das Jenseits begehrt und es beharrlich erstrebt und gläubig ist – dessen Eifer wird mit Dank belohnt. (17:19)
Siehe 17:8
Ihnen allen, diesen und jenen, gewähren Wir die Gabe deines Herrn. Und die Gabe deines Herrn ist keinesfalls beschränkt. (17:20)
17:20-21 – Die Lage derer, die an Allah glauben (vgl. oben 17:18-19) wird hier weiter beschrieben. Wie Allah denjenigen, die das irdische Leben begehren, reichlich gibt, so erwähnt Er hier in Bezug auf die Gläubigen: “Und die Gabe deines Herrn ist keinesfalls beschränkt“: Hier ist noch zu bemerken, dass die diesseitigen und jenseitigen Gaben Allahs nicht miteinander zu vergleichen sind. Die Ungleichheit im Jenseits erklärt sich so, dass während die einen die untersten Stufen der Hölle erleiden, genießen die anderen die höchsten Stufen des Paradieses. Und wie es mehrere Stufen in der Tiefe der Hölle gibt, so gibt es auch im Paradies verschiedene Rangstufen. (vgl. 16:71; 29:58 und die Anmerkung dazu).
Schau, wie Wir die einen von ihnen über die anderen erhöht haben; und wahrhaftig, das Jenseits soll noch mehr Ränge und Auszeichnungen enthalten. (17:21)
Siehe 17:20
Setze neben Allah keinen anderen Gott, auf dass du nicht mit Schimpf bedeckt und verlassen dasitzt. (17:22)
17:22 – Mit den Worten dieses Verses und denen der darauffolgenden Verse fängt ein göttliches Grundgesetz aus einer makkanischen Sura an, das später für die Verfassung von Al-Madina angewendet werden soll. Es enthält 25 hochwürdige Gebote für die Menschheit. Erstrangig unter all diesen Geboten ist das in diesem Vers erwähnte Verbot: “Setze neben Allah keinen anderen Gott”. Die Folgen der Nichtbefolgung werden so angegeben, dass der Brecher dieses Gesetzes sowohl vom Schöpfer Selbst als auch von den Geschöpfen (z.B. Engeln und Menschen) verflucht, verlassen und getadelt wird (vgl. 2:159 und die Anmerkung dazu).
Und dein Herr hat befohlen: ”Verehrt keinen außer Ihm, und (erweist) den Eltern Güte. Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht »Pfui!« zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise. (17:23)
17:23-24 – Auf das Verbot im obigen Vers 17:22 folgt nun das Gebot, Allah (t) allein zu dienen. Damit ist Er allein der oberste Souverän der Gläubigen. Unmittelbar nach der Verehrung Allahs folgt die Verehrung der Eltern durch Güteerweisung, insbesondere im Alter, in dem die Äußerung »Pfui!« als Minimum schon einen Bruch dieses Gebots darstellt. Die Kinder werden vielmehr aufgefordert, zusätzlich zum Gütigsein, eine Unterwürfigkeit im wahren Sinne aus der Szene der Vogelwelt zu praktizieren. Das Senken der Flügel in Barmherzigkeit erfolgt, wenn der Vogel seine Flügel zärtlich über seine Jungen ausbreitet und sie ernährt. Nun sind die Kinder erwachsen und die Eltern sind alt und schwach; so sollte den Eltern ähnliche Fürsorge zuteilwerden (vgl.15:88; 26:215 und die Anmerkung dazu).
Und senke für sie in Barmherzigkeit den Flügel der Demut und sprich: »Mein Herr, erbarme Dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich als Kleines aufgezogen haben.«“ (17:24)
Siehe 17:23
Euer Herr weiß am besten, was in euren Seelen ist: Wenn ihr rechtgesinnt seid, dann ist Er gewiss Verzeihend gegenüber den Sich-Bekehrenden. (17:25)
17:25 – Diese Worte bilden einen Einschub im Verlauf der Aufzählung der Gebote, um das Gewissen der Menschen in Bezug auf ihre Verpflichtungen wachzuhalten. Denn die bloße Befolgung als “nur Pflichterfüllung” ist nicht die Art und Weise eines gläubigen Menschen; ihre Art und Weise ist vielmehr ein Produkt der tiefen Überzeugung. Der Ausdruck “Wenn ihr rechtgesinnt seid” verdeutlicht die Bedeutung dieser wunderbaren Haltung des Herzens (vgl. 11:31 und die Anmerkung dazu).
Und gib dem Verwandten, was ihm gebührt, und ebenso dem Armen und dem Sohn des Weges, aber sei (dabei) nicht ausgesprochen verschwenderisch. (17:26)
17:26-27 – Nach dem Einschub in 17:25 werden ab diesem Vers die Gebote fortgesetzt. Unmittelbar nach der Erwähnung der Eltern erfolgt das Gebot der Güte und der gerechten Behandlung der Verwandtschaft. Diese Reihenfolge bzw. Rangordnung findet man auch im Hadith wie folgt: “Deine Mutter, dann dein Vater, dann der Nächste und der nächste Nächste.” Allah (t) macht im Qur’an die Gebote zugunsten der Verwandten, Armen und Reisenden (Sohn des Weges) zu einem von Ihm verbrieften Recht. Somit handelt es sich nicht um Gefälligkeit oder Gnadenakt der Gebenden an die Empfänger. Nicht verschwenderisch zu sein schließt keine Tür vor Freundlichkeit, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft; dies stellt lediglich den Schutz für die eigenen Familienangehörigen dar, damit sie nicht in Armut und Not geraten werden. Dass die Verschwender Brüder der Satane sind, ist ein Ausdruck, der zeigt, wie fatal und abscheulich derartige Verschwendung ist (vgl. 2:177, die Anmerkung dazu und den Titel: “Handbuch der Zakah und der islamischen Wirtschaftslehre”, Islamische Bibliothek).
Denn die Verschwender sind Brüder der Satane, und Satan war undankbar gegen seinen Herrn. (17:27)
Siehe 17:26
Und wenn du dich von ihnen abwendest – im Trachten nach der Barmherzigkeit deines Herrn, auf die du hoffst, so sprich zu ihnen angenehme Worte. (17:28)
17:28 – Hier geht es um ein Rezept für den Zustand der Unfähigkeit, wenn man diesem Personenkreis die gebotenen Rechte nicht geben kann (vgl. oben 17:26-27 und die Anmerkung dazu). D.h.: Wenn man selbst in der Not ist und die Mittel dazu nicht hat, um anderen zu helfen, so soll man seine ablehnende Haltung mindestens mit freundlichen Worten ausdrücken, und innerlich voller Hoffnung sein muss, dass ihm Allah (t) irgendwann durch Seine Barmherzigkeit reichlich geben wird, um das Gebot zu erfüllen.
Und lass deine Hand nicht an deinen Hals gefesselt sein, aber strecke sie auch nicht zu weit geöffnet aus, damit du nicht getadelt (und) zerschlagen niedersitzen musst. (17:29)
17:29-30 – In diesem Vers wird die im Islam bekannte “goldene Mitte” dargelegt. Der glaubende Muslim soll weder verschwenderisch noch geizig sein. Die Hand, die an den Hals gefesselt ist, ist ein Zeichen dafür, dass man anderen nicht helfen will. Dagegen stellt die weit geöffnete Hand die Verantwortungslosigkeit gegenüber den eigenen Familienangehörigen dar, die auf diese Mittel angewiesen sind (vgl. oben 17:26-27 und die Anmerkung dazu). Mit anderen Worten soll der Muslim weder die Rechte der anderen schmälern noch sie ins Elend stürzen lassen. Im ersten muslimischen Staat von Al-Madina wurde zum ersten Mal das Volk zur Ausgewogenheit zwischen gesunder Sparsamkeit und echter Großzügigkeit erzogen (vgl. 13:26 und die Anmerkung dazu).
Wahrlich, dein Herr erweitert und beschränkt (dem), dem Er will, die Mittel zum Unterhalt; denn Er kennt und sieht Seine Diener wohl. (17:30)
Siehe 17:29
Und tötet eure Kinder nicht aus Furcht vor Armut; Wir sorgen für sie und für euch. Wahrlich, sie zu töten ist ein großes Vergehen. (17:31)
17:31 – “Und tötet eure Kinder nicht aus Furcht vor Armut”: aus Furcht vor Mangel. Wenn hier davon die Rede ist, dass sie (das heißt die heidnischen Araber) ihre Kinder töteten, so bedeutet das, dass sie ihre neugeborenen Töchter aus Furcht vor Armut lebendig vergruben. Das verbot ihnen Allah nun und sicherte ihnen den Lebensunterhalt zu, indem Er sagte: “Wir sorgen für sie und für euch.” “… sie zu töten ist ein großes Vergehen”: eine schwere Sünde; denn dadurch verursacht man das Aufhören der Fortpflanzung und das Erlöschen der Art. (Baid, Gät) (s. auch 6:151)
17:31 – Bei den Arabern war es verbreitet, neugeborene Mädchen zu töten. In einer Gesellschaft, die sich ständig im Kriegszustand befand, galt ein Sohn als Quelle der Kraft, während eine Tochter als Quelle der Schwäche angesehen wurde. Bis heute ist in einigen Ländern Kindestötung aus wirtschaftlichen Gründen nicht unbekannt. Dieses Verbrechen gegen das Leben von Kindern wird hier als eins der größten Verbrechen beschrieben. Historisch kann sich dies auf den vorislamischen arabischen Brauch beziehen, unerwünschte neugeborene Mädchen lebendig zu begraben (vgl. 81:8f.), oder auf die gelegentliche Sitte, männliche Kinder ihren Göttern zu opfern, die jedoch wesentlich seltener war. Darüber hinaus hat dieses Gebot jedoch zeitlose Gültigkeit; denn es bezieht sich auch auf Abtreibungen “aus Furcht vor Armut”, das heißt aus rein wirtschaftlichen Gründen. An dieser Stelle erwähnt der Qur’an die Versorgung der Kinder vor den Eltern, in Sura 6:15 jedoch ist es umgekehrt. Hier handelt es sich um die Furcht vor einer eventuellen Verarmung, die in Zukunft durch die Kinder eintreten könnte, und deswegen wird ihre Versorgung den Eltern vorausgeschickt. In Sura 6 wird ihre Tötung aus bereits vorhandener Armut der Eltern verboten. Deswegen wird dort die Versorgung der Eltern zuerst erwähnt. Selbst die Gegner des Propheten (a.s.s.) müssen zugeben, dass er mit dem Verbot der Kindestötung eine bedeutende soziale Reform durchgesetzt hat. (ÜB)
Und kommt der Unzucht nicht nahe. Wahrlich, sie ist eine Schändlichkeit und ein übler Weg. (17:32)
17:32 – Der Leser wird hier gebeten, die Formulierung des Verbots der Unzucht genau zu verstehen, weil das Verbot als solches nicht direkt erwähnt, sondern, dass man das “Nahekommen” zu ihr nicht praktiziert, und dies ist eine noch stärkere Form als das Verbot selbst. Mit anderen Worten ist darunter zu verstehen, dass dem Muslim nicht nur die Unzucht, sondern auch alles, was zu ihr führt, wie küssen, streicheln, anwerben in jeder Form usw., verboten ist. Unzucht bzw. Ehebruch entzieht dem Täter den Schutz des Schöpfers, zerstört die Grundlage des Familienlebens und der Gesellschaft und führt zu Schändlichkeit und Übel (vgl. 4:22; 6:151 und die Anmerkung dazu).
Und tötet nicht das Leben, das Allah unverletzlich gemacht hat, es sei denn zu Recht. Und wer da ungerechterweise getötet wird – dessen Erben haben Wir gewiss Ermächtigung (zur Vergeltung) gegeben; doch soll er im Töten nicht maßlos sein; denn er findet (Unsere) Hilfe. (17:33)
17:33 – “Und tötet nicht das Leben, das Allah unverletzlich gemacht hat, es sei denn zu Recht”: außer wenn einer von folgenden drei Fällen vorliegt: Unglaube nach vorherigem Glauben, Ehebruch nach keuschem Lebenswandel und vorsätzlicher Totschlag an einem durch Blutrache geschützten Gläubigen. “Und wer da ungerechterweise getötet wird”: ohne den Tod nach dem Gesetz zu verdienen. “dessen Erben haben Wir gewiss Ermächtigung (zur Vergeltung) gegeben”: dem, der seine Sache nach seinem Tode verwaltet, nämlich dem Erben. Vollmacht zur Rache: Vollmacht, die für Totschlag vorgesehene Ablösungsstrafe an dem zu vollziehen, der zu bestrafen ist, oder Vergeltung (Qisas) am Totschläger vorzunehmen. Wenn Allah (t) in diesem Vers sagt: “zu Unrecht”, so zeigt das, dass der Totschlag ein vorsätzliches feindliches Verhalten in sich schließen muss; denn den bloßen Irrtum bezeichnet man nicht als Unrecht. “doch soll er im Töten nicht maßlos sein”: nämlich, der in einem der genannten drei Fälle mit Berechtigung Tötende. “Im Töten”: indem er etwa jemanden tötet, den zu töten nicht rechtens ist. Der Einsichtige wird nämlich nichts tun, was ihm Verderben bringt. Oder es ist der Bevollmächtigte (arab.: Walyy) gemeint, der nicht maßlos sein soll, indem er beim Töten Verstümmelungen vornimmt oder auch noch andere tötet als den Totschläger. (Baid, Gät) (vgl. 4:92; 6:151; 25:68-71 und die Anmerkung dazu).
Und tastet nicht das Gut der Waise an, es sei denn zu (ihrem) Besten, bis sie die Reife erreicht hat. Und haltet die Verpflichtung ein; denn über die Verpflichtung muss Rechenschaft abgelegt werden. (17:34)
17:34-35 – Die Normen in diesem Vers sind göttliche Normen, die von Allah (t) ausdrücklich deklariert sind, nämlich Schutz des Eigentums der Waisen, Erfüllung von Abmachungen bzw. vertraglichen Verpflichtungen, Aufrichtigkeit in geschäftlichen Beziehungen miteinander durch Gewährung des vollen Maßes und Gewichts. Die Reife einer Waise ist hier die Fähigkeit, selbständig das eigene Vermögen zu verwalten und ist nicht identisch mit der Volljährigkeit des islamischen Rechts (vgl. 2:220; 4:59; 6:152 und die Anmerkung dazu).
Und gebt volles Maß, wenn ihr messt, und wägt mit richtiger Waage; das ist durchaus vorteilhaft und letzten Endes das Beste. (17:35)
Siehe 17:34
Und verfolge nicht das, wovon du keine Kenntnis hast. Wahrlich, das Ohr und das Auge und das Herz – sie alle sollen zur Rechenschaft gezogen werden. (17:36)
17:36 – Neugier veranlasst uns manchmal, uns in Dinge einzumischen, die fatale Folgen haben können. Vor einer solchen Gefahr wird der Muslim durch die Worte dieses Verses geschützt bzw. ermahnt. Verleumdung, üble Nachrede und sinnlose Neugier sind im Islam verboten und werden nicht ohne Rechenschaft für ihre schlechten Folgen angesehen. Unsere Sinnesorgane, die Allah (t) für uns als Schutz und Wahrnehmungspotential erschaffen hat, werden selbst als Zeugen gegen uns auftreten, wenn wir sie beim Brechen der Gebote missbrauchen. Unser Prophet (a.s.s.) sagte: ”Die größte Lüge ist, wenn jemand behauptet, dass seine Augen etwas gesehen haben, was sie nicht sehen konnten.“ (ÜB) (vgl. 49:12 und die Anmerkung dazu).
Und wandle nicht ausgelassen (in Übermut) auf der Erde; denn du kannst weder die Erde durchbohren, noch kannst du die Berge an Höhe erreichen. (17:37)
17:37-38 – Der Menschenwert hat im Vergleich zu der gewaltigen Schöpfung der Erde und der Berge keinen Grund für die Selbstherrlichkeit. Dies ändert sich auch nicht, wenn der Mensch über gewisse Vorzüglichkeiten in seiner Person, in seinen Fähigkeiten oder in seinem Vermögen verfügt. Was er an körperliche Schönheit, Reichtum, Macht und Kraft erreicht hat, sind Gaben Allahs, die ihn nicht zur Hochmut und Einbildung berechtigen. Dieses Gebot ermahnt nicht nur vor der Verhaltensweise des Einzelnen, sondern auch vor den kollektiven Verhaltensweisen mancher Völker und Gemeinschaften, die auf Grund ihrer Rasse und Abstammung stolz sind (vgl. 31:18; 40:75; 57:23 und die Anmerkung dazu).
Das Üble all dessen ist hassenswert vor deinem Herrn. (17:38)
Siehe 17:37
Dies ist ein Teil von der Weisheit, die dir dein Herr offenbart hat. Und setze neben Allah keinen anderen Gott, auf dass du nicht in Dschahannam geworfen werdest, verdammt und verstoßen. (17:39)
17:39 – Die Gebote Allahs werden in dieser Sure nur teilweise aufgeführt und als Weisheit genannt. Es wurde zum Beginn der Aufzählung mit der Aufforderung eingeleitet, nur an Allah (t), Den Einen und Wahren Gott zu glauben, und endet hier mit einer ähnlichen Aufforderung, welche die Aufzählung schließt.
Hat euer Herr euch denn mit Söhnen bevorzugt und für Sich Selbst Töchter von den Engeln genommen? Wahrlich, ihr sprecht da ein großes Wort. (17:40)
17:40 – Die Missbilligung in der Behauptung besteht darin, dass die Engel als Allahs Töchter bezeichnet werden. Damit sind die makkanischen Götzendiener angesprochen. Sie gaben den Söhnen einen sehr hohen Wert (vgl. 16:57-59). In ihrer Gesellschaft, in der Töchter unerwünscht waren, musste es besonders abwegig sein, dem Erhabenen Schöpfer Töchter zuzuschreiben (vgl. 53:22 und die Anmerkung dazu).
Und wahrlich, Wir haben in diesem Qur’an (manches) auf verschiedene Art dargelegt, damit sie ermahnt seien, doch es mehrt nur ihren Widerwillen. (17:41)
17:41 – Im Qur’an werden die Normen von allen Gesichtspunkten her erläutert, um seine Lehre (des Qur’an) zu erklären.
Sprich: ”Gäbe es neben Ihm noch andere Götter, wie sie behaupten, dann hätten sie gewiss versucht, einen Weg zum Herrn des Throns einzuschlagen.“ (17:42)
17:42-43 – Die abwegigen Vorstellungen der Ungläubigen in 17:42 werden direkt in 17:43 mit der Preisung Allahs verneint und für absurd erklärt (vgl. 6:100; 23:91-92 und die Anmerkung dazu).
Gepriesen sei Er und in großer Weise Erhaben über all das, was sie behaupten. (17:43)
Siehe 17:42
Die sieben Himmel und die Erde und alle darin lobpreisen Ihn; und es gibt nichts, was Seine Herrlichkeit nicht preist; ihr aber versteht deren Lobpreisung nicht. Wahrlich, Er ist Nachsichtig, Allverzeihend. (17:44)
17:44 – Die Zahl der sieben Himmel wird im Qur’an hier an dieser Stelle und an weiteren sieben Stellen betont (vgl. 2:29; 23:17; 23:86; 41:12; 65:12; 67:3; 71:15; ferner 2:29; 24:41-42 und die Anmerkung dazu). Das gesamte Universum und alles darin bezeugt, dass ihr Schöpfer und Herr frei von allen Fehlern und Mängeln und weit darüber erhaben ist, dass jemand Anteil an Seiner Göttlichkeit haben könnte. Jedes auf seine Weise und in seiner Sprache. ”Hinter den Melodien unserer Singvögel verbirgt sich eine ausdrucksvolle Sprache. Sogar in verschiedenen Dialekten wird gesungen. Unsere kleinen gefiederten Sänger stellen so manchen Rock-Star in den Schatten. Da jubelt eine einheimische Nachtigall zum Beispiel 18 bis 22 Stunden am Tag, und eine Amsel beherrscht 100 verschiedene Strophen mit mehr als 300 Elementen! Wozu dient nun solcher Melodienreichtum? Bis vor einigen Jahren glaubten Biologen noch, die Liebe sei das A und O der talentierten Sänger. Tatsächlich locken Singvögel mit ihren Liedern ein Weibchen an und zeigen anderen Männchen Verteidigungsbereitschaft. Aber das als einziger Sinn und Zweck für soviel Sangeskunst wäre nun doch wohl Verschwendung. Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass auch viele andere Nachrichten musikalisch übermittelt werden.“ (Apotheken Umschau 5/91) Die Lobpreisung Allahs kann darin sein.
Und wenn du den Qur’an verliest, legen Wir zwischen dir und jenen, die nicht an das Jenseits glauben, eine unsichtbare Scheidewand. (17:45)
17:45-46 – Allah (t) lehrt uns unmissverständlich, dass der Qur’an Licht, Rechtleitung, Barmherzigkeit und göttliche Führung für die Gläubigen darstellt. Nach diesem Vers sind diejenigen, die nicht an das jenseitige Leben glauben, ausgestoßen, verdammt und vom Segen der Offenbarung ausgeschlossen; sie werden durch den göttlichen Eingriff weder in der Lage sein, von der Schrift zu profitieren, noch etwas von ihrem wunderbaren Gehalt wegzunehmen (vgl. 2:7; 6:25; 17:82; 31:7; 36:9; 41:4 und die Anmerkung dazu).
Und Wir legen Hüllen auf ihre Herzen, so dass sie ihn nicht verstehen, und in ihre Ohren Taubheit. Und wenn du im Qur’an deinen Herrn nennst, Ihn allein, so wenden sie ihren Rücken in Widerwillen ab. (17:46)
Siehe 17:45
Wir wissen am besten, worauf sie horchen, wenn sie dir zuhören, und wenn sie sich insgeheim bereden, während die Frevler sagen: ”Ihr folgt nur einem Manne, der einem Zauber zum Opfer gefallen ist.“ (17:47)
17:47-48 – Sie geben zwar vor, zuzuhören, aber wenn sie mit ihresgleichen zusammentreffen, zeigen sie ihr wahres Gesicht. Sie wollen in der Botschaft des Qur’an etwas finden, was sie bemängeln können. Diese Worte zeigen, dass sie doch ergriffen sind von der qur’anischen Sprache. Sie spüren in ihrem Inneren, dass sie für einen Menschen zu hoch gegriffen ist. Sie führen dies aber auf einen Zauber und dessen Kraft zurück. Den Propheten (a.s.s.) als besessen oder von magischen Mächten beeinflusst zu erklären, unterscheidet sich nicht von modernen feindlichen Behauptungen, er sei Epileptiker oder ein Opfer von Autosuggestion gewesen. Auf diese Weise versuchten sie, Muslime von Allahs Botschaft abzubringen. Sie können keinerlei Mittel finden, um zum Weg der Wahrheit zurückzukehren. (ÜB) (vgl. 2:14 und die Anmerkung dazu).
Schau, wie sie von dir Gleichnisse prägen und damit so sehr in die Irre gegangen sind, dass sie nicht in der Lage sind, den Weg zu finden. (17:48)
Siehe 17:47
Und sie sagen: ”Wenn wir zu Gebeinen und Staub geworden sind, sollen wir dann wirklich zu einer neuen Schöpfung auferweckt werden?“ (17:49)
17:49-52 – Dies sagen die Götzendiener von Makka, die nicht an die Auferstehung glauben wollten. Allah (t), Der alles erschaffen hat, ist doch in der Lage, Seine Schöpfungsarten zurückzubringen oder sie zu wiederholen – auch dann, wenn sie aus Steinen, Eisen oder sonst einer anderen Natur sind. Wann die Auferstehung geschieht, bleibt im Wissen Allahs. Dies kann auch bald bzw. plötzlich sein, während sie noch leugnen und spotten. Die Leugner werden Allah am Tag der Auferstehung lobpreisen müssen – auch dann, wenn sie Ihn in ihrem irdischen Leben geleugnet hatten, weil sie sonst vor dem wahrhaft gewaltigen Ereignis im Jenseits nur in der Lage sind, Ihn zu verherrlichen (vgl. 10:4; 21:109; 33:63; 42:17; 70:6-7; 72:25 und die Anmerkung dazu).
Sprich: ”Ob ihr Steine oder Eisen (17:50)
Siehe 17:49
oder sonst eine Schöpfung von der Art seid, die nach eurem Sinn am schwersten wiegt.“ Dann werden sie sagen: ”Wer soll uns ins Leben zurückrufen?“ Sprich: ”Er, Der euch das erste Mal erschuf.“ Dann werden sie ihre Köpfe vor dir schütteln und sagen: ”Wann geschieht es?“ Sprich: ”Vielleicht geschieht es gar bald. (17:51)
Siehe 17:49
An dem Tage, an dem Er euch ruft, da werdet ihr Ihm lobpreisend entgegenkommen und meinen, ihr hättet nur kurz (auf Erden) verweilt.“ (17:52)
Siehe 17:49
Und sprich zu Meinen Dienern, sie möchten nur das Beste reden; denn Satan stiftet zwischen ihnen Zwietracht. Wahrlich, Satan ist dem Menschen ein offenkundiger Feind. (17:53)
17:53 – Nach Behandlung der Lage der Ungläubigen in den vorangegangenen Versen, erfolgt nunmehr die Rede von den Gläubigen, die an die Auferstehung glauben; sie sind die Muslime, ihr Ehrentitel lautet: “Diener des Erhabenen”. Sie werden hier aufgefordert, die schönste Verständigungssprache zu verwenden und sich von den niedrigen Verhaltensweisen zu distanzieren, die sonst als Werk ihres offenkundigen Feindes zu bezeichnen sind. Das gute Wort erfreut Menschenherzen und rückt sie näher zueinander (vgl. 7:22; 16:125; 29:46 und die Anmerkung dazu).
Euer Herr kennt euch am besten. Wenn Er will, so wird Er Sich eurer erbarmen, oder wenn Er will, so wird Er euch bestrafen. Und Wir haben dich nicht als ihren Wächter entsandt. (17:54)
17:54-55 – Euer Herr kennt das Verborgene in euch; eure äußere Frömmigkeit, die sonst die Mitmenschen täuschen würde, ist Ihm in ihrem Wahrheitsgehalt bekannt. Deshalb steht es Ihm offen in Seinem Ermessen und in Seiner Entscheidung. Die alleinige Entscheidung des Allwissenden erstreckt sich auch auf Seine auserwählten Diener unter den Propheten und Gesandten, deren Rangstufen untereinander verschieden sind. Die Gründe für die Unterschiedlichkeit kennt Allah (t) allein. Allah (t) hat mit diesem Vers die Einwände der Makkaner beantwortet. Die Erwähnung Davids (a.s.) bedeutet nicht, dass er dadurch anderen Propheten überlegen wäre; im Gegenteil: er wurde vor seiner Berufung als Prophet und König für gering geschätzt und als unfähig gehalten. So sollen die Makkaner mit ihrem Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, nicht denselben Fehler tun (vgl. 2:253; 4:163; 27:15 und die Anmerkung dazu).
Und dein Herr kennt jene am besten, die in den Himmeln und auf der Erde sind. Und wahrlich, Wir erhöhten einige der Propheten über die anderen, und David gaben Wir ein Buch. (17:55)
Siehe 17:54
Sprich: ”Ruft doch die an, die ihr neben Ihm wähnt; sie haben keine Macht, weder das Unheil von euch zu nehmen noch es abzuwenden.“ (17:56)
17:56-57 – Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, bezieht sich das auf die Verehrung von heiligen oder Engeln. In den vorigen Versen wurde das Misstrauen der Menschen gegeneinander und dem Propheten gegenüber verurteilt. Am schärfsten wird hier die Vorstellung verurteilt, andere Wesen könnten Götter sein. Diese können die Schwierigkeiten der Menschen nicht beseitigen. Kein anderer als Allah (t) hat die Macht, Gebete zu erhören, Schwierigkeiten zu erleichtern oder die Situation eines Menschen zu ändern. Vielmehr hoffen sie selbst auf Allahs Gnade und fürchten Seinen Zorn und wetteifern miteinander, um Seine Nähe zu erlangen. (ÜB)
Jene, die sie anrufen, suchen selbst die Nähe ihres Herrn – (und wetteifern untereinander) wer von ihnen (Ihm) am nächsten sei – und hoffen auf Sein Erbarmen und fürchten Seine Strafe. Wahrlich, die Strafe deines Herrn ist zu fürchten. (17:57)
Siehe 17:56
Es gibt keine Stadt, die Wir nicht vor dem Tage der Auferstehung vernichten oder der (Wir) keine strenge Strafe auferlegen werden. Das ist in dem Buch niedergeschrieben. (17:58)
17:58 – Dieser Vers kommentiert den letzten Satz im vorigen Vers. Damit sind die Wohngebiete mit samt ihren Bewohnern gemeint. Nach dem göttlichen Beschluss in diesem Vers werden all diejenigen Städte, die frevelhaft sind, ihre Strafe vor dem Weltuntergang kosten.
Und nichts könnte Uns hindern, Zeichen zu senden, obwohl die Früheren sie verworfen hatten. Und Wir gaben den Thamud die Kamelstute als ein sichtbares Zeichen, doch sie frevelten an ihr. Und Wir senden Zeichen, nur um Furcht einzuflößen. (17:59)
17:59 – Die Botschaften Allahs wurden immer von Wundern begleitet. Als Beispiel wird die Geschichte von den Thamud angeführt. Eine schöne Kamelstute wurde als Wunderzeichen geschickt. In ihrer Bosheit schnitten sie ihr die Sehnen durch. Statt dass sie also dadurch ermahnt wurden, war sie die Ursache für ihren Untergang; denn ihre Rebellion wurde dadurch bloßgestellt (für eine ausführliche Wiedergabe der Geschichte vgl. 7:73). Qatada (r) berichtete: ”Allah (t) flößt den Menschen Furcht ein durch Zeichen, die Er gerade dafür auserwählt, auf dass sie ermahnt werden und umkehren.“ (ÜB). Furcht kann ein Beweggrund sein, verhärtete Herzen zur Umkehr zu bewegen (vgl. 2:74). Die Worte hier sollen den Menschen demonstrieren, dass Allah (t) Seinem Propheten beisteht. (ÜB)
Und Wir sprachen da zu dir: ”Dein Herr umfasst die Menschen.“ Und Wir haben die (Himmels-) Besichtigung, die Wir dir ermöglicht haben, nur als eine Prüfung für die Menschen gemacht und ebenso den verfluchten Baum im Qur’an. Und Wir warnen sie, jedoch es bestärkt sie nur noch in ihrer großen Ruchlosigkeit. (17:60)
17:60 – Dieser Vers nimmt Bezug auf die Ereignisse der Himmelsreise des Propheten (a.s.s.) in 72:28, die bereits früher in Makka offenbart worden waren (vgl. den Titel: “Muhammad, Prophet der Barmherzigkeit”, Islamische Bibliothek). Die Versaussage ist eine Prüfung und hat Gültigkeit für alle Menschen zu allen Orten und Zeiten. Der verfluchte Baum im Qur’an ist ein Wahrzeichen für das Höllenfeuer und eine Heimsuchung für die Schuldigen (vgl. 37:62ff.; 56:52 und die Anmerkung dazu).
Und als Wir zu den Engeln sprachen: ”Werft euch vor Adam nieder!“ da warfen sie sich nieder, außer Iblis. Er sagte: ”Soll ich mich vor einem niederwerfen, den Du aus Ton erschaffen hast?“ (17:61)
17:61-62 – Der Schwerpunkt liegt bei dieser Darstellung auf der Verfeindung Iblis’ gegenüber dem ersten Menschen – stellvertretend für die ganze Menschheit. Diese Schöpfungsgeschichte verdeutlicht den Ungläubigen, dass ihre ablehnende Haltung gegenüber der Botschaft dieselbe ist, die Satan einst einnahm und immer vertritt, nämlich die Menschenverachtung (vgl. 7:11-18; 15:28-33; 2:30-38 und die Anmerkung dazu).
Er sagte (weiter): ”Was denkst Du? Dieser ist es, den Du höher geehrt hast als mich! Willst Du mir eine Frist bis zum Tage der Auferstehung geben, so will ich gewiss Gewalt über seine Nachkommen – bis auf einige wenige – erlangen.“ (17:62)
Siehe 17:61
Er sprach: ”Fort mit dir! Und wer von ihnen dir folgt – wahrlich, Dschahannam soll deren aller Lohn sein, ein ausgiebiger Lohn. (17:63)
17:63-65 – Allah (t) sprach Sein richterliches Urteil gegen Iblis und seine Gefolgschaft, ohne die Folgen zu fürchten. Deshalb deklariert Er Seine Herausforderung an alle: “Und betöre nun mit deiner Stimme von ihnen, wen du vermagst.” Der machtvolle Ansturm des Bösen mit “Ross” und “Fußvolk” wird hier mit dem Bild einer Kriegserklärung dargestellt. Nach Ibn ‘Abbas und Mudschahid bedeutet die Verführung im Vermögen, Gelder für sündhafte Zwecke auszugeben. Mit den letzten Worten gewährleistet Allah (t) Seinen Schutz für Seine Diener, über die Satan keine Macht hat (vgl. 4:120; 14:22 und die Anmerkung dazu).
Und betöre nun mit deiner Stimme von ihnen, wen du vermagst, und treibe dein Ross und dein Fußvolk gegen sie und habe an ihren Vermögen und Kindern teil und mache ihnen Versprechungen.“ Und Satan verspricht ihnen nur Trug. (17:64)
Siehe 17:63
”Über Meine Diener aber wirst du gewiss keine Macht haben.“ Und dein Herr genügt als Beschützer. (17:65)
Siehe 17:63
Euer Herr ist es, Der die Schiffe auf dem Meer für euch treibt, auf dass ihr nach Seiner Gnade trachten mögt. Wahrlich, Er ist gegen euch Barmherzig. (17:66)
17:66 – Mit diesen Worten fordert Allah (t) den Menschen auf, Seine Huld anzuerkennen und Seine Gnade richtig einzuschätzen. Das ist das Meer, das Allah (t) für euch gemacht hat: Der Mensch kann es mit Allahs Hilfe überqueren, in ihm Nahrung finden, Handel treiben und Gewinne erzielen (vgl. 2:164 und die Anmerkung dazu).
Und wenn euch auf dem Meer ein Unheil trifft: entschwunden sind euch (dann auf einmal) jene (Götzen), die ihr (zuvor) an Seiner Statt angerufen habt. Hat Er euch aber ans Land gerettet, dann kehrt ihr euch (wieder von Ihm) ab; denn der Mensch ist undankbar. (17:67)
17:67 – Allahs Barmherzigkeit und Seine Gaben werden der Undankbarkeit des Menschen gegenübergestellt. In der Gefahr erinnert sich dieser an den Einen, wahren Gott. Sobald aber die Gefahr vorbei ist, fällt der Mensch wieder in seine bisherige Denkweise zurück (vgl. 6:24; 10:22- 23; 31:31-32 und die Anmerkung dazu).
Fühlt ihr euch denn sicher davor, dass Er euch nicht auf dem Festland versinken lässt, oder dass Er einen heftigen Sandsturm gegen euch schickt, (so dass) ihr dann keinen Beschützer für euch findet? (17:68)
17:68 – Der Mensch hat ohne den göttlichen Schutz nirgendwo vollkommene Sicherheit. Die Gefahr lauert auf ihn zu jedem Ort und jeder Zeit, wo und wann er sich befindet. In allen Lebenslagen ist der Mensch in Allahs Gewalt (vgl. unten 17:69 und die Anmerkung dazu).
Oder fühlt ihr euch sicher davor, dass Er euch nicht noch ein zweites Mal dorthin zurückschickt und einen Sturmwind gegen euch entsendet und euch für euren Unglauben ertrinken lässt? In (diesem Augenblick) werdet ihr keinen finden, der Uns deswegen belangen würde. (17:69)
17:69 – Hier ist die Fortsetzung des vorangegangenen Verses. Wenn ein Mensch vor Allahs Zorn flieht, ist kein Ort sicher für ihn. Er flieht vielleicht vom Meer aufs Land und wieder zurück vom Land aufs Meer. Aber sein Leben ist von Dem abhängig, in Dessen Hand unser aller Schicksal liegt. (ÜB) (vgl. oben 17:68 und die Anmerkung dazu).
Und wahrlich, Wir haben die Kinder Adams geehrt und sie über Land und Meer getragen und sie mit guten Dingen versorgt und sie ausgezeichnet – eine Auszeichnung vor jenen vielen, die Wir erschaffen haben. (17:70)
17:70 – Mit dem Ausdruck “Kinder Adams” ist die Gesamtheit der Menschenrasse gemeint, die von Allah (t) in der Weise geehrt ist, dass sie in ihrer Schöpfungsart mit vielen Fähigkeiten und Privilegien ausgestattet ist. Die Beförderung des Menschen zu Land und auf dem Meer geschieht zum Beispiel durch bestimmte Naturgesetze. Gäbe es diese nicht, so wäre das Leben für den Menschen entweder sehr schwer oder sogar nicht möglich. Diese Tatsache wird leider vom Menschen durch seine Gewohnheiten wieder vergessen. Hier hilft die Ermahnung durch die Offenbarungsschrift, den Qur’an (vgl. 10:22 und die Anmerkung dazu).
An jenem Tage, da werden Wir ein jedes Volk mit seinem Führer vorladen. Diejenigen, die dann ihr Buch in ihrer Rechten empfangen werden, werden ihr Buch verlesen und nicht das geringste Unrecht erleiden. (17:71)
17:71-72 – Hier folgt die Erinnerung an den Tag des Jüngsten Gerichts. Die Führer der Völker und Gemeinschaften erscheinen bei der Rechenschaft als Zeugen gegenüber ihren eigenen Leuten, die sich gegen die göttliche Ermahnung gewährt und als blind gestellt haben. Diese Führer können Propheten, Gelehrte oder rechtschaffene Menschen sein, die im irdischen Leben ihre Leute zur Befolgung der Rechtleitung ermahnt haben. Ibn ‘Abbas meint, dass mit dem Wort “Führer” hier das Verzeichnis ihrer Handlungen gemeint ist (ÜB) (vgl. 2:124; 16:84; 20:124-125; 84:7 und die Anmerkung dazu).
Wer aber blind ist in dieser (Welt), der wird auch im Jenseits blind sein und noch weiter vom Weg abirren. (17:72)
Siehe 17:71
Und sie hätten dich beinahe in schwere Bedrängnis um dessentwillen gebracht, was Wir dir offenbarten, damit du etwas anderes über Uns erdichten mögest; und dann hätten sie dich gewiss zu ihrem Freund erklärt. (17:73)
17:73-75 – Als Anlass zur Verkündigung der vorliegenden Verse ist folgendes überliefert: Die Angehörigen des Stammes Thaqif sagten zum Propheten (a.s.s.): Wir werden nicht eher zu deiner Sache übertreten, bis du uns Eigenschaften zugestehst, deren wir uns den anderen Arabern gegenüber rühmen können, nämlich dass man uns nicht den Zehnten abfordert, dass man uns nicht aus unseren angestammten Wohngebieten ausweist, dass wir uns beim Gebet nicht niederzuwerfen brauchen, dass man uns trotz des Zinsverbotes jeden Zins zahlt, den wir guthaben, und jeden Zins erlässt, den wir schulden, dass du uns den Kult der Göttin Al-Lat noch ein Jahr lang pflegen lässt und wir sie dann nicht zum Jahreswechsel mit unseren eigenen Händen zerstören müssen und dass du den Schutz gegen diejenigen übernimmst, die in unser heiliges Tal Fadschdsch eindringen, um dort die Bäume abzuschlagen. Wenn die anderen Araber dich fragen, warum du dieses Zugeständnis gemacht hast, so sag: Allah hat es mir befohlen. Nun brachten sie ihr Schriftstück, und Muhammad (a.s.s.) ließ schreiben: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Dies ist ein Schreiben von Muhammad, dem Gesandten Allahs, an den Stamm Thaqif. Die Angehörigen dieses Stammes brauchen den Zehnten nicht zu zahlen und werden nicht ausgewiesen. Als der Schreiber so weit war sagten sie: Nun kommt: Und sie brauchen sich beim Gebet nicht niederzuwerfen. Da der Gesandte Allahs jedoch schwieg und nicht weiter diktierte, sagten sie zum Schreiber: Schreib: Und sie brauchen sich beim Gebet nicht niederzuwerfen! Der Schreiber schaute indessen den Gesandten Allahs an, da erhob sich ‘Umar Ibn Al-Chattab, zog sein Schwert und sprach: Männer des Stammes Thaqif! Ihr habt das Herz unseres Propheten zu rasendem Zorn in Brand gesetzt! Sie aber erwiderten: Wir sprechen nicht mit dir, sondern mit Muhammad. Darauf kamen die vorliegenden Verse herab. Auch ist überliefert, dass die ungläubigen Angehörigen des Stammes Quraisch zu Muhammad (a.s.s.) sagten: Verwandle einen Gnadenvers in einen Strafvers und einen Strafvers in einen Gnadenvers, auf dass wir an dich glauben können! Darauf kamen die vorliegenden Verse herab. Und sie hätten dich beinahe in schwere Bedrängnis um dessentwillen gebracht. Der Sinn ist: Die mit der Sache zu tun hatten, hatten dich fast betört, das heißt durch Betörung getäuscht. Von dem, was Wir dir Unsererseits als Befehl und Verbote sowie als Verheißung und Warnung eingegeben haben, abzuweichen, damit du gegen Uns etwas aushecken würdest: damit du in einer gegen uns gerichteten lügenhaften Weise etwas sagen würdest, das Wir nicht gesagt haben. Gemeint ist die Umwandlung der Verheißung, wie sie die Angehörigen des Stammes Quraisch von Muhammad (a.s.s.) verlangt hatten, und ferner der gebieterische Vorschlag des Stammes Thaqif, Muhammad möge Allah etwas zuschreiben, das Dieser nicht auf ihn herabgesandt hatte. Dann, das heißt, wenn du ihrem Wunsch nachgekommen wärst, hätten sie dich zum Freunde genommen, und du wärst ihr Vertrauter geworden und aus dem Vertrauensverhältnis zu Mir ausgeschieden. Wenn Wir dich nicht gefestigt hätten: Wären nicht Unsere Festigung und Unser Schutz dir gegenüber gewesen. Hättest du bei ihnen Anlehnung gesucht: hättest du fast ihrer Täuschung und ihrer List zugeneigt. Allah (t) gibt hier dem Propheten (a.s.s.) Ansporn und gnädige Festigung, worin zugleich eine Gnadentat für die Gläubigen liegt. (Zam, Gät) (vgl. 2:14; 22:52-54; 25:30-31 und die Anmerkung dazu).
Hätten Wir dich nicht gefestigt, dann hättest du dich ihnen ein wenig zugeneigt. (17:74)
Siehe 17:73
Doch dann hätten Wir dich das Doppelte im Leben kosten lassen und das Doppelte im Tode; und du hättest keinen Helfer Uns gegenüber gefunden. (17:75)
Siehe 17:73
Und sie hätten dich fast aus dem Lande verscheucht, um dich daraus zu vertreiben; dann aber wären sie nach dir nur eine kurze Zeitspanne (dort) geblieben. (17:76)
17:76-77 – Wie es im Fall des Propheten geschah, versuchen die Feinde, den Gesandten Allahs durch Drohungen aus ihrer Gesellschaft zu vertreiben. Sie rechnen bei ihrem Plan jedoch nicht mit Allah (t). Wer die Rechtschaffenen verfolgt, schaufelt sich sein eigenes Grab aus. Ein Jahr nach der Offenbarung dieser Sura zwangen die Ungläubigen den Propheten, Makka zu verlassen. Nach weiteren acht Jahren betrat er Makka wieder als Sieger, und wiederum zwei Jahre später war ganz Arabien von den Götzendienern befreit. Diese Sura wurde zu einer Zeit offenbart, als die Verfolgung sowohl physisch als auch moralisch, unter welcher der Prophet (a.s.s.) und seine Anhänger zu leiden hatten, ihren Höhepunkt erreicht hatte. Als die Versuchungen der Götzendiener keinen Erfolg beim Propheten hatten, wollten sie ihn aus dem Land – Makka – verscheuchen. Doch Allah (t) gab ihm ein, auszuwandern. Hätten sie ihn vertrieben, so hätte sie Allah (t) zugrunde gehen lassen, wie es Seiner Verfahrensweise entsprach. Doch sie wurden aufgrund Seiner Weisheit und Kenntnis vor dieser Bestrafung bewahrt. Diese Voraussage wurde fast zwei Jahre später erfüllt, als gerade jene Führer der Banu Quraisch in der Schlacht von Badr getötet wurden. Die Völker, die ihre Propheten vertrieben, wurden ausnahmslos vernichtet. Oder sie wurden der Herrschaft ihrer Feinde unterworfen, oder sie wurden von den Anhängern ihres Propheten besiegt (ÜB) (vgl. 3:137; 8:38; 33:62; 35:43; 48:23 und die Anmerkung dazu).
In dieser Weise verfuhren (Wir) mit Unseren Gesandten, die Wir vor dir schickten; und du wirst keine Änderung in Unserem Verfahren finden. (17:77)
Siehe 17:76
Verrichte dein Gebet vom Neigen der Sonne an bis zum Dunkel der Nacht, und (lies) den Qur’an bei Tagesanbruch. Wahrlich, (besonders bei der Lesung) des Qur’an bei Tagesanbruch (sind die Engel) zugegen. (17:78)
17:78-79 – Dies ist kein Gebot, sondern eine Empfehlung, besonders an den Propheten Muhammad (a.s.s.), der gewöhnlich mehr als die fünf Pflichtgebete verrichtet. Ihm nachzuahmen ist immer lobenswert. Beim Ausdruck “vom Neigen der Sonne” handelt es sich um deren Niedergang vom Zenith. Die Lesung des Qur’an bei Tagesanbruch hat eine besonders starke Wirkung. Im Jenseits sollte dem Propheten der höchste Rang zuteilwerden, wegen seiner Rolle als Fürsprecher für andere (vgl. 2:45-46; 11:114; 20:130; 30:17-18 und die Anmerkung dazu).
Und unterbrich deswegen (für die Lesung) in der Nacht deinen Schlaf – (vollbringe) diese (Leistung) freiwillig. Es mag sein, dass dich dein Herr (dafür) zu einem löblichen Rang erweckt. (17:79)
Siehe 17:78
Und sprich: ”O mein Herr, lass meinen Eingang einen guten Eingang sein und lass meinen Ausgang einen guten Ausgang sein. Und gewähre mir Deine hilfreiche Kraft.“ (17:80)
17:80 – Allah (t) lehrt uns so zu beten. Die beiden Verse sind zwar an den Propheten (a.s.s.) gerichtet, stellen jedoch ein eindrucksvolles Bittgebet für jeden Muslim dar. Historisch gesehen bezieht sich dies auf den Ausgang aus Makka, dass das Herz des Propheten (a.s.s.) kein Heimweh empfindet. Ferner handelt es sich um einen friedlichen Eingang in die neue Heimat Al-Madina, wie Qatada meint. Dieses Gebet zeigte auf jeden Fall, dass sich die Zeit der Auswanderung (Hidschra) näherte. Nach Ibn ‘Abbas soll dies ein Eintreten in den Tod bedeuten. Demnach kann hier der Eingang in den Tod und der Ausgang bei der Auferstehung gemeint sein. Bei einer Verallgemeinerung dieses Bittgebets kann man es für jede Situation verwenden, wie z.B. für den Ausgang aus einer Notlage und die Eingang in eine sichere, friedliche Atmosphäre.
Und sprich: ”Gekommen ist die Wahrheit und dahingeschwunden ist die Falschheit; wahrlich, das Falsche verschwindet bestimmt.“ (17:81)
17:81 – Die Vorhersage des Sieges wurde jedoch wahr, als zehn Jahre später der Prophet wieder in Makka einzog und gerade dies verkündete, während er die Götzen in der Al-Ka‘ba zerbrach. (ÜB) (vgl. 8:8; 21:18 ; 42:24 und die Anmerkung dazu).
Und Wir senden vom Qur’an das hinab, was eine Heilung und Barmherzigkeit für die Gläubigen ist; den Ungerechten aber mehrt es nur den Schaden. (17:82)
17:82 – Dieser Vers steht in einer großen Harmonie mit 17:45-46 (vgl. die Anmerkung dazu). während es im Qur’an eine Heilung und Barmherzigkeit für die Gläubigen gibt, legt Allah eine Sperrung vor den Ungläubigen, damit sie davon keinen Gebrauch machen können. Somit ist der Qur’an eine Gnade nur für die Gläubigen. Der Prophet (a.s.s.) fasste dies mit den Worten zusammen: ”Der Qur’an ist entweder ein Beweismittel für oder gegen dich.“ (ÜB) (vgl. 10:57 und die Anmerkung dazu).
Und wenn Wir dem Menschen Gnade erweisen, wendet er sich ab und geht beiseite; wenn ihn aber ein Übel trifft, gibt er sich der Verzweiflung hin. (17:83)
17:83-84 – Wohlstand lässt den Menschen eitel und übermütig werden, wenn er nicht an den Geber denkt und Ihm dankt und Ihn lobpreist. Not hingegen lässt ihn verzweifeln, sofern er die Bindung zu Allah (t) nicht aufrechterhält. Hier offenbart sich der Wert des Glaubens und der Barmherzigkeit, die er einem schenkt. In diesem Zusammenhang sagte unser Prophet (a.s.s.): ”Alles, was der Gläubige erlebt ist wunderbar: Wenn ihm etwas Gutes zuteil wird, dankt er – und das ist für ihn gut. Und wenn ihm Unheil widerfährt, ist er geduldig – und das ist für ihn gut.“ (vgl. den Titel: ”Von der Sunna des Propheten (a.s.s.)“, Islamische Bibliothek) (vgl. ferner 11:9- 11 und die Anmerkung dazu).
Sprich: ”Ein jeder handelt gemäß seiner eigenen Art, und euer Herr weiß am besten, wer den rechten Weg geht.“ (17:84)
Siehe 17:83
Und sie befragen dich über die Seele. Sprich: ”Die Seele ist eine Angelegenheit meines Herrn; und euch ist vom Wissen nur wenig gegeben.“ (17:85)
17:85 – In manchen Übersetzungen und Erläuterungen wird für das arabische Wort “Ruh” (Seele) auch das Wort “Geist” verwendet. Darunter ist der “Heilige Geist”, d.h. Gabriel (a.s.) zu verstehen, der die Offenbarung bringt. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, dass sich dies hier besonders auf die Offenbarung des Qur’an bezieht, und zwar als Antwort auf die Frage der Juden; (für den historischen Hintergrund vgl. den Titel: “Muhammad, Prophet der Barmherzigkeit”, Islamische Bibliothek; ferner 16:2; 40:15; 42:52 und die Anmerkung dazu).
Und wenn Wir es wollten, könnten Wir gewiss das wieder fortnehmen, was Wir dir offenbart haben; du fändest dann für dich in dieser Sache keinen Beschützer Uns gegenüber (17:86)
17:86-87 – Allah (t) weist auf die Offenbarung an den Propheten und ihre Erhaltung hin. Damit hat Allah (t) den Menschen Seine besondere Gunst erwiesen. Denn durch den Qur’an erhalten sie – eine Generation nach der anderen – Rechtleitung und Wohlergehen. Das “Fortnehmen” bezeichnet ihre Entfernung aus Herzen und Gedächtnis der Menschen und ihr Verschwinden in schriftlicher Form. Obgleich diese Verse an den Propheten gerichtet sind, werden damit die Ungläubigen angesprochen, die den Qur’an entweder als Werk des Propheten selbst oder eines anderen Menschen ansehen. (ÜB)
, außer der Barmherzigkeit deines Herrn. Wahrlich, Seine Gnade gegen dich ist groß. (17:87)
Siehe 17:86
Sprich: ”Wenn sich auch die Menschen und die Dschinn vereinigten, um etwas Gleiches wie diesen Qur’an hervorzubringen, brächten sie doch nichts Gleiches hervor, selbst wenn sie einander beistünden.“ (17:88)
17:88-89 – Diese beiden Verse stellen eine Herausforderung an die Welt dar. Weder Dschinn noch Menschen können etwas Ähnliches hervorbringen (vgl. den einleitenden Teil zu diesem Werk); auch dann wenn der Qur’an aus denselben Buchstaben besteht, die die Menschen und Dschinn verwenden (vgl. Erläuterung der Termini [s. Alif] über die Anfangsbuchstaben der Suren). Der Beweis dafür liegt im Qur’an selbst (vgl. 2:23, 121; 8:31; 10:37-40; 11:12-14; 18:54 und die Anmerkung dazu).
Und wahrlich, Wir haben für die Menschen in diesem Qur’an allerlei abgewandelte Beispiele angeführt; aber die meisten Menschen wollen nichts anderes als ungläubig zu sein. (17:89)
Siehe 17:88
Und sie sagen: ”Wir werden dir nimmermehr glauben, bis du uns einen Quell aus der Erde hervorsprudeln lässt (17:90)
17:90-93 – Hier handelt es sich um die Forderungen der makkanischen Götzendiener an den Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm. Für ein durstiges Volk unterwegs in einem trockenen Land ist eine Wasserquelle ein großes Wunder. Ein schöner, gut bewässerter Garten ist ein Symbol der Glückseligkeit. Dasselbe gilt für ein goldgeschmücktes Haus. Dass der Himmel einstürzt oder Allah (t) von Angesicht zu Angesicht sichtbar wird oder der Mensch auf einer Leiter in den Himmel steigt oder ein gebundenes Buch vom Himmel herabfällt, das alles sind irrelevante Vorschläge, die zwischen geistigen und materiellen Dingen keinen Unterschied machen. Hier scheint es sich um eine ins lächerliche verzerrte Anspielung auf das im Qur’an so oft erwähnte Paradies zu handeln. Da das einzige Wunder, das dem Propheten Muhammad (a.s.s.) von Allah (t) gegeben wurde, der Qur’an selbst ist (vergleiche Vers 59 dieser Sura), wird er im nächsten Abschnitt aufgefordert zu erklären, dass diese Forderungen irrelevant und unverschämt sind. Wunder liegen allein in Allahs Macht. (ÜB) (Für den historischen Hintergrund vgl. den Titel: “Muhammad, Prophet der Barmherzigkeit”, Islamische Bibliothek; ferner 2:55, 60; 4:153; 6:7-9, 35; 25:25 und die Anmerkung dazu).
; oder (bis) du einen Garten mit Dattelpalmen und Trauben hast und mittendrin Bäche in reichlicher Weise hervorsprudeln lässt (17:91)
Siehe 17:90
; oder (bis) du den Himmel über uns in Stücken einstürzen lässt, wie du es behauptest, oder (bis du) Allah und die Engel vor unser Angesicht bringst (17:92)
Siehe 17:90
; oder (bis) du ein prunkvolles Haus besitzt oder zum Himmel aufsteigst; und wir werden nicht eher an deinen Aufstieg glauben, bis du uns ein Buch hinabsendest, das wir lesen können.“ Sprich: ”Preis sei meinem Herrn! Bin ich denn etwas anderes als ein Mensch, ein Gesandter?“ (17:93)
Siehe 17:90
Und nichts hat die Menschen abgehalten zu glauben, als die Rechtleitung zu ihnen kam; doch sie sagten nur: ”Hat Allah einen Menschen als Gesandten geschickt?“ (17:94)
17:94-95 – Es war stets das Argument der Völker und Gemeinschaften gegenüber ihren Propheten. Und wenn sie keine anderen Auswege für ihre Phantasie finden, dann erklären sie ihre Propheten zu Söhnen Gottes. Dass Propheten auf Erden Menschen sind, gehört zur Natur des irdischen Lebens. Wären die Erdbewohner Engel gewesen, so hätte Allah ihnen Engel aus ihrer eigenen Natur als Propheten geschickt. Auch wenn Allah (t) Propheten schickt, so erwählt Er sie aus der Mitte ihrer eigenen Völker aus, damit sie nicht als fremd und unbekannt abgelehnt werden. Zu den ‘Ad z.B. wurde ihr Bruder Hud (vgl. 11:50), zu den Thamud ihr Bruder Salih (vgl. 11:61) geschickt. Schwierigkeiten wurden dadurch schon entstanden als die Engel in Menschengestalt zu Abraham und Lot kamen (vgl. 11:77-80) (vgl. ferner 6:8f.; 15:7 und die Anmerkung dazu).
Sprich: ”Wären auf Erden friedlich und in Ruhe wandelnde Engel gewesen, hätten Wir ihnen gewiss einen Engel vom Himmel als Gesandten geschickt.“ (17:95)
Siehe 17:94
Sprich: ”Allah genügt als Zeuge gegen mich und euch; wahrlich, Er weiß und sieht alles von Seinen Dienern.“ (17:96)
17:96 – In der Uneinigkeit mit den Ungläubigen genügt der Allmächtige Schöpfer von Himmeln und Erden als Zeuge der Wahrheit über all das, was die Offenbarung beinhaltet.
Und der, den Allah leitet, ist der Rechtgeleitete; diejenigen aber, die Er zu Irrenden erklärt – für diese wirst du keine Helfer finden außer Ihm. Und Wir werden sie am Tage der Auferstehung versammeln, (und sie werden) auf ihren Angesichtern (liegen), blind, stumm und taub. Ihre Herberge wird Dschahannam sein; jedesmal, wenn es (das Feuer) nachlässt, werden Wir die Flamme noch stärker anfachen. (17:97)
17:97 – Die wahre Führung zum Heil ist nur Allahs Rechtleitung. Er – gepriesen ist Er – ist für Seine Diener Helfer, Retter, Versorger und Beschützer. Wer durch seine Auflehnung von der göttlichen Rechtleitung abrückt, der gerät in die Irreführung. Am Tage der Abrechnung werden solche Menschen in aller Demütigung auf ihren Angesichtern liegend zusammengeschart. Auf die Frage seiner Gefährten: ”Wie werden die Menschen auf ihren Gesichtern zusammengescharrt“, antwortete der Prophet (a.s.s.): ”Derjenige, Der sie auf ihren Füßen schreiten lässt ist auch imstande, sie auf ihren Gesichtern laufen zu lassen.“ (überliefert bei Ibn Malik, vgl. ÜB).
Das ist ihr Lohn, weil sie Unsere Zeichen verwarfen und sagten: ”Wie? Wenn wir zu Gebein und Staub geworden sind, sollen wir wirklich zu einer neuen Schöpfung auferweckt werden?“ (17:98)
17:98-99 – Hier geht es weiter mit der Fortsetzung des vorangegangenen Verses. Als Grund ihrer Bestrafung gilt ferner die Verleugnung der Auferstehung. Sie wehren sich gegen die Tatsache, dass Allah (t) Derjenige ist, Der sie erschaffen hat und imstande ist, die Schöpfung zu wiederholen und die Toten zu erwecken (vgl. 14:19-20 und die Anmerkung dazu).
Haben sie nicht gesehen, dass Allah, Der die Himmel und die Erde erschuf, imstande ist, ihresgleichen zu erschaffen? Und Er hat eine Frist für sie bestimmt, über die kein Zweifel herrscht. Allein die Frevler verwerfen alles, nur nicht den Unglauben. (17:99)
Siehe 17:98
Sprich: ”Besäßet ihr die Schätze der Barmherzigkeit meines Herrn, wahrlich, ihr würdet (sie) aus Furcht vor dem Ausgeben (für) euch zurückbehalten; denn der Mensch ist geizig.“ (17:100)
17:100 – D.h.: Wenn diese Schätze zu eurer Verfügung ständen, so würdet ihr Angst davor haben, diese an die Mitmenschen auszugeben, die ihr bedürfen. Dies geschieht einfach aus der Eigenschaft, dass der Mensch geizig ist. Allah (t) ist demgegenüber unabhängig und steht deswegen über jedem Bedürfnis, Seiner Großzügigkeit Grenzen aufzuerlegen.
Und wahrlich, Wir hatten Moses neun offenbare Zeichen gegeben. Frage nur die Kinder Israels. Als er zu ihnen kam, sagte Pharao zu ihm: ”Ich halte dich, o Moses, zweifellos für ein Opfer des Zaubers.“ (17:101)
17:101-104 – Moses (a.s.) wurden neun Beweise gegeben, doch Pharao und seine Gefolgschaft leugneten sie. Ibn ‘Abbas erwähnt diese so: Der Stab, die Hand, die Ernteschäden, die Dürre, die Flut, die Heuschrecken, die Läuse, die Frösche und das Blut. (ÜB) Die Juden werden die Angaben bestätigen müssen. Diese Aufforderung bezieht sich offensichtlich auf Vers 104 und erklärt, warum die Geschichte von Moses (a.s.) und Pharao in diesem Zusammenhang erwähnt wurde. Dieser Teil von der Geschichte Moses’ und der Kinder Israels ist genau auf die Götzendiener von Makka anwendbar, die den Propheten Muhammad (a.s.s.) und die Gläubigen aus ihrem Gebiet vertreiben wollten. Ihnen wird gesagt: Wenn ihr euch ähnlich verhaltet wie Pharao, dann trifft euch ein ähnliches Schicksal. Dies soll hier offensichtlich den Gedanken zurückweisen, dass die Kinder Israels aufgrund ihrer Abstammung von Abraham (a.s.) ein “auserwähltes Volk”, das a priori für Allahs Gnade prädestiniert sei. Der Qur’an weist diesen Anspruch zurück, indem er sagt, dass am Tag des Jüngsten Gerichts die ganze Menschheit zur Rechenschaft versammelt wird und niemand eine privilegierte Stellung hat. (ÜB) (vgl. 7:103, 109, 120, 121, 133, 137; 27:10-14; 28:3 und die Anmerkung dazu).
Er sagte: ”Du weißt recht wohl, dass kein anderer als der Herr der Himmel und der Erde diese (Zeichen) als Zeugnisse herabgesandt hat; und ich halte dich, o Pharao, zweifellos für ein Opfer des Unheils.“ (17:102)
Siehe 17:101
Da beschloss er, sie aus dem Lande zu vertreiben; doch Wir ertränkten ihn und diejenigen, die mit ihm waren, allesamt. (17:103)
Siehe 17:101
Und Wir sprachen nach ihm zu den Kindern Israels: ”Wohnt in dem Lande; und wenn die Zeit des Jenseits kommt, dann werden Wir euch als eine gesammelte Schar herbeibringen.“ (17:104)
Siehe 17:101
Und mit der Wahrheit haben Wir (den Qur’an) herabgesandt, und mit der Wahrheit kam er hernieder. Und dich entsandten Wir nur als Überbringer froher Botschaft und Warner. (17:105)
17:105-106 – Sowohl die Offenbarung als auch alles, was in der Schöpfung geschieht, erfolgt nicht durch Zufall; denn Zufall gibt es nicht. Nach diesem Grundsatz wurde der Qur’an nach dem Willen Allahs herabgesandt; seine Niedersendung zur Erde wurde von Gabriel (a.s.) gezielt übernommen. Empfänger war dafür unser Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, vorgesehen. Seine Rolle bestand darin als Überbringer froher Botschaft und Warner an die gesamte Menschheit. Alles geschah also in Wahrheit, als Wahrheit und nach einem gezielten wahren göttlichen Plan. Zu der Aufgabe unseres Propheten (a.s.s.) gehörte, dass er den Qur’an in Etappen und nach Anlässen vortrug, damit die Menschen die Botschaft behalten und begreifen konnten. Und so geschah es 23 Jahre lang, bis die Offenbarung vollständig abgeschlossen wurde. Sowohl die Zeitdauer als auch die unterschiedlichen Textabschnitte harmonieren mit einander und machen das vollständige Werk zum Wunder der göttlichen Perfektion und zu einem Licht und einer Barmherzigkeit für die Menschheit (vgl. 20:113-114 und die Anmerkung dazu).
Und Wir haben den Qur’an in Abschnitten offenbart, damit du ihn den Menschen im Verweilen vortragen kannst, und Wir sandten ihn nach und nach hinab. (17:106)
Siehe 17:105
Sprich: ”Ob ihr an ihn glaubt oder nicht glaubt, wahrlich, jene, denen zuvor das Wissen gegeben wurde, fallen, wenn er ihnen verlesen wird, anbetend auf ihr Angesicht nieder (17:107)
17:107-109 – Dieser Abschnitt gehört zu den Stellen im Qur’an, bei denen der Leser die Niederwerfung zur Rezitation vornimmt (vgl. dazu die Aufstellung im Titel: “As-Salah – das Gebet im Islam”, Islamische Bibliothek). Glaube und gar kein Glaube ändert nicht von der Tatsache, dass Wissende diejenigen sind, die spontan vor dem gewaltigen Wert der Offenbarung niederfallen. Diese Aussage bezieht sich auf die Schriftbesitzer, die ihre heiligen Schriften gut kannten und ein Urteil bilden konnten. Dies geschah im Fall einiger Juden und Christen, die schließlich den Islam annahmen. Sie fanden im Qur’an und im Propheten die Erfüllung von Allahs Verheißung.
und sagen: »Gepriesen sei unser Herr! Siehe, die Verheißung unseres Herrn ist wahrlich in Erfüllung gegangen.« (17:108)
Siehe 17:107
Und weinend fallen sie anbetend auf ihr Angesicht nieder, und ihre Demut nimmt zu.“ (17:109)
Siehe 17:107
Sprich: ”Ruft Allah an oder ruft den Allerbarmer an – bei welchem (Namen) ihr (Ihn auch) immer anruft, Ihm stehen die Schönsten Namen zu.“ Und sprich dein Gebet nicht zu laut, und flüstere es auch nicht zu leise, sondern suche einen Mittelweg. (17:110)
17:110 – Allah (t) war den heidnischen Arabern von Makka als Herr der Al-Ka‘ba und Gott Abrahams bekannt. Ihnen war dagegen das Attribut “Ar-Rahman” (Der Allerbarmer) unbekannt. Nach einer Überlieferung von Ibn ‘Abbas lautet es, dass ein Götzendiener den Propheten (a.s.s.) hörte, wie er in seiner Niederwerfung sagte: ”Ya Rahman, Ya Rahim“ (Du Allerbarmer, Du Barmherziger), da sagte er: “Er (der Prophet) behauptet, einen Einzigen anzubeten, dabei ruft er zwei an!“ Darauf wurde dieser Vers herabgesandt. Die Gläubigen werden hier aufgefordert, ihre Gebete weder überlaut zu sprechen; denn Allah (t) (einem Hadith des Propheten zufolge) “ist nicht taub oder weitentfernt”, noch flüstern, damit die Mitmenschen diese Worte wahrnehmen und sie lernen können (vgl. 6:12, 54; 7:180; 7:205; 21:36; 25:60 und die Anmerkung dazu; für die göttlichen Attribute vgl. ferner den Titel: “Und Allahs sind die Schönsten Namen”, Islamische Bibliothek).
Und sprich: ”Alles Lob gebührt Allah, Der Sich keinen Sohn genommen hat und niemanden in der Herrschaft neben Sich noch sonst einen Gehilfen aus Ohnmacht hat.“ Und rühme Seine Größe in gebührender Weise. (17:111)
17:111 – Allah (t) ist Schöpfer der Himmel und der Erde und alles, was zwischen beiden ist. Er – gepriesen ist Er – ist frei von jedem Makel und jeder Unvollkommenheit, die mit der Notwendigkeit verbunden ist, ein Kind als Nachfolger und als Erbe des eigenen Seins zu haben. Damit wird die Einheit des Schöpfers betont und alle Lehren der Vielgötterei werden zurückgewiesen. Allah (t) bedarf von anderen Wesen und Kräften keiner Unterstützung, um Seine Herrschaft vor der Gefahr einer Unfähigkeit zu festigen. Diese Sura, die mit der Verkündung von Allahs Lob begann, schließt hier ihre Verse in derselben Art und Weise. (vgl. 25:1-2 und die Anmerkung dazu).